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einem Titel versteckt; es ist stolz und mit Federn geschmückt, dieses Elend mit weißer Weste und gelben Handschuhen, es hat Equipagen und verliert ein Vermögen, weil ihm ein Centime fehlt. Das eine ist das Elend des Volkes; das andere das der Schwindler, der Könige und der Genies. Ich bin nicht Volk noch König, noch Schwindler; vielleicht habe ich auch kein Genie: ich bin eine Ausnahme. Mein Name gebietet mir, lieber zu sterben als zu betteln. Beruhigen Sie sich, Madame, ich bin heute reich, ich besitze alles auf Erden, was ich brauche‹, fügte ich hinzu, als ich sah, wie ihr Gesicht den kalten Ausdruck annahm, der sich auf unseren Mienen spiegelt, wenn wir jemand für einen Gentleman hielten und er sich als ein Bittsteller entpuppt. ›Erinnern Sie sich an den Tag, wo Sie allein, ohne mich, ins Gymnase40 gehen wollten, weil Sie glaubten, ich würde nicht dort sein?‹ Sie nickte mit dem Kopf. ›Ich hatte meinen letzten Taler geopfert, um Sie dort sehen zu können. Erinnern Sie sich unseres Spaziergangs im Jardin des Plantes? Ihr Wagen hat mich mein ganzes Vermögen gekostet.‹ Ich erzählte ihr alle Opfer, die ich gebracht hatte, ich schilderte ihr mein Leben, nicht, wie jetzt dir im Rausch des Weines, nein, im edlen Rausch des Herzens. Meine Leidenschaft ergoß sich in flammenden Worten, in gefühlvollen Ausbrüchen, die ich seitdem vergessen habe, nicht die Kunst und nicht die Erinnerung könnten sie je wiedergeben. Das war nicht der kalte Bericht einer verschmähten Liebe; meine Liebe in all ihrer Kraft und in der Schönheit ihrer Hoffnung gab mir Worte ein, die ein ganzes Leben umreißen, da sie die Schreie einer zerrissenen Seele bargen. Mein Ton glich dem letzten Gebet eines Sterbenden auf dem Schlachtfeld. Sie weinte. Ich brach ab. Großer Gott! Ihre Tränen entsprangen jener künstlichen Rührung, wie man sie für 100 Sous an einer Theaterkasse kaufen kann. Ich hatte den Erfolg eines guten Komödianten. – ›Wenn ich gewußt hätte …‹, sagte sie. – ›Reden Sie nicht weiter!‹ rief ich. ›Ich liebe Sie in diesem Augenblick noch genug, um Sie zu töten …‹ Sie wollte nach der Schnur der Klingel greifen. Ich brach in Lachen aus. ›Läuten Sie nicht‹, sprach ich. ›Ich lasse Sie Ihr Leben friedlich beschließen. Das hieße den Haß schlecht begreifen, wenn ich Sie tötete! Fürchten Sie keinerlei Gewalt: ich habe eine ganze Nacht am Fuß Ihres Bettes zugebracht, ohne …‹ – ›Monsieur!‹ rief sie und errötete. Nach dieser ersten Regung der Scham aber, die keiner Frau, selbst der gefühllosesten, völlig fehlen dürfte, warf sie mir einen verächtlichen Blick zu und fuhr fort: ›Sie müssen sehr kaltblütig gewesen sein!‹ – ›Glauben Sie, Madame‹, erwiderte ich, denn ich erriet die Gedanken, die sie hegte, ›daß Ihre Schönheit etwas so Kostbares für mich ist? Ihr Antlitz ist für mich das Versprechen einer noch schöneren Seele. Und Madame, Männer, die in einer Frau nur das Weib sehen, können sich jeden Abend Odalisken kaufen, die schön genug für einen Harem wären, und für billiges Geld glücklich sein! Aber ich war ehrgeizig, ich wollte Herz an Herz mit Ihnen leben, mit Ihnen, einer Frau, die kein Herz hat. Ich weiß es jetzt. Wenn Sie je einem Manne gehören sollten, würde ich ihn umbringen. Aber nein, dann würden Sie ihn lieben, und sein Tod würde Ihnen vielleicht Schmerz bereiten. Oh, wie furchtbar ich leide!‹ rief ich. – ›Wenn es Sie tröstet‹, sagte sie heiter, ›kann ich Ihnen versichern, daß ich nie einem Manne angehören werde.‹ – ›Halt‹, unterbrach ich sie; ›Sie lästern Gott und werden dafür bestraft werden! Eines Tages werden Sie auf dem Diwan liegen, kein Geräusch und kein Licht vertragen, werden verdammt sein, in einer Art Grab zu leben und unerhörte Schmerzen zu erdulden. Wenn Sie dann nach der Ursache dieser langsamen rächenden Schmerzen suchen, gedenken Sie des Unglücks, das Sie so verschwenderisch auf Ihren Weg gestreut haben. Sie haben überall Flüche gesät und werden Haß ernten. Wir sind unsere eigenen Richter, die Henker eines Gerichtes, das hienieden sein Urteil spricht und das über dem Gericht der Menschen und unter dem Gottes waltet.‹ – ›Ach‹, erwiderte sie lachend, ›ich bin natürlich eine große Verbrecherin, daß ich Sie nicht liebe! Ist das meine Schuld? Nein, ich liebe Sie nicht; Sie sind ein Mann, das ist Grund genug. Ich bin glücklich, daß ich allein bin; warum sollte ich mein Leben, mein egoistisches Leben, wenn Sie es so nennen wollen, gegen die Launen eines Herrn vertauschen? Die Ehe ist ein Sakrament, das nichts als Kummer bringt. Und überdies, Kinder sind mir lästig. Habe ich Ihnen nicht freimütig meinen Charakter im voraus geschildert? Warum haben Sie sich nicht mit meiner Freundschaft begnügt? Ich möchte Sie gerne für die Qualen, an denen ich schuld bin, weil ich nichts von Ihren Geldkalamitäten wußte, entschädigen; ich sehe wohl, was Sie für Opfer gebracht haben; aber Liebe allein kann Ihre Hingabe und Ihr Zartgefühl lohnen; ich aber liebe Sie so wenig, daß dieser Auftritt mir peinlich ist.‹ – ›Ich weiß‹, antwortete ich sanft und konnte dabei die Tränen nicht zurückhalten, ›wie lächerlich ich mich mache; verzeihen Sie mir! Ich liebe Sie so sehr, daß ich sogar die grausamen Worte, die Sie sprechen, mit Entzücken höre. Oh, ich wollte, ich könnte meine Liebe mit meinem Blut besiegeln!‹ – ›Alle Männer sagen uns in mehr oder weniger schönen Worten diese klassischen Redensarten‹, versetzte sie lachend, ›aber es scheint wirklich schwer zu sein, zu unseren Füßen zu sterben; denn ich begegne derlei Toten überall. Es ist Mitternacht, erlauben Sie, daß ich schlafen gehe.‹
›Und in zwei Stunden schreien Sie wieder auf: Mein Gott!‹ sagte ich. – ›Vorgestern! ja‹, versetzte sie lachend, ›ich dachte an meinen Bankier; ich hatte vergessen, ihm aufzutragen, meine fünfprozentigen Renten gegen dreiprozentige zu tauschen, und an dem Tag waren die dreiprozentigen gesunken.‹ Ich sah sie mit wutfunkelnden Augen an. Oh! manchmal muß ein Verbrechen ein ganzes Poem sein, das begriff ich. Sie war offenbar an die leidenschaftlichen Ausbrüche gewöhnt und hatte meine Tränen und meine Worte schon vergessen. – ›Würden Sie einen Pair von Frankreich heiraten?‹ fragte ich sie kalt. – ›Vielleicht, wenn er Herzog wäre.‹ Ich nahm meinen Hut und verbeugte mich. ›Gestatten Sie, daß ich Sie bis an die Tür meines Zimmers begleite‹, sagte sie mit einer beißenden Ironie in ihrer Geste, der Haltung ihres Kopfes und ihrem Ton. – ›Madame.‹ – ›Monsieur?‹ – ›Ich werde Sie nicht wiedersehen.‹ – ›Ich hoffe es!‹ erwiderte sie und neigte ihren Kopf mit einer impertinenten Miene. – ›Sie wollen Herzogin werden?‹ begann ich erneut, durch ihre Haltung geradezu in Raserei versetzt. ›Sie dürsten nach Titeln und Ehren? Nun, dann lassen Sie sich nur von mir lieben, befehlen Sie meiner Feder, nur für Sie zu schreiben, meiner Stimme, nur für Sie zu ertönen, seien Sie das geheime Prinzip meines Lebens, seien Sie mein Stern! Nehmen Sie mich erst zum Gemahl, wenn ich Minister, Pair von Frankreich, Herzog bin … Ich werde alles werden, was Sie wollen!‹ ›Sie haben‹, erwiderte sie lächelnd, ›Ihre Zeit beim Anwalt gut verwendet: Sie plädieren sehr warmherzig.‹ – ›Du hast die Gegenwart‹, rief ich, ›und ich die Zukunft! Ich
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