Rivalinnen - Schweden-Krimi. Åsa Nilsonne
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Название: Rivalinnen - Schweden-Krimi

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Monika Pedersen

isbn: 9788726445114

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СКАЧАТЬ hatte ihr Leben auf diese Weise geendet? War sie auf dem Heimweg gewesen und vor ihrer Haustür niedergeschlagen worden, ein zufällig ausgewähltes Opfer? Hatten sie vielleicht nur wenige Meter oder Sekunden von der Sicherheit ihres Hauses getrennt? Oder war sie einfach ausgerutscht und hatte dabei ungewöhnliche Verletzungen davongetragen? Sie hatte vielleicht kalkarme, brüchige Knochen, die dem Aufprall auf den harten Boden nicht hatten widerstehen können. Oder sollten sie glauben, dass sie wirklich ermordet worden war, dass jemand gewollt hatte, dass sie gerade dort den Tod fand? Das war vielleicht statistisch gesehen die unwahrscheinlichste Alternative. Monika fühlte sich plötzlich noch müder.

      Dann war die Besprechung zu Ende, und alle machten sich an die Arbeit dieser Woche, der letzten hektischen Woche vor Weihnachten. Sie waren schweigsam und antriebslos. Monika wusste, dass sie unaufgeklärte Morde und Misshandlungsfälle hinter sich herschleppten wie ein schlechtes Gewissen und dass in jeder Woche neue Fälle dazukamen.

      Daga trat neben Monika, die noch immer zusammengesunken in ihrem Sessel saß. Dagas 182 Zentimeter kamen ihr noch überwältigender vor, und ihre eisblauen, mit blauer Wimperntusche umrandeten Augen sahen noch gebieterischer aus.

      »Ich weiß, wie nervig dieser neue Fall ist, aber du kannst zwei von deinen anderen Fällen Janne überlassen, sein Vaterschaftsurlaub geht doch heute zu Ende ‒ eigentlich müsste er schon hier sein, ich möchte ja wissen, wo er steckt. Das wird dich vielleicht ein wenig entlasten. Ich sage ihm, dass er sich bei dir melden soll, sobald er hier eintrifft. Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen, das dauert höchstens eine halbe Stunde, und danach fahren wir in die Igeldammsgata. Ihr könnt inzwischen ja das Wenige lesen, was wir schon haben.«

      Sie reichte Monika einen schmalen Ordner und verließ das Zimmer.

      Idriss, der neben seinem Sessel gestanden hatte, während die anderen an ihm vorüberdefilierten, kam jetzt auf Monika zu und streckte ihr die Hand hin.

      »Wir sollten uns vielleicht richtig miteinander bekannt machen. Idriss.«

      Seine Hand war groß, verriet keinerlei Nervosität, und sein Handgriff war perfekt ‒ fest und weder zu lang noch zu kurz.

      »Monika. Pedersen. Dänische Abstammung väterlicherseits, daher der Name.«

      Idriss sah sie verständnislos an.

      »Pedersen. Das ist ein dänischer Name. In Schweden heißen die Leute Pettersson oder Persson oder so.«

      »Al-Khalili ist ein irakischer Name, die Familie meines Vaters kommt von dort.«

      Danach schwiegen beide, und Monika hätte gern die Zeit zurückgedreht und noch einmal von vorn angefangen. Warum hatte sie ihm von der Herkunft ihres Vaters erzählt, und warum hatte sie sich dabei angehört wie eine Grundschullehrerin? Gleich darauf ärgerte sie sich wieder ‒ sie hatte weder die Zeit noch die Energie für derartige Komplikationen. Wenn sie den neuen Kollegen nicht einmal begrüßen konnte, ohne dass Probleme entstanden, wie sollten sie dann jemals zusammen einen Fall aufklären können? Sie wandte sich den praktischen Angelegenheiten zu.

      »Wir können zu mir gehen und dort alles lesen. Daga holt uns sicher bald ab.«

      Idriss nickte und schloss sich ihr an. Er ging dicht hinter ihr, und diese Nähe machte ihr zu schaffen, er war so groß, er trug so teure Schuhe, er kam ihr einfach nicht vor wie »einer von uns«, sondern wie »einer von denen«. Sie fühlte sich bedrängt, aber da er sie nicht berührte, konnte sie ihn nicht bitten vorzugehen.

      Sie setzten sich einander gegenüber an ihren Schreibtisch, und sie gab ihm drei der sechs Unterlagen, die sie von Daga erhalten hatte, dann rief sie im Västra Sjukhuset an. Sie wollte mit Håkan Götsten sprechen, dem Leiter der Orthopädie, wo eine Nachtschwester behauptet hatte, einen Pfleger in einer verfänglichen Situation mit einer bewusstlosen jungen Patientin ertappt zu haben. Die Schwester hatte keinen Zweifel daran gehabt, was vor sich gegangen war: Der Mann hatte eine Hand auf die nackte Brust der Patientin gelegt, während die andere, wie sie sagte, »sein erigiertes Geschlechtsorgan« umschlossen hatte. Der Mann stritt diese Vorwürfe empört ab. Er bezeichnete die Schwester als frustrierte Zicke in den Wechseljahren, die ihn niemals habe leiden können, und die jetzt einfach eine neue Schikane ausprobieren wolle. Er erinnerte daran, dass er seit zehn Jahren Dienst tat und dass es noch niemals irgendwelche Klagen über ihn gegeben hatte, was auch zutraf. Das übrige Personal teilte sich in zwei Fraktionen, die eine verlangte seine sofortige Entlassung, die andere hielt dies aufgrund der unbewiesenen Behauptungen für einen Verstoß gegen Demokratie und Arbeitsrecht. Der Betriebsrat vertrat ebenfalls letztere Ansicht. Der Krankenhausleiter hatte angerufen und Monika angefleht, diesen Fall vorzuziehen, da die Station wie gelähmt war, solange Aussage gegen Aussage stand.

      Monika lauschte dem Klingeln und überflog ihren Teil der vorhandenen Informationen über die tote Lottie Hagman.

      Sie lasen schweigend, und Monika sehnte sich plötzlich mit einer Intensität, die ihr Angst machte, nach Mikael, ihrem Kollegen und besten Freund. Er arbeitete jetzt auf der Polizeihochschule, und seit etwas mehr als sechs Wochen war ihr früher so enger Kontakt wirklich abgekühlt ‒ Mikael hatte sich verliebt und setzte jetzt andere Prioritäten. Seine Abwesenheit wurde durch Idriss’ Anwesenheit auf seltsame Weise noch verstärkt. Idriss saß vollkommen still da, er las und dominierte trotzdem das Zimmer ‒ sogar die Luft füllte er mit dem schwachen Duft von Rasierwasser oder Parfüm. Monika fühlte sich bedrängt, obwohl sie sich in ihrem eigenen Revier aufhielten, und kam sich auf merkwürdige Weise wehrlos vor.

      Sie versuchte sich zu konzentrieren, obwohl sie instinktiv am liebsten die Flucht oder vielleicht auch einen Streit begonnen hätte: sie könnte das Zimmer verlassen oder den Eindringling vor die Tür setzen. Da beides jedoch nicht ging, wandte sie sich wieder den kurz gefassten Berichten zu. Das Krankenhaus hatte gerade mitgeteilt, dass alle Leitungen besetzt seien, dass sie aber bald an der Reihe sein werde.

      Einar Jakobeus, wohnhaft Kungsholms Strand 173, hatte Lottie gefunden, als er gegen fünf Uhr morgens seinen kleinen Hund Gassi geführt hatte. Er hatte zuerst versucht ihr auf die Beine zu helfen, hatte aber kein Lebenszeichen entdecken können. Er hatte Angst bekommen und war in seine Wohnung gelaufen, um einen Krankenwagen zu alarmieren. Er hatte sie offenbar nicht erkannt. Sein Anruf war um Viertel nach fünf registriert worden, zehn Minuten später hatte der Krankenwagen den Unfallort erreicht. Der Leichnam war bereits starr, es waren keine Lebenszeichen mehr vorhanden gewesen, deshalb hatte die Besatzung des Krankenwagens die Polizei verständigt statt Lottie ins Krankenhaus zu bringen. Die Polizei hatte die Verletzungen im Gesicht entdeckt, nicht aber die am Hinterkopf, sie hatten das Gelände abgesperrt, den Tod festgestellt und die Zentrale gebeten eventuelle Angehörige ausfindig zu machen und diese zu benachrichtigen.

      Alles schien also seine Ordnung zu haben, doch Monikas Erfahrung mit Situationen, in denen alles in Ordnung zu sein schien, war kein Grund zur Beruhigung. Sie wusste, dass eine genauere Untersuchung sehr leicht ergeben könnte, dass Einar Jakobeus Lottie durchaus nicht als Erster gefunden hatte, dass Einar ganz andere Dinge unternommen hatte als den Versuch, ihr auf die Beine zu helfen, dass der Leichnam durchaus nicht so steif gewesen sein musste, wie die Krankenwagenbesatzung es in ihrem Bericht schrieb, dass der Tatort zu spät abgeriegelt worden war und so weiter.

      Über das alles hätte sie mit Mikael zusammen ihre Witze machen können, was die Aufgabe überschaubarer gemacht hätte, aber ihre Zusammenarbeit mit Idriss konnte doch nicht damit anfangen, dass sie die polizeilichen Vorgehensweisen in Frage stellte. Sie wünschte sich, dass er aufstand und das Zimmer verließ, und sei es nur für einige Minuten, damit sie ein wenig Atem holen könnte, doch er rührte sich nicht. Sie las weiter.

      Die Mitteilungen des Einwohnermeldeamtes waren immerhin schlicht und klar. Lottie wohnte nicht in Kungsholmen, sondern in Östermalm, genauer gesagt in der СКАЧАТЬ