Rivalinnen - Schweden-Krimi. Åsa Nilsonne
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Название: Rivalinnen - Schweden-Krimi

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Monika Pedersen

isbn: 9788726445114

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      Er hatte sich jetzt einigermaßen gefasst und schien mit seiner Leistung zufrieden zu sein, sich in seiner Rolle als Actionheld fast schon zu bewundern. Monika hatte plötzlich Lust aufzuspringen und Bu! zu rufen.

      »Sagen Sie ‒ haben Sie in der Nähe der Toten irgendeinen Gegenstand gesehen?«, fragte sie stattdessen freundlich.

      »Nein. Ich habe nichts gesehen, ich glaube nicht, dass dort etwas lag, aber ganz sicher bin ich nicht, ihr schreckliches Gesicht hat irgendwie alles andere ausgelöscht. Hätte ich etwas sehen sollen?«

      In ihr keimte der Verdacht, wenn sie nach einer blauen Bowlingkugel gefragt hätte, dann wäre ihm bestimmt eingefallen, dass eine neben Lotties Kopf gelegen hatte. Sie war froh darüber, dass sie mit ihm gesprochen hatten, ehe er zu viele Veränderungen an seinem Erinnerungsbild vornehmen konnte.

      »Jetzt habe ich nur noch ein paar Fragen, Einar. Haben Sie Handschuhe getragen?«

      »Nein, wieso denn?«, fragte er überrascht.

      »Sie haben gesagt, dass Sie die Tote ein wenig an der Schulter gerüttelt haben ‒ würden Sie uns das bitte vorführen?«

      Einar berührte mit den Fingerspitzen ein verschlissenes braunmeliertes Kissen und drückte einige Male zu.

      »Ungefähr so. Ihre linke Schulter oder eigentlich eher ihren Rücken.«

      »Haben Sie den Leichnam oder die Kleider sonst noch berührt?«

      »Nein. Nein, wirklich nicht. Warum wollen Sie das wissen? Ich habe nur das getan, was ich Ihnen erzählt habe, Sie glauben doch wohl nicht, ich hätte ihr etwas getan?«

      Plötzlich hatte sich seine Heldenhaftigkeit in Luft aufgelöst, und er sah aus, als würde ihm gleich wieder übel.

      »Wir glauben noch gar nichts, wir versuchen nur herauszufinden, was passiert ist. Und es war uns eine große Hilfe, mit Ihnen zu sprechen.« Monika fügte diese letzte Bemerkung als eine Art Entschuldigung dafür hinzu, dass sie in Gedanken so viel Kritik an diesem kleinen Mann geübt hatte, der nicht einmal mit einem zehn Wochen alten Hundebaby fertig wurde.

      Dann standen sie auf und gingen. Monika hätte gern gewusst, ob irgendein Grund bestand, Einar zu verdächtigen ‒ ob er wohl imstande wäre, jemanden zu ermorden, um dann die Leiche zu finden und von der Polizei befragt zu werden. Der Mann hatte Angst, aber das war ja nicht schwer zu verstehen, er hatte schließlich allerhand mitgemacht. Aber diese banale Erklärung konnte vielleicht einen anderen Grund für seine Angst verdecken. Nicht zum ersten Mal wäre ein scheinbar unwahrscheinlicher Täter als Zeuge aufgetreten. Es konnte sich aber auch um eine Variante des irrationalen Schuldbewusstseins handeln, das viele Menschen überkommt, wenn die Polizei ihnen gegenübersteht. Und dann würde seine Angst sich sicher bald legen.

      Im Fahrstuhl dachte Monika vor allem über die Sache mit dem Auge nach. Warum hatte Daga nichts davon gesagt? Wenn ein Auge aus der Augenhöhle gerissen worden war, konnte doch niemand mehr von einem Unfall ausgehen? Das Letzte, was sie sich wünschte, war eine Konfrontation mit einem schwachen Mann und seinem so großen Wunsch nach Macht über andere, dass er zum Mörder wurde und groteske und symbolische Verletzungen hinterließ. An diesem Morgen stellte die Vorstellung eines solchen Täters keine Motivation, sondern nur einen Grund dar, sich ernsthaft nach einem anderen Job umzusehen.

      Sie sehnte sich nach Mikael. Was sie über ihre Arbeit dachte und empfand, machte ihr Angst, es war so, als hätte sie plötzlich einen Menschen, mit dem sie seit vielen Jahren zusammenlebte, angesehen und erkannt, dass sie nicht wusste, ob sie dieses Zusammenleben fortsetzen sollte. Sie musste mit jemandem sprechen, doch sie hatte niemanden. Sie musste einfach versuchen, auf irgendeine Weise diesen Tag zu überleben.

      Trotz aller Unklarheiten mussten sie sich jetzt mit denen befassen, die von Lotties Tod vermutlich am schwersten betroffen waren, ihren beiden Töchtern.

      Erkundigt euch, was Lottie am Sonntagnachmittag gemacht hat, hatte Daga gesagt, als sei das ganz einfach, als müssten sie dafür nicht mit zwei jungen Frauen sprechen, die nachmittags noch eine gesunde, schöne, arbeitsfähige Mutter und jetzt gar keine mehr hatten. Monika konnte sich nicht erinnern, dass die Arbeit ihr jemals so schwer gefallen wäre. Es war doch ein Routineeinsatz, aber gerade an diesem Tag kam er ihr fast unüberwindlich schwierig vor.

      3

      Der Verkehr in der Fleminggata war dichter geworden, weshalb sie mit dem Auto kaum schneller vorankamen, als wenn sie zu Fuß gegangen wären. Diese Langsamkeit schien das Schweigen, das zwischen Monika und Idriss herrschte, noch um einiges belastender zu machen. Am Ende sagte sie, vor allem, um überhaupt etwas zu sagen: »Ob die wohl wissen, dass wir kommen? Wir sollten vielleicht mal nachfragen.«

      Sie wollte schon nach dem Telefon greifen, überlegte es sich dann jedoch anders. Wenn sie mit Mikael oder einem anderen Kollegen unterwegs gewesen wäre, hätte sie den gebeten, den Anruf zu erledigen. Und es gab keinen Grund, Idriss anders zu behandeln.

      »Mach du das doch bitte.«

      Jetzt würde es sich ja herausstellen, ob er Befehle von einer Frau entgegennehmen könnte. Monika wusste nicht genau, was sie tun würde, wenn er sich weigerte, aber diese Entscheidung wurde ihr abgenommen, da er einfach nickte und auf der Wache anrief, wobei er wie ein ganz normaler Kollege klang. Sie hörte trotzdem aufmerksam zu, während sie Meter um Meter weiterschlichen. Sie fragte sich, ob sie vielleicht lächeln und aufmunternd nicken sollte ‒ aber das könnte er ja auch als Beleidigung auffassen ‒ oder ob sie überhaupt keine Reaktion zeigen und damit vielleicht unfreundlich wirken könnte. Am Ende fühlte sie sich dermaßen unbehaglich, dass sie sich fragte, wie sie wohl von außen wirkte: wie eine kleine bleiche Frau mit unbeholfener Körpersprache, die verkrampft am Steuer saß, ein passiver Mensch, der aus einer quälenden Situation einfach keinen Ausweg fand. Sie warf einen Rat suchenden Blick in den Rückspiegel und blickte in ihre wie immer neutral wirkenden Augen, die weder blau noch wirklich grau waren, sie sah ihr wie immer ausdrucksloses Gesicht und dieselben öden blonden, halblangen Haare. Dieser Anblick konnte wirklich nicht zur Verbesserung der Lage beitragen.

      Sie nahm an, dass sie Mitleid mit ihm haben und deshalb besonders freundlich sein müsste ‒ sie müsste Mitleid mit ihm haben, weil er dunkelbraune Augen hatte, keine blauen, weil er nicht in Schweden geboren war und weil seine Eltern aus dem Irak stammten. Doch sie hatte kein Mitleid mit ihm, wer ihr hier Leid tat, war sie selbst, und deshalb packte sie das Lenkrad mit noch festerem Griff. Sie hoffte wider besseres Wissen, dass die Kollegen von der Wache sie zurückrufen und sagen würden, es sei alles ein Irrtum gewesen, die Ermittlungen seien abgeblasen. Aber nein, sie mussten sich anhören, dass niemand auf die Idee gekommen war, die Töchter zu informieren. Doch das sollte aber sofort geschehen, damit sie nicht unerwartet hereinplatzten. Wie gut, dass mir das eingefallen ist, dachte sie.

      Idriss sprach ihre Gedanken laut aus.

      »Danke. Es wäre sicher nicht so gut, unangemeldet dort aufzutauchen.«

      Danke? Bedankte er sich bei ihr, weil sie ihre Arbeit tat? Wollte er hier entscheiden, was gut oder schlecht war, richtig oder falsch? Glaubte er, er könne ihren Einsatz bewerten und sie dann nach Lust und Laune belohnen? Oder wollte er vielleicht nur höflich sein oder sich vielleicht sogar einschmeicheln? Sie wusste nicht, was sie glauben sollte, deshalb konnte sie sich auch für keine Reaktion entscheiden und nickte einfach nur stumm.

      Dann schwiegen sie wieder.

      Der Weihnachtsverkehr schien in der Hamngata, wo eine dicht gedrängte Menschenmenge langsam СКАЧАТЬ