Schlussstein. Peter Gnas
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Название: Schlussstein

Автор: Peter Gnas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741809613

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СКАЧАТЬ Problem bei Überfällen ist, dass nie genügend Geld geholt werden kann. Dort, wo man viel aus einer Bank geholt hat, waren etliche Leute beteiligt. Je mehr Täter, desto eher plappert einer etwas aus.“

      Kovacic nickte.

      „Wir sind zu zweit oder maximal zu dritt. Da kannst du solche Dinge wie Tunnel graben vergessen. Man kann ja schlecht mit den Baumaschinen anrollen“, fuhr Lenz fort. „Meines Erachtens kommt nur eine Entführung oder eine Erpressung infrage.“

      Kovacic schwieg einen Moment und nahm mit dem Löffel ein wenig Schaum vom Cappuccino: „Dabei gibt es immer das Problem der Geldübergabe.“

      „Richtig, dafür gibt es aber eine Lösung.“

      „Was hast du dir überlegt?“

      „Härte!“, sagte Lenz. „Wir erpressen jemanden, der über ausreichend Geld verfügt“

      „Wen?“

      „Eine Stadt, ein Bundesland oder die Bundesrepublik. Und zwar dort, wo es am meisten wehtut“, Lenz sah Kovacic in die Augen.

      „Du willst mit irgendetwas drohen. Wenn nicht gezahlt wird, knallt es.“

      „Fast. Erst knallt es, dann stellen wir die Forderung. Wenn sie uns hinhalten wollen, knallt es gleich nochmal. Dann wissen sie von vornherein, dass wir ernst machen.“

      Lenz erläuterte seinen Plan. Kovacic war über dessen Entschlossenheit erstaunt. Dass er auf die Banker sauer war, hatte er mitbekommen, dass ihm aber jetzt alles egal zu sein schien, überraschte ihn. Er fragte, an welche Summe Lenz gedacht habe.

      „Fünfzig oder hundert Millionen. Mehr wird man kaum transportieren können.“

      Kovacic rieb sich mit den Handflächen übers Gesicht. „Und die Übergabe?“

      An Details hatte Lenz noch nicht gedacht. Sie würden noch über viel nachdenken müssen. Kovacic bat darum, eine Nacht darüber zu schlafen. Er wollte am nächsten Morgen anrufen.

      Bremen, Montag 09. Februar 2009, 22.30 Uhr

      In den Nachrichten wurde berichtet, dass es einen Bekenneranruf gegeben habe. Ein Mann hatte sich geäußert, dass er in die Kindertagesstätte in Bremen zwei Bomben zu Explosion gebracht habe. Er verlange einhundert Millionen Euro. Er würde weitere Anschläge begehen, wenn man seiner Forderung nicht nachkäme. Er habe genaue Angaben gemacht, wo die beiden Sprengkörper deponiert wurden. Anhand der Beschreibung sei klar, dass er die Wahrheit sagte. Die Nachrichtenredaktion hatte die Polizei, die Feuerwehr sowie die Politik um eine Bestätigung gebeten. Der Innensenator Bremens stand in der Eingangshalle des Amtssitzes für ein Interview zur Verfügung.

      „Herr Senator Franke, Sie kennen das Telefongespräch, das ein Redakteur unseres Senders mitgeschnitten hat. Können Sie die Aussage, die der Anrufer geäußert hat, bestätigen?“

      „Ich möchte zunächst allen Betroffenen und Angehörigen das Mitgefühl des gesamten Senats übermitteln. Wir sind zutiefst bestürzt darüber, dass ausgerechnet die Kleinsten unserer Gesellschaft Opfer eines solch schrecklichen Ereignisses sind. Die meisten von uns haben Kinder und können sich in die Angst und Trauer hineinversetzen.“

      Er machte eine Pause: „Nun zu Ihrer Frage. Nein, wir sind nicht in der Lage den Inhalt des Anrufs zu bestätigen oder zu dementieren. Sie werden Verständnis dafür haben, dass die Bergungsarbeiten von weiteren Verschütteten Vorrang haben. Alle Rettungskräfte gehen bis an die Grenze ihrer Kräfte. Jeder Stein wird umgedreht. Um kein Menschenleben unter den Trümmern zu gefährden, können wir nicht mit schwerem Gerät auf das Gelände fahren. Sämtliche größere Trümmerteile werden mit einem Kran, der außerhalb der Anlage steht, weggehoben.“

      „Halten Sie es für wahrscheinlich, dass der Anruf authentisch ist.“

      „Vieles ist möglich. Um solch eine schreckliche Nachricht zu bestätigen, muss man bei Tageslicht mit der Untersuchung beginnen“, antwortete der Senator.

      „Das Gebäude der Kindertagesstätte hatte einen Kern aus Beton. Wenn wir uns die Trümmer ansehen, scheint es einem Experten zufolge sehr unwahrscheinlich zu sein, dass es sich um eine Gasexplosion gehandelt hat. Wir spielen das Interview ein“, sagte der Redakteur.

      Das Fernsehbild zeigte einen Mann, der eingeblendete Text stellte ihn als Brandgutachter vor. Der Experte äußerte Zweifel an einer Gasexplosion. Die Kindertagesstätte sei zu einer Zeit gebaut worden, als es längst vorgeschrieben war, dass Gassensoren verbaut werden, die frühzeitig einen Gasalarm ausgelöst hätten. Für eine solche Wucht hätte sich im Heizungsraum zum Beispiel über lange Zeit Gas ansammeln müssen. Der einzig denkbare Fall wäre, wenn der Einbau eines Sensors vergessen wurde oder defekt gewesen sei. Für ihn klinge der Anruf plausibel.

      Der Senator hatte das Interview auf einem Monitor verfolgt. Nun sah er wieder den Journalisten an.

      „Sie sehen“, sagte er, „auch für einen Experten ergibt sich zu diesem Zeitpunkt noch kein eindeutiges Bild. Bevor wir so einen bizarren Anruf bestätigen, prüfen wir aufs Gründlichste. Die vollständige Bergung möglicher Verletzter geht vor.“

      „Können Sie Auskunft darüber geben, wie Sie morgen früh weiter verfahren wollen?“, fragte der Reporter. „Werden die Kindertagesstätten in Bremen morgen geöffnet sein?“

      „Wir setzen in der Nacht die Suche nach möglichen Opfern fort“, antwortete der Senator. „Das wird vermutlich bis in die frühen Morgenstunden dauern. Alles wird so weit freigelegt, dass die Experten beim ersten Tageslicht mit ihrer Arbeit beginnen können. Dabei geht es nicht darum, dass die Angaben eines anonymen Anrufers bestätigt werden. Bei jedem Ereignis dieser Art, muss nach den Ursachen gesucht werden.“

      „Bleiben die Bremer Kindertagesstätten morgen geschlossen?“

      „Dazu wollte ich jetzt kommen. Natürlich können wir nicht auf einen vagen Anruf hin, zehntausenden von arbeitenden Eltern den Kindergarten vor der Nase verschließen. Das gebietet unsere politische Verantwortung.“

      „Aber zählt es nicht auch zu Ihrer Verantwortung, einer solchen massiven Bedrohung den Boden zu entziehen und die Tagesstätten zu schließen?“

      „Wir haben einen Krisenstab aus Politik, Polizei und Feuerwehr gebildet“, antwortete Senator Franke, „gleich nach diesem Gespräch werde ich mich wieder in diesen Kreis begeben. Wir werden das weitere Vorgehen koordinieren und hoffen, dass wir in den nächsten Stunden zu einem geeigneten Maßnahmenplan kommen.“

      „Während unseres Aufbaus vor Ihrem Amtssitz meinten einige Kollegen gesehen zu haben, dass der Bundesinnenminister das Haus betrat. Können Sie das bestätigen?“, fragte der Redakteur.

      „Ja, der Bundesinnenminister war auf einer Konferenz in der Nähe, als er von dem schrecklichen Unglück erfuhr. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, den Bürgern das tiefe Mitgefühl der Bundesregierung auszudrücken und seine Unterstützung anzubieten.“

      „Kann es sein, dass Minister Offenbach auch von dem Anruf erfahren hat und deshalb mit im Krisenstab sitzt?“

      „Natürlich ist dem Innenminister dieser ungeheure Vorgang nicht entgangen. Auch er nimmt solche Aussagen sehr ernst, möchte aber zunächst gewährleistet sehen, dass man alles für die Bergung möglicher Verletzter getan hat. Auch der Innenminister ist traurig СКАЧАТЬ