Kunstmord. Petra A. Bauer
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Название: Kunstmord

Автор: Petra A. Bauer

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783897730106

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СКАЧАТЬ waan doch noch ja nich fertich!»

      «War ja nicht das letzte Mal. Du weißt doch, dass es mir mit dir besonderen Spaß macht!» Alfons lächelte anzüglich, und Victor fühlte sich äußerst unwohl in seiner Haut.

      «Ich kann gerne ein andermal wiederkommen, wenn ich das junge Glück nicht störe.»

      Nach einem kurzen Moment der Überraschung fing Alfons schallend an zu lachen, trat einen Schritt zurück und deutete auf die Leinwand, die auf der Staffelei in der Mitte des Zimmers stand. Darauf war ein sitzender Akt abgebildet. Das Modell trug eindeutig die Züge jener Eva, die nun angezogen dem Ausgang zustrebte.

      «Na jut. Nächste Woche um dieselbe Zeit?»

      Alfons, noch immer grinsend, drückte der winzigen Blondine ein Geldstück in die Hand und gab ihr einen Abschiedskuss auf die Wange. «So machen wir es.»

      Eva schwirrte ab, nachdem Victor beiseitegetreten war, um sie vorbeizulassen.

      «So, nun komm doch mal rein, oder willste da draußen Wurzeln schlagen?»

      Victor betrat den Raum, der von einer schirmlosen Funzel erhellt wurde, die das bisschen Tageslicht verstärkte, das kurz unterhalb der Zimmerdecke durch die niedrigen Souterrainfenster schien. Die Wände waren eng mit Bildern behängt. Akte, Landschaften, Gebäude, Porträts – in Öl, in Aquarell, als Kohlezeichnung. In einer Ecke stand ein Tisch, der über und über mit Malutensilien vollgestellt war, ähnlich wie in Victors Dachkammer. Daran angelehnt diverse Keilrahmen.

      «Du hast also geglaubt, Eva und ich …» Alfons kicherte.

      «Du musst zugeben, dass euer Gespräch nicht ganz unzweideutig war.»

      «Stimmt. Und versucht habe ich es natürlich. Aber die Kleine lässt mich nicht ran. Nichts zu machen, die ist in festen Händen. Karl Kasulke. Ein Bär von einem Mann. Wo der hinhaut, wächst mit Sicherheit kein Gras mehr. Falls du auch Appetit bekommen haben solltest …»

      Alfons lachte schon wieder. Diesmal sehr anzüglich, und Victor fühlte sich immer unwohler. Vielleicht bekam er auch Beklemmungen von Alfons’ Atelier – er war nicht sicher.

      «Bier?» Alfons wartete keine Antwort ab, sondern ging durch eine schmale Tür und kam mit zwei geöffneten Flaschen Berliner Kindl zurück.

      Victor nahm ihm eine ab und trank einen tiefen Schluck, ungeachtet der frühen Stunde. Er blickte sich um, und sein Blick wanderte hoch zu den winzigen Fenstern. «Ist das nicht ein ungewöhnlicher Ort für ein Atelier?» Victor staunte über die schlechten Voraussetzungen, denn beim Malen brauchte man so viel Tageslicht wie irgend möglich.

      «Ich kann mir kein anderes Atelier leisten. Ich bin froh, dass ich überhaupt dieses Loch hier bezahlen kann.» Alfons zog den blauen Vorhang beiseite, der einen Teil des Raumes abteilte. Eine Matratze kam zum Vorschein sowie eine Kiste, aus der Kleidung herausschaute. In der Wand dahinter sah man die zugemauerte Türöffnung. Ganz offenbar war diese «Wohnung» einfach aus zwei ehemaligen Kellerverschlägen entstanden. Alfons lebte hier buchstäblich unter Tage.

      Victors Dachkammer war ihm schon so manches Mal wie ein Gefängnis vorgekommen, obschon es dort ausreichend Licht gab. Doch hier unten würde er es keine zwei Stunden aushalten! Eigentlich keine halbe, wenn er darüber nachdachte.

      An Gehen war jedoch zunächst nicht zu denken, denn Alfons präsentierte Victor seine Bilder. Eines nach dem anderen hielt er in die Höhe und erzählte in epischer Breite, was darauf zu sehen war, als würde er die Motive einem Blinden erklären. Victor versuchte einige Male, Alfons’ Redefluss zu stoppen, doch es gelang ihm nicht, also ergab er sich seufzend in sein Schicksal.

      Sein Blick blieb an einem dreiarmigen Kerzenständer hängen. Alfons bemerkte es. «Hässliches Ding, wa? Aber was soll ich machen? Es ist ein Erbstück, und immerhin spendet es zusätzliches Licht, wenn es hier unten zu duster wird oder wenn ich romantische Anwandlungen kriege.» Er hielt die nächste Leinwand hoch.

      Einige der Bilder waren geradezu geschmacklos, andere sehr ästhetisch. Am besten gefielen Victor die Stadtansichten, von denen Alfons auch einige in Öl gemalt hatte – darunter wieder Sacre Cœur.

      Doch Victors Blick wanderte immer wieder zu dem Bild auf der Staffelei. Das Fräulein Eva sah unschuldig und gleichzeitig verrucht darauf aus, was möglicherweise an der Federboa lag, die, in zarten Strichen gemalt, ihren Körper umschmeichelte. Allerdings sah sie nur so lange unschuldig aus, bis man den Blick nach unten auf die weit gespreizten Beine lenkte. Alfons hatte kein Detail ausgelassen, und Victor hielt die Hand mit der Bierflasche vor seinen Schritt, als er merkte, dass die Darstellung Wirkung zeigte.

      «Die gefällt dir, was? Aber sieh dich vor – ihr Verlobter kann wirklich ein rasender Stier sein, nach allem, was man so hört.»

      «Mir gefällt das, was ich auf der Leinwand sehe. Und soweit ich erkennen kann, hast du dort keinen Verlobten gemalt.»

      «Du hast ja Humor», feixte Alfons. «Auch wenn du das bisher gut versteckt hast!»

      Victor verzog das Gesicht. Er hatte es nicht spaßig gemeint.

      Aus Kappes Vorsatz, Klara zum Umzugsthema zu befragen, wurde nichts. Erst hatte er es vollkommen vergessen. Als es ihm im Bureau erneut eingefallen war, hatte er sich einen Notizzettel gemacht. Doch abends fand er keine ruhige Minute. Die Kinder waren ungewöhnlich laut und quengelig.

      «Die brüten bestimmt etwas aus», seufzte Klara.

      «Hoffentlich nichts Ernstes!» Kappe hatte am Tag zuvor gehört, dass ein Nachbarskind an Diphtherie erkrankt war, und seither waren seine heimlichen Ängste wiederauferstanden. Als er damals zur Volksschule ging, war sein Klassenkamerad Oskar an Kehlkopfdiphtherie gestorben. Ihm war die Luftröhre zugeschwollen, bis er keine Luft mehr bekam. Die Vorstellung, einem seiner Kinder könnte dieses grauenhafte Schicksal widerfahren und er könnte rein gar nichts dagegen unternehmen, schnürte Kappe fast die Kehle zu.

      Jedenfalls standen die Kinder mehrfach aus dem Bett auf, und der kleine Karl-Heinz rief bis nach Mitternacht immer wieder nach seiner Mama. Als endlich Ruhe eingekehrt war, war Klara so müde, dass sie gleich darauf ins Bett ging.

      Als Kappe sich endlich für die Nacht fertiggemacht hatte, hörte er nur noch ihre regelmäßigen Atemzüge. Leise legte er sich dazu und schlief ebenfalls rasch ein, doch gegen halb zwei drückte die Blase.

      Danach war er putzmunter. Der verdammte Kaffee! Gestern hatte er Gertrud Steiner gebeten, den Bureaukaffee ein wenig dünner zu machen, mit dem Erfolg, dass sie ihm mit beleidigter Miene etwas serviert hatte, das an gefärbtes Wasser erinnerte. Heute war sie wieder zur alten Gewohnheit zurückgekehrt und hatte den Kaffee so stark gebrüht, dass in der Brühe auch ein Hufeisen nicht untergegangen wäre. Und an einem Hufeisentag sollte man die letzte Tasse nicht zu spät trinken. Er schlief dann zwar abends meist trotzdem rasch ein, doch er schrak stets gegen zwei Uhr früh auf und lag wach, bis der Wecker um halb sechs gnadenlos zum Aufstehen bimmelte.

      Auch heute hatte er das Gefühl, immer wacher zu werden, denn zu viel ging ihm durch den Kopf. Klara schien in letzter Zeit mit ihren Gedanken ständig woanders zu sein. Sie war überhaupt nicht mehr bei der Sache. Neulich hatte sie ihm sogar einen falschen Knopf ans Hemd genäht und es nicht einmal gemerkt. Der Kaffee war alle, weil sie vergessen hatte, neuen zu kaufen.

      Kappe seufzte leise. Das dritte Kind war ganz offensichtlich zu viel gewesen. Der kleine Karl-Heinz war ein sehr fordernder Junge und saugte offenbar die letzte Kraft aus ihr СКАЧАТЬ