Der Dreißigjährige Krieg. Ricarda Huch
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Название: Der Dreißigjährige Krieg

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962818555

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СКАЧАТЬ oder dass, im Win­ter, die rei­chen Ve­ne­zia­ner, die in Pa­dua Pa­läs­te be­sa­ßen, in Ka­ros­sen oder Sänf­ten oder auch zu Pfer­de hier spa­zier­ten. Ar­go­li brach­te einen großen Teil des Ta­ges da­mit zu, den Leu­ten zu­zu­se­hen und sich über sie zu be­lus­ti­gen, in­dem er sie mit dem Ge­wim­mel von Ma­den auf ei­nem fau­len Käse ver­glich, die über­ein­ge­kom­men wä­ren, sich und ih­ren Wohn­ort für et­was Wich­ti­ges und Dau­er­haf­tes aus­zu­ge­ben.

      Ob nicht ein Ge­wit­ter im An­zu­ge sei? frag­te Wal­len­stein, nach dem duns­ti­gen Ho­ri­zont bli­ckend. Nein, sag­te Ar­go­li, noch acht Tage, so­lan­ge Ju­pi­ter den Him­mel be­herr­sche, wer­de die At­mo­sphä­re den ent­zünd­li­chen Stoff ein­sau­gen und ver­til­gen; her­nach, wenn sie über­la­den sei, wer­de es mit furcht­ba­rer Ge­walt aus­bre­chen. Es moch­te in ent­fern­ten Re­gio­nen ein star­ker Wind le­ben­dig sein; denn wäh­rend die Wip­fel der Pla­ta­nen um den Platz her­um un­be­weg­lich schweb­ten, eil­te dunkles Ge­wölk un­s­tet durch den blau­en Him­mel. Etwa um die zehn­te Stun­de tra­ten die Ster­ne her­vor, und bald dar­auf zeig­te Ar­go­li sei­nem Schü­ler die auf­blit­zen­de Kro­ne des Ju­pi­ter. »Seht«, sag­te er, »Wol­ken und Ster­ne du­cken sich vor dem glück­li­chen Licht, wie wenn ein Kö­nig un­ter sie ge­tre­ten wäre.« Wal­len­stein, wel­cher wuss­te, dass die­ser Pla­net sei­ne Ge­burts­stun­de be­herrscht hat­te, be­trach­te­te ihn auf­merk­sam, der mit dem Feu­er des wei­ßen Sa­phirs, wie eine Ewi­ge Lam­pe in der mar­mor­nen Rotun­de ei­nes Do­mes, den Raum durch­glänz­te. So blieb es je­doch nur kur­ze Zeit, dann sam­mel­ten sich die Wol­ken, die die Fes­tung des Lich­tes ver­geb­lich be­rannt und sich zer­streut hat­ten, in dich­teren Hau­fen und schwol­len lang­sam über den Wes­ten, das Strah­len­reich fast ganz mit Fins­ter­nis be­de­ckend. »Das Glück be­güns­tigt nur mei­nen An­fang«, sag­te Wal­len­stein; »oder ist es der Tod, der mei­ne Lauf­bahn früh ab­schnei­det?« Ar­go­li ant­wor­te­te nicht, son­dern blick­te in tie­fen Ge­dan­ken auf das ste­tig sich ver­än­dern­de Bild des be­weg­li­chen Him­mels. Sich nach Nor­den wen­dend, sah er, dass dicht über dem Ho­ri­zont eine graue Dunst­mau­er sich ge­bil­det hat­te, in der es wet­ter­leuch­te­te; es sah aus, als stie­ße eine Schlan­ge ihre lech­zen­de Zun­ge über das Ufer ei­nes Mee­res. »Ihr wer­det hoch stei­gen, hoch, hoch«, sag­te Ar­go­li sin­nend; »aber das Ende wird vor der Zeit kom­men. Es ist eine jähe Bahn. Die Kraft, die der See­le mit­ge­teilt wur­de, ver­teilt sich nicht ge­las­sen über das Da­sein, son­dern ver­dich­tet und staut sich und er­wirkt mit hit­zi­gem Re­gi­ment hit­zi­ges Wi­der­stre­ben; wie sie das Le­ben ver­schlingt, so wird das Le­ben sie ver­schlin­gen.« Er blick­te for­schend in das schma­le, gelb­lich­blas­se Ge­sicht des ihm ge­gen­über­sit­zen­den Man­nes, des­sen in schön ge­wölb­tem Hohl sich ver­ber­gen­de graue Au­gen mit vor­sich­tig zu­rück­ge­hal­te­ner Gier auf ihm ruh­ten. »Dass ich sterb­lich bin, weiß ich«, sag­te Wal­len­stein; »habt kei­ne Scheu, mir mit­zu­tei­len, was Ihr wisst, wenn der Be­scheid auch bit­ter ist.« Noch wis­se er gar nichts, ent­schul­dig­te sich Ar­go­li eif­rig, er müs­se nun Mes­sun­gen und Be­rech­nun­gen an­stel­len, aus de­nen er das Er­geb­nis zie­hen wer­de; am nächs­ten oder dar­auf­fol­gen­den Tage sei er be­reit, Wal­len­stein aus­führ­li­che Aus­kunft zu ge­ben.

      Als Wal­len­stein am nächs­ten Tag um die Mit­tags­zeit sich bei Ar­go­li ein­fand, zier­te die Mit­te der Ta­fel ein aus­ge­stopf­ter Ad­ler, in des­sen of­fe­nem Schna­bel eine Zitro­ne be­fes­tigt war. Es hät­te, sag­te Ar­go­li, mit lis­ti­gem Blick lä­chelnd, eine Oran­ge sein sol­len, doch sei ja, wie Wal­len­stein wohl wis­se, die­se Frucht eben nicht zei­tig; so habe er denn die läng­li­che Zitro­ne als un­ge­nü­gen­des Sym­bol des Erd­balls be­nüt­zen müs­sen. »Das soll nicht be­deu­ten«, fuhr er fort, »dass ich Euch als Cäsar grü­ße; denn des Wor­tes ›Kai­ser‹ will ich mich nicht be­die­nen, um selbst zwi­schen uns bei­den nichts aus­zu­spre­chen, was wie ein An­griff auf die hei­li­ge Ma­je­stät klän­ge.« Aber wenn auch nicht Kai­ser, wer­de er doch dem Kai­ser gleich sein. Tri­umph blitz­te aus Wal­len­steins dunklem Ge­sicht, und er wur­de im­mer auf­ge­räum­ter, je mit­teil­sa­mer Ar­go­li un­ter dem Es­sen sich zeig­te. Vom Os­ten kom­me ihm Ruhm und Ehre, sag­te Ar­go­li un­ter an­derm, dort wer­de der Schau­platz sei­ner Sie­ge sein. Er wer­de den Thron des Sul­tans um­stür­zen und das alte Reich von By­zanz СКАЧАТЬ