Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ ko­los­sa­len Aus­ma­ßes? Be­darf es nicht ganz au­ßer­or­dent­li­cher Rei­ze, da­mit wir die wil­den Schmer­zen, die Fein­de un­se­rer ge­brech­li­chen Hül­le, er­tra­gen, wel­che die Lei­den­schaf­ten wie mit ei­nem dor­ni­gen Gür­tel um­ge­ben? Hat der Rau­cher, wenn er sich nach über­mä­ßi­gem Ta­bak­ge­nuß in Krämp­fen wälzt und To­des­qua­len aus­steht, nicht in un­be­kann­ten Re­gio­nen wun­der­vol­le Fes­te er­lebt? Hat nicht Eu­ro­pa, ohne sich Zeit zu las­sen, bis sei­ne Füße trock­ne­ten, die bis zum Knö­chel in Blut ge­wa­tet sind, un­auf­hör­lich im­mer wie­der Krieg an­ge­zet­telt? Also er­fährt der Mensch in sei­ner Ge­samt­heit eben­so einen Rausch wie die Na­tur ihre An­wand­lun­gen von Lie­be? Für den Pri­vat­mann, für den Mi­ra­beau, der in ei­ner Zeit des Frie­dens ve­ge­tiert und von Stür­men träumt, birgt Aus­schwei­fung al­les in sich, sie ist für ihn ein un­auf­hör­li­ches Um­schlin­gen des gan­zen Le­bens, oder viel­mehr ein Duell mit ei­ner un­be­kann­ten Macht, mit ei­nem Un­ge­heu­er. Zu­erst er­schreckt ihn das Un­ge­heu­er, man muß es bei den Hör­nern fas­sen, was un­er­hör­te An­stren­gun­gen er­for­dert. Hat die Na­tur euch einen zu en­gen oder trä­gen Ma­gen ge­ge­ben? Zwingt ihn, wei­tet ihn; lernt den Wein ver­tra­gen, zähmt den Rausch, bringt die Näch­te schlaf­los zu und ent­wi­ckelt schließ­lich das Na­tu­rell ei­nes Küras­sier­obers­ten, so er­schafft ihr euch sel­ber ein zwei­tes Mal, wie Gott zum Trotz! Wenn der Mensch sich auf die­se Wei­se ver­wan­delt hat, wenn der Neu­ling – ein al­ter Sol­dat – sei­ne See­le an den Don­ner der Ge­schüt­ze, sei­ne Bei­ne an den Marsch ge­wöhnt hat, ohne noch dem Un­ge­heu­er ver­fal­len zu sein, ohne noch zu wis­sen, wer von bei­den die Ober­hand ge­win­nen wird, dann wäl­zen sie sich wild im Kamp­fe, bald Sie­ger, bald Be­sieg­ter, in ei­ner Sphä­re, wo al­les wun­der­voll ist, wo die See­len­qua­len ein­schlum­mern und nur Trug­bil­der des Geis­tes auf­le­ben. Und schon ist die­ser wil­de Kampf zum Be­dürf­nis ge­wor­den. Da der Aus­schwei­fen­de eine leib­haf­te Ver­kör­pe­rung je­ner Fa­bel­ge­stal­ten ist, die der Le­gen­de nach dem Teu­fel ihre See­le ver­kauft ha­ben, um von ihm die Macht zu er­lan­gen, Bö­ses zu tun, hat er den Tod ge­gen alle Genüs­se des Le­bens ge­tauscht, ge­gen über­schäu­men­de, frucht­ba­re Lust! An­statt ge­mäch­lich zwi­schen zwei ein­tö­ni­gen Ufern da­hin­zu­flie­ßen, in ei­nem Kon­tor oder ei­ner Stu­dier­stu­be, schäumt und spru­delt das Le­ben wie ein Sturz­bach. Kurz, Aus­schwei­fung ist für den Kör­per, was mys­ti­sche Freu­den für die See­le sind. Die Trun­ken­heit taucht den Men­schen in Träu­me, de­ren phan­tas­ti­sche Ge­bil­de so selt­sam sind wie die der Ek­sta­se. Er er­lebt Stun­den, ent­zückend wie die Lau­nen ei­nes jun­gen Mäd­chens, köst­li­che Plau­der­stun­den mit Freun­den, ver­nimmt Wor­te, die ein gan­zes Le­ben aus­drücken, ge­nießt Freu­den frei ohne Hin­ter­ge­dan­ken, reist ohne zu er­mü­den, gan­ze Dich­tun­gen er­ste­hen ihm aus ein paar Sät­zen. Der bru­ta­len Be­frie­di­gung der Bes­tie Mensch, in de­ren In­ne­rem die Wis­sen­schaft eine See­le ge­sucht hat, folgt eine wun­der­ba­re Be­täu­bung, nach der die ih­res Geis­tes über­drüs­si­gen Men­schen sich seh­nen. Ver­spü­ren sie nicht all die Not­wen­dig­keit völ­li­ger Ruhe, und ist die Aus­schwei­fung nicht eine Art Steu­er, die das Ge­nie dem Bö­sen zahlt? Sieh dir all die großen Män­ner an: wenn sie nicht wol­lüs­tig sind, hat die Na­tur ih­nen einen küm­mer­li­chen Kör­per ge­ge­ben. Eine Macht, sei sie nun bos­haft oder ei­fer­süch­tig, verdirbt ih­nen die See­le oder den Kör­per, um ge­gen die Mü­hen ih­res Tal­ents ein Ge­gen­ge­wicht zu schaf­fen. In sol­chen Stun­den des Wein­rau­sches er­schei­nen uns Men­schen und Din­ge in den Ge­wän­dern, die wir selbst ih­nen ge­ben. Als Kö­nig der Schöp­fung wan­deln wir sie nach un­se­rem Ge­fal­len.