Der Dreißigjährige Krieg. Ricarda Huch
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Название: Der Dreißigjährige Krieg

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962818555

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СКАЧАТЬ See­räu­ber­volk, das man Us­ko­ken nann­te und das un­ter dem Schut­ze der Erz­her­zö­ge von Stei­er­mark ein aben­teu­ern­des, ge­fähr­li­ches We­sen trieb. Häu­fig ka­men nun die Us­ko­ken in Streit mit der be­nach­bar­ten Re­pu­blik Ve­ne­dig, die die Herr­schaft im Adria­ti­schen Mee­re aus­üb­te und be­an­spruch­te und der die Aben­teu­rer zwar nicht ernst­lich Trotz bie­ten, die sie aber durch Über­fall, Raub und Mord emp­find­lich schä­di­gen konn­ten. Da Fer­di­nand auf die Kla­gen Ve­ne­digs die Schul­di­gen nur dem Schei­ne nach be­straf­te, in Wirk­lich­keit aber be­schirm­te, kam es zum Krie­ge zwi­schen ihm und der Re­pu­blik, in den sich auch Matt­hi­as mit hin­ein­zie­hen ließ, sehr zum Är­ger Khlesls, der Fer­di­nand ver­geb­lich zum Nach­ge­ben hat­te be­stim­men wol­len. Sei­ner An­sicht nach war Fer­di­nand im Un­recht, da er mit See­räu­bern ge­mei­ne Sa­che ma­che; über­haupt aber, sag­te er, sei über­all so viel ent­zünd­li­cher Stoff auf Weg und Steg ver­steckt, dass je­des Feu­er, ir­gend­wo auf­ge­gan­gen, einen all­ge­mei­nen, nicht mehr zu lö­schen­den Brand er­re­gen kön­ne, und man müs­se des­halb den Frie­den zu er­hal­ten su­chen und kei­ne Fun­ken flie­gen las­sen.

      Na­ment­lich dem Erz­her­zog Ma­xi­mi­li­an wur­de es im­mer un­leid­li­cher, sich über­all von der Macht und Pracht Khlesls über­trumpft und aus­ge­sto­chen zu fin­den. Da er selbst ein spar­sa­mer Haus­wirt war und doch nie­mals mit sei­nen Ein­künf­ten reich­te, wurm­te es ihn über alle Ma­ßen, wenn er die mit sechs Pfer­den be­spann­te Ka­ros­se des Bi­schofs da­her­fah­ren sah, oder den mit Zo­bel ge­füt­ter­ten Man­tel, den er im Win­ter trug, und die Kra­gen von feu­er­ro­ter und vio­let­ter Sei­de, auf de­nen die gel­be Far­be sei­nes Ge­sich­tes häss­lich her­vor­trat. Nicht nur wuss­te Khlesl ge­schickt sei­ne Ein­künf­te zu ver­meh­ren, son­dern er be­zog auch von vie­len Sei­ten, na­ment­lich von Spa­ni­en, rei­che Pen­sio­nen und half dem not­lei­den­den Kai­ser oft mit klei­nen Sum­men aus. So­gar sei­ne Die­ner konn­ten als Her­ren auf­tre­ten, denn ohne sie zu be­ste­chen, ge­lang­te nie­mand zu ihm. Schon seit Jah­ren sprach man da­von, dass der ehr­gei­zi­ge Bi­schof nach der Kar­di­nals­wür­de stre­be, und nun hieß es, der Papst kön­ne dem Wun­sche des um die Kir­che so hoch­ver­dien­ten Man­nes nicht län­ger wi­der­stre­ben. Voll In­grimm glaub­te Ma­xi­mi­li­an wahr­zu­neh­men, wie er den Kopf be­reits hö­her auf­wer­fe und sich in Klei­dern und Ge­bär­den pfau­en­haf­ter sprei­ze als sonst, und es schi­en ihm kei­ne Zeit mehr zu krum­men We­gen zu sein. Ent­schlos­sen leg­te er Matt­hi­as sei­ne und Fer­di­n­ands un­um­stöß­li­che For­de­run­gen vor: Fer­di­nand müs­se durch­aus so bald wie mög­lich in den Er­b­lan­den und im Rei­che zum Nach­fol­ger ge­wählt wer­den. Ein Kur­fürs­ten­tag müs­se aus­ge­schrie­ben und die Kur­fürs­ten zur Wahl ver­an­lasst wer­den; mach­ten die Evan­ge­li­schen Ein­wän­de oder er­schie­nen sie nicht, so müs­se die Wahl ohne sie vor­ge­nom­men wer­den. Da­mit dem un­ge­wöhn­li­chen Ver­fah­ren Nach­druck ge­ge­ben wer­den kön­ne, müs­se Matt­hi­as un­ver­züg­lich ein Heer rüs­ten, dann kön­ne es ihm nicht feh­len. Nach ei­ni­gem Sträu­ben und Weh­kla­gen gab Matt­hi­as nach, so­dass Ma­xi­mi­li­an schon den Sieg da­von­ge­tra­gen zu ha­ben glaub­te.

      Plötz­lich je­doch nahm die Sa­che eine ganz an­de­re Wen­dung: Das Me­mo­ri­al, in wel­chem Ma­xi­mi­li­an sei­ne For­de­run­gen auf­ge­zählt und be­grün­det und wel­ches er der kai­ser­li­chen Kanz­lei ein­ge­reicht hat­te, war auf un­er­klär­li­che Wei­se in die Hän­de der Evan­ge­li­schen ge­ra­ten, die sich nun bei­zei­ten ge­gen die de­spe­ra­ten An­schlä­ge zur Wehr set­zen konn­ten. Es litt bei Ma­xi­mi­li­an kei­nen Zwei­fel, dass Khlesl der Ur­he­ber die­ses Ver­ra­tes sei, und er be­schloss die Nie­der­la­ge mit den äu­ßers­ten Mit­teln zu rä­chen. Sein Hass nahm zu, als eine päpst­li­che Ab­ord­nung dem Bi­schof die Er­nen­nung zur Kar­di­nals­wür­de über­brach­te, wo­durch der Bäckers­sohn zum Ran­ge der Erz­her­zö­ge er­ho­ben wur­de. Khlesl ver­fehl­te nicht, dies sei­ne Fein­de auf glimpf­li­che Art mer­ken zu las­sen, wenn er auch üb­ri­gens gern bei­läu­fig er­wähn­te, dass er kei­nen Wert auf äu­ßer­li­che Aus­zeich­nun­gen lege.

      Von der Aus­füh­rung des schar­fen Pla­nes, den Ma­xi­mi­li­an aus­ge­heckt hat­te, konn­te nun kei­ne Rede mehr sein, im Ge­gen­teil galt es am Hofe von Dres­den die ver­trau­li­che Stim­mung wie­der her­zu­stel­len, des­sen reichs­treue Po­li­tik durch das arg­wöh­ni­sche Me­mo­ri­al ein we­nig er­schüt­tert war. Des­halb wur­de ein Be­such des Kai­sers Matt­hi­as und sei­nes Nef­fen Fer­di­nand in Dres­den ver­ein­bart, bei wel­cher Ge­le­gen­heit die Grund­la­gen künf­ti­gen Zu­sam­men­hal­tens be­spro­chen wer­den soll­ten.

      Dies war aus vie­len Grün­den eine schwe­re An­ge­le­gen­heit für Matt­hi­as, den bald Gicht, bald Ma­gen­schwä­che und Ver­dau­ungs­be­schwer­den plag­ten und der un­zäh­li­ge Übel für sei­ne Ge­sund­heit aus dem müh­se­li­gen Rei­se­ge­schäft und dem am säch­si­schen Hofe üb­li­chen Voll­sau­fen her­vor­ge­hen sah. Fer­ner wur­de er durch Fer­di­nand drang­sa­liert, weil der die Rei­se ohne Khlesl ma­chen woll­te, den Matt­hi­as ge­ra­de bei die­sem An­lass, wo wich­ti­ge Din­ge ver­han­delt wer­den soll­ten, nicht von sich las­sen woll­te und der auch selbst gar nicht dar­auf ver­zich­tet hät­te. In sei­nem er­fin­de­ri­schen Kopf hat­te Khlesl sich aus­ge­dacht, wie die­ser Be­such zum Bes­ten sei­ner Po­li­tik aus­zunüt­zen sei. Es hat­te näm­lich Erz­her­zog Fer­di­nand sei­ne kränk­li­che bay­ri­sche Ge­mah­lin in­zwi­schen durch den Tod ver­lo­ren, und bei ei­ner neu­en Ver­bin­dung konn­te der Aus­gleich mit den Evan­ge­li­schen etwa mit be­rück­sich­tigt wer­den. Wenn Fer­di­nand die Wit­we des ver­stor­be­nen Kur­fürs­ten Chris­ti­an hei­ra­te­te und also die künf­ti­ge Kai­se­rin evan­ge­lisch wäre, so, dach­te Khlesl, könn­te dies als ein schö­nes Sym­bol des her­ge­stell­ten Ein­ver­ständ­nis­ses im neu­ge­ei­nig­ten Rei­che aus­ge­deu­tet wer­den und recht wohl auf die bei­der­sei­ti­ge Hal­tung Ein­fluss ge­win­nen. Frei­lich war es un­ge­wiss, ob der aus­schwei­fen­de Ge­dan­ke die päpst­li­che Bil­li­gung fin­den wür­de; aber viel­leicht kam ihm die An­mut der dä­ni­schen Fürs­tin, die be­reits eine feu­ri­ge, wenn auch ver­geb­li­che Lie­bes­nei­gung in dem Land­gra­fen von Hes­sen-Darm­stadt ent­zün­det hat­te, zu Hil­fe, was be­son­ders bei Fer­di­n­ands leicht ent­flamm­ba­rem Tem­pe­ra­ment nicht un­mög­lich war.

      Nach­dem zu­vor Fer­di­n­ands Krö­nung zum Kö­nig von Böh­men voll­zo­gen war, wur­de die Rei­se an­ge­tre­ten, und zwar so, dass die letz­te Stre­cke bis Dres­den zu Schiff auf der Elbe ge­macht wur­de. An der Gren­ze be­will­komm­ne­te der Kur­fürst die Ös­ter­rei­cher in fest­li­cher Wei­se durch eine Was­ser­jagd, in­dem das Wild durch Trei­ber und Hun­de in den Fluss ge­hetzt und dort von den in ih­ren Schif­fen be­find­li­chen Gäs­ten er­legt wur­de.

      Fer­di­nand ge­noss die dar­ge­bo­te­nen Lust­bar­kei­ten, die für den Kai­ser meis­ten­teils be­schwer­lich wa­ren, in vol­len Zü­gen. Er hat­te zwar von Khlesls Hei­rats­plan nichts wis­sen wol­len, freu­te sich aber doch auf die Be­kannt­schaft der schö­nen Wit­we und wur­de denn auch durch ihr frei­es An­lä­cheln und rät­sel­haf­tes Bli­cken so­fort be­zau­bert. Er fand, dass sie viel fei­ner und klü­ger zu re­den wuss­te als sei­ne Schwes­tern oder sei­ne ver­stor­be­ne СКАЧАТЬ