Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ Je­der Ge­dan­ke brü­te­te einen an­de­ren krank­haf­ten Ge­dan­ken aus, ein Be­geh­ren, so schreck­lich quä­lend wie das Ge­wis­sen. Ich folg­te dem Bei­spiel der Ein­sied­ler aus der The­bais. Zwar be­te­te ich nicht wie sie, aber wie sie leb­te ich in ei­ner Ein­öde und höhlte mein Herz aus, wie sie die Fel­sen höhlten. Ich hät­te mir not­falls so­gar einen Sta­chel­gür­tel an­ge­legt, um den Schmerz der Lie­be durch den kör­per­li­chen Schmerz zu bän­di­gen. Ei­nes Abends drang Pau­li­ne in mein Zim­mer ein. – ›Sie rich­ten sich zu­grun­de‹, sag­te sie mit fle­hen­der Stim­me zu mir, ›Sie soll­ten aus­ge­hen, Ihre Freun­de auf­su­chen.‹ – ›Ach, Pau­li­ne! Ihre Pro­phe­zei­ung ist ein­ge­trof­fen. Fœ­do­ra tö­tet mich, ich will ster­ben. Das Le­ben ist mir un­er­träg­lich.‹ – ›Gibt es denn nur eine Frau in der Welt?‹ frag­te sie lä­chelnd. ›Wa­rum ma­chen Sie sich die­ses kur­ze Le­ben zu so maß­lo­ser Qual?‹ Ich blick­te Pau­li­ne wie er­starrt an. Sie ließ mich al­lein. Ich hat­te gar nicht be­merkt, daß sie ge­gan­gen war; ich hat­te ihre Stim­me ge­hört, ohne den Sinn ih­rer Wor­te zu ver­ste­hen. Bald dar­auf muß­te ich das Ma­nu­skript der Me­moi­ren zu mei­nem li­te­ra­ri­schen Un­ter­neh­mer brin­gen. Ich war so von mei­ner Lei­den­schaft be­ses­sen, daß ich nicht wuß­te, wie ich ohne Geld hat­te le­ben kön­nen; ich wuß­te bloß, daß ich die 450 Fran­cs, die mir zu­stan­den, aus­reich­ten, mei­ne Schul­den zu be­zah­len; ich woll­te also mein Ho­no­rar ho­len und traf Ras­ti­gnac. Er fand mich ver­än­dert und ab­ge­ma­gert. – ›Aus wel­chem Ho­spi­tal kommst du denn?‹ frag­te er mich. – ›Die­se Frau tö­tet mich‹, er­wi­der­te ich; ›ich kann sie nicht ver­ach­ten und nicht ver­ges­sen.‹ – ›Da ist es bes­ser, sie zu tö­ten‹, ver­setz­te er la­chend; ›viel­leicht denkst du dann nicht mehr an sie.‹ – ›Da­ran habe ich auch ge­dacht‹, war mei­ne Ant­wort; ›manch­mal er­quick­te ich mei­ne See­le mit dem Ge­dan­ken an ein Ver­bre­chen, Not­zucht oder Mord oder bei­des zu­sam­men; aber ich bin nicht im­stan­de, es wirk­lich zu be­ge­hen. Die Com­tes­se ist ein ent­zücken­des Un­ge­heu­er, das um Gna­de bit­ten wür­de, und ich bin kein Othel­lo!‹ – ›Sie ist wie alle Wei­ber, die wir nicht ha­ben kön­nen‹, un­ter­brach mich Ras­ti­gnac. – ›Ich bin toll!‹ rief ich; ›ich spü­re, wie der Wahn­sinn zu­zei­ten in mei­nem Hirn rast. Mei­ne Ge­dan­ken sind wie geis­ter­haf­te Ge­stal­ten, sie um­gau­keln mich, und ich kann sie nicht fas­sen. Lie­ber will ich tot sein, als so wei­ter­le­ben. Und so su­che ich nur nach dem bes­ten Mit­tel, die­sem Kampf ein Ende zu ma­chen. Es han­delt sich nicht mehr um die le­ben­di­ge Fœ­do­ra des Fau­bourg Saint-Ho­noré, son­dern um mei­ne Fœ­do­ra, um die, die da drin­nen wohnt!‹ rief ich und schlug mit der Hand ge­gen die Stirn. ›Was hältst du vom Opi­um?‹ – ›Gar nichts! Furcht­ba­re Quä­le­rei!‹ er­wi­der­te Ras­ti­gnac.