Schlussstein. Peter Gnas
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Название: Schlussstein

Автор: Peter Gnas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741809613

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СКАЧАТЬ dass Sie die Zuschauer auf dem Laufenden halten“, sagte der Journalist.

      *

      In der vergangenen Stunde waren von einem Cateringservice belegte Brötchen und Getränke in den großen Sitzungsraum gebracht worden. Die Teilnehmer des Krisenstabs waren beim Hinausgehen der Politiker zunächst am Tisch sitzen geblieben und hatten gewartet, ob sich die Herren gleich wieder einfinden würden. Als das nicht geschah, standen sie auf, vertraten sich im Raum und auf dem Flur ein die Beine und diskutierten miteinander.

      Alle waren sie durch den langen Tag erschöpft. Sie hofften durch Kaffee und frische Luft, etwas Schub zu bekommen. Die Stimmung war gedämpft. Einige fühlten sich durch die Politiker, die den Raum verlassen hatten, nicht ernst genommen. Die älteren unter ihnen wiesen aber darauf hin, dass man froh sein könne, dass Rotberg mit im kleinen Kreis saß. Er würde für die Integration des Teams sorgen.

      Gemeinsam hatten sie die Nachrichten verfolgt. Sie erfuhren auf diese Weise, dass man sich entschlossen hatte, der Empfehlung Rotbergs zu folgen, den Hinweis auf eine Bombe nicht zu bestätigen.

      Die Spitzenpolitiker kehrten gemeinsam wieder in den Sitzungsraum zurück. Bevor sie ihre Plätze einnahmen, bedienten sie sich an den Schnittchen und den Getränken.

      Der Innenminister ergriff das Wort: „Meine Damen und Herren, sie haben wahrscheinlich soeben die Übertragung im Fernsehen verfolgt. Ich hatte vorhin den Vorschlag von Herrn Rotberg gehört und muss sagen, dass er mich als erste Maßnahme überzeugt hat. Ich bin natürlich nicht Innensenator des Landes Bremen, habe mich aber sehr dafür eingesetzt, dass wir im ersten Schritt so vorgehen.“

      Der Innenminister sah in die Runde – er hatte einen Riecher für Situationen: „Wahrscheinlich waren Sie nicht erfreut darüber, dass ich die Führungsriege zu einem Gespräch im kleinen Kreis gebeten habe. Sie haben den ganzen Tag mit der schweren Belastung durch das Attentat zu tun gehabt. Ich wollte mich dafür bedanken und ihnen meinen Respekt ausdrücken.“

      Offenbach war ein Fuchs – er wusste, wie man Leute für sich einnimmt. Er merkte, dass den Teilnehmern diese Worte gut gefielen.

      „Ich brauche, um mir über eine Situation klar zu werden, möglichst wenige Menschen um mich herum. Deshalb habe ich darum gebeten, mit einer Essenz dieser Expertenrunde sprechen zu können. Eine erste Festlegung ist nun getroffen. Der Hinweis auf eine Bombe wurde nicht bestätigt.“ Er blickte in die Runde.

      „Als weitere Maßnahme wurde beschlossen, dass alle Kindergärten der Stadt morgen früh geschlossen bleiben. Wir werden die Öffentlichkeit und damit den oder die Täter nicht vorher darüber informieren. Die Polizei wird die Kindertagesstätten sperren, die Kinder werden von Ihren Erziehern in nahegelegene Turnhallen begleitet.“

      Wesselmann hob die Hand und redete gleich los: „Verzeihen Sie die Zwischenfrage, Herr Minister, wissen wir denn, ob sich der Täter auf Kindergärten beschränken wird?“

      Minister Offenbach machte eine Handbewegung in Richtung des Psychologen Hans-Werner Sikorski.

      „Darüber haben wir lange gesprochen“, sagte Sikorski. „Wir wissen es natürlich nicht. Die Tatsache, dass der Täter sich einen Kindergarten als Ziel ausgesucht hat, zeigt, dass es wahrscheinlich seine Absicht war, größtmögliches Entsetzen in auszulösen. Ich bin der Auffassung, dass er mit einen weiteren Anschlag, Ähnliches zu erreichen versucht. Damit will er seinen Forderungen noch mehr Nachdruck verleihen. Natürlich kann so etwas auch in einer Schule stattfinden.“

      „Danke, Herr Dr. Sikorski“, sagte der Innenminister, „damit sind wir nun mitten in der Abwägung, die uns beschäftigt hat. Es wird morgen früh eine beträchtliche Zahl von Eltern geben, die Ihre Kinder zu Hause behalten. Die werden sie nicht in den Kindergarten und in die Schule schicken. Es wird aber auch viele geben, die nach unseren Äußerungen im Fernsehen doch an einen Gasunfall glauben und ihren Tagesablauf ganz normal weiterführen wollen. Die Abwägung heißt nun, schließen wir neben den Kindergärten auch die Schulen? Schließen wir alle Einrichtungen im Land Bremen oder im gesamten Bundesgebiet? Wenn ja, wie setzen wir das durch? Die Polizei wird da nicht ausreichen. Aktivieren wir dafür den Bundesgrenzschutz oder auch die Bundeswehr? Ist die Bundeswehr dabei bewaffnet, wie sie es im Inneren ja nicht sein darf? Was ist mit dem öffentlichen Nahverkehr, mit Krankenhäusern?

      Es war so still in der Runde, dass man eine Nadel hätte fallen hören.

      „Wir können unser Land ja nicht zum Stillstand bringen“, fuhr Offenbach fort. „Aber wer übernimmt die Verantwortung, wenn etwas passiert? Sollen Innensenator, Bürgermeister, Polizeipräsident und ich in diesem Fall zurücktreten? Löst das unser Problem? Wenn man auf die Forderungen eingeht, gibt es dann Ruhe oder fördert man damit weitere Abscheulichkeiten?“

      Minister Offenbach nahm einen Schluck Wasser. „Wir haben uns entschlossen, es morgen bei der Schließung der Kindergärten zu belassen. Sie alle arbeiten an exponierter Position und sind es gewohnt, mit schwierigen Situationen umzugehen. Der oder die Täter stehen denen von New York in nichts nach. Diese Menschen sind zu allem fähig und deshalb kann jede Entscheidung, die wir hier fällen falsch sein. Wir haben uns darauf verständigt, dass jeder, der unsere Entscheidung nicht mittragen will, sich aus diesem Kreis zurückziehen kann. Von denjenigen, die hierbleiben, erwarte ich Loyalität und absolute Verschwiegenheit. Die Pflicht zu schweigen besteht natürlich auch für die, die jetzt gehen.

      Es entstand eine kleine Pause. Man wartete ab, ob irgendjemand gehen wolle. Schließlich erhob sich der Bürgermeister.

      „Meine Damen und Herren“, sagte er, „ich danke Ihnen. Dann lassen Sie uns gleich an die Arbeit gehen, alles zu koordinieren.“

      Senator Frankes Sekretärin hatte bereits die Senatorin für Soziales, Kinder und Jugend verständigt, dass sie in den Krisenstab kommen müsse. Sie solle eine vollständige Liste aller Kindertagesstätten erstellen lassen – auch von denen kirchlicher und privater Träger.

      Rotberg und der Polizeipräsident fuhren ins Präsidium, um die Runde beim Innensenator nicht unnötig zu vergrößern. Außerdem wollte man den Medien nicht signalisieren, dass es einen konkreten Plan für die nächsten Stunden gab. Rotberg bat Sabrina Hamm, ihn zu begleiten. Wesselmann beauftragte er, im Stab zu bleiben und weitere Maßnahmen telefonisch mit ihm abzustimmen.

      Als der Polizeipräsident, Rotberg und Sabrina Hamm das Haus verlassen wollten, bemerkten sie, dass sich der Kreis der Pressevertreter deutlich vergrößert hatte. Man erkannte von Berghausen und stürmte mit Mikrofonen und Kameras auf die drei zu. Dadurch, dass viele Medienvertreter ihre Fragen gleichzeitig stellten, war nichts zu verstehen. Was die Presse aber wissen wollte, war eigentlich klar.

      Von Berghausen blieb kurz stehen, Rotberg und Sabrina Hamm warteten hinter ihm stehend.

      „Meine Damen und Herren, vielen Dank, dass Sie so geduldig ausharren, um die Öffentlichkeit zu informieren. Sie möchten sicherlich wissen, was jetzt geschehen wird. Wir drei werden ins Polizeipräsidium fahren und uns nach dem Stand der Bergungsarbeiten erkundigen. Die Untersuchungen am Unglücksort müssen koordiniert werden. Ich bitte Sie, Ihre Fragen an den Innensenator zu richten, sobald er Ihnen wieder zur Verfügung steht. Vielen Dank.“

      Es gab ein Blitzlichtgewitter. Die Journalisten versuchten weitere Fragen beantwortet zu bekommen, die drei verließen aber zügig das Gebäude und eilten zu Rotbergs Dienstwagen.

      Sobald sie im Auto saßen, bat der Polizeipräsident Sabrina Hamm, sich an der Unglücksstelle nach dem Fortschritt der Untersuchungen zu erkundigen. Sie wählte die Mobilnummer von Grabert. Wenn einer an einem Tatort gründlich vorging, war er es – deshalb koordinierte СКАЧАТЬ