Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ ei­nem Ti­tel ver­steckt; es ist stolz und mit Fe­dern ge­schmückt, die­ses Elend mit wei­ßer Wes­te und gel­ben Hand­schu­hen, es hat Equi­pa­gen und ver­liert ein Ver­mö­gen, weil ihm ein Cen­ti­me fehlt. Das eine ist das Elend des Vol­kes; das an­de­re das der Schwind­ler, der Kö­ni­ge und der Ge­nies. Ich bin nicht Volk noch Kö­nig, noch Schwind­ler; viel­leicht habe ich auch kein Ge­nie: ich bin eine Aus­nah­me. Mein Name ge­bie­tet mir, lie­ber zu ster­ben als zu bet­teln. Be­ru­hi­gen Sie sich, Ma­da­me, ich bin heu­te reich, ich be­sit­ze al­les auf Er­den, was ich brau­che‹, füg­te ich hin­zu, als ich sah, wie ihr Ge­sicht den kal­ten Aus­druck an­nahm, der sich auf un­se­ren Mie­nen spie­gelt, wenn wir je­mand für einen Gent­le­man hiel­ten und er sich als ein Bitt­stel­ler ent­puppt. ›Erin­nern Sie sich an den Tag, wo Sie al­lein, ohne mich, ins Gym­na­se40 ge­hen woll­ten, weil Sie glaub­ten, ich wür­de nicht dort sein?‹ Sie nick­te mit dem Kopf. ›Ich hat­te mei­nen letz­ten Ta­ler ge­op­fert, um Sie dort se­hen zu kön­nen. Erin­nern Sie sich un­se­res Spa­zier­gangs im Jar­din des Plan­tes? Ihr Wa­gen hat mich mein gan­zes Ver­mö­gen ge­kos­tet.‹ Ich er­zähl­te ihr alle Op­fer, die ich ge­bracht hat­te, ich schil­der­te ihr mein Le­ben, nicht, wie jetzt dir im Rausch des Wei­nes, nein, im ed­len Rausch des Her­zens. Mei­ne Lei­den­schaft er­goß sich in flam­men­den Wor­ten, in ge­fühl­vol­len Aus­brü­chen, die ich seit­dem ver­ges­sen habe, nicht die Kunst und nicht die Erin­ne­rung könn­ten sie je wie­der­ge­ben. Das war nicht der kal­te Be­richt ei­ner ver­schmäh­ten Lie­be; mei­ne Lie­be in all ih­rer Kraft und in der Schön­heit ih­rer Hoff­nung gab mir Wor­te ein, die ein gan­zes Le­ben um­rei­ßen, da sie die Schreie ei­ner zer­ris­se­nen See­le bar­gen. Mein Ton glich dem letz­ten Ge­bet ei­nes Ster­ben­den auf dem Schlacht­feld. Sie wein­te. Ich brach ab. Gro­ßer Gott! Ihre Trä­nen ent­spran­gen je­ner künst­li­chen Rüh­rung, wie man sie für 100 Sous an ei­ner Thea­ter­kas­se kau­fen kann. Ich hat­te den Er­folg ei­nes gu­ten Ko­mö­di­an­ten. – ›Wenn ich ge­wußt hät­te …‹, sag­te sie. – ›Re­den Sie nicht wei­ter!‹ rief ich. ›Ich lie­be Sie in die­sem Au­gen­blick noch ge­nug, um Sie zu tö­ten …‹ Sie woll­te nach der Schnur der Klin­gel grei­fen. Ich brach in La­chen aus. ›Läu­ten Sie nicht‹, sprach ich. ›Ich las­se Sie Ihr Le­ben fried­lich be­schlie­ßen. Das hie­ße den Haß schlecht be­grei­fen, wenn ich Sie tö­te­te! Fürch­ten Sie kei­ner­lei Ge­walt: ich habe eine gan­ze Nacht am Fuß Ihres Bet­tes zu­ge­bracht, ohne …‹ – ›M­on­sieur!‹ rief sie und er­rö­te­te. Nach die­ser ers­ten Re­gung der Scham aber, die kei­ner Frau, selbst der ge­fühl­lo­ses­ten, völ­lig feh­len dürf­te, warf sie mir einen ver­ächt­li­chen Blick zu und fuhr fort: ›Sie müs­sen sehr kalt­blü­tig ge­we­sen sein!‹ – ›Glau­ben Sie, Ma­da­me‹, er­wi­der­te ich, denn ich er­riet die Ge­dan­ken, die sie heg­te, ›daß Ihre Schön­heit et­was so Kost­ba­res für mich ist? Ihr Ant­litz ist für mich das Ver­spre­chen ei­ner noch schö­ne­ren See­le. Und Ma­da­me, Män­ner, die in ei­ner Frau nur das Weib se­hen, kön­nen sich je­den Abend Oda­lis­ken kau­fen, die schön ge­nug für einen Ha­rem wä­ren, und für bil­li­ges Geld glück­lich sein! Aber ich war ehr­gei­zig, ich woll­te Herz an Herz mit Ih­nen le­ben, mit Ih­nen, ei­ner Frau, die kein Herz hat. Ich weiß es jetzt. Wenn Sie je ei­nem Man­ne ge­hö­ren soll­ten, wür­de ich ihn um­brin­gen. Aber nein, dann wür­den Sie ihn lie­ben, und sein Tod wür­de Ih­nen viel­leicht Schmerz be­rei­ten. Oh, wie furcht­bar ich lei­de!‹ rief ich. – ›Wenn es Sie trös­tet‹, sag­te sie hei­ter, ›kann ich Ih­nen ver­si­chern, daß ich nie ei­nem Man­ne an­ge­hö­ren wer­de.‹ – ›Hal­t‹, un­ter­brach ich sie; ›Sie läs­tern Gott und wer­den da­für be­straft wer­den! Ei­nes Ta­ges wer­den Sie auf dem Di­wan lie­gen, kein Geräusch und kein Licht ver­tra­gen, wer­den ver­dammt sein, in ei­ner Art Grab zu le­ben und un­er­hör­te Schmer­zen zu er­dul­den. Wenn Sie dann nach der Ur­sa­che die­ser lang­sa­men rä­chen­den Schmer­zen su­chen, ge­den­ken Sie des Un­glücks, das Sie so ver­schwen­de­risch auf Ihren Weg ge­streut ha­ben. Sie ha­ben über­all Flü­che ge­sät und wer­den Haß ern­ten. Wir sind un­se­re ei­ge­nen Rich­ter, die Hen­ker ei­nes Ge­rich­tes, das hie­nie­den sein Ur­teil spricht und das über dem Ge­richt der Men­schen und un­ter dem Got­tes wal­tet.‹ – ›Ach‹, er­wi­der­te sie la­chend, ›ich bin na­tür­lich eine große Ver­bre­che­rin, daß ich Sie nicht lie­be! Ist das mei­ne Schuld? Nein, ich lie­be Sie nicht; Sie sind ein Mann, das ist Grund ge­nug. Ich bin glück­lich, daß ich al­lein bin; warum soll­te ich mein Le­ben, mein egois­ti­sches Le­ben, wenn Sie es so nen­nen wol­len, ge­gen die Lau­nen ei­nes Herrn ver­tau­schen? Die Ehe ist ein Sa­kra­ment, das nichts als Kum­mer bringt. Und über­dies, Kin­der sind mir läs­tig. Habe ich Ih­nen nicht frei­mü­tig mei­nen Cha­rak­ter im vor­aus ge­schil­dert? Wa­rum ha­ben Sie sich nicht mit mei­ner Freund­schaft be­gnügt? Ich möch­te Sie ger­ne für die Qua­len, an de­nen ich schuld bin, weil ich nichts von Ihren Geld­ka­la­mi­tä­ten wuß­te, ent­schä­di­gen; ich sehe wohl, was Sie für Op­fer ge­bracht ha­ben; aber Lie­be al­lein kann Ihre Hin­ga­be und Ihr Zart­ge­fühl loh­nen; ich aber lie­be Sie so we­nig, daß die­ser Auf­tritt mir pein­lich ist.‹ – ›Ich weiß‹, ant­wor­te­te ich sanft und konn­te da­bei die Trä­nen nicht zu­rück­hal­ten, ›wie lä­cher­lich ich mich ma­che; ver­zei­hen Sie mir! Ich lie­be Sie so sehr, daß ich so­gar die grau­sa­men Wor­te, die Sie spre­chen, mit Ent­zücken höre. Oh, ich woll­te, ich könn­te mei­ne Lie­be mit mei­nem Blut be­sie­geln!‹ – ›Al­le Män­ner sa­gen uns in mehr oder we­ni­ger schö­nen Wor­ten die­se klas­si­schen Re­dens­ar­ten‹, ver­setz­te sie la­chend, ›a­ber es scheint wirk­lich schwer zu sein, zu un­se­ren Fü­ßen zu ster­ben; denn ich be­geg­ne der­lei To­ten über­all. Es ist Mit­ter­nacht, er­lau­ben Sie, daß ich schla­fen gehe.‹

      ›Und in zwei Stun­den schrei­en Sie wie­der auf: Mein Gott!‹ sag­te ich. – ›Vor­ges­tern! ja‹, ver­setz­te sie la­chend, ›ich dach­te an mei­nen Ban­kier; ich hat­te ver­ges­sen, ihm auf­zu­tra­gen, mei­ne fünf­pro­zen­ti­gen Ren­ten ge­gen drei­pro­zen­ti­ge zu tau­schen, und an dem Tag wa­ren die drei­pro­zen­ti­gen ge­sun­ken.‹ Ich sah sie mit wut­fun­keln­den Au­gen an. Oh! manch­mal muß ein Ver­bre­chen ein gan­zes Poem sein, das be­griff ich. Sie war of­fen­bar an die lei­den­schaft­li­chen Aus­brü­che ge­wöhnt und hat­te mei­ne Trä­nen und mei­ne Wor­te schon ver­ges­sen. – ›Wür­den Sie einen Pair von Frank­reich hei­ra­ten?‹ frag­te ich sie kalt. – ›Vi­el­leicht, wenn er Her­zog wäre.‹ Ich nahm mei­nen Hut und ver­beug­te mich. ›Ge­stat­ten Sie, daß ich Sie bis an die Tür mei­nes Zim­mers be­glei­te‹, sag­te sie mit ei­ner bei­ßen­den Iro­nie in ih­rer Ges­te, der Hal­tung ih­res Kop­fes und ih­rem Ton. – ›Ma­da­me.‹ – ›M­on­sieur?‹ – ›Ich wer­de Sie nicht wie­der­se­hen.‹ – ›Ich hof­fe es!‹ er­wi­der­te sie und neig­te ih­ren Kopf mit ei­ner im­per­ti­nen­ten Mie­ne. – ›Sie wol­len Her­zo­gin wer­den?‹ be­gann ich er­neut, durch ihre Hal­tung ge­ra­de­zu in Ra­se­rei ver­setzt. ›Sie dürs­ten nach Ti­teln und Ehren? Nun, dann las­sen Sie sich nur von mir lie­ben, be­feh­len Sie mei­ner Fe­der, nur für Sie zu schrei­ben, mei­ner Stim­me, nur für Sie zu er­tö­nen, sei­en Sie das ge­hei­me Prin­zip mei­nes Le­bens, sei­en Sie mein Stern! Neh­men Sie mich erst zum Ge­mahl, wenn ich Mi­nis­ter, Pair von Frank­reich, Her­zog bin … Ich wer­de al­les wer­den, was Sie wol­len!‹ ›Sie ha­ben‹, er­wi­der­te sie lä­chelnd, ›Ih­re Zeit beim An­walt gut ver­wen­det: Sie plä­die­ren sehr warm­her­zig.‹ – ›Du hast die Ge­gen­war­t‹, rief ich, ›und ich die Zu­kunft! Ich СКАЧАТЬ