Rivalinnen - Schweden-Krimi. Åsa Nilsonne
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Название: Rivalinnen - Schweden-Krimi

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Monika Pedersen

isbn: 9788726445114

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СКАЧАТЬ der Masse leiten und wurden in einem kompakten Strom vorangetrieben, der nicht auf den Versuch der Autos achtete, sich einen Weg zu bahnen. Die Fußgänger betrachteten die Autofahrer mit freundlicher Nachsicht und einer gewissen Schadenfreude ‒ heute sind wir an der Reihe, heute haben wir die Übermacht, heute musst du einfach warten! Die Autofahrer schienen die Lage zu akzeptieren, sie hupten nicht und drängelten auch nicht.

      Das Schweigen steigerte Monikas Anspannung noch. Sie brauchte ohnehin immer lange, um sich an neue Menschen zu gewöhnen, und Idriss gegenüber fühlte sie sich so unsicher, wie ihr das schon lange nicht mehr passiert war. Weshalb sie sich dummerweise noch mehr über ihn ärgerte. Es half auch nichts, dass sie einsah, wie unsinnig sie sich verhielt.

      Endlich lag das ärgste Gedränge hinter ihnen. Sie fuhr durch den Strandväg und versuchte durch das Betrachten der Häuser auf andere Gedanken zu kommen.

      Östermalm war der Teil der Innenstadt, der sie am wenigsten interessierte. Sie fand die Straßen zu breit und zu leer, die Häuser zu aufdringlich, die Mehrzahl der Verbrechen zu ausgefeilt. Sie konnte kaum verstehen und noch weniger verzeihen, dass Gewerkschaftsbonzen und Künstler plötzlich, wenn sie zu Geld kamen, in eine so genannte bezaubernde Jugendstilwohnung in Östermalm zogen, als weise ihr bisheriges Wohnviertel irgendeinen Makel auf, weshalb man von dort fortzog, sobald man es sich leisten konnte. Monika selbst wäre natürlich gern aus ihrem Vorort nach Kungsholmen gezogen, aber sie empfand das nicht als illoyal, da sie Zeit genug gehabt hatte, um diesen Stadtteil sehr genau kennen zu lernen.

      Sie fand den Weg zur Storgata ohne Probleme. Nummer 12 erwies sich als prachtvolles, ansprechend hell gehaltenes Eckhaus, von dem sie trotz seiner Lage einfach hingerissen war, und obwohl es von allem ein wenig zu viel hatte, wie eine Zwölfjährige, die eben anfängt, sich zu schminken.

      Sie stellten den Wagen vor dem 7-Eleven-Kiosk gegenüber ab. Wäre Mikael dagewesen, hätte Monika gesagt, dass bald jeder Winkel in der Stadt einen rund um die Uhr geöffneten Kiosk haben würde, wo man Kaffee, Schnellmahlzeiten und Grundnahrungsmittel zu einem übertriebenen Preis kaufen konnte, jetzt aber fürchtete sie, dass sie sich übellaunig und quengelig anhören könnte, und deshalb schwieg sie auch weiterhin.

      Die Haustür war nicht ganz so reich verziert wie das übrige Haus. Es war eine solide Tür aus dunklem Holz mit großen, geschliffenen Glasfenstern. An der Wand gegenüber war eine kleine Tafel angebracht, die die Gäste darüber informierte, dass das Haus in den Jahren 1905 bis 1906 errichtet und vom Architekten Sam Kjellberg entworfen worden war. Diesen Namen kannte Monika, und sie fragte sich, ob Sam noch weitere Häuser hinterlassen hatte, die so strikt gegen das Gebot, nur ja nie aufzufallen, verstießen wie dieses hier.

      Durch die Glasscheiben war eine leere und einfarbige Eingangshalle mit zwei weiteren Türen zu sehen, die wie die elegantere Antwort auf die Haustür wirkten. Sie gaben den Türcode ein, durchquerten die Eingangshalle und erreichten einen der scheußlichsten Fahrstühle, die Monika seit langem gesehen hatte. Ein grüner Blechkasten, der offenbar als Notlösung während einer akuten Fahrstuhlkrise aufgebaut und niemals wieder ersetzt worden war. Monikas Laune wurde noch schlechter. War auch das hier ein Haus, das in den siebziger Jahren politisch unkorrekt gewesen war und sich deshalb diesen Fahrstuhl zugelegt hatte? Waren wohl gleichzeitig Kachelöfen, geschnitzte Verzierungen, Parkett und Stuck herausgerissen worden?

      Der Fahrstuhl war von innen ebenso deprimierend wie von außen, brachte sie jedoch ohne zu murren in den vierten Stock hinauf.

      Die Tür zu Lotties Wohnung bestand aus demselben dunklen Holz wie die Haustür und war mit zwei selbst gemachten Namensschildern sowie einem aus Messing dekoriert, auf dem einfach nur »Hagman« stand. Auf dem einen der beiden Schilder stand »Hier wohnt Pernilla«, das andere zeigte eine rote und rosa Collage zum Thema Dahlien. Ein Stück weiter unten war mit Klebestreifen eine Visitenkarte angebracht, auf der der Name Sara Gottman geschrieben stand.

      Monika fühlte sich ein wenig besser. Sie hatte immer schon gern die Wohnungen anderer Menschen besucht, wo sie häufig das Gefühl hatte, die Gedanken der Menschen vor sich sehen zu können ‒ wer sie sein wollten, wie sie sich selber sahen.

      Aber das war auch der einzige Pluspunkt. An Minuspunkten dagegen hatte sie eine reiche Auswahl. Menschen zu treffen, die eben erst einen nahen Angehörigen verloren haben, ist immer schrecklich, und gerade an diesem Morgen wusste Monika nicht, woher sie die Kraft nehmen sollte, diese Begegnung durchzustehen. Außerdem machte ihr Einars überraschende Mitteilung zu schaffen, dass Lottie ein Auge fehle. Sie hatte nicht vor, den Töchtern davon zu erzählen, doch ihr Unbehagen wurde durch dieses Wissen noch vergrößert. Und zu allem Überfluss war da ja noch ihr unwillkommener irakischer Schatten.

      Sie drückte auf den Klingelknopf.

      Jetzt würde sie auf jeden Fall erfahren, wie Lottie ihre Umgebung gestaltet hatte.

      Eine bleiche junge Frau mit verweinten Augen trat zur Seite, um sie eintreten zu lassen. Warme Luft, die nach Duftölen, Tee, Toast und Parfüm roch, strömte ihnen entgegen. Die junge Frau hatte sich in einen viel zu großen Morgenrock gehüllt und erwiderte ihre Blicke nicht, schien sich auf diese Weise gegen ihre unerwünschte Anwesenheit schützen zu wollen. Sie erschauderte ein wenig, vielleicht wegen der Kälte, die mit den Gästen in die Wohnung eindrang.

      Die Diele hätte als geräumige Einzimmerwohnung genutzt werden können ‒ das Bett hätte bequem an die linke Wand gestellt werden können, rechts eine Kochnische, und trotzdem wäre noch immer genug Platz für ein kleines Sofa, einen Tisch und zwei Sessel gewesen. Die Diele war jedoch nicht als Wohnung eingerichtet, sondern eben als Diele, als Übergang zwischen der Außenwelt und dem Inneren der Wohnung, und bot ausreichend Platz für die große Menge an Mänteln, die hier aufbewahrt wurden. Und das alles ließ auf die Ausmaße der restlichen Wohnung schließen.

      »Legen Sie ab.« Die Stimme klang leise und ausdruckslos. »Ich bin Pernilla. Die jüngste Tochter.«

      Monika wollte sich und Idriss vorstellen, doch Pernilla hatte ihnen schon den Rücken gekehrt. Sie führte die Gäste durch einen Bogengang in einen für Monikas Maßstäbe riesigen Raum, in dem es von Möbeln, Katzen und Menschen nur so zu wimmeln schien.

      »Da sind sie.« Mit diesen Worten schien Pernilla ihre Pflichten als erfüllt zu betrachten. Sie lief zwischen Stühlen, Hockern, niedrigen Tischen und hohen Kissen umher, bevor sie sich auf die Ecke eines großen roten, abgenutzten Ledersofas sinken ließ.

      Bei genauerem Hinsehen stellte es sich heraus, dass sich nur drei weitere Personen in dem Zimmer aufhielten, zwei junge Frauen und ein etwas älterer Mann. Dazu kamen eine lebendige Katze und einige Dutzend aus Ton oder Stoff. Der Eindruck von Gewimmel entstand dadurch, dass die Wände von Plakaten, Portraits und Fotos bedeckt waren, die allesamt Menschen zeigten. Auf dem Couchtisch und dem Flügel standen zahlreiche gerahmte Fotos, zwei Büsten, eine aus Gips und eine aus Ton, flankierten den Bogengang. Die eine stellte vermutlich Lottie im Alter von fünfundzwanzig dar. Es war eines der ungewöhnlichsten und schönsten Zimmer, die Lottie je gesehen hatte.

      Die eine Frau erhob sich und kam ihnen entgegen. Ihre Kleidung sorgte dafür, dass man zuerst ihren Körper ansah ‒ groß, durchtrainiert und nahezu ohne Hüften oder Brüste. Als Nächstes fielen die Haare mit ihrem modischen Schnitt und die schmale schwarze Brille mit den dicken Bügeln auf.

      »Hallo. Jenny Hagman. Könnten Sie uns sagen, was eigentlich los ist? Zuerst stehen Sie um sechs Uhr morgens vor der Tür und behaupten, meine Mutter sei aller Wahrscheinlichkeit nach schnell und schmerzlos gestorben, dann ruft jemand an und sagt, wir müssten einige Fragen beantworten, und gleich darauf kommen dann Sie.«

      Plötzlich erkannte Monika, wen sie vor sich hatte. Jenny Hagman entwarf kühle und nüchterne Kleidungsstücke für kühle und nüchterne Zwanzigjährige, СКАЧАТЬ