Chronik eines Weltläufers. Hans Imgram
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Название: Chronik eines Weltläufers

Автор: Hans Imgram

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Karl May Sonderband

isbn: 9783780216243

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СКАЧАТЬ ließ. Winnetou wollte unbedingt wissen, wer da in unserer unmittelbaren Umgebung ritt, und wir machten uns als Treffpunkt eine markante Tanne aus. Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt bemerkte ich, dass zwei Reiter meiner Spur folgten. Ich versteckte mich und erkannte in den beiden den Dicken Jemmy und den Hobble-Frank, obwohl ich sie vorher noch nie gesehen hatte. Sie erzählten mir, dass ihre Kameraden, der Lange Davy, Martin Baumann, der Indianer Wohkadeh und der Neger Bob, in einer Schlucht auf sie warten würden. Zusammen seien sie auf dem Weg nach dem Yellowstone, um den Bärenjäger Baumann, den Vater von Martin Baumann, zu befreien, der mit einigen Gefährten am Devils Head in die Hände der Ogellallah-Indianer gefallen sei, welche planten, ihn am Grab des ‚Bösen Feuers‘ zu töten. Vor einiger Zeit erst war ich mit Winnetou an diesem Grab gewesen. Ich versprach den beiden, mit Winnetou ihren Lagerplatz aufzusuchen, den sie mir eingehend beschrieben hatten. Als sie sich von mir entfernt hatten, um zu ihren Kameraden zu reiten, kam ein Trupp Schoschonen-Indianer an, die ihre Spur entdeckten und verfolgten. Kurz danach tauchte Winnetou an unserem vereinbarten Treffpunkt auf, und auch die Schoschonen kehrten mit zwei Gefangenen zurück: Hobble-Frank und dem Dicken Jemmy. Winnetou hatte den Ort entdeckt, wo die Krieger der Schoschonen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Es war ein anderer Stamm als der, den ich mit Winnetou besucht hatte, bevor wir die Upsaroka-Squaw und ihre beiden Söhne retten konnten. Mit Winnetou ritt ich nun zur Schlucht, wo die vier anderen auf ihre beiden Kameraden warteten, die ja nun gefangen waren. Wir erzählten ihnen, was geschehen war, und noch am selben Abend brachen wir in Richtung des Schoschonen-Lagers auf, um die beiden zu befreien. Es gelang uns, einen der Wächter des Lagers unschädlich zu machen und den Häuptling ‚Tapferer Büffel‘ in seinem Zelt zu überwältigen und fortzuschaffen. Ich konnte den ‚Tapferen Büffel‘ überzeugen, dass wir keinerlei feindliche Absichten gegen seinen Stamm hegten. Wir rauchten zusammen die Pfeife des Friedens und er wollte mit seinen Kriegern mit uns ziehen, um den Bärenjäger aus den Händen der Ogellallah-Sioux zu befreien.

      Donnerstag, 11. August 1864:

      Wie eine lange, dünne Schlange wand sich der Zug der Schoschonen durch die Blue Grass Prairie. Unterwegs sahen wir Zeichen der Ogellallah, die jedoch Wohkadeh galten, der ihnen nachfolgen sollte. Doch Wohkadeh, der eigentlich ein Mandan-Indianer war und als Kind zu den Ogellallah gezwungen wurde, hatte ohne ihr Wissen vor einigen Tagen deren Stamm verlassen, um Martin Baumann zu sagen, dass sein Vater gefangen sei, und nun befand er sich bei uns, um uns zu helfen. Später folgten wir der Spur der Ogellallah nicht mehr, denn ich kannte einen kürzeren Weg, der uns zu dem Grab führte, das am Feuerlochfluss lag. Gegen Abend erreichten wir einen Wasserlauf, an dem wir lagerten. Als wir später am Lagerfeuer saßen und von unseren Erlebnissen sprachen, sah ich im Gebüsch Augen leuchten. Winnetou machte mit seiner Silberbüchse einen Knie- und ich mit dem Henrystutzen einen Hüftschuss in die Büsche. Dort fanden wir zwei tote Indianer, denen wir durch die Stirn geschossen hatten. Danach brachen wir sofort auf und der nächtliche Ritt begann. Die beiden Toten hatten wir auf Ersatzpferde gebunden.

      Freitag, 12. August 1864:

      So ging es stundenlang fort, und als der Tag endlich zu grauen begann, öffnete sich vor uns ein steiler Pass, der zwischen hohe, dunkel bewaldete Berge hineinführte. Hier hielten wir an und stiegen ab. Die beiden Leichen wurden von den Pferden genommen und auf die Erde gelegt. Wohkadeh glaubte, dass es wahrscheinlich Upsaroka-Indianer seien. Er erzählte uns eine Begebenheit, die sich erst vor einigen Tagen zugetragen hatte, als Ogellallah einige Upsarokas beim Baden überrascht und ihnen ihre Medizin und einige Kleidungsstücke abgenommen hatten. Wahrscheinlich waren sie den Ogellallah nachgeritten, um sich zu rächen und um ihre Medizin wiederzuholen. Wir bestatteten die beiden Toten. Dann fingen wir die restlichen Upsarokas ab, rauchten die Friedenspfeife mit ihnen und ich sagte ihnen, dass sie ihre Medizin zurückbekommen würden, wenn sie mit uns ritten.

      Samstag, 20. August 1964:

      Wir waren über den Pelican- und den Yellowstonefluss herübergekommen, wollten morgen Vormittag über den Bridge Creek und dann westlich zum Feuerlochfluss reiten. Dort arbeitete der Geiser, der von den Indianern ‚Höllenmaul‘ genannt wird, und in seiner Nähe lag das Häuptlingsgrab. Es waren noch volle drei Tage bis zum Vollmond, und ich war der Überzeugung, dass die Sioux-Ogellallah unmöglich bereits hier sein könnten.

      Sonntag, 21. August 1864:

      Als wir am Morgen aufbrechen wollten, fehlten fünf Freunde: Martin Baumann, Wohkadeh, Hobble-Frank, der Dicke Jemmy und der Lange Davy. Bob, der Neger, hatte mitbekommen, dass sie den Sioux-Ogellallah entgegenreiten wollten. Ich vereinbarte mit Winnetou, dass er mit den Schoschonen den Ritt fortsetzen und mich am ‚Maul der Hölle‘ erwarten solle. Mit den fünfzehn Upsarokas und mit fünfzehn Schoschonen aber wollte ich die Ausreißer suchen. Gegen Mittag fand ich an einem Basaltfelsen einen Pelzfetzen, den der Dicke Jemmy sicher als Merkmal zurückgelassen hatte. Es war ein langer Ritt, schließlich brach der Abend herein und wir mussten Halt machen.

      Montag, 22. August 1864:

      Die Spuren der Ogellallah waren heute noch zu lesen. So kam es, dass wir die Höhe erreichten, ohne auf ein Hindernis zu treffen. Hier hörten wir ein eigentümliches, dumpf brausendes Geräusch, das bald von einem schrillen Pfeifen unterbrochen wurde. Jetzt senkte sich das Gelände abwärts. Deshalb stiegen wir ab und gingen zu Fuß, die Tiere hinter uns herführend. Viele Meilen lang und stellenweise zwei und sogar drei Meter breit, enthält es Hunderte von Geisern und heißen Quellen. Nahe am Rande des Schlammvulkans lagerten die Ogellallah. Ganz in der Nähe gab es mehrere zentnerschwere Steine. Dort saßen die Gefangenen. Ich nahm das Fernrohr aus der Satteltasche und richtete es auf die Sioux. Wohkadeh stand bei dem Häuptling, und Martin Baumann wurde herbeigeführt. Ich hatte aufmerksam jede Bewegung der Ogellallah beobachtet und sah, wie Wohkadeh und Martin zum Schlammvulkan geschleppt wurden. Die anderen Gefangenen wurden auf ihre Pferde gehoben und festgeschnallt. Da war höchste Eile geboten. Ich schickte die Schoschonen und die Upsarokas unter den Bäumen dort hinab, wo der Wald bis an den Fluss ging, dort sollten sie übersetzen, jenseits im Galopp hinaufjagen und sich mit lautem Geheul auf die Ogellallah stürzen. Als Bob hörte, dass Martin Baumann wahrscheinlich in den siedenden Schlamm geworfen werden sollte, rannte er los. Ich ergriff meinen weittragenden Bärentöter. Da hob der Häuptling den Arm. Zweimal blitzte der Bärentöter schnell hintereinander auf und die beiden Indianer, die Wohkadeh und Martin in den Krater hinablassen sollten, stürzten tödlich getroffen zu Boden. Dort oben schien große Bestürzung zu herrschen. Von unten sah ich, wie sich Bob auch schon auf sie warf, mit der Keule um sich schlagend wie ein Herkules. Die Ogellallah schienen die heranreitenden Schoschonen und Upsarokas zu sehen und jede Besonnenheit zu verlieren, denn sie stürzten zu ihren Pferden. Die Pferde, auf denen die Gefangenen festgebunden waren, waren nicht mehr aufzuhalten. Ich sah noch, wie der Häuptling sich als Letzter auf sein Pferd schwang. Er drängte sein Pferd an Baumann heran. Ein rascher Griff und er jagte davon, flussaufwärts, Baumanns Pferd und seinen Reiter mit sich fortreißend. Ich konnte erkennen, wie Bob die Fesseln von Martin und Wohkadeh durchschnitt und dann auch die des Hobble-Frank. Frank warf sich vom Pferd, riss einem der beiden von mir erschossenen Sioux den Tomahawk aus dem Gürtel und jagte davon, dem feindlichen Häuptling nach. Ich ritt dem Sioux-Häuptling und unseren Männern hinterher. Frank hatte sich hinter dem Häuptling aufs Pferd geschwungen, doch dann ging dieses mit beiden Reitern in den Fluss.

      Der Ogellallah verschwand und Frank mit ihm. Es fand ein erbittertes Ringen unter Wasser statt. Als Frank an der Oberfläche erschien, hatte er den besiegten Feind bei den Haaren gefasst und kam langsam ans Ufer geschwommen. Winnetou hatte mit den Schoschonen und den Upsarokas die Ogellallah in der Schlucht eingeschlossen, wo sich die Gräber der von mir vor drei Jahren getöteten Sioux befanden. Nun begaben wir uns alle dorthin. Durch eine plötzlich eintretende Erderuption gab es einiges Durcheinander, wobei dem Sioux-Häuptling die Flucht gelang. Martin Baumann eilte ihm hinterher und holte ihn bei einem stufenartigen Felsvorsprung ein. Wir sahen die beiden auf Tod und Leben miteinander ringen. In einer Kampfpause verlor der Rote das Gleichgewicht, griff mit beiden Händen in die Luft, glitt aus, stürzte von dem Felsen herab und in das unten gähnende Schlammloch hinein, dessen grauenvoller Rachen ihn sofort verschlang. СКАЧАТЬ