Название: Das dritte Kostüm
Автор: Irene Dorfner
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Leo Schwartz
isbn: 9783738018509
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„Und der Karl und i haben die ganze Arbeit allein gmacht. Des erzählst ned, gell? Des is ned wichtig, dass dei alte Mutter zuhaus garbeitet hat, während sich der Herr Sohn mit dem Flitscherl in der Stadt vergnügt hat.“
Hans drohte ihr mit dem Finger und sie war sofort wieder ruhig.
„Wir haben dann einige Wochen fast täglich miteinander telefoniert. Anfangs nur holprig, aber Kathi hat fleißig Deutsch gelernt und so konnten wir uns immer mehr unterhalten. Dann konnte ich sie glücklicherweise dazu überreden, ihre Zelte in Russland abzubrechen und zu mir zu kommen. Als sie nach drei Monaten wieder in München gelandet ist, haben wir sofort geheiratet.“ Die warmen Worte des Witwers wurden durch seine Mutter abermals jäh unterbrochen.
„Sag den Polizisten, was das alles kost hat!“
„Das geht nur mich was an. Und wehe, du sprichst noch einmal über die Kosten. Ich bin alt genug und kann mit meinem Geld anfangen, was ich will. Und die Kathi war jeden Cent wert. Ich habe noch nie einen so lieben Menschen kennengelernt.“ Seine Mutter lachte laut los und schenkte sich ein weiteres Bier ein.
„Welchen Bezug hatte Ihre Frau zu Fasching?“
Die Großmutter holte wieder Luft und wollte erneut etwas sagen, aber Hans Hiebler zeigte ihr die Handschellen, woraufhin sie sofort verstummte.
„Ich weiß es nicht. Vermutlich keinen! Feiert man in Russland überhaupt Fasching? Ich weiß es nicht. Wir hatten so wenig Zeit miteinander, immer war die Arbeit auf dem Hof wichtiger. Für Karl und mich ist die Arbeit kaum zu bewältigen. Die Kathi hat uns zwar etwas entlastet, aber wir brauchen dringend männliche Unterstützung. Ich suche schon lange nach einer zusätzlichen Arbeitskraft, aber niemand möchte die schwere Arbeit machen. Fasching,“ wiederholte er und dachte nach. „Nein, mir fällt dazu nichts ein. Wie kommen Sie auf Fasching? Ist das wichtig?“ Sepp Zirbner sank in sich zusammen und war fix und fertig. Leo entschied, nicht weiter darauf einzugehen.
„Sie sprachen vorhin von einer Freundin Ihrer Frau. Kennen Sie sie?“
„Natürlich kenne ich sie, das ist die Milla, Name und Anschrift hängt dort an der Pinnwand. Sie war ein paar Mal hier, wobei sie sich regelmäßig mit meiner Mutter angelegt hat. Die Milla ist nicht auf den Mund gefallen und sagt, was sie denkt. Meine Mutter haben Sie ja kennengelernt.“
„Und Sie Karl? Wissen Sie etwas über die Kathi?“
Der 17-jährige Karl schüttelte heftig den Kopf. Er hatte bisher kein Wort gesagt, hörte aber interessiert zu.
„Ich hab doch gsagt, dass der Karl ned richtig ist im Kopf. Er versteht zwar a bisserl was, aber er spricht ned.“
„Wir müssen nach Ihrer aller Alibis fragen. Wo waren Sie am Freitagnachmittag zwischen 13.00 Uhr und 16.00 Uhr?“
„Ich war im Stall, eine der Kühe hat gekalbt und da gab es Komplikationen, der Karl war bei mir.“
„Zeugen?“
„Leider nein. Wir wollten den Tierarzt rufen, aber dann ist es doch ohne ihn gegangen.“
„Und Sie Frau Zirbner? Wo waren Sie in der fraglichen Zeit?“
„Wo soll i scho gwen sei? Hier natürlich! I bin immer hier, tagaus und tagein. Obwohl i meiner Lebtag immer garbeit hab, is mir auf die alten Tag keine Ruhe vergönnt. Die Russin hat sich immer einfach freignommen, da hat keiner was gsagt. Immer hab i ihre Arbeit übernehmen müssen. Na, i werd arbeiten müssen, bis i sterb.“
„Haben Sie ein Alibi? Hat Sie irgendjemand gesehen? Haben Sie telefoniert?“ Frau Zirbner schüttelte nur den Kopf.
„Kam es wirklich öfter vor, dass Ihre Frau einige Tage einfach nicht nach Hause gekommen ist? Ich finde das ungewöhnlich.“
„Sie sehen doch selbst, in welchem Umfeld meine Frau leben musste. Sie hat ab und zu eine Auszeit gebraucht, das kann ich verstehen. Wenn es später geworden ist, hat sie schon mal bei ihrer Freundin geschlafen, auch mal zwei Tage bei ihr verbracht. Ich habe ihr das gegönnt, warum auch nicht?“
„Auszeit, wenn i des scho hör! So ein Blödsinn! Was braucht denn die Russin a Auszeit! Des hats früher ned gebn. Mei Bua is einfach viel zu weich, des hat der von seinem Vater geerbt,“ rief Frau Zirbner, stand auf und holte sich den Schnaps und ein Glas aus der Küche.
„Ich verstehe. Deshalb haben Sie sich auch keine Sorgen gemacht, als sie nicht nach Hause kam. Dürfen wir uns bei Ihnen umsehen?“
„Natürlich,“ murmelte Sepp Zirbner und weinte nun, was die Alte mit einem Lachen kommentierte. Sie aß und trank seelenruhig weiter, sie schien sogar etwas erheitert wegen der neuen Lage auf dem Hof ohne die ungeliebte Schwiegertochter.
„Schaun‘s sich nur um, es is alles sauber. I putz jeden Tag und koch auch immer noch, und ich koch guat, hob i von meiner Mutter glernt. Den russischen Fraß von der Kathi konnt man nicht essen. Pfui Teifel!.“
„Ich halt dich nicht mehr aus! Manchmal könnt ich dich erschlagen!“, rief Sepp Zirbner. Aber seine Mutter blieb ganz gelassen, während er aufstand und aus dem Kühlschrank ein Schnapsglas holte. Er schenkte sich eine großzügige СКАЧАТЬ