Hekate. Thomas Lautwein
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Название: Hekate

Автор: Thomas Lautwein

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783944180007

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      Der Nachweis, dass alle diese Theorien letzten Endes unfähig sind, religiöses Erleben restlos zu erklären, bedürfte eines eigenen Buches. Halten wir vorläufig nur die Situation fest, wie sie sich heute in der westlichen Gesellschaft darstellt: Dem traditionellen christlichen Monotheismus, der sich in der Defensive befindet, steht ein öffentlich dominierender Skeptizismus und Atheismus gegenüber. Zwischen diesen beiden Positionen erstreckt sich das Feld der sogenannten „Spiritualität“ und „Esoterik“, d. h. die Welterklärungsmodelle der Menschen, die sich weder als Christen noch als Atheisten fühlen.

      Typisch für die moderne Spiritualität ist die Vermengung traditionell religiöser Themen mit psychologischer Terminologie. Besonders folgenreich war hierbei die Psychologie Carl Gustav Jungs, der aus Sicht der orthodoxen Freudianer der „Schlammflut des Okkultismus“ Tür und Tor öffnete und aus Sicht der orthodoxen Christen in gnostische Irrlehren zurückfiel. Für unser Thema ist Jung von Interesse, weil er die Existenz von Göttern als objektive psychische Realität plausibel macht.

      C. G. Jung: Das „kollektive Unbewusste“ und die „psychischen Teilsysteme“

      Im kollektiven Unbewussten existieren nun „psychische Teilsysteme“, die, je komplizierter sie sind, umso mehr Persönlichkeitscharakter haben:

      Das Bewusstsein versucht also ständig, die psychischen Teilsysteme zu abstrahieren und zu rationalisieren, um sie beherrschbar zu machen und dem abstrakten Gott des Monotheismus zu unterwerfen. Nach Jungs Ansicht ist es insbesondere dem Christentum nicht gelungen, die die „Götter“ wirklich zu überwinden:

      Ein Aspekt des kollketiven Unbewussten ist die Anima, das Ur-Weibliche:

      Nach Jungs Auffassung nimmt die Anima für jeden Mann eine besondere Gestalt an, so wie umgekehrt jede Frau einen Animus in sich trägt. Können Animus und Anima nicht richtig integriert werden, weil die herrschende Religion etwa bestimmte Aspekte von Weiblichkeit unterdrückt und tabuisiert, werden begreiflicherweise Anima-Projektionen entstehen, die angstbesetzt, aber auch gleichzeitig faszinierend sind. So wird etwa in der Offenbarung des Johannes von der reinen, keuschen Muttergöttin Maria die scharlachrote „Hure Babylon“ abgespalten. Auch Göttinnen wie Venus, Hekate und Diana wurden in den Untergrund abgedrängt, wo sie, wie wir wissen, dort das ganze Mittelalter über rumorten.

      Da das Christentum unfähig ist, die archetypischen Bilder zu integrieren, prophezeite Jung 1928 ein Zunehmen von individuellen Symbolbildungen:

      Inzwischen sind 80 Jahre vergangen, und rückblickend darf man wohl sagen, dass Jungs Prophezeiung sich erfüllt hat, obwohl Jung die Entstehung der modernen Hexenbewegung nach dem 2. Weltkrieg, den Zen- und Yoga-Boom seit den 1960er Jahren und die kommerzialisierte Vulgäresoterik der letzten vier Jahrzehnte nicht voraussehen konnte. Die Religionssoziologie spricht heute abschätzig von einer „Patchwork-Spiritualität“, um das zu bezeichnen, was Jung „individuelle Symbolbildung“ nannte. Der Begriff „patchwork“ suggeriert dabei, dass heterogene Elemente wahllos zusammengeklaubt werden, was bei manchen Zeitgenossen sicherlich der Fall sein mag. Es sollte jedoch nicht unterschätzt werden, dass in vielen Fällen tatsächlich eine Wiederentdeckung bislang verschütteter und unterdrückter Symbole stattfindet, was sich dann eben in dem Gefühl äußert, von „Göttern“ ergriffen zu werden und natürlich eine hochemotionale Angelegenheit ist.

      Exkurs zum buddhistischen Weltbild

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