Hekate. Thomas Lautwein
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Название: Hekate

Автор: Thomas Lautwein

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783944180007

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СКАЧАТЬ rel="nofollow" href="#ulink_af3ef54b-5093-5b2f-8088-816891e1acdb">15 Mahlstedt, S. 77.

      Teil I

      Hekate in archaischer Zeit

      Hekate ist geheimnisvoll und unter den antiken Göttinnen eine der vielgestaltigsten (polymorphos). Die Forschung hat sie lange vernachlässigt, da sie in Kunst und Mythos der Antike weniger augenfällig ist als andere Gottheiten. Hinzu kam, dass sie als unheimliche Göttin der Verstorbenen und der Hexerei alle denkbaren Vorurteile gegen „Okkultismus“, Magie und Aberglauben aktiviert. Mit der spätantiken Überlieferung der Zauberhandschriften, Verfluchungstäfelchen und neuplatonischen Theurgie, in denen unsere Göttin eine überragende Stellung erlangt, mochte man sich in der Altertumswissenschaft lange nicht gern beschäftigen, da diese Epoche als dekadente Verfallszeit nicht hoch im Kurs stand. Man überließ diese Zeit, die ja gleichzeitig die Frühzeit des Christentums ist, lieber den Theologen, von denen man keinen unvoreingenommenen Blick auf das antike Heidentum erwarten konnte.

      Hekates Entwicklung in der Antike lässt sich in drei Phasen gliedern: eine vorklassische, eine klassisch-hellenistische und eine chäldäisch-neuplatonische ab dem 2. Jahrhundert nach Christus. In der ersten Phase ist sie eine kleinasiatische Spielart der Magna Mater (Mêter), die nach und nach in das Pantheon der Griechen integriert wird. Sie trägt ursprünglich eher erdhafte und solare Züge, ihre unheimliche Seite tritt in den ältesten Texten nicht offen zutage. In der Zeit der Klassik und des Hellenismus, also etwa ab dem 5. und 4. Jahrhundert v. Z., steigt sie zur Göttin der Geister, der Magie und der Nacht auf und wird zunehmend mit Artemis-Diana und der Mondgöttin Selene gleichgesetzt. In der dritten Phase, die ab dem 2./3. Jahrhundert nach Chr. anzusetzen ist, wird Hekate bei den Neuplatonikern zur „Göttin Natur“, zur Verkörperung der Weltseele oder des höchsten weiblichen Prinzips, während sie nach wie vor die Göttin der Magie bleibt und als solche eine bedeutende Rolle in der neuplatonischen Theurgie spielt.

      Wie sich das Bild der Göttin über tausend Jahre in der Antike entwickelt hat, will ich im Folgenden aufzeigen. Dabei gehe ich von der Prämisse aus, dass die Göttin in den einzelnen Epochen auf durchaus unterschiedliche Art und Weise erschienen ist, aber im Grunde immer dieselbe blieb. Sie ist die „Vielnamige“ und „Vielgestaltige“ (Polymorphos) mit den tausend Gesichtern und tausend Namen (Isis myriônymos), die sich doch immer gleich bleibt.

      Hekate stammt also aus Kleinasien und ist mit der Magna Mater (meter) verwandt, deren Kult in Anatolien seit der Steinzeit blühte. Ursprünglich hatte sie einen Partner-Gott, der den Namen Hekatos trug. Diese männliche Gottheit wurde schon bald von dem ebenfalls kleinasiatischen Apollon assimiliert, so dass „Hekatos“ zu einem Beinamen des Apollon wurde. Dadurch wurde auch Hekate in die Nähe Apollons gerückt und konnte mit dessen Schwester Artemis (Diana) identifiziert werden, was in der Spätantike auch häufig geschah. Dennoch konnte sich Hekate immer auch als eigenständige Gottheit behaupten und sich über Karien, Thrakien und Thessalien sogar bis nach Athen ausbreiten. Mit Apollon gemeinsam hat sie die Funktion als Hüter der Tore und das Glänzende ihrer Erscheinung, das sich in Beinamen wie epiphanês, epiphanestátê (Leuchtende), megistê (Große) und sôteira (Retterin) ausdrückt.

      Hekate scheint, wie aus ihren Attributen erschlossen werden kann, in ihrer frühesten Form eine Erd- und Sonnengöttin gewesen zu sein, und keinesfalls eine Mondgöttin, wie schon der englische Altphilologe Herbert J. Rose 1928 urteilt: