Schlussstein. Peter Gnas
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Название: Schlussstein

Автор: Peter Gnas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741809613

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      Kovacic stellte sich und den eigenen Werdegang sowie sein Unternehmen vor und dessen Wurzeln. Er meinte, dass er sehr froh sei, dass die kleine Firma des Vaters in den vergangenen Jahren so kontinuierlich gewachsen sei. Er habe stets daran gearbeitet, den Schritt in die nächste Entwicklungsstufe zu tun, sei aber immer von größeren Mitbewerbern verdrängt worden. Deshalb freue er sich, dass die beiden mit diesem Projekt auf ihn zugekommen seien.

      Vogel merkte an der Art, wie Kovacic über die Suche nach Chancen sprach, dass er mit Lenz auf einer Wellenlänge war. Er hoffte, dass er, als der zögerliche Teil dieses Arrangements, nicht zur Randfigur werde, die man loswerden musste. Es gab ja die Möglichkeit, dass sich weitere Partnerunternehmen fanden, mit denen er mehr auf einer Linie war. Er verbreitete in Kovacic Beisein, nicht den Hauch eines Zweifels.

      Bremen, Montag 28. April 2008

      Zwei Tage später rief Kovacic an und teilte Lenz mit, dass er Termine mit Banken aus Bremen vereinbart habe – in seiner Firma. Er meinte, dass es besser sei, wenn man gemeinsam aufträte. Sie sollten ihre Präsentation mitbringen und einige Unternehmenszahlen. Sie verlegten ihre geplanten Aufgaben und fuhren am Montag der folgenden Woche nach Bremen.

      Als Vogel die Firma von Kovacic besichtigte, war auch er beeindruckt. Es war ein guter Schachzug, die Gespräche hier im Haus zu führen. Ein Bankmitarbeiter würde erkennen, dass er es mit einem grundsoliden Unternehmen zu tun hatte.

      Von der Privatbank Mendel kamen zwei Herren, der eine war ungefähr fünfzig Jahre alt, der andere zehn Jahre jünger. Lenz stellte zuerst ihr Unternehmen vor, dann Kovacic das seine. Kovacic hatte die Vorstellung des Hamburger Neubauprojekts in seine Präsentation integriert. Er entfaltete vor den beiden Bankern eine Vision von Sicherheit und Vorteilen für alle Beteiligten.

      „Das hört sehr vielversprechend an“, meinte der ältere Banker. „Es wäre ja verwunderlich, wenn sich da in den nächsten Tagen niemand fände, der fest zusagt. Ich freue mich, dass Sie unser Haus als Finanzierungspartner in weitere Überlegungen einbeziehen wollen.“

      Er machte eine Pause und blätterte in seinen Notizen. „Unabhängig davon brauchen wir natürlich alle Geschäftsunterlagen zur genauen Analyse. Mit unseren internen Experten werden wir nochmals die Ausschreibungsunterlagen durchgehen. Ich kann aus meiner Sicht nur Optimismus verbreiten. Ich würde Sie bitten, wenn Sie die weiteren Partner im Boot haben, noch mal mit uns in einer großen Runde zu sprechen.“

      „Was wäre, wenn keine Unternehmen mehr mitmachen, beziehungsweise wir welche hinzunehmen wollten“, fragte Lenz, „ist Ihr Institut dann weiterhin der Finanzpartner?“

      „Das ist eine andere Situation“, meinte der Banker, „soweit ich es im Moment überschauen kann, haben Sie ja einige Sicherheiten. Allerdings ist die Summe von einhundert Millionen Euro deutlich über dem, was wir unter diesen Umständen finanzieren könnten. Ein öffentlicher Auftrag ist natürlich eine bedeutende Absicherung, die Bauleistung muss aber zunächst pünktlich und fehlerfrei erbracht werden, bevor die Leasingraten fließen.“

      Lenz sah, dass Kovacic die Aussage des Mannes missfiel.

      „Meine Herren“, sagte der in einem gewandelten Tonfall, „wir haben noch weitere Termine mit Ihren Kollegen. Wenn sich die nächsten Schritte ergeben, kommen wir wieder auf Sie zu.“

      Der Bankangestellte bemerkte Kovacic’ harsche Reaktion. Er hatte aus Verantwortung dem Bankhaus gegenüber korrekt gehandelt und die einzig realistische Aussage getroffen. Wahrscheinlich würde er dieses Haus nie mehr betreten, dachte er.

      Als die beiden Männer gegangen waren, ließ sich Lenz zu einem Fluch hinreißen: „Ich kann euch gar nicht sagen, wie mich diese Leute mit ihrer Zögerlichkeit nerven.“

      Kovacic lachte.

      „Man muss natürlich in Betracht ziehen, dass die beiden keine selbstständig entscheidenden Eigentümer der Bank sind“, warf Vogel ein. „Die müssen jeden Schritt mit der Unternehmensleitung absprechen.“

      „Das ist richtig“, bestätigte Kovacic, „allerdings wird es so sein, dass man in der Bank auf seine Einschätzung hören wird. Insofern ist es schon wichtig, was er denkt.“

      „Wenn wir eine gute Aussicht aus dem nächsten Termin mitnehmen wollen, sollten wir den Punkt, mit den fehlenden Partnern weglassen“, schlug Vogel vor.

      Lenz meinte, dass man das durchaus tun könne. Wenn es aber so sei, dass man keine weiteren Kooperationspartner bekäme, musste die Sache ohnehin auf den Tisch. Ihm sei es darum gegangen, vorzufühlen, wie sich eine Bank in diesem Fall verhielte. Die bisherigen Gespräche seien ja alle in dieselbe Richtung gelaufen. Er ärgere sich darüber, dass kleine, aber solide Unternehmen gezwungen seien, auf der Stelle zu treten, nur weil eine Bank nicht die Eier habe, einer Vision zu folgen.

      Eine Weile war es still im Raum. Sie beschlossen, das soeben geführte Bankgespräch nochmals zu analysieren und zu überlegen, was sie beim nächsten Termin besser machen könnten.

      *

      Das Gespräch mit dem Genossenschaftlichen Kreditinstitut Bremen nahm einen ähnlichen Verlauf. Die Banker lehnten es sogar schon während der Diskussion ab, mit den beiden kleinen Unternehmen einen Kreditvertrag abzuschließen. Sie hatten stattdessen ein Konzept im Kopf: Die Bank würde als Leasinggeber und Generalunternehmer auftreten – Lenz, Vogel und Kovacic wären mit ihren Firmen das Konsortium, das sich um die Realisierung kümmere. Sie hätten freie Hand bei der Wahl der Subunternehmen.

      Vogel gefiel die Idee, er nickte zustimmend zu den Worten des Bankers und wandte sich mit einem Lächeln in Richtung seiner Partner. Er sah Lenz’ Blick und ihm war klar, dass der ganz anders darüber dachte. Vogels Lächeln erlosch. Es entstand eine kurze Pause, in der er unsicher zwischen den Bankern, Kovacic und Lenz hin und her blickte.

      Lenz' Gesicht verzog sich zu einer boshaften Fratze. Er brüllte los: „Ich glaube, Sie haben nicht mehr alle Latten im Zaun.“

      Jeder im Raum, bis auf Kovacic, zuckte zusammen. Die Banker sahen ihn entsetzt an.

      Lenz knallte mit der flachen Hand auf die Tischplatte. Geschirr, Flaschen und Gläser klapperten und kippten zum Teil um.

      „Wir versuchen unsere Existenz für die nächsten Jahrzehnte zu planen und Ihnen dabei ein gutes Zinsgeschäft zu bieten. Und Sie haben nichts Besseres zu tun, als kleine Unternehmen klein zu halten und sie zu austauschbaren Idioten eines Big Deals zu degradieren.“

      Angespanntes Schweigen. Lenz stand aufgestützt am Tisch und fixierte die Banker. Seine Augen funkelten vor Zorn.

      Der ältere von ihnen fing sich zuerst. Der unsichere Griff zum Krawattenknoten spiegelte sein Unbehagen. Mit den flachen Händen versuchte er die ohnehin exakt übereinanderliegenden Blätter vor sich, zu einem noch perfekteren Stapel zusammenzuschieben. Er legte sich einen diplomatischen Fortgang des Gesprächs zurecht: „Aber davon kann doch keine Rede sein ...“

      „Ach halten Sie doch die Klappe und verschwinden Sie“, fuhr ihm Lenz über den Mund. Er wandte sich ab, ging ans Fenster und sah ins Leere.

      Die Banker sahen sich hilflos an. Schließlich standen sie auf und verließen wortlos den Raum. Lenz stand mit beiden Händen in den Hosentaschen am Fenster und wippte von den Zehenspitzen auf die Fersen.

      Nach einer kurzen Pause sagte Kovacic: „Ich denke, dass wir die Herren nicht mehr für einen СКАЧАТЬ