Название: Chronik eines Weltläufers
Автор: Hans Imgram
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karl May Sonderband
isbn: 9783780216243
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Freitag, 31. Juli 1863:
Am Nachmittag kam die Kunde, dass der Rittmeister in der hochflutigen Moskwa ertrunken sei.
Mittwoch, 7. August 1863:
Ich blieb mehrere Tage Gast von Iwan Semenoff und seiner Mutter. Er zeigte mir die Schönheiten Moskaus, die ich allein nie in dieser großen Weltstadt gefunden hätte. Besonders der Kreml hatte es mir angetan. An der Beerdigung des Rittmeisters nahm ich nicht teil. Mieloslaw wurde mit seiner Gehilfin auf Lebenszeit nach Sibirien verbannt. Heute ist der Tag des Abschieds von Moskau und den gastfreundlichen Semenoffs. Ich werde über Minsk und Warschau in meine Heimat zurückkehren.
5. ZWEITE NORDAMERIKA-REISE (1863-1865)
Montag, 28. September 1863:
Ich hatte geglaubt, meine Reiselust sei vorerst gestillt. Doch irgendwie hielt es mich nicht zu Hause. Nachdem ich die Wüste Sahara, Indien und die Sunda-Inseln kennengelernt hatte und in Russland gewesen war, zog es mich wieder in die Prärien Nordamerikas. Auch wollte ich Winnetou wiedersehen.
Frühjahr 1864:
Allerdings herrschte in den Vereinigten Staaten immer noch Bürgerkrieg. Die Eisenbahnverbindungen nach Westen waren deshalb stark eingeschränkt, aber irgendwie klappte es doch und auf Umwegen kam ich endlich in St. Louis an, wo ich sofort Mr. Henry, den Büchsenmacher, aufsuchte. Ihm musste ich von meinen Erlebnissen berichten und vor allem davon, wie sich der Henrystutzen bewährt hatte. Ich blieb einige Tage hier, um mich für den Westen zu rüsten. Danach, es war etwa Mitte Dezember 1863, verließ ich St. Louis und ging hinunter an den Rio Pecos, wo ich Winnetou traf, der mit mir einige befreundete Indianerstämme besuchte und die Prärien durchstreifte. Natürlich hatte er mir wieder Hatatitla anvertraut, der mich trotz mehrjähriger Abwesenheit sofort erkannte. Ich lernte nicht nur einige andere Indianerstämme kennen, sondern traf auch etliche Westmänner, deren Namen ich zwar kannte, die ich aber noch nie gesehen hatte. Wir kamen in Arizona auch in eine Gegend, die vielleicht nur von wenigen Indianern, aber noch nie von einem Weißen betreten worden war. Dort erlegten wir einen Grizzly auf einer Platte über einer Höhle in der Nähe eines Sees in einem tiefen Talkessel; Winnetou bezeichnete die Platte als ‚Fels des Bären‘ und den See als ‚Dunkles Wasser‘.1
Unser gefährlichstes Abenteuer hatten wir zu bestehen, als wir Gott sei Dank ohne unsere beiden Pferde Hatatitla und Iltschi unterwegs waren. Wir kamen von der Sierra Guadalupe herunter und wollten über die öden Staked Plains nach Fort Griffin hinüber. Auf halbem Weg trafen wir mit vier Personen zusammen, die von Fort Davis kamen und hinauf nach Fort Dodge wollten. Die vier Leute waren dem Tod geradezu in die Arme gelaufen. Als wir sie fanden, lagen sie fast verschmachtet im Sand, und ihren Pferden ging es ebenso. Sie baten uns, sie in nördlicher Richtung durch die Wüste zu bringen. Infolgedessen wichen wir von unserem eigenen Weg ab und ritten nach Norden. Als wir eine Trinkstelle erreichten, war sie fast ausgetrocknet. Dürstend ritten wir weiter. Wir ließen uns von unseren Pferden fortschleppen und schon am nächsten Tag konnten sie uns kaum noch tragen. Als die Pferde zu schwach wurden, erstachen wir eins und tranken das Blut. Am nächsten Tag erstachen wir die übrigen. Ihr Blut hatte uns bis dahin am Leben gehalten, doch wir waren alle am Ende unserer Kräfte. Da gellte plötzlich ein Geheul um uns her und wir wurden von vierzehn Komantschen überfallen und gebunden. Wir waren vor Ermattung halb tot. Die Roten fütterten uns und gaben uns zu trinken. Als wir uns so weit erholt hatten, wurden wir fortgeschafft zu einem Baum. Dort sollten wir verbrannt werden. Zuerst kamen unsere vier Begleiter dran. Man band sie an den Stamm fest und brannte dann ein Feuer an. Wir mussten zusehen, wie sie verbrannten. Das Zusehen war schrecklich, aber das Zuhören war noch entsetzlicher. Als man Winnetou und mir die Handfesseln löste, um uns als Nächste gemeinsam an den Baum zu binden, konnten wir uns befreien. Wir entrissen den Roten die Silberbüchse und den Bärentöter und eilten zu den Pferden der Komantschen. Sie waren so verblüfft, dass sie gar nicht daran dachten, auf uns zu schießen. Erst als sie uns verfolgten, schossen wir vier von ihnen nieder, sodass sich die anderen etwas zurückzogen. Dadurch gewannen wir Zeit, uns die besten Pferde auszusuchen und davonzureiten. Jetzt waren wir die Jäger und die Komantschen, die vier unserer Kameraden getötet hatten, die Verfolgten. Wir konnten diese rächen und alle Komantschen bis auf einen erschießen, darunter auch deren Häuptling ‚Starke Hand‘. Wir begruben sie mit allem, was ihnen gehörte. Aber was sie uns geraubt hatten, das nahmen wir ihnen ab, darunter auch meinen Henrystutzen. Mowa-kituh, die ‚Starke Hand‘, musste, weil er Häuptling war, ein würdiges Grab erhalten; das tat Winnetou nicht anders. Es gab im Todestal eine Felsspalte, in die wir ihn gelegt haben, die Waffen in der Hand, den Medizinbeutel umgehängt.2
Wir erlebten noch einige Abenteuer und die Nachrichten davon verbreiteten sich in Windeseile, denn obwohl ich noch ziemlich neu im Westen war, schienen Winnetou und Old Shatterhand in aller Munde zu sein. Wir waren – wie man bei uns zu sagen pflegt – bekannt wie bunte Hunde.
Samstag, 25. Juni 1864:3
Ich befand mich mit Winnetou bei den Navajos. Sie lagerten zwischen den Höhen der Agua Grande genannten Gegend und wollten von da aus nach dem Colorado hinab. Da brachten unsere roten Wachen zwei fremde Indianer, die sie unter sehr verdächtigen Umständen aufgegriffen hatten. Wir mussten wissen, woher die beiden Indianer kamen und ob sie Kundschafter irgendeines Stammes waren. Der Apatsche, ich und ein junger, aber sehr erprobter Krieger ritten fort, um den Aufenthalt der Gegner zu entdecken. Erst am Abend erreichten wir ein Wässerchen, wo sie gestern Rast gemacht hatten. Aus versteckten Farbtöpfchen ersahen wir, dass sie Pah-Utahs waren und sich auf dem Kriegspfad befanden.
Sonntag, 26. Juni 1864:
Es war gegen Mittag, als uns drei Reiter entgegenkamen. Zwei davon kannten wir: Es waren Dick Hammerdull und Pitt Holbers. Der dritte Reiter hieß Fletcher und war immerzu am Fluchen. Wegen seiner Flüche hatte er den Namen Old Cursing-Dry erhalten. Sie erzählten uns, dass ihre Gruppe, als Dick und Pitt auf der Jagd waren, von den Pah-Utahs überfallen wurde und nur Fletcher entkommen konnte. Sie sahen, dass ihre acht Gefährten gefangen und zwei Indianer tot waren. Winnetou nannte Fletcher den Mörder der beiden Indianer. Dieser aber antwortete: „Ich will erblinden und zerschmettert werden, wenn ich der Mörder bin!“ Wir wollten die Gefangenen befreien, unter denen sich auch Fletchers Sohn befand, und mussten dazu die Hilfe der Navajos herbeiholen. Winnetou schickte deshalb den uns begleitenden jungen Krieger mit der Nachricht zu seinem Stamm zurück und beschrieb genau den Ort, wo wir auf sie treffen würden, um die Pah-Utahs in eine Falle zu locken.
Montag, 27. Juni 1864:
Gegen Morgen des anderen Tages kamen wir in der Nähe der Pah-Utahs an. Winnetou ging zur Erkundung. Nach einem Streit schlug ich Fletcher nieder und er wurde gebunden. Dann kam Winnetou zurück. Er hatte erlauscht, dass unter den Toten der Sohn des Häuptlings ‚Großer Mokassin‘ war. Er war, wie einer der Indianer beobachtet hatte, von Fletcher erschossen worden. Man bereitete die Bestattung der Toten vor und wollte anschließend aus Rache die gefangenen Weißen töten. Um die Gefangenen zu befreien, mussten wir die zweihundertsechzig Pah-Utahs von diesen weglocken. Wir nahmen den Häuptling gefangen und zündeten das Grabmal an, worauf alle Pah-Utahs dorthin eilten. Dadurch konnten wir die Gefangenen befreien und zu einem Floß bringen, mit dem Winnetou den Rio San Juan flussabwärts fuhr. Zu viert ritten wir mit dem gefesselten Fletcher zu unserem vereinbarten Ziel.
Dienstag, СКАЧАТЬ