Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac страница 129

Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

isbn:

СКАЧАТЬ ver­kauft, wo je­der Tag üp­pi­ge Di­ners, se­hens­wer­te Schau­spie­le bringt, wo es von lie­der­li­chen Dir­nen wim­melt, wo die Sou­pers bis zum nächs­ten Tage dau­ern und die Lie­be nach der Stun­de be­zahlt wird wie die Drosch­ken; da Pa­ris im­mer das an­be­tungs­wür­digs­te al­ler Va­ter­län­der sein wird, das Va­ter­land der Freu­de, der Frei­heit, des Geis­tes, der hüb­schen Frau­en, der schlech­ten Ker­le, des gu­ten Weins, das Va­ter­land, wo die Zuchtru­te der Macht nie all­zu fühl­bar wird, weil man de­nen zu nahe ist, die sie schwin­gen … so ha­ben wir, die wah­ren An­hän­ger des Got­tes Me­phi­sto­phe­les, es un­ter­nom­men, den öf­fent­li­chen Geist zu­recht­zu­schmin­ken, die Ak­teu­re neu zu ko­stü­mie­ren, an der Re­gie­rungs­ba­ra­cke neue Bret­ter an­zu­schla­gen, den Dok­tri­nären Arz­nei ein­zu­flö­ßen, die al­ten Re­pu­bli­ka­ner wie­der auf­zu­ba­cken, die Bo­na­par­tis­ten auf­zu­fri­schen und dem Zen­trum Pro­vi­ant zu­zu­füh­ren, vor­aus­ge­setzt, daß es uns er­laubt sei, uns über Kö­ni­ge und Völ­ker ins Fäust­chen zu la­chen, am Abend an­de­rer Mei­nung zu sein als am Mor­gen und ein lus­ti­ges Le­ben à la Panur­ge59 zu füh­ren oder more ori­en­ta­li60 auf wei­chen Kis­sen zu lie­gen. Dir be­stimm­ten wir die Zü­gel die­ses mak­ka­ro­ni­schen und bur­les­ken Rei­ches, und so füh­ren wir dich denn ge­ra­des­wegs zu ei­nem Di­ner, das der Grün­der be­sag­ten Jour­nals, ein ehe­ma­li­ger Ban­kier, ver­an­stal­tet, der nicht weiß, was er mit sei­nem Gol­de an­fan­gen soll und es in Geist um­wan­deln will. Man wird dich dort wie einen Bru­der auf­neh­men, wir wer­den dich als den Kö­nig der miß­ver­gnüg­ten Geis­ter will­kom­men hei­ßen, die nichts er­schreckt, de­ren Scharf­sinn die Ab­sich­ten Ös­ter­reichs, Eng­lands oder Ruß­lands ent­hüllt, be­vor Ös­ter­reich, Eng­land oder Ruß­land Ab­sich­ten ha­ben! Ja, dich krö­nen wir zum Sou­ve­rän die­ser Ver­stan­des­rie­sen, die die Welt mit Mi­ra­be­aus,61 Tal­ley­rands,62 Pitts,63 Met­ter­nichs,64 mit al­len je­nen dreis­ten Cri­spins65 be­lie­fern, die un­ter sich um Ge­schi­cke ei­nes Rei­ches spie­len, wie die ge­wöhn­li­chen Leu­te beim Do­mi­no um ihr Kir­sch­was­ser. Wir ha­ben dich als den un­er­schro­ckens­ten Käm­pen aus­ge­ge­ben, der es je mit der Aus­schwei­fung auf­ge­nom­men hat, je­nem herr­li­chen Un­ge­heu­er, das alle star­ken Geis­ter zum Kampf her­aus­for­dert; ja, wir ha­ben so­gar be­haup­tet, daß es dich noch nicht be­siegt habe. Ich hof­fe, du wirst un­se­re Lo­b­re­den nicht Lü­gen stra­fen. Tail­le­fer, un­ser Am­phi­try­on,66 hat uns ver­spro­chen, die knaus­ri­gen Sa­tur­na­li­en67 un­se­rer klei­nen mo­der­nen Lu­kul­lus­se zu über­bie­ten. Er ist reich ge­nug, um Nied­rig­keit mit Grö­ße, Las­ter mit Ele­ganz und Gra­zie zu um­ge­ben. Hörst du zu, Ra­pha­el?« frag­te der Red­ner und un­ter­brach sich.

      »Ja«, ant­wor­te­te der jun­ge Mann, der we­ni­ger er­staunt war über die Er­fül­lung sei­ner Wün­sche als über die Na­tür­lich­keit, mit der die Er­eig­nis­se sich ver­ket­te­ten.

      Ob­gleich es ihm un­mög­lich war, an einen ma­gi­schen Ein­fluß zu glau­ben, be­wun­der­te er die Zu­fäl­le des mensch­li­chen Le­bens.

      »Du sagst ›ja‹ zu uns in ei­ner Wei­se, als ob du an den Tod dei­nes Groß­va­ters däch­test«, sag­te ei­ner sei­ner Ka­me­ra­den.

      »Ach«, sag­te Ra­pha­el in ei­nem so nai­ven Ton, daß die Schrift­stel­ler, die Hoff­nung des jun­gen Frank­reich, in Ge­läch­ter aus­bra­chen, »ach, mei­ne Freun­de, ich dach­te eben dar­an, daß wir auf dem Weg sind, rech­te Schur­ken zu wer­den. Bis­her ha­ben wir nur zwi­schen zwei Wei­nen ruch­lo­se Re­den ge­schwun­gen, ha­ben im Rausch das Le­ben und beim Ver­dau­en Men­schen und Din­ge be­ur­teilt. Jung­fräu­lich im Tun, wa­ren wir nur in Wor­ten ver­mes­sen; jetzt aber vom glü­hen­den Ei­sen der Po­li­tik ge­brand­markt, wer­den wir in die­ses große Ba­gno ein­tre­ten und un­se­re Il­lu­sio­nen ver­lie­ren. Wenn man nur mehr an den Teu­fel glaubt, ist es er­laubt, um das Pa­ra­dies der Ju­gend zu trau­ern, die Zeit der Un­schuld, da wir ei­nem gu­ten Pries­ter gläu­big die Zun­ge hin­streck­ten, um den hei­li­gen Leib un­se­res Herrn Jesu Chris­ti zu emp­fan­gen. Ach, lie­be Freun­de, wenn uns ehe­mals un­se­re ers­ten Sün­den so viel Ver­gnü­gen mach­ten, dann weil wir noch Ge­wis­sens­bis­se hat­ten, die sie ver­schön­ten, ih­nen einen pi­kan­ten Reiz ver­lie­hen; jetzt hin­ge­gen …«

      »Oh, jetzt«, warf der ers­te Red­ner ein, »bleibt uns …«

      »Was?« frag­te ein an­de­rer.

      »Das Ver­bre­chen …«

      »Das ist ein Wort, das die Höhe ei­nes Gal­gens und die Tie­fe der Sei­ne hat«, ver­setz­te Ra­pha­el.

      »Émi­le«, un­ter­brach Ra­phaels Nach­bar feu­rig den Red­ner, »auf Man­nes­wort, ohne die Ju­li­re­vo­lu­ti­on wäre ich Pries­ter ge­wor­den, um ir­gend­wo auf dem Land ein stumpf­sin­ni­ges Le­ben zu füh­ren und …«

      »Und du hät­test alle Tage das Bre­vier ge­le­sen?«

      »Ja.«

      »Du bist ein Tor.«

      »Wir le­sen doch auch Zei­tun­gen!«

      »Nicht übel, für einen Jour­na­lis­ten! Aber sei still, wir sind von lau­ter Abon­nen­ten um­ge­ben. Der Jour­na­lis­mus, siehst du, ist die Re­li­gi­on der mo­der­nen Ge­sell­schaft, und dar­in liegt ein Fort­schritt.«

      »Wie das?«

      »Die Pon­ti­fe­xe müs­sen nicht glau­ben und das Volk auch nicht …«

      *

      Émi­le war ein Jour­na­list, der durch Nichtstun mehr Berühmt­heit er­langt hat­te als an­de­re durch ihre Er­fol­ge. Ein schar­fer Kri­ti­ker, voll Schwung und bei­ßen­der Iro­nie, be­saß er alle Vor­zü­ge, die sei­ne Feh­ler mit sich brach­ten. Un­ver­hoh­len und la­chend sag­te er ei­nem Freund tau­send Bos­hei­ten ins Ge­sicht, den СКАЧАТЬ