Deep Purple. Jürgen Roth
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Название: Deep Purple

Автор: Jürgen Roth

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854454144

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СКАЧАТЬ und zurück im selben Bus saß wie Ian Gillan) kostete zehn Shilling – die sich Ritchie Blackmore sparte, indem er immer mal wieder „zufällig vorbeikam“ oder auf der Türschwelle wartete, zusah und beiläufig nach ein paar Tips fragte.

      „Jim spielte erst gute zwei Jahre und war auf einen Schlag der beste Gitarrist in England“, schwärmte Ritchie rückblickend von Sullivan. „Ich dachte, ich komme gut voran, bis ich ihn gesehen habe. Ich glaube, er hatte es ziemlich satt, daß ich ständig bei ihm rumhing, aber ich habe eine Menge von ihm gelernt.“ Die wichtigste Lektion, die ihm Sullivan mit auf den Weg gab, lautete: Die Soli anderer Gitarristen nachspielen wie ein Papagei, das kann jeder. Ein großer Gitarrist erschafft seine eigenen. „Man“, sagte Blackmore in den neunziger Jahren, „hat mir früh eingeschärft: ‚Was immer du auch machst, übernimm nicht jeden Stil aus dem Lehrbuch. Finde zu deinem eigenen Stil, und halte dich so oft wie möglich daran!‘ Das war damals ein guter Rat, denn ich versuchte, alles in jedem nur möglichen Stil zu spielen. Und, lachhaft genug, als ich mit dem Rock ’n’ Roll anfing, habe ich genau das getan – mein Spiel vereinfacht. Ich hörte auf, meine Finger zu gebrauchen, und spielte mit dem Plektrum“ – nicht immer, wie wir noch hören werden.

      Die Profikarriere mit Mike Dee & The Jaywalkers kam nicht so gut voran wie erhofft. Die Band fuhr zwar nicht nur am Wochenende die Autobahn M1 rauf und runter (in einem Bedford-Bus ohne Heckklappe, in dem es folglich, wie sich Ritchie erinnert, „saukalt“ war), spielte, wo immer man sie ließ, und nahm sogar für Decca eine Single auf („My Blue Heaven“). Aber die Platte blieb unveröffentlicht, und auch eine Umbenennung in The Condors half nicht weiter. Als Screaming Lord Sutch 1962 wieder nach einem Gitarristen für seine Savages suchte, war sich Ritchie nicht zu schade, ein zweites Mal vorzuspielen (einer seiner Konkurrenten war Pete Townshend). Diesmal bekam er den Job – und den Spitznamen „Bluebell“, ob wegen seiner bevorzugten Kleidungsfarbe oder als Anspielung auf die gleichnamige Dampfeisenbahngesellschaft, deren berühmteste Lokomotive den Namen „Blackmore Vale“ trägt, wissen wir nicht.

      Sechs Monate lang zog der lärmende Wanderzirkus durchs Land, wobei Blackmore zwangsweise lernte, seine Schüchternheit zu überwinden: Vor Auftrittsbeginn versammelte sich die Truppe unbemerkt am Ende der Halle und rannte kreischend durchs Publikum in Richtung Bühne. Dort verhielt sich ­Ritchie dann anfangs eher ruhig. „Ich war so dürr wie ein Besenstiel, trug nur einen Lendenschurz und hielt die Gitarre deswegen immer so, daß man meine hervortretenden Knochen nicht sah.“ Sänger Sutch indes packte seinen Gitarrenhals, schrie: „Los, beweg dich!“, und zerrte den klapprigen Jungen zur Belustigung des Publikums quer über die Bühne. Irgendwann klappte der Trick auch ohne Leine. „Wir kamen großartig an“, erinnert sich Schlagzeuger Carlo Little, der fünf Jahre später mit Jon Lord bei den Flowerpot Men spielen sollte. ­„Ritchie war wunderbar. Er rannte in der Gegend herum, daß den Leuten der Mund offenstand.“ Blackmore selbst sah die Sache später etwas nüchterner: „Anfangs wußte ich gar nicht, was da passiert. Wir spielten ‚Jack The Ripper‘, und Sutch ließ sich in einem Sarg auf die Bühne tragen. Der Kerl ist total verrückt, dachte ich, ich muß hernach mit ihm heimfahren, und er sitzt am Steuer! Aber Sutch hat mir in Sachen Showmanship viel beigebracht: von der Bühne zu springen, Verstärker anzuzünden, in einem Leopardenfell rumzulaufen.“

      Gewisse Grundzüge des späteren Blackmoreschen Auftrittskonzepts werden schon hier sichtbar: „Von Sutch habe ich gelernt, daß du dich wie ein Irrer aufführen kannst, und die Leute finden das toll. Es ist eine Show, die totale Maskerade. Wenn du anfängst, dich ernst zu nehmen, und dich in ein Schneckenhaus verkriechst, kriegt das Publikum das mit.“ – „Als Ritchie kam, wollte er bloß Gitarre spielen“, bestätigte der „Lord des Polit-Irrsinns“ (Ralf Sotscheck) himself kurz vor seinem Freitod 1999, „aber man merkte, daß er darauf brannte, den Wahnsinn mitzumachen, und als er ging, war er absolut durchgedreht. Jahre bevor irgend jemand was von Pete Townshend hörte, hat Ritchie schon sein Zeug zu Klump geschlagen. Außerdem war er der beste Gitarrist in der ganzen Szene. Die Leute fuhren meilenweit, um zu sehen, wie er seine Soli spielt.“

      Sutchs Produzent Joe Meek – dessen Hang zu okkulten Praktiken ihn mit dem jungen Gitarristen und dessen deutscher Gattin Margaret verband – verzichtete während Ritchies erstem halbem Jahr mit der im Studio weniger beeindruckenden Band darauf, Platten aufzunehmen, ließ sie lieber touren und Geld verdienen – und konzentrierte sich auf ein anderes Projekt: The Outlaws, eine seiner Hausbands, die auf praktisch all seinen Solistenproduktionen zu hören war und die er mit neuen Männern an Schlagzeug und Gitarre beiläufig nun auch selbst groß herauszubringen gedachte. Ende 1962 spielte Ritchies alter Kumpel Mick Underwood bei Meek vor, bekam den Zuschlag und holte den ehemaligen Mit-Dominator Blackmore ins Boot – als Ersatz für Roger Mingay übrigens.

      „Wir spielten fünf oder sechs Sessions am Tag“, sagt Mick Underwood. „Um zehn ging’s los, bis sieben Uhr abends, und Meek schob einen nach dem anderen rein und wieder raus“ – Tom Jones, Glenda Collins, Deke Arlon, Mike Berry, Freddie Starr, Davy Kay, John Leyton und der britische Rock-Heino Heinz (Burt, Exmitglied der Tornados) waren nicht die einzigen, deren Plattencovers eigentlich den Schriftzug „& The Outlaws“ hätten tragen müssen. Meek, der wie so mancher Produzentenkollege den Fehler begangen hatte, die Beatles abzulehnen, überflutete nun die Plattenläden mit Beatles-Klonen wie The Honeycombs, und auch hier hieß der Gitarrist auf den Massen von Singles, die aus seinem improvisierten und vollständig zugemüllten „Badezimmer“-Studio über einem Laden in der Holloway Road herausrollten, stets Ritchie Blackmore. Zumindest meistens; da Meek bei seinem Selbstmord 1966 ein unübersehbares Chaos hinterließ, ist es unmöglich, die einzelnen Aufnahmen aus seinem Studio genau zuzuordnen.

      Die Fließbandarbeit war für Blackmore genau das Richtige. So war er es seit früher Jugend gewöhnt, und zudem lernte er durch die eiligen Sessions, sauber und diszipliniert zu spielen: „Bei solchen Jobs kannst du dir irgendwelche Lässigkeiten nicht erlauben. Die sagten zu mir: ‚Spiel diese Melodie!‘ Weil ich aber keine Noten lesen konnte, war ich völlig durcheinander. Ich konnte mir anfangs absolut keine Melodien merken.“ Wenig förderlich sind der Konzentration des weiteren gewisse exzentrische Eigenheiten der Meek-Stars: „Es braucht einiges, um mich zum Lachen zu bringen, aber Freddie Starr ist es gelungen. Als ich gerade ein Solo spielte, ließ er seine Hose runter und versuchte, mir sein Ding ins Ohr zu stecken. Natürlich hab’ ich mich dabei verspielt.“

      Auch auf der Bühne waren The Outlaws oft nur Begleiter, allerdings für hochkarätige Namen. Mit Jerry Lee Lewis und Gene Vincent tourten sie durch Großbritannien und Deutschland, wo der achtzehnjährige Blackmore sich sofort „wie zu Hause“ fühlte, weil er den Eindruck hatte, daß die Deutschen „härter arbeiten, härter spielen und härter trinken“ als die „langweiligen“ Engländer. Vincent, selbst kein Nachtwächter, wurden die Eskapaden der jungen Rabauken zuviel, und nachdem sie (angeblich) seine Garderobe demoliert und sämtliche Möbel entfernt sowie seinen Mikroständer mit alten Wurstsemmeln „dekoriert“ hatten, schmiß er die Band raus.

      Er blieb nicht der einzige. Als der ABC-Tanzsaal in Blackpool den Rowdies im Cowboykostüm Auftrittsverbot erteilte, wurden auch andere Clubbesitzer hellhörig und vorsichtig, und manche Veranstalter zahlten lieber Konventionalstrafen, als ihre Verträge einzuhalten. „Einmal wäre ich fast für ein paar Monate im Gefängnis gelandet“, klagt Blackmore. „Egal wohin wir kamen, es wartete überall schon die Polizei auf uns, weil sie wußten, daß wir Ärger machen würden. Die Outlaws waren wirklich wild. Wenn wir in irgendeinem Club spielten, hauten wir den Laden zusammen. Wir haben viele Rechnungen bezahlt und sind nicht oft noch mal engagiert worden.“ Es half wenig, die Späßchen von den Hallen weg auf die Straße zu verlegen. Ritchies Idee, Eier, Tomaten und Vier-Pfund-Mehltüten mit Katapulten aus dem Auto auf Passanten – „am liebsten alte Frauen in Rollstühlen“ (Blackmore) – zu schießen, die in artigen Schlangen, wie sie jeder aus dem Englischlehrbuch kennt, an Bushaltestellen warteten, und bei etwaigen Beschwerden die Telephonnummer eines Tonstudios zu hinterlassen, war nur so lange lustig, bis eines Tages die Polizei im Studio auftauchte und die Band dort tatsächlich antraf. Später übrigens stieg er manchmal auch auf eine Steinschleuder СКАЧАТЬ