Schlussstein. Peter Gnas
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Название: Schlussstein

Автор: Peter Gnas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741809613

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СКАЧАТЬ weitergeführt. Jetzt kommst du aus dem Nichts und verlangst die Hälfte?“

      „Du hast es so erfolgreich geführt, dass du es beinahe versemmelt hast.“ Lenz machte eine Pause: „Jonathan“, sagte er versöhnlich, „du wirst es nicht nur überstehen, wir werden gemeinsam sehr, sehr viel Geld verdienen.“

      „Wie willst du das wissen?“

      „Jetzt baust du mal das Objekt für Sama weiter. Ich werde ab und zu auf die Baustelle gehen und kontrollieren, ob dein Bauleiter alles im Griff hat. Ich habe ausgezeichnete Kontakte – vielleicht gelingt es uns, den einen oder anderen Lieferanten auszutauschen und ein wenig Geld zu sparen. Ich achte darauf, dass uns Sama möglichst keinen Ärger mehr macht.“

      Vogel war unwohl bei dem Gedanken. Mit diesem Projekt war es nicht optimal gelaufen. Hoffentlich konnte er es in Frieden zu Ende bringen. Vielleicht war es aber gut, wie es kam. Lenz war zwar unangenehm im Umgang, dabei aber äußerst professionell, redegewandt und intelligent. Eigenschaften, die bei ihm selbst etwas zu schwach ausgeprägt waren.

      Eventuell lag darin eine Chance, dachte er. Lenz der Denker und er der Macher. Er hatte keine Vorstellung, womit man so viel Geld verdienen konnte.

      *

      Vogel stieß nun den Einbau der Fenster in den Rohbau an. Die erste Rate war bei Auftragsbeginn fällig. Lenz hatte sich mit dem Fensterbauunternehmen in Verbindung gesetzt und den bereits vereinbarten Preis um einige Prozentpunkte gedrückt. Er beherrschte die Kunst der Verhandlung. Zum einen blieb er hart und drohte offen. Zum anderen aber ließ er dem Auftragnehmer immer noch Luft zum Atmen, sodass der jeweilige Auftrag solide ausgeführt wurde. Er hatte die Baukosten um etwa zehn Prozent gesenkt und die Ausführung der Arbeiten deutlich beschleunigt.

      Lenz erschien eines Tages mit dem Entwurf eines Gesellschaftervertrags bei Vogel. Der bat darum, den Vertrag in Ruhe lesen zu dürfen. Lenz hatte kein Problem damit. Vogel hatte noch am Abend mit seinem Anwalt einen Termin vereinbart. Er wollte sich diesbezüglich mit ihm beraten, bevor er ihn vor einem Notar amtlich machte. Lenz hatte vor, zunächst bei Schell Facility zu bleiben, um Vogel und Söhne ein zusätzliches Geschäftsführergehalt zu ersparen. Der Anwalt hatte keine Bedenken geäußert, er hatte noch Anmerkungen und Fragen, die er im Telefonat mit Lenz klären konnte.

      Eine der nach außen deutlichsten Änderungen war der neue Firmenname – Lenz und Vogel würde das Unternehmen in Zukunft heißen. Das war ein Stich für Vogel und es war ein größerer Hieb für dessen Eltern. Sie hatten das Geschäft unter dem Namen Vogel Bauunternehmen GmbH aufgebaut. Als ihr Sohn volljährig war, wurde in Vogel und Söhne KG umfirmiert, obwohl Jonathan ihr einziges Kind war.

      Mittlerweile hatten sich die Eltern komplett aus der Firma zurückgezogen. Sie dachten, dass ihr Sohn das Geschäft eines Tages auf seine Kinder übertragen werde. Jonathan hatte Vater und Mutter von den Ereignissen der letzten Wochen berichtet. Davon, dass Lenz den Dingen neuen Schwung gegeben und die Kosten gesenkt hatte. Er hatte natürlich nichts von der Erpressung verlauten lassen und versprach, ihnen Lenz demnächst persönlich vorzustellen.

      Die erste Begegnung zwischen der Mutter und Lenz fand aber zufällig statt. Sie hatte ihren Sohn im Büro besucht, weil sie ihm vom Einkauf in der City einen Pullover mitgebracht hatte und ihn am Schreibtisch überraschen wollte.

      „Ach, Mama“, sagte er und ging ihr entgegen. „Joachim, darf ich dir meine Mutter vorstellen? Mama, das ist Joachim Lenz, mein Kompagnon.“

      Lenz war ihr gegenüber höflich, aber auch ein wenig distanziert. „Guten Tag, Frau Vogel, ich habe viel über Sie erfahren. Ihr Lebenswerk konnte ich bereits bewundern, bevor mir Ihr Sohn die Möglichkeit gab, mit ins Geschäft einzusteigen.“

      Frau Vogel wusste natürlich, dass es der Firma vorher schlecht ging und dass die Beteiligung von Lenz nicht ganz freiwillig geschah.

      Sie war gelernte Kontoristin, wie es früher hieß. Sie hatte bei ihrem späteren Mann angefangen, im Büro zu arbeiten. Das war kurz nach der Ausbildung. Ihr Mann war ein ausgezeichneter Maurermeister, der sich selbstständig gemacht hatte. Was das Kaufmännische anging, war er allerdings völlig unbeholfen. Das Kontor war in einem katastrophalen Zustand und das Finanzamt drohte mit einer Untersuchung durch einen Steuerermittler.

      Die neue Mitarbeiterin rettete ihn. Die Auftragsbücher waren voll, die Kunden zufrieden, ihr Chef fand jedoch keine Zeit, abzurechnen. Trotz hervorragender Auftragslage stand die Pleite vor der Tür. Sie ging zu den Banken, sprach mit den Gesellen und versuchte anhand von Vogels Zettelwirtschaft Rechnungen zu stellen und Zahlungen zu überwachen.

      Innerhalb eines halben Jahres hatte sie die meisten Dinge auf dem Laufenden. Jetzt überredete sie Ihren künftigen Mann, die Räume der Firma repräsentativer zu gestalten. Er baute, sie verfeinerte. Sie kümmerte sich um alle Belange, die nicht direkt mit dem Bau in Zusammenhang standen. Abends saßen sie häufig lange im Büro und sprachen Aufträge und Abrechnungen durch.

      Es kam, wie es kommen musste, sie verliebten sich ineinander und heirateten schnell. Vogels Mutter hatte in den Jahrzehnten an der Seite eines Maurermeisters viel gelernt und konnte die meisten Arbeiten nachvollziehen und bewerten. Es gab keine Situation des Baugeschäfts, die ihr nicht schon untergekommen war. Sie hatte Hochkonjunkturen und Krisen erlebt, sie war freundlichen Kunden und Lieferanten begegnet und zornigen. Sie hatte Dinge, die ihr Mann verbockt hatte, geglättet und säumige Kunden auf charmante Weise zur Zahlung gedrängt. Sie konnte den Charakter eines Menschen auf Anhieb einordnen und sich darauf einstellen.

      Lenz war ihr sofort unsympathisch. Er hatte etwas Unnahbares und es lag Berechnung in seiner Höflichkeit. Frau Vogel verbarg ihre Wahrnehmung ebenfalls hinter einer Fassade aus Liebenswürdigkeit. Sie stellte ihm Fragen zu Ausbildung und beruflichem Werdegang. Es klang alles solide, dennoch traute sie ihm nicht über den Weg.

      Sie erzählte ihrem Mann von der Begegnung und dem unguten Gefühl. Der hatte ihrer Intuition stets vertraut und war zeitlebens gut damit gefahren. Vogel senior versuchte, sie mit Argumenten zu beschwichtigen. Er wies auf diese und jene positive Entwicklung hin, ahnte aber, dass sie sich nicht geirrt hatte. Beide beschlossen, die Dinge aus einer gewissen Entfernung zu beobachten, dem Sohn gegenüber aber nichts zu äußern. Erst wenn sie sähen, dass er unglücklich wird, würden Sie mit ihm sprechen. Glück war für sie immer das Wichtigste, noch vor dem geschäftlichen Erfolg.

      Hamburg, März 2008

      Es war inzwischen Vorfrühling. Der Bau für Sama war weit vorangekommen. Lenz hatte mit ihm vereinbart, dass die Zahlungen stets nach Fertigstellung kleinerer Bauabschnitte erfolgten. Sama hatte das nicht gefallen, Lenz wusste aber, dass dessen Frau die neuen Modalitäten im Hintergrund guthieß. Schließlich sei der Bau schneller fertiggestellt worden als geplant und man könne die Wohnungen zügig an die Eigentümer übergeben und die Schlussrechnung stellen.

      Lenz war an einer weiteren Zusammenarbeit nicht interessiert. Er wehrte die Anfrage für ein neues Objekt mit einem überhöhten Preis ab. Sama, der ein geschickter und harter Verhandlungspartner war, hatte in Lenz seinen Meister gefunden.

      Lenz hatte sich auf den Baustellen, die er immer noch für Schell Facility betreute, umgehört. Er wurde auf geplante Objekte aufmerksam, die für das eigene Unternehmen den passenden Umfang besaßen. Einige dieser Aufträge konnte er gewinnen. Die allgemeine Lage für die nächsten beiden Jahre war vielversprechend. Wenn alles glatt lief, würde er in drei Monaten den Job bei Schell quittieren und voll in das eigene Geschäft einsteigen.

      Vogel war froh, dass sich die Firma so positiv entwickelt hatte. Manchmal hatte er das Gefühl, bei Lenz’ Entscheidungen übergangen zu werden, СКАЧАТЬ