Schlussstein. Peter Gnas
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Название: Schlussstein

Автор: Peter Gnas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741809613

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      Sie ist undurchdringlich, dachte er. Mal sehen, ob wir da weiterkommen. Er klickte durch die Präsentation, mal schneller, mal langsamer. Bei den Daten beugte sie sich ab und zu vor, studierte sie genauer und machte sich Notizen. Der Vortrag dauerte eine knappe Viertelstunde. Er rückte den Sessel wieder weg von ihr.

      „Wie gefällt Ihnen unsere kleine Firma“, fragte Lenz mit seinem Erobererlächeln.

      Sie sah einzelne Aufschriebe an, blätterte zurück, las und legte Block und Stift schließlich auf den Tisch.

      „Ich will ganz ehrlich sein, meine Herren, einhundert Millionen Euro ist sehr, sehr viel Geld für ein kleines Unternehmen wie das Ihre.“ Sie machte eine Pause: „Ich habe mir auf einer Satellitenkarte im Internet das Grundstück Ihrer Firma angesehen. Es ist, soweit ich das im Vorfeld überprüfen konnte, unbelastet. Das ist positiv. Mehr als zwei Millionen kommen da nicht zusammenkommen, wenn es veräußert wird.“

      ‚Die ist mit allen Wassern gewaschen’, dachte Lenz. In Vogel breitete sich sofort das ungute Schuldnergefühl gegenüber einer Bank aus.

      „Wir stehen ja noch am Anfang“, meinte sie. „Ich nehme an, dass Sie in der Sondierungsphase sind. Sie brauchen wahrscheinlich ein Signal, ob ein Kreditinstitut die Pläne mitträgt.“

      Er nickte.

      „Die von Ihnen gewünschte Summe ist für ein kleines Institut wie das unsere ein dicker Brocken. Wir können solche Verträge nur in Kooperation mit dem Zentralinstitut stemmen.“

      Sie zog unter dem Block ein paar Ausdrucke hervor. „Ich will weiter mit offenen Karten spielen. Ich habe mich im Vorfeld grob über Ihre wirtschaftlichen Verhältnisse erkundigt, soweit die Daten zugänglich waren.“ Sie blätterte: „Die Werte für die vergangenen beiden Jahre in der Präsentation sind laut meinen Zahlen etwas positiver dargestellt – das muss man dann prüfen. Die Kreditwürdigkeit stand aber trotz einiger konjunktureller Schwankungen nie in Zweifel.“

      „Eben“, meinte Lenz.

      „Natürlich in Bezug auf den Kreditbedarf, den Sie bisher hatten. Jetzt streben Sie allerdings in eine andere Liga“, sie sah beide abwechselnd an. „Wenn wir gemeinsam einen Schritt weitergehen wollen, brauche ich die Bilanzen der vergangenen drei Jahre. Ich benötige eine belegbare Aufstellung der laufenden und aller potenziellen Aufträge. Und, das ist das Wichtigste, Angaben zu der Ausschreibung: Kreditvolumen, Baukosten, mögliche Einnahmen als Leasinggeber.“

      Lenz merkte, dass er das Gespräch mit ihr etwas zu einfach eingeschätzt hatte. Er kannte solche Frauen und war von Zeit zu Zeit auch mal mit einigen im Bett. Allerdings waren es meistens sie, die ihm den Laufpass gaben.

      Er sagte, dass er und Vogel jetzt die Dinge zusammentragen würden und dass sie überlegten, ob sie alternativ innerhalb eines Konsortiums auftreten sollten. Monika Hutinger hielt das für eine ausgezeichnete Idee. Lenz dachte, dass er mit ihr wahrscheinlich nicht weiterkäme. Die beiden Männer verabschiedeten sich und verließen die Bank.

      Vogel war erleichtert, dass es offenbar schwierig war, solche hohen Kreditsummen aufzunehmen. Natürlich schwieg er und hoffte, dass der Termin am kommenden Montag ähnlich verlaufen würde. Er wollte sich durchaus um diesen Auftrag bemühen. Er wäre damit zufrieden, wenn er Teil eines Konsortiums sei. Der Brocken wäre immer noch gewaltig genug. Und sollten sie in dem Projekt tatsächlich Fuß fassen, ständen ihnen die nächsten Türen ein wenig weiter offen. Darüber konnte er mit Lenz aber jetzt nicht sprechen. Der war frustriert, das sah er.

      *

      Der Termin bei der Genossenschaftlichen Kreditanstalt Hamburg verlief im Prinzip ebenso. Auch hier stießen Sie an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Die Gesprächspartnerin, Martina Tiedtken sah weniger gut aus wie die Hutinger, dachte Lenz.

      Vogel merkte schon während des Gesprächs, dass sein Kompagnon die Dame bereits abgeschrieben hatte. Diesmal machte er keinen so frustrierten Eindruck auf ihn. Im Auto fragte er ihn, ob ein Konsortiums nicht mehr infrage käme. Die Verantwortung teilen, das würde ihm entsprechen.

      „Aber mir nicht.“

      Hamburg, April 2008

      Die nächsten zwei Wochen brachten die beiden damit zu, neben ihrem Tagesgeschäft die Unterlagen für die Ausschreibung des Senats durchzugehen und erste Berechnungen anzustellen. Sie recherchierten im Internet nach Firmen, die für ein Konsortium infrage kämen.

      Lenz telefonierte mit den Geschäftsführern. Sie vereinbarten Treffen, um eine mögliche Zusammenarbeit zu sondieren. Es gab Gesprächspartner, die sofort absagten. Von diesen Terminen kam Lenz wütend zurück. „Da muss ich meine Zeit mit Idioten verschwenden – die prüfen die Dinge nicht mal. Solche Unternehmer sind Unterlasser!“

      Andere fanden die Idee hervorragend und fühlten sich stark genug, in einem Konsortium mitzubieten. Bei einigen kamen jedoch Zweifel auf, ob die Firma Lenz und Vogel eine ausreichende Größe habe, die geforderten Bauleistungen bewältigen zu können. Auch solche Gesprächspartner erzürnten ihn.

      Vogel war schon lange nicht mehr wohl bei der Sache. Er neigte zu voreiliger Zufriedenheit, wie Lenz es ausdrückte. Er kümmerte sich zu spät um Folgeaufträge und hatte in der Akquisition von Neukunden zu wenig Biss. Er arbeitete am liebsten einen Auftrag nach dem anderen ab. Er genoss es, ein gutes Einkommen zu haben und ein Auftragspolster vor sich herzuschieben. Das hatte er seinem Partner zu verdanken.

      Das Senats-Projekt war ihm zu groß. Wenn es Lenz gelingen sollte, diesen Fisch an Land zu ziehen, war Vogel ihm endgültig ausgeliefert. Er hintertrieb Lenz’ Bemühungen nicht, er forcierte sie allerdings auch nicht.

      Er bemerkte, dass Lenz sich mit jedem Gespräch, dass er mit anderen Firmen führte, veränderte. Er wirkte zunehmend unruhiger und starrte minutenlang nachdenklich aus dem Fenster.

      Bremen, Donnerstag 17. April 2008, 10.00 Uhr

      Am nächsten Tag hatte er einen Termin mit einem Unternehmen für elektrische Anlagen vereinbart. Die Firma hatte ihren Sitz in Bremen. Vogel hatte ihm gesagt, dass er an dem Tag auf zwei Baustellen vor Ort sein müsse. Er könne es sich nicht leisten, einen ganzen Tag in das Gespräch zu investieren. Er bat Lenz, allein zu fahren.

      Um zehn Uhr war der bei Kovacic Systems mit dem Inhaber Mirko Kovacic verabredet. Die Firma lag in einem Gewerbegebiet im Stadtteil Hemelingen. Das Gebäude hatte eine beachtliche Größe, war modern und gepflegt. Im Erdgeschoss schien eine Werkhalle zu sein, im ersten Stock konnte er Lagerregale erkennen und in der darüberliegenden Etage vermutete er die Büroräume. Er erkannte es an deckenhohen Pflanzen.

      Er betrat den Eingangsbereich im zweiten Stock. Hinter einem modernen Empfangstresen saß eine attraktive Frau. Neben dem Tresen war ein Bildschirm in die Wand eingelassen. Dort stand ‚Wir freuen uns, Herrn Lenz begrüßen zu dürfen.’

      Er lächelte die Frau an und zeigte auf den Monitor: „Das bin ich, ich bin mit Herrn Kovacic verabredet.“

      „Herzlich willkommen, Herr Lenz. Herr Kovacic erwartet Sie. Ich begleite Sie in den Besprechungsraum.“

      Sie ging vor. Er sah auf ihren Hintern, der perfekt geformt war und in der hautengen Hose wohl nicht schlechter aussah als ohne. Sie führte ihn in ein extravagantes Besprechungszimmer. Es lag von der Straße aus gesehen im hinteren Teil des Gebäudes. Der Grundriss war rund, mehr als die Hälfte des Raumes bestand aus deckenhohen Fenstern. СКАЧАТЬ