Schlussstein. Peter Gnas
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Название: Schlussstein

Автор: Peter Gnas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741809613

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СКАЧАТЬ sich im Raum um. Der Besprechungstisch war ringförmig und stand exakt in der Mitte. In die Wand eingelassen war ein wahrhaft gigantischer Monitor. Auf ihm lief eine Unternehmenspräsentation als Endlosschleife. Lenz hatte einige der Bilder und Headlines bereits im Internet gesehen. Im Tisch war eine Bedientafel integriert. Die Möbel bestanden aus einem edlen, hellen Holz und aus Aluminium, wahrscheinlich alles Sonderanfertigungen.

      Er stand am Fenster und sah hinaus, als ein großgewachsener, sportlicher Mann von etwa vierzig Jahren eintrat. Er hatte dunkles volles Haar und einen gebräunten Teint, so als sei er gerade von einer Reise heimgekehrt. Er war attraktiv – sicher auch jemand, der bei Frauen ankam.

      Er begrüßte den Gast mit einem offenen Lächeln, das seine strahlend weißen Zähne preisgab: „Herr Lenz, ich freue mich, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben.“

      „Toll ist es hier“, sagte Lenz anerkennend. Im Stillen war er neidisch auf das, was er sah.

      „Ja, ich bin sehr stolz auf das, was wir aufgebaut haben“, antwortete Kovacic.

      Er stand mit Lenz am Fenster und erklärte, was in der Nähe und in der Ferne zu sehen war. Ihm sei zugesichert worden, dass die Aussicht nicht verbaut werden könne und er hoffe, dass die Stadt lange dabei bleibe. Er habe schon überlegt, ob er eine Etage oben draufsetzen lasse und den Wohnsitz her verlege. Es sei zwar ein Gewerbegebiet, der Blick sei aber phantastisch. Er sei jedoch davon abgekommen, weil er fürchte, dass er dann noch mehr arbeite.

      Er bot Lenz Platz an, stoppte die Präsentation und fuhr fort: „Mein Vater ist in den frühen Sechzigerjahren aus Jugoslawien nach Deutschland gekommen. Er war Elektriker, war sehr fleißig und hatte die deutsche Sprache schnell gelernt. Meine Mutter hatte er in der Heimat zurückgelassen und ihr versprochen, dass er sie nachholen werde, sobald er eine eigene Firma hat.“

      Kovacic deutete in die Runde: „Das war die Grundlage hierfür.“

      Er erzählte, dass er neunzehnhundertneunundsechzig in Bremen geboren wurde. Seine Eltern, die aus bescheidenen Verhältnissen kamen, hatten darauf gedrungen, dass er sein Abitur machen und studieren solle. Das sei für Gastarbeiter damals von großem Weitblick gewesen.

      „Leben Ihre Eltern noch in Bremen?“

      „Meine Mutter“, antwortete Kovacic, „sie ist einundsiebzig Jahre alt und lebt bei mir. Mein Vater war leider Kettenraucher und ist vor zehn Jahren an Lungenkrebs gestorben.“

      „Das tut mir leid“, antwortete Lenz mechanisch.

      Sie tauschten einige Daten ihrer bisherigen Leben aus. Dabei stellte sich heraus, dass sie ungefähr zur selben Zeit in räumlicher Nähe studiert hatten. Lenz in Stuttgart und Kovacic in Esslingen Elektrotechnik.

      Kovacic erzählte, dass er, als er in die Firma des Vaters eintrat, das Unternehmen für Elektroinstallationen ausgebaut habe in den Bereich Elektrotechnik, Steuerungen und Netzwerk.

      „Das habe ich im Internet bereits gesehen und es ist der Grund, weswegen ich heute bei ihnen bin“, nahm Lenz den Faden auf.

      „Sie haben es erwähnt, Sie planen ein Bieterkonsortium für ein Großprojekt in Hamburg“, sagte Kovacic. „Das hat sich gut angehört. Zwei größere Objekte dieser Art wurden schon durch uns ausgestattet.“

      Lenz erläuterte, was er geplant hatte. Er erwähnte auch, dass er ursprünglich erwogen habe, die Sache mit seinem Kompagnon allein durchzuziehen und er berichtete von den schwierigen Gesprächen mit den Banken. Er wisse nicht, wie es um die Kapitalausstattung von Kovacic bestellt sei. Er, Lenz sei aber auch innerhalb eines Konsortiums auf Fremdkapital angewiesen. Er habe im Angestelltenverhältnis bereits überall auf der Welt solche Projekte realisiert.

      Kovacic kannte den Namen Schell Facility. Es gäbe zwischen dem Unternehmen und seinem eigenen große Schnittmengen. Das sei so eine Unternehmensgröße, die er selbst immer angestrebt habe. So ein Projekt wie das in Hamburg ist der nächste Schritt in diese Richtung. Er würde gern dabei sein – auch mit der Aussicht als Leasinggeber Geld zu verdienen.

      ‚Endlich’, dachte Lenz, ‚ein Unternehmer, der die Bezeichnung auch verdient’.

      „Ich möchte nicht indiskret klingen“, Lenz sah Kovacic an, „ich bin finanziell nicht in der Lage eine so große Kapitalmenge aus eigenen Mitteln aufzubringen. Können Sie das Geld bringen?“

      „Nein“, antwortete Kovacic, „ich bin zwar kein armer Mann, neunzig Prozent meines Kapitals stecken aber im Unternehmen und in meinem Wohnhaus.“

      „Das ist dann natürlich angenehm, wenn wir auf Augenhöhe operieren können.“

      Lenz berichtete nun detailliert von dem Objekt in Hamburg. An der Körpersprache Kovacic’ konnte er großes Interesse ablesen. Er erzählte von vielen vergeblichen Bemühungen, ein Konsortium zusammenzubringen. Und er gab eine Einschätzung des Kapitalbedarfs, der Kosten, der Verzinsung und eines möglichen Gewinns. Kovacic schien auch jetzt noch nicht zu wanken.

      „Herr Kovacic, ich will Ihre Zeit nicht unnötig strapazieren, das waren viele Fakten und es war ein überaus beflügelndes Gespräch für mich. Ich würde ihnen die Unterlagen überlassen. Sie sehen sich das in Ruhe an und wir telefonieren in dieser Woche noch mal.“

      „Das tun wir“, antwortete Kovacic, „ich möchte Sie jedoch nicht einfach entschwinden lassen. Ich hatte mir vorher überlegt, dass wenn unser Gespräch interessant verläuft und ich mit Ihnen gut auskomme, wir vielleicht noch einen Happen essen gehen könnten. Wir haben in Bremen ein kleines historisches Viertel, den Schnoor. Dort gibt es ein ausgezeichnetes Restaurant mit norddeutscher Küche.“

      „Das nehme ich sehr gern an, vom Schnoor habe ich schon gehört“, strahlte Lenz. „Ich bin noch ein wenig neugierig auf Ihr Unternehmen. Geben Sie mir eine schnelle Führung?“

      Kovacic führte Lenz durch das Gebäude. Wie er vermutet hatte, waren im ersten Stockwerk Lagerräume. Jedoch anders, als er dachte, war das weniger ein Lager für den eigenen Bedarf, als vielmehr ein separates Profit Center. Hier hatte er einen Vertrieb für Elektrotechnik. Den Hauptumsatz machte er via Internet. Das Erdgeschoss war eine große Werkstatt, in der Montagen ausgeführt und große Einbauten vorbereitet wurden.

      Beim Gang durch den Betrieb fiel Lenz auf, dass die Mitarbeiter kein offenes Verhältnis zu Kovacic hatten. Er ging durch die Räume wie ein Patriarch und man begegnete ihm mit ängstlichem Respekt. Sieh mal an, dachte Lenz. Die Truppe kuscht ganz schön. So muss es laufen.

      Beim Essen besprachen Sie, dass beide getrennt versuchen wollten, nach interessierten Partnern Ausschau zu halten. Nach dem Essen und einer kurzen Besichtigung des Schnoor-Viertels, fuhren Sie zu Kovacic’ Firma zurück. Lenz verabschiedete sich nicht, ohne Kovacic zum Gegenbesuch einzuladen. Dort könne man vor Ort auch einmal die Ausmaße des geplanten Objekts in Augenschein nehmen.

      Zwei Stunden später war Lenz zurück in Hamburg. Er berichtete Vogel von dem Gespräch und davon, dass er mit Kovacic gut klargekommen sei. Er erzählte von dessen Unternehmen und den familiären Wurzeln.

      „Er hat im Prinzip einen ähnlichen Hintergrund wie du“, meinte Lenz, „der Vater hat das Handwerksgeschäft aufgebaut und Kovacic ist nach dem Studium eingestiegen. Sein Vater ist allerdings schon gestorben.“

      „Das passt ja zumindest zu mir“, antwortete Vogel.

      ‚Das passt überhaupt nicht zu dir’, dachte Lenz. Gegen Kovacic’ Willen voranzukommen, bist du eine Flasche.

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