Hekate. Thomas Lautwein
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Название: Hekate

Автор: Thomas Lautwein

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783944180007

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СКАЧАТЬ wie der furchterregende, indoeuropäische Gott des Todes und der Unterwelt. (…) Die meisten starren Nackten aus dem Neolithikum, der Kupferzeit und der Frühbronzezeit wurden in Gräberfeldern oder Einzelgräbern gefunden, da diese Art von Statuetten als Grabbeigaben fungierten.14

      Die wichtigsten Symbole der Todesgöttin sind unheilverkündende Vögel wie der Geier, die Eule, der Kuckuck, der wilde Eber, die Schlange und der Jagdhund sowie der trockene Knochen. Wir werden sehen, was davon sich bei Hekate wieder findet.

      Die Forschungsergebnisse von Marija Gimbutas haben unseren Blick auf die Tatsache gelenkt, dass die Wurzeln aller heutigen Religionen, aller Götter und Riten, in der Steinzeit liegen. Denn in dieser Zeit begann der Mensch erstmals, Tote zu bestatten, Rituale durchzuführen und Magie zu üben. Eine Rekonstruktion des steinzeitlichen Weltbildes ist daher anthropologisch, religionsgeschichtlich und psychologisch von hohem Interesse.

      Eine behutsame Rekonstruktion der steinzeitlichen Glaubenswelt unternimmt Ina Mahlstedt in ihrem Buch „Die religiöse Welt der Jungsteinzeit“ (2004 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erschienen); ihre Erkenntnisse sollen im Folgenden zusammengefasst werden.

      Der Mensch der Alt- und Mittelsteinzeit war Jäger und Sammler, erst in der Jungsteinzeit erfolgt der Übergang vom Nomadenleben zur Sesshaftigkeit und zum Ackerbau. In Verbindung mit der Agrikultur wird die Beobachtung der Gestirne und die Bestimmung des Jahreszeitenzyklus immer wichtiger, was dazu führt, dass die ursprüngliche Verehrung von Ahnengeistern und Tiergeistern durch einen ausgeprägten Sonnen- und Gestirnkult ergänzt wird (Stonehenge, Planeten identifiziert mit Göttern).

      Erde und Himmel bilden eine Polarität, wobei die Erde als weiblich, der Himmel als männlich gesehen wird. Die Erde ist ambivalent, einerseits die große Mutter, andererseits die große Verschlingerin:

      Denn im zyklischen Vegetationskreislauf steht ihrem Leben gebenden Aspekt gleichwertig eine zum Tode führende Kraft gegenüber. Als Magna Mater war sie Mutter des Lebens und des Todes. Andere weibliche Gottheiten, wie sie heute noch in Indien als Anba, Durga, Kali oder Shakti verehrt werden, wurden als Personifikation der Ur-Energie verstanden, die das Leben rhythmisch entstehen und vergehen lässt. (Mahlstedt, S. 56).

      Der Himmel verkörpert hingegen Ordnung und Zeugungskraft, sein Regen wird daher als Samen verstanden, der die Erdmutter schwängert und befruchtet. Der tägliche Sonnenuntergang sowie die kürzere Sonnenscheindauer im Winter werden als zyklischer Tod des Sonnengottes, als Unterweltsfahrt oder als Wechsel von Sommer- und Wintergott verstanden. Symboltier des männlichen Himmelsgottes ist hauptsächlich der Stier, seine Paarung mit der Erdgöttin wird alljährlich vom König, Stammesfürst, Clanchef und der Hohepriesterin (oder Königin) stellvertretend vollzogen; die Legitimität des männlichen Anführers bedarf anfangs der Bestätigung durch die Göttin und ihre Priesterinnen.

      So bewegt sich das Leben in einem ewigen Kreislauf von Leben und Sterben; das Leben läuft auf den Tod zu, während sich im Tod schon wieder kommendes Leben ankündigt. Für den Menschen der Jungsteinzeit

      war der Tod das Geheimnisvollste, weil nur er das Leben wiederkehren lassen konnte… Der Tod ist im Neolithikum die geheimnisvollste und mächtigste Kraft des Daseins. Er ist der geheimnisvollste Magier, da er den Tod in Leben zu verwandeln vermag. Es ist dieser Gedanke – nämlich die existentielle Bedeutung des Todes für die Erhaltung und Weitergabe des Lebens – der den Archäologen und Religionswissenschaftlern bislang entgangen ist… man hat sich nicht vorstellen können, dass man den Tod als schöpferische Kraft erfuhr. (62 - 63)

      Ausdruck solcher Vorstellungen sind die zahlreichen Mythen, in denen die Entstehung der Welt aus der Tötung und Zerstückelung eines Ur-Wesens erklärt wird oder das Opfer eines jungen Lieblings der Göttin notwendig ist, um die Fruchtbarkeit der Erde zu sichern. So wird der Himmel etwa als steinerne Kuppel gedacht, die von einem Helden mit einem Hammer, einer Axt oder einem Vajra (Indra in Indien) zerschlagen wird. Der Stein erscheint geradezu als Manifestation von Schöpferkraft, was sich in zahllosen Steinkulten ausdrück, die auf der ganzen Erde verbreitet sind. Die Geburt des Mithras aus einem Stein ist ein später Widerhall solcher Vorstellungen.

      Voraussetzung für neues Leben ist der Tod eines (anfänglich sicherlich freiwilligen) Opfers: die Zerteilung von Kornpuppen, deren Stücke über die Felder verstreut werden, sind ein schwacher Rest solcher ursprünglichen Menschenopfer. Der Mythos von Osiris und Seth spiegelt keinen Mord wieder, sondern ein Kultopfer, das Fruchtbarkeit erzeugt (aus Osiris’ Leib wachsen Pflanzen) – woraus übrigens auch folgt, dass Gott Seth in diesem Mythos nicht einfach nur der „Böse“ sein kann. „Die Zerstückelung eines Urzeitwesens und das daraus Hervorgehen von Kulturpflanzen und Tier ist ein weltweites Mythologem.“ (S. 72). Der Opfertod wird als Hochzeit mit dem Gott oder der Göttin gefeiert, das Opfer wird selbst vergöttlicht und als Bote zu den Göttern geschickt. Teilweise scheinen die Opfer auch lebendig begraben worden zu sein, was man noch aus einer Koranstelle herauslesen kann (Sure 81,7 - 10), die einen vorislamischen Brauch verurteilt.

      Hekate ist sicherlich eine Nachfahrin dieser steinzeitlichen „starren nackten“ Göttin. Allerdings hat sich ihre Erscheinung im Laufe der Geschichte zweifellos an die Gegebenheiten angepasst; wir müssen insbesondere berücksichtigen, dass ursprünglich matrizentrische Vorstellungen in einen patriarchalen Kontext eingepasst wurden, was dazu führen kann, dass ursprünglich positive Eigenschaften negativ gewertet werden oder ursprünglich sinnvolle Symbole später nicht mehr richtig verstanden oder missdeutet werden. Wenn wir versuchen, Hekates Wesen provisorisch zu umreißen, ergibt sich ungefähr folgendes Bild:

      Hekate ist ein Aspekt der großen Erdgöttin. Die Erde steht für alles, was Form und Materie ist; da die weibliche Kraft im Universum die Gestaltgeberin ist, die die ursprünglich ungebundene Energie in eine Form bringt. Die Erde ist auch das Reich der Toten und der Ort der Wiedergeburt: Wenn etwas stirbt, existiert eine subtile Form des Lebewesens weiter, die in die „Unterwelt“ geht und dort aufgesucht oder beschworen werden werden kann. Schon zu Lebzeiten kann sich der subtile Körper von dem grobstofflichen Fleischkörper trennen und im Traum oder in СКАЧАТЬ