Schlussstein. Peter Gnas
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Название: Schlussstein

Автор: Peter Gnas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741809613

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СКАЧАТЬ hatte er nach kleineren Instituten Ausschau gehalten, die von einer Frau geleitet wurden. Nicht auf jeder Website fand er ein Foto des jeweiligen Vorstands.

      „Willst du die etwa auch erpressen?“, fragte Vogel.

      „Wenn es nicht nötig wird ...“, Lenz ließ den Satz offen.

      „Ich habe eigentlich keine Lust eines Tages im Knast zu enden.“

      „So wie ich.“

      Er hatte ein Geldinstitut im Stadtgebiet von Hamburg gefunden und zwei weitere in kleinen Orten in unmittelbarer Nachbarschaft. Er entschied, dass er in Buxtehude bei der GKB, der Genossenschaftlichen Kredit Bank beginnen wollte. Vorstand war eine gewisse Dr. Monika Hutinger. Er überlegte sich, wie alt eine Frau sein könnte, die den Vornamen Monika trug – Mitte vierzig vielleicht. Hutinger klingt nach süddeutscher Herkunft.

      Er wählte die Nummer und fragte, ob er Frau Dr. Hutinger sprechen könne. Die Dame am Telefon erkundigte sich, worum es ginge. Lenz schilderte in Kurzfassung sein Anliegen.

      „Monika Hutinger, guten Tag.“ Ihre Stimme klang offen. Er dachte, dass sie eventuell etwas jünger als Mitte vierzig sein könnte oder sich zumindest jünger anhörte.

      „Guten Tag, Frau Dr. Hutinger, mein Name ist Joachim Lenz. Mein Kompagnon Jonathan Vogel und ich sind geschäftsführende Gesellschafter eines Bauunternehmens in Hamburg. Wir haben die Möglichkeit an einer Ausschreibung für ein öffentliches Objekt des Senats teilzunehmen und sondieren unsere Chancen.“

      Vogel, der ihm gegenübersaß, fragte sich, ob er solch ein Gespräch ebenso souverän führen würde. Er hatte vom Vater mitbekommen, dass man keine Kredite aufnimmt. Man kauft nur das, was man bar bezahlen kann. Als Jonathan Vogel schon im Unternehmen mitarbeitete, gab es eine geschäftlich schwierige Phase. Der Vater war gezwungen, ein Darlehen aufzunehmen. Unter dem Druck, die eigenen Prinzipien aufgeben zu müssen, fühlte er sich gegenüber der Bank, die jahrelang das kleine Vermögen der Vogels betreut hatte, als Sünder und Bittsteller. Diese Haltung des Vaters auf dem Sessel vor dem Bankbeamten, wie der die Mitarbeiter eines Kreditinstituts immer nannte, hatte sich in Jonathan Vogels Gedächtnis eingebrannt.

      Lenz beschrieb in wenigen Sätzen sein Anliegen und vereinbarte einen Termin für den übernächsten Tag. Monika Hutinger fragte, ob es bei diesem Gespräch notwendig sei, dass ein Firmenkundenberater anwesend ist. Lenz verneinte. Er teilte ihr mit, dass er und sein Kompagnon gemeinsam kommen würden, dann lerne sie gleich die wichtigen Personen im Unternehmen kennen. Zum Abschluss nannte er ihr seine Telefonnummer sowie die Internetadresse.

      Als nächstes rief er Gabriele Johanssen an, Leiterin der Genossenschaftlichen Verbundbank in Elmshorn. Deren Stimme klang alt, über sechzig, schätzte er. In ihrem Ton lag Intoleranz. Er legte ohne ein Wort auf.

      Für das dritte Gespräch ließ er sich mit Dr. Martina Tiedtken bei der Genossenschaftlichen Kreditanstalt Hamburg verbinden. Er führte den Dialog so, wie den mit Monika Hutinger. Den Termin mit ihr machte er für den Montag der folgenden Woche aus.

      Buxtehude, Donnerstag 04. April 2008, 10.00 Uhr

      Am Donnerstag fuhren Sie nach Buxtehude. Er würde beim ersten Gespräch merken, ob er bei der Frau landen konnte. Der vier Jahre alte C-Klasse-Mercedes von Vogel war das passende Auto. Richtige Größe, das zweitneueste Modell und vor allem kein Protzauto. Frauen hielten wenig von überzogenen Statussymbolen. Der Parkplatz vor der Bank war perfekt, so wurde der Wagen von innen gesehen.

      Sie gingen in die kleinstädtische Schalterhalle, meldeten sich an und warteten, bis sie von einer Sekretärin ins erste Stockwerk begleitet wurden. Sie klopfte und trat ins Zimmer, ohne abzuwarten – eine Vertraute, dachte Lenz.

      Monika Hutinger war eine schlanke Frau, blond mit einem kinnlangen Pagenschnitt. Sie war Mitte vierzig und sah recht attraktiv aus. Sie trug einen knielangen Rock und hatte hübsche Beine. Auf der Fensterbank neben dem Schreibtisch stand ein Foto von ihr im Kreise der Familie. Die Kinder auf dem Bild schätzte Lenz auf zehn und zwölf Jahre – ein Junge und ein Mädchen. Daneben sah er noch zwei Bilder, auf dem einen war der Junge allein, auf dem anderen das Mädchen, beide drei bis vier Jahre älter. Im Zimmer standen viele Pflanzen, die zum Teil bis zur Decke reichten. Wahrscheinlich befanden sie schon lange in diesem Raum. An der Wand hing ein Druck, eine Lithografie schätzte er. Wenn er sie richtig einordnete, war sie von A.R. Penck. Der neigte mit seiner deftigen ethnischen Bildsprache zum Vulgären – ein ungewöhnliches Werk für das Büro einer Frau.

      „Guten Tag Frau Dr. Hutinger“, sagte Lenz überfreundlich, „ich bin Joachim Lenz, wir hatten miteinander telefoniert. Darf ich Ihnen meinen Freund und Kompagnon Jonathan Vogel vorstellen?“

      Vogel gab ihr die Hand und machte eine angedeutete Verbeugung. Jetzt bin ich schon sein Freund, dachte er. Der steigt ja sofort in die Lügenwelt ein. Hoffentlich kann er sich merken, wem er welche Geschichte aufgetischt hat.

      Die Lithografie nahm Lenz zum Anlass, das Gespräch auf eine persönliche Ebene zu führen.

      „Ich verstehe nicht viel von Kunst“, sagte er, „wenn ich jedoch einen Künstler erkenne, ist es A.R. Penck. Liege ich da richtig?“

      „Ja genau“, antwortete sie, „es ist ein wenig deftig, aber ich mag seine kraftvolle Linienführung. Als ich vor fünf Jahren die Position des Vorstands unseres kleinen Hauses übernahm, durfte ich mir ein Werk aussuchen und entschied mich für dieses. Meinem Mann ist es zu wild – hier muss er es nicht ansehen.“

      Eine wilde Blondine und ein prüder Ehemann, dachte Lenz. Monika Hutinger deutete auf einen runden Tisch mit vier Sesseln drum herum. Die drei nahmen Platz, dabei rutschte ihr enger Rock nach oben und gab etwas mehr von den hübschen Beinen preis. Lenz bemühte sich, nicht hinzusehen, hatte sie aber registriert.

      In der Zwischenzeit hatte die Sekretärin Kaffee gebracht. Monika Hutinger bedankte sich bei ihr und duzte sie dabei.

      „Was führt Sie aus der großen Stadt Hamburg in das verträumte Buxtehude?“, wollte sie wissen.

      Lenz berichtete von dem Plan, den nächsten Schritt gehen zu wollen. Während er von der Ausschreibung erzählte, startete er den Laptop und die vorbereitete Präsentation. Er sagte ihr, dass sie überlegt hätten, das Grundstück mit den Gebäuden in Hamburg zu verkaufen, um Kapital flüssigzumachen. Sie wollten sich außerhalb niederlassen, um günstigeren Gewerberaum anzumieten oder zu kaufen. Das Geld, das dabei übrig bliebe, sollte in das Projekt gesteckt werden.

      Hoffentlich hat er das nicht wirklich vor, dachte Vogel. Das würden seine Eltern kaum überstehen.

      Lenz fuhr fort: „Und weil die Überlegung war, in die Nähe von Buxtehude zu ziehen, erschien es uns besser zu sein, mit einer ortsansässigen Bank Kontakt aufzunehmen.“

      Monika Hutinger machte sich Notizen, während er redete. Lenz drehte den Laptop in ihre Richtung und rückte dichter an sie heran, sodass beide hineinsehen konnten. Sie legte den Block auf die überschlagenen Beine und sah auf das Display.

      „Ich habe mir Ihre Homepage in Vorbereitung auf dieses Gespräch bereits angesehen. Ich erkenne das Design in der Präsentation wieder. Ist hier mehr enthalten als das, was man im Internet sehen kann? Dann könnten wir das überspringen.

      Sie ist pragmatisch und gradlinig, dachte er. „Ja, hier sind einige Unternehmensdaten hinterlegt, Umsätze, Gewinne, Umsatzerwartungen und laufende Aufträge. Damit können Sie einen ersten Eindruck unseres Unternehmens bekommen, ohne dass wir Ihre Zeit zu stark mit Zahlen СКАЧАТЬ