Rivalinnen - Schweden-Krimi. Åsa Nilsonne
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Название: Rivalinnen - Schweden-Krimi

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Monika Pedersen

isbn: 9788726445114

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СКАЧАТЬ es war, einen guten Kontakt zu den Zeugen zu bekommen, ehe man sie befragte, und Idriss war das zweifelsohne gelungen. Das überraschte sie. Und es ärgerte sie, dass es sie überraschte.

      Was für ein Elend!

      Sie übernahm wieder das Kommando.

      »Also, Herr Jakobeus, Sie sind ein wichtiger Zeuge für uns, und wir möchten Sie bitten, uns genau zu erzählen, was heute Morgen passiert ist.«

      Einar setzte sich ein wenig auf, als mache die Aufmerksamkeit der beiden Gäste ihn in seinen eigenen Augen ein wenig größer.

      »Klara hat mich gegen fünf geweckt, sie musste raus, und deshalb habe ich mir einen Trainingsanzug über meinen Schlafanzug gezogen.« Er sprach jetzt mit einer Stimme, die er wohl für diese Gelegenheit als angemessen erachtete, die ihn jedoch wie eine Parodie auf einen Nachrichtensprecher klingen ließ. »Ich wusste nicht, dass es so kalt geworden war, wir bekamen beide fast einen Schock, als wir nach draußen kamen, den ersten, aber nicht den letzten. Es war natürlich noch dunkel, aber die Straßenlaternen hier sind jetzt wirklich ziemlich hell. Ich gehe immer mit ihr auf den Hof hinter der Nummer 175, die Nachbarn wollen nicht, dass Hunde das auf unserem Hof machen, der andere gilt irgendwie eher wie ein Ort für die Allgemeinheit.«

      Er legte eine besorgte Pause ein, so als fürchte er Monikas und Idriss’ Kommentar zu der Frage, wo sein Hund nachts pissen durfte.

      »Ich habe sie ‒ Klara, meine ich ‒ um die Ecke auf den Hof getragen. Sie war verwirrt von der Kälte, glaube ich, und stand einfach nur zitternd neben mir. Sie hat ja noch kein dickes Fell, das muss doch so sein, als wäre sie nackt unterwegs.«

      Noch eine Pause. Monika zählte in Gedanken bis zehn, ihr war klar, dass Einar aller Wahrscheinlichkeit zu der Sorte Zeugen gehörte, die in ihrem eigenen Tempo erzählen mussten, und dass alles noch viel länger dauern würde, wenn sie ihn bedrängte. Zugleich war sie zu müde und genervt, um seine Umständlichkeit ertragen zu können. Er sollte so schnell wie möglich alles erzählen, doch das tat er nicht. Sie war bis sieben gekommen, als er weitersprach:

      »Dann bin ich ein Stück weitergegangen, die Treppe hinauf, und da lag sie dann.«

      »Würden Sie uns bitte genau beschreiben, was Sie gesehen haben?«

      »Ich habe nur mitten auf der oberen Treppe etwas Dunkles gesehen. Zuerst wusste ich nicht, was es sein könnte, aber dann habe ich gesehen, dass es ein Mensch war, der mit den Füßen nach oben lag, so als sei er vornüber gekippt.«

      Er erschauderte ein wenig theatralisch und zugleich ein wenig wollüstig und verstummte.

      Monika hielt es nicht mehr aus und versuchte, das Tempo zu steigern.

      »Und was haben Sie dann gemacht?«

      Er blickte sie vorwurfsvoll an.

      »Das kommt gleich, ich muss nur zuerst nachdenken, damit ich nichts Falsches erzähle.«

      Es folgte eine weitere und längere Pause, genau wie Monika befürchtet hatte. Sie holte tief Luft und verfluchte ihre Ungeduld. Sie hatte sich gerade zur Gelassenheit ermahnt, als er endlich weiterredete.

      »Also, ich dachte, sie könnte doch gestolpert oder krank sein oder so. Ich habe Klara auf den Arm genommen und bin hinaufgegangen, das war nur ungefähr ein Dutzend Meter. Beim Näherkommen habe ich gesehen, dass es eine Frau war. Sie lag auf dem Bauch, einen Arm unter dem Körper, sie trug so einen gefütterten Regenmantel mit Kapuze und hatte ziemlich kleine Füße.«

      Einar wurde plötzlich blass und schien kurz vor einer Ohnmacht zu stehen.

      »Klara wollte nicht mehr getragen werden, deshalb habe ich sie auf den Boden gesetzt. Dann bin ich zu der Frau gegangen und habe gefragt, was los ist, was passiert ist, aber sie gab keine Antwort, sie lag einfach nur da. Ich hätte ihr so gern geholfen.«

      Um für einen Tag oder eine Woche als Held zu gelten, dachte Monika und staunte wieder über ihre Gehässigkeit. Normalerweise hätte Einars klares Bedürfnis nach Aufmerksamkeit an ihr Mitgefühl appelliert, aber an diesem Tag war alles anders, ein solches Engagement hätte sie mehr psychische Energie gekostet als sie im Augenblick aufbrachte. Sie ärgerte sich sogar über seine kleinen rosa Hände, die sie an Mäusepfoten erinnerten, als er seine Tasse vor sich hielt.

      Jetzt begann Einars Stimme zu zittern.

      »Ich wusste nicht, was ich tun sollte, deshalb habe ich ein wenig ihre Schulter geschüttelt. Darauf hat sie auch nicht reagiert, deshalb dachte ich, sie hätte vielleicht zu viel getrunken und das Bewusstsein verloren, aber sie roch nicht nach Alkohol. Ich bin also auf ihre andere Seite gegangen, um ihr Gesicht sehen zu können.«

      Er kniff die Augen zusammen und schlug die Hände vors Gesicht. »Ich sehe das alles noch vor mir, das werde ich nie wieder vergessen. Ihr linkes Auge sah mich an, es war weit offen und wütend und...«, seine Stimme war kaum noch zu hören. »Das rechte war verschwunden, da gab es nur noch ein blutiges Loch, wer kann so etwas tun? Und das andere Auge starrte mich nur an, klar und unbeweglich.«

      Monika bildete sich plötzlich ein, seinen raschen Herzschlag sehen zu können ‒ sein schmächtiger Leib schien zu beben, als er diesen schrecklichen Moment noch einmal durchlebte.

      »Und dann, dann kam Klara, und sie...«

      Plötzlich stürzte er aus dem Zimmer, und gleich darauf hörten Monika und Idriss die Geräusche eines leeren Magens, der trotzdem verzweifelt versuchte, seinen Inhalt von sich zu geben.

      Was da wohl passiert war? Was hatte Klara getan? Was macht ein Hundebaby, das ein herausgerissenes Auge findet? Monika sah Klara an und stellte fest, dass auch ihr mit einem Mal schlecht zu werden drohte.

      Erst nach einigen Minuten kam Einar mit feuchtem Gesicht und Händen wieder zurück.

      »Verzeihen Sie. Es war nur so schrecklich und so unerwartet, und dass Klara sich dann nicht zusammenreißen konnte.«

      Monika schauderte wieder und fragte sich, ob auch sie sich gleich übergeben würde.

      »Was genau hat sie gemacht?«

      »Gemacht? Herumgeschnuppert, sie wollte spielen.«

      »Hat sie nichts mit dem Auge gemacht?«

      »Mit dem Auge? Es gab doch kein Auge. Das war ja gerade das Schreckliche.«

      »Entschuldigung. Ich dachte, sie hätte das Auge gefunden...« Monikas Stimme versagte, teilweise aus Erleichterung.

      »Ich bitte um Verzeihung, das war ein unnötiges Missverständnis.«

      Einar holte einige Male tief Luft und fuhr mit zitternder Stimme fort:

      »Viel mehr ist dann nicht mehr passiert ‒ ich habe mir Klara geschnappt und bin so schnell wie möglich in meine Wohnung gerannt, ich habe so stark gezittert, dass ich kaum die Nummer wählen konnte, aber dann habe ich es ja doch geschafft, und sie haben einen Krankenwagen geschickt.«

      »Wissen Sie noch, ob Sie sonst irgendjemanden gesehen haben?«

      »Nein. Die Gegend war menschenleer, das ist um diese Zeit immer so, das weiß ich, ich war jetzt ja seit zehn Tagen immer so früh draußen. Übrigens, ein paar Mal habe ich eine Frau mit einem Einkaufswagen gesehen.«

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