Название: Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums
Автор: Horst-Joachim Rahn
Издательство: Автор
Жанр: Языкознание
isbn: 9783960085553
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2.3 Das Gute, das Böse und das Schöne
Das Gute und das Schöne verehren wir, das Böse ist zwar gegeben, aber wir mögen es weniger. Der Autor Colin McGinn hat in einem seiner Bücher122 die ethische Debatte darüber belebt und uns zur Auseinandersetzung mit diesen Themen bewegt. Das Gute lässt sich meist zweifelsfrei erkennen, was bei dem Bösen nicht immer so ist. „Das Gute ist eine Aufforderung, es auch zu tun, das Böse zu lassen und das Schöne zu suchen.“*
2.3.1 Das Gute und das Böse
Das Böse ist die Kraft, die den Menschen zum moralisch falschen Handeln antreibt, z. B. zur Sünde, Lüge, Angeberei, zum Egoismus und/oder zum Verbrechen. Das Böse ist eine Herausforderung für Philosophie und Theologie.123 Aus China stammt dazu das Sprichwort: „Das Böse lernt sich leicht, das Gute schwer.“ Demgegenüber werden unter dem Begriff des Guten traditionell moralische und ethische Werte verstanden. Wir sollten im Rahmen der Betrachtungen des geisteswissenschaftlichen Universums vorrangig das Gute in den Blick nehmen, das sich z. B. in der Bescheidenheit, Selbstlosigkeit, Höflichkeit, Ehrlichkeit, dem Edelmut, der Hilfsbereitschaft und in der Demut zeigt. Aber: „Die Guten können zu unglücklichen Opfern der Bösen werden“ (M. de Sade). Lässt sich das Böse bekämpfen? In China werden Drachen verehrt, weil sie das Böse zugunsten des Guten bekämpfen. Ein interessanter Bezug ergibt sich zum Phänomen der Faszination: „Das Gute behält seine Faszination in der Niederlage und verliert sie im Sieg. Das Böse behält seine Faszination im Sieg und verliert sie in der Niederlage“ (M. Rumpf).
► Was ist das Böse? Der Aufklärer und seltsame Querkopf J.J. Rousseau, der selbst wenig Kritik vertrug und Zurückhaltung bzw. Demut nicht kannte, hält den Menschen eigentlich von Natur aus für gut. Trotzdem gibt es überall Lug und Trug, Mord und Totschlag.124 „Das ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortzeugend immer Böses muss gebären“ (F.v. Schiller). Auch: „Das radikale Böse ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur“ (E. Kant). Und: „Das Böse in der Welt rührt uns viel mehr als das Gute“ (Ch. von Schweden). Warum ist das so? „Die Macht des Bösen lebt von der Feigheit der Guten“ (Don Bosco). „Aus bösen Gedanken entspringen böse Taten“ (Sprichwort). Durch seine zerstörerische Haltung ist das Böse wohl auch ein Phänomen der Leiderfahrung.125 Außerdem: „Wenn die Realität mies ist, sind die Miesmacher nicht weit“ (A. Saheb). Aber es gilt insbesondere: „Wer das Böse duldet, lässt es galoppieren.“* Menschlich ist allerdings die Feststellung: „Auch die größten Heiligen waren höchstens tageweise ohne Sünde“ (Papst Johannes Paul I.). Und: „Das Böse ist ein verzehrendes Feuer“ (E. Stein). Oder einfacher: „Das Böse ist das Fehlen des Guten“ (Th. von Aquin). Für ganz clevere gilt: „Wer einem andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ (Mohammed). „Wenn das Böse siegt, wird es ernst“ (A.M. Bussek). Außerdem lässt sich feststellen: „Böse Menschen werden im Alter bitter“ (H.J. Quadbeck-Seeger).
► Was ist das Gute? „Gut sein heißt, mit sich selber im Einklang sein“ (O. Wilde). „Aus guten Gedanken entspringen gute Taten!“ Merke: „Wer das Gute anstrebt, ist auf dem richtigen Weg zur Zufriedenheit.“* „Das Gute allein ist auf Dauer beachtenswert“ (K.L. Immermann). Außerdem: „Alles was gut ist, ist zeitlos.“* F.M. Dostojewski sagt hoffnungsvoll: „Ich will nicht und ich kann nicht glauben, dass das Böse normal sei“. Folgender Rat ist treffend: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse mit dem Guten“ (Papst Johannes XXIII). Deshalb gilt: „Betrachtet alles von der guten Seite“ (T. Jefferson). Und humorvoll: „Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man lässt“ (W. Busch). „Das Gute durchdringt, das Böse wuchert“ (Sprichwort). Überzeugend ist: „Wer Gutes tut, fragt nie warum“ (K. Eisenlöffel). „Das Böse kommt von selbst, um das Gute muss man kämpfen“ (aus Spanien). Zum Schluss verblüffend: „Wenn der Teufel alt wird, will er Mönch werden“ (aus Frankreich). Zum Schluss: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ (E. Kästner).
► Was lernen wir daraus? Der Mensch hat die Freiheit, gut oder böse zu handeln. Allerdings nimmt die Seele des Menschen – mit einem Chip vergleichbar – sein gutes und böses Verhalten stetig und unbemerkt auf: Wer sich niederträchtig verhält, löst damit negative Festschreibungen in seiner Seele aus, die in zunehmendem Maße eine Tendenz zur Unzufriedenheit bewirken. Wer sich im Sinne der Zehn Gebote verhält, wird positive Seelen-Aufzeichnungen haben. Diese zeigen das Gute, machen eher zufrieden und bringen uns dem Glück näher. Der Seelenzustand kann sich vom Bösen zum Guten entwickeln, aber auch umgekehrt. Dabei sollten wir wissen: „Kein Bösewicht kann jemals glücklich sein“ (Juvenal). „Selten freilich sind gute Menschen“ (Juvenal). Aber wir wissen: „Der Mensch weiß wohl um das Gute, auch wenn er es nicht tut „ (H. von Bingen). Und es gilt: „Ein böses Wort ist wie ein Stein, der in einen Brunnen geworfen wird. Die Wellen mögen sich glätten, doch der Stein bleibt“ (Konfuzius). Wer ist gut? „Gut sind die, die auf Böses gut reagieren“ (A.M. Meneghin).
Leider hat sich in der Praxis auch gezeigt: „Wer viel Gutes gibt, wird zum Dank mit Schlägen belohnt“ (F. Schmuck). „Wenn wir in diesem Augenblick wüssten, was alles Schlechtes in der Welt geschieht, würden wir nicht mehr an das Gute glauben.“* Trotzdem sollten uns nicht vom Guten abbringen lassen:
„Will das Böse dich besiegen, dann lass dich ja nicht unterkriegen; genieße, was dir Gott beschieden, dann macht das Gute dich zufrieden“
(Horst-Joachim Rahn)
Warum verbreitet sich das Böse mehr und schneller als das Gute? Vielleicht deshalb, weil die Verbreitung des Guten mit Anstrengungen bzw. Entbehrungen verbunden ist. Im „Faust“ lässt Goethe seine Hauptgestalten Faust und Mephistopheles (das Böse verkörpernd) wirken, die einen Pakt schlossen, den der Teufel am Ende verlor. Faust fragt Mephistopheles: „Nun gut, wer bist du denn?“ Dieser antwortet: „Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“126 Und später: „… So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.“ Fazit: Wir sollten im Leben versuchen, das Gute anzustreben bzw. zu bewirken und das Böse zu meiden bzw. zu bekämpfen. „Man kann nicht jeden Tag ein gutes Werk vollbringen, aber wir sollten es versuchen“ (H.G. Nitschke). Außerdem gilt zeitlos: „Einander beizustehen ist Bruderpflicht“ (K.W. Ramler). Zum Schluss treffend: „An das Gute im Menschen zu glauben, ist eine weitere Herausforderung unserer Zeit“ (A.M. Meneghin).
2.3.2 Das Schöne
„Das Schöne ist für uns Menschen ein gefühlter ästhetischer Zustand. Dieser ist eine Mischung der zarten Nuancen von Wohlgefühlen und Begierden“ (F.W. Nietzsche). Das Schöne und das Hässliche durchlaufen den gleichen Klassifizierungsprozess wie auch das Harmonische und Disharmonische. Doch währen das Harmonische höchstens Wohlgefallen in uns auslöst, kann das Schöne mehr, denn es erweckt Assoziationen, spricht unsere Gefühle an und bewegt vor allem unsere Triebe bzw. Instinkte. „Das Schöne in der Kunst, Kultur und in der Natur ist nicht einfach in Worte zu fassen: man muss es genießen.“*
► Christian Morgenstern hat das Schöne sehr treffend beschrieben: „Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.“ Ähnlich: „Halte dich ans Schöne! Vom Schönen lebt das Gute im Menschen“ (E. von Feuchtersleben). „Das Schöne eröffnet sich eher dem Guten als dem Bösen.“* „Das Schöne ist der Glanz des Wahren“ (Augustinus). СКАЧАТЬ