Rivalinnen - Schweden-Krimi. Åsa Nilsonne
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Название: Rivalinnen - Schweden-Krimi

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Monika Pedersen

isbn: 9788726445114

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СКАЧАТЬ wäre gern nach Hause gegangen, um sich ins Bett zu legen und diesen Tag zu vergessen, am liebsten hätte sie die Zeit ein Stück vorgespult. Sie wollte Idriss vergessen. Wollte Lottie vergessen, die staatliche Verschuldung, die Rentenreform (die bedeutete, dass ihre Rente niedriger ausfallen würde als vor der Reform). Wollte Håkon Götsten von der Orthopädie und seinen Pfleger mit dem ‒ noch unbewiesenen ‒ Hang zu bewusstlosen jungen Frauen vergessen.

      Die Forderungen, die die Gemeinschaft an sie stellte, kamen ihr plötzlich unüberwindlich vor.

      Trotz allem aber hätte sie sich wegen Idriss vielleicht keine Sorgen zu machen brauchen, denn er sagte nur freundlich:

      »In zwanzig Jahren kann viel passieren. Es wird interessant sein, diese Tochter kennen zu lernen.«

      Er hatte Recht. Sogar an diesem kalten und anstrengenden Tag wollte sie gern wissen, was aus dem kleinen Mädchen am Strand geworden war, das jetzt zum zweiten Mal in seinem Leben die Mutter verloren zu haben schien. Das jetzt die Möglichkeit verloren hatte, das wieder gutzumachen, was zwischen ihnen vorgefallen war. Die junge Frau, die, wenn Jenny die Wahrheit sagte, Lottie gehasst hatte.

      Reine Routinearbeit, schärfte Monika sich ein, in diesem Fall gibt es nur einen Routineeinsatz. Nicht vergessen, dass du jetzt keine Reserven hast, nichts, worauf du im Notfall zurückgreifen könntest.

      Sie schaute sich um, um sich abzulenken. Neben ihnen saß ein Mann von Mitte vierzig, der zu viel gegessen, zu viel getrunken und zu viel geraucht hatte, sie brauchte nicht Sherlock Holmes zu sein, um das zu sehen. Seine dicken nikotingelben Finger spielten an einer leeren Kaffeetasse herum, und seine wässrigen Augen waren auf Lotties Haustür gerichtet. Sein verschlissener grauer Kaschmirmantel zeugte von besseren Zeiten, sein gelber Schal von einer gewissen Eitelkeit und die Flecken darauf von der verlorenen Kontrolle über den Lauf der Dinge. Monika sah ein Leben, das ausgelöscht wurde, ein Leben, das in den Fugen ächzte, ein Leben, in dem ein verängstigter Mensch sich fragte, wieso er eine dermaßen falsche Richtung eingeschlagen hatte. Sie nahm an, dass er auf Geld wartete, nicht auf Liebe, vielleicht wollte er eine Schuld eintreiben oder jemanden anpumpen, der ihn noch immer nicht satt hatte. Vielleicht würde er demnächst Gesellschaft von einem Polizisten bekommen, der dann ebenfalls Lotties Haustür anstarren würde.

      Sie erhob sich, sie gingen zum Auto und fuhren nach Norden.

      »Das war kein leichtes Gespräch.« Mit irgendetwas musste sie schließlich anfangen, und ihr fiel auf, wie defensiv sie klang. »Aber so ist das manchmal.«

      »Unter diesen Umständen haben wir eine Menge herausbekommen, finde ich.« Idriss schien wunderbarerweise noch immer guter Laune zu sein. »Wir können schließlich nichts dafür, dass den Töchtern zuerst etwas Falsches erzählt worden ist und dass sie sich nicht sofort mit der neuen Situation und den Ergebnissen der Gerichtsmedizin abfinden konnten. Kein Mensch wünscht sich doch, dass seine Mutter ermordet wird, und es ist bestimmt schwer, etwas zu glauben, das man einfach nicht wahrhaben will. ‒ Außerdem«, fügte er hinzu, »haben wir im Grunde zwei Möglichkeiten. Entweder haben sie die Wahrheit gesagt. Dann wissen wir erstens, dass Lottie keine Feinde hatte, niemanden, vor dem sie sich fürchtete, zweitens, dass etwas zwischen ihr und ihrer ältesten Tochter passiert ist, was sie nicht wieder gutmachen konnten, und drittens, dass die jüngeren Schwestern in diesem Konflikt auf Lotties Seite standen. Wir können davon ausgehen, dass Lottie in Kungsholmen etwas vorhatte, wovon sie ihren Töchtern nichts erzählt hat. Die andere Möglichkeit ist, dass sie lügen, oder sagen wir, dass Jenny lügt und Pernilla und die anderen sie durch ihr Schweigen unterstützen. Und dann wissen sie vielleicht, wer Lottie ermordet haben könnte, und dann werden wir das bei unserem nächsten oder übernächsten Treffen herausbekommen.«

      Die ausgebliebene Kritik milderte Monikas Anspannung ein wenig.

      Idriss spekulierte munter weiter:

      »Ich möchte wissen, was Johan Lindén dort macht ‒ er wohnt in der Brahegata, nur ein paar Blocks von Lottie entfernt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er die Nacht mit Pernilla oder Dahlia verbracht hat, und wenn er Lotties Liebhaber war, dann hätte er sich doch bestimmt Sorgen gemacht, als sie nicht nach Hause kam. Falls es nicht normal war, dass Lottie irgendwo anders schlief, aber das hätte sie sicher nicht gemacht, wenn ihr Liebhaber zu Besuch war. Es sei denn, sie hätten sich an diesem Abend gestritten. Aber dann wäre doch wohl eher er gegangen. Und wenn er bei einer der anderen übernachtet hat, dann kann es doch nicht schwer sein, das herauszufinden. Lottie hat ihre Wohnung mit drei jungen Frauen geteilt, viele Geheimnisse kann es da nicht gegeben haben. Wenn sie sich mit Johan oder sonst jemandem zerstritten hatte, dann müssten wir, wenn wir kein allzu großes Pech haben, gleich mehrere Zeuginnen für einen heftigen Wortwechsel oder was auch immer zur Auswahl haben.«

      Falls wir es schaffen, diese möglichen Zeuginnen zum Reden zu bringen, dachte Monika.

      Sein Engagement wollte sich nicht auf sie übertragen, lockerte die Stimmung im Wagen jedoch zumindest ein wenig auf. Der Valhallaväg erwies sich außerdem als kluge Wahl, der Verkehr verlief dort praktisch normal, und danach erreichten sie verhältnismäßig leicht den Sankt Eriksplan und von dort die Igeldammsgata.

      Es war vielleicht auch gut, dass sie nicht mit Idriss reden konnte, sie hatte keine Lust, sich mit verlorenen Geschwistern, toten Müttern, Hass und Streit zu befassen. Doch gleichzeitig waren sie unterwegs zu einer Tochter, deren Mutter aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet worden war, einer Tochter, die Grund hatte, böse auf ihre Mutter zu sein, falls auf Jennys Aussagen Verlass war, und deshalb blieb für Monika nur eine kurze Galgenfrist.

      5

      Zum zweiten Mal an diesem Tag sahen sie die Fleminggata unterhalb der Igeldammsgata auftauchen. Das Licht war beim ersten Mal milder gewesen, und die Straße kam ihnen jetzt ein wenig normaler vor, ein wenig härter in den Konturen. Die Nummern 24 bis 28 gehörten zu einem langen Haus mit Betonbalkons über die gesamte Fassade; soweit Monika sehen konnte, handelte es sich um das einzige Haus in der Straße, das aus den sechziger Jahren stammte. Lottie war an diesem Morgen oberhalb der Nummer 32 gefunden worden, eine Nummer 30 gab es offenbar nicht. Monika schüttelte den Kopf.

      »Das kann einfach kein Zufall sein.«

      Das hätte ihr eigentlich eher zusagen müssen. Wenn Lotties älteste Tochter jetzt mit einem blutigen Baseballschläger in der Hand in ihrer Wohnung saß und sich danach sehnte, alles gestehen zu dürfen, dann wäre der Fall gelöst und würde bald aus der Welt sein. Monika könnte sich wieder ihrer normalen Arbeit widmen und die Verantwortung für Idriss jemand anderem überlassen, eine einfache und arbeitssparende Lösung. Überrascht stellte Monika fest, dass sie hoffte, es werde doch nicht ganz so einfach sein. Plötzlich wollte sie nicht, dass sich das am wenigsten geliebte Kind gerächt hatte, dass ein Keim, der in der Kindheit gepflanzt worden war, am Ende zu Lotties eingeschlagenem Schädel geführt hatte. Wie sollte man sich in einer solchen Welt denn sonst jemals sicher fühlen können?

      Idriss schien ähnlichen Gedanken nachgehangen zu haben, denn er sagte leise: »Kann man wirklich plötzlich von einem Hass überwältigt werden, den man schon so lange mit sich herumschleppt? Ich habe das einmal nachgerechnet: wenn Eva-Maria auf dem Foto in der Zeitung drei war, dann ist sie jetzt Anfang vierzig. Jenny sagt, dass Eva-Maria Lottie immer noch hasste, aber wie wollte Jenny das wissen, wenn sie doch keinen Kontakt zueinander hatten? Und was bedeutet das überhaupt? Wir sehr können wir unsere Eltern hassen?«

      »Genug, um sie zu töten, das solltest du doch wissen. Und es braucht kein Grund von früher zu sein, der hier herumspukt, Lottie kann diesen Grund dafür, dass jemand ihr den Tod gewünscht hat, auch erst vor kurzem geliefert haben.«

      Sie hielten am Bürgersteig an und stellten den Wagen vor dem Hauseingang ab, der auch СКАЧАТЬ