Kunstmord. Petra A. Bauer
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Название: Kunstmord

Автор: Petra A. Bauer

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

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isbn: 9783897730106

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СКАЧАТЬ ihrer Leibesfülle war sie nämlich erstaunlich flink.

      Seufzend sah Kappe noch einmal auf die Akte. Es ging um einen Einbruch in der Flemingstraße in Thiergarten. Die Gebrüder Sass waren mal wieder bei einem Einbruch überrascht und verhaftet worden.

      Seit 1927 führten die beiden Einbrecher, die aus ärmlichen Verhältnissen stammten, die Polizei schon an der Nase herum und genossen dabei in der Bevölkerung gewisse Sympathien, da sie das erbeutete Geld auch unter den Leuten verteilten. Wie einst Robin Hood nahmen sie von den Reichen und gaben es den Armen – behielten vermutlich jedoch auch etwas für sich. Dummerweise hatte man ihnen bisher nichts Konkretes nachweisen können, zumal die beiden sich inzwischen auch einen pfiffigen Anwalt leisten konnten.

      Offenbar hatten sich die Kollegen jedoch wieder auf die Lauer gelegt. Vielleicht war Franz und Erich Sass diesmal etwas nachzuweisen. Die Polizei hatte sich schon lange genug der Lächerlichkeit preisgegeben.

      Wie auch immer, die Akte war bei ihm falsch. Kappe machte sich auf den Weg, um sie den rechtmäßigen Bearbeitern zu bringen. Eine willkommene Ablenkung für ihn. Im Bureau grübelte er heute einfach zu viel.

      Die Frau sprach ihn an, als er gerade in die Studie zu einem Katzenbild vertieft war. Nicht, dass er Katzen besonders mochte, jedoch verkauften sich solche Bilder erstaunlich gut, und wollte er das Geld für Paris irgendwann zusammenbekommen, so musste er eben auf Kundenwünsche eingehen. Die eigentliche Kunst machte er nebenher, auch wenn ihn mitunter das Gefühl beschlich, dass er dafür kaum noch Zeit hatte.

      Er sah mürrisch von seiner Arbeit auf. Zumindest mürrischer, als er gewollt hatte, denn Kunden zu vergraulen lag nicht in seiner Absicht. Er hatte sie von weitem im Augenwinkel unter «blond und hübsch» abgebucht, nun jedoch, da sie nahe vor ihm stand, sah er, dass das Blond bereits von dünnen grauen Strähnen durchzogen war und sie sicher einmal noch hübscher gewesen war. Doch hatten sich einige Falten zum Teil schon tief in ihre Haut gefressen.

      «Hallo …», sagte sie, offenbar unschlüssig, was sie noch hinzufügen sollte.

      Er erwiderte den Gruß mit einem scheuen Lächeln. Vermutlich würde er sich nie an den Kontakt mit den Kunden gewöhnen, denn es waren ja Menschen, und Menschen, das wusste er, waren unberechenbar.

      Mitunter glaubte er, dass seine Mitmenschen einzig dazu auf der Welt waren, um Pläne zu durchkreuzen. Jemand nahm sich etwas vor, und ein anderer versuchte, ihn daran zu hindern, als sei dies alles Teil eines teuflischen Plans. Victor hasste diese Vorstellung, und doch schien sie ihm allzu wahr. So bemühte er sich, den Kontakt zu anderen so weit wie möglich zu vermeiden.

      Er suchte Verlässlichkeit, nichts durfte sich seinen Zielen in den Weg stellen. Menschen waren eine potenzielle Bedrohung, vor allem, wenn sie älter als fünf Jahre waren, obwohl er auch mit diesen kleinen Kerlchen schon üble Überraschungen erlebt hatte. Zum Beispiel der kleine Junge, der ihm Matsch auf ein fast fertiggestelltes Bild geworfen hatte. Die Mutter war schier untröstlich gewesen, doch bezahlt hatte sie den Schaden nicht.

      Was mochte die Frau jetzt wollen, die ihn aus großen blauen Augen forschend anstarrte? Mit einem Mal zuckte er zusammen. Konnte es sein, dass sie ihn aus Argwohn so ansah? Auch wenn er zuweilen nicht sehr an der Welt um ihn herum interessiert war,

      sofern er sie nicht malen oder zeichnen konnte, so war ihm doch nicht verborgen geblieben, dass Stimmen laut geworden waren, die all jene verteufelten, die nicht blond und blauäugig waren.

      Doch er schien sich in ihr geirrt zu haben.

      «Schöne Bilder, junger Mann. Man sieht die Leidenschaft darin.» Sie hielt inne, als erwarte sie eine Antwort auf ihre nicht gestellte Frage.

      Doch er lächelte nur. Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten, besann sich dann jedoch, mit der Grübelei aufzuhören. Vermutlich gefielen ihr tatsächlich einfach nur die Bilder. Weshalb war sie ihm dann aber so besonders aufgefallen?

      Am Wochenende kam Kappe endlich dazu, die Zeitungen der letzten Tage durchzublättern. Hier und da blieb sein Blick an einem Artikel hängen. Normalerweise las er kommentarlos, heute jedoch schüttelte er heftig den Kopf: «Jetzt wird unser schöner Sportpalast schon wieder für eine Kundgebung dieser NSDAP genutzt! Machen die das jetzt jeden Monat?»

      «Was haben die denn wohl zu verkünden?», wollte Klara wissen.

      «Dieser Hitler und der andere da, Joseph Goebbels, reden über ‹Raum für unser Volk›. Und ich fürchte, sie meinen nicht, dass wir neue Wohnungen bauen sollen.»

      «Was wollen die eigentlich?»

      «Das wüsste ich auch gerne. Bisher habe ich nur mitbekommen, was sie nicht wollen: Juden und Menschen aus anderen Ländern. Am liebsten würden sie wohl auch noch verbieten, dass jeder sagen darf, was er denkt. Aber zum Glück können selbst die das nicht verhindern.»

      «Dafür müssten sie überhaupt erst mal an der Regierung sein. Und es wird ja wohl niemand so dumm sein, die zu wählen!»

      «Dein Wort in Gottes Ohr, Klärchen. Aber vergiss nicht: Mit der Dummheit der Menschen sollte man immer rechnen. Es gibt ja offenbar Leute, die es gut finden, was die NSDAP zu sagen hat,

      sonst würden sie ihre Kundgebung in einer Eckkneipe abhalten und nicht im Sportpalast. Da passen immerhin rund zehntausend Menschen hinein. Wir werden ja sehen, wie die im September bei den Reichstagswahlen abschneiden.»

      «Wenn ich ehrlich bin, mag ich über solche Dinge gar nicht nachdenken. Es gibt doch auch so schon genug Probleme. Ich mache mir lieber schöne Gedanken.»

      «Bist du deshalb in letzter Zeit so zerstreut?»

      Klara öffnete den Mund zu einer Antwort, als die Kinder in die Küche stürmten.

      «Papa, dürfen wir rausgehen?»

      Hartmut und Gretchen hatten ihre Sonntagssachen an. Einmal hatte er ihnen erlaubt, damit spielen zu gehen, und sich Klaras Zorn damit zugezogen. Die Kinder waren verdreckt wie die Ferkel wieder nach Hause gekommen. Er hatte aber auch keine Lust, ihnen zu sagen, dass sie sich umziehen sollten. Eigentlich hatte Kappe zu gar nichts Lust. Die Hitze machte ihn träge, und er hätte lieber noch weiter Zeitung gelesen. Auch Klara sah müde aus, doch zu seiner Überraschung schlug sie einen gemeinsamen Spaziergang vor.

      «Och, nöööööö», maulten Hartmut und Gretchen im Chor. Karl-Heinz stimmte mit ein, vielleicht, weil es so lustig klang.

      «Wir könnten uns ein wenig in der Stadt umschauen.» Die Stadt, damit war das Zentrum von Berlin gemeint. Wenn man so weit am Rand wohnte, war es fast schon eine längere Reise bis ins Innere Berlins.

      Das fanden die Kinder schon besser.

      Kappe sagte nichts und fügte sich in sein Schicksal, weil er Klara nicht verärgern wollte.

      Es dauerte einige Zeit, bis sie endlich los konnten. Karl-Heinz nahmen sie in der Karre mit, weil der Kleine vom Herumrennen meist irgendwann müde wurde. Und inzwischen war er zu schwer, um ihn weite Strecken zu tragen. Sie fuhren bis zum Thiergarten, wo sie auf andere Ausflügler stießen, die das schöne Wetter genossen.

      In der Nähe der Thiergartenschleuse standen einige Künstler und boten ihre Bilder dar. Der eine oder andere zeichnete währenddessen an neuen Werken.

      «Schau mal, Mama, die süßen Katzen!» Gretchen lief auf einen der Künstler zu, einen ernsten dunkelhaarigen Mann, der diverse Leinwände СКАЧАТЬ