Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ Bröt­chen ge­krönt wa­ren. Die Kris­tall­glä­ser spie­gel­ten mit ih­ren glit­zern­den Re­fle­xen die Far­ben des Re­gen­bo­gens, die Ker­zen zeich­ne­ten ein Kreuz­feu­er bis ins Unend­li­che, die un­ter Sil­ber­de­ckeln auf­ge­tra­ge­nen Spei­sen reiz­ten den Ap­pe­tit und die Neu­gier­de. Es wur­de we­nig ge­spro­chen. Die Tischnach­barn sa­hen sich ge­gen­sei­tig an. Der Ma­dei­ra kreis­te. Dann er­schi­en der ers­te Gang in sei­ner gan­zen Glo­rie; er hät­te dem se­li­gen Cam­bacérès74 zur Ehre ge­reicht, und Bril­lat-Sa­va­rin75 hät­te ihn höch­lich ge­prie­sen. Bor­deaux und Bur­gun­der, wei­ßer und ro­ter, wur­den mit kö­nig­li­cher Ver­schwen­dung aus­ge­schenkt. Der ers­te Teil die­ses Fest­mahls war in je­dem Punkt der Ex­po­si­ti­on ei­ner klas­si­schen Tra­gö­die ver­gleich­bar. Der zwei­te Akt wur­de et­was ge­schwät­zig. Die Gäs­te hat­ten ge­hö­rig ge­trun­ken, wo­bei sie die Wei­ne je nach Lau­ne wech­sel­ten, so daß sich in dem Au­gen­blick, als man die Res­te die­ses lu­kul­li­schen Mah­les ab­trug, be­reits die leb­haf­tes­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen ent­s­pon­nen hat­ten. Blas­se Stir­nen rö­te­ten sich, Na­sen färb­ten sich pur­purn, die Ge­sich­ter flamm­ten, die Au­gen fun­kel­ten. Wäh­rend die­ser Mor­gen­rö­te der Trun­ken­heit über­schritt die Un­ter­hal­tung noch nicht die Gren­zen des An­stands, aber Ne­cke­rei­en und Wit­ze­lei­en ent­fuh­ren nach und nach je­dem Mun­de; dann hob die Ver­leum­dung ganz lei­se ih­ren klei­nen Schlan­gen­kopf und sprach mit flö­ten­der Stim­me; ein paar Duck­mäu­ser horch­ten ge­spannt auf und hoff­ten, ihre Nüch­tern­heit wah­ren zu kön­nen. Der zwei­te Gang fand die Geis­ter also schon ganz er­hitzt. Je­der aß beim Spre­chen, sprach beim Es­sen, je­der trank, ohne der Men­ge zu ach­ten, die ihm da durch die Keh­le floß, so wohl­schme­ckend und aro­ma­tisch war der Wein, so an­ste­ckend wirk­te das Bei­spiel. Tail­le­fer setz­te sei­nen Stolz dar­ein, die Gäs­te an­zu­feu­ern, und ließ nun die schwe­ren Rhô­ne­wei­ne, den feu­ri­gen To­kai­er, den be­rau­schen­den al­ten Rous­sil­lon auf­tra­gen. Wie frisch ein­ge­spann­te Post­pfer­de lie­ßen dann alle die­se Män­ner, von der pri­ckeln­den Glut des un­ge­dul­dig er­war­te­ten, nun über­reich­lich ge­nos­se­nen Cham­pa­gners auf­ge­peitscht, ih­ren Geist in lee­res Ge­re­de hin­ein­ga­lop­pie­ren, auf das nie­mand hört; sie fin­gen an, jene Ge­schich­ten zu er­zäh­len, die kei­ne Zu­hö­rer fin­den; wie­der­hol­ten hun­dert­mal jene Fra­gen, die un­er­wi­dert blei­ben. Das Ge­la­ge al­lein ent­fal­te­te sei­ne lau­te Stim­me, eine Stim­me aus hun­dert­fäl­ti­gem ver­wor­re­nen Ge­schrei, die ins Gran­dio­se an­schwillt wie ein Cre­scen­do von Ros­si­ni.76 Dann ka­men die ver­fäng­li­chen Tisch­re­den, die Prah­le­rei­en, die Her­aus­for­de­run­gen. Alle be­ga­ben sich ih­rer geis­ti­gen Fä­hig­kei­ten, um da­für die von Fäs­sern, Ton­nen und Zu­bern an­zu­neh­men. Schein­bar hat­te je­der zwei Stim­men. Es kam ein Mo­ment, wo die Her­ren alle auf ein­mal re­de­ten und die Die­ner lä­chel­ten. Aber in die­sem Wirr­warr von Wor­ten, wo pa­ra­do­xe Mei­nun­gen und gro­tesk ko­stü­mier­te Wahr­hei­ten durch das Ge­schrei, durch die un­be­wie­se­nen Be­haup­tun­gen und selbst­herr­li­chen Ur­tei­le hin­durch auf­ein­an­der­prall­ten, wie im Schlacht­ge­tüm­mel Ka­no­nen-, Ge­wehr- und Kar­tät­schen­ku­geln sich kreu­zen, hät­te si­cher­lich einen Phi­lo­so­phen der aus­ge­fal­le­nen Ge­dan­ken we­gen in­ter­es­siert, hät­te einen Po­li­ti­ker durch die bi­zar­ren An­sich­ten über­rascht. Das war ein Buch und ein Bild zu­gleich. Phi­lo­so­phien, Re­li­gio­nen, Moral, so ver­schie­den von ei­nem Brei­ten­grad zum an­de­ren, Re­gie­run­gen, kurz, alle großen Be­tä­ti­gun­gen der mensch­li­chen Ver­nunft fie­len un­ter ei­ner Sen­se, die so scharf hieb wie die der Zeit, und es wäre schwer zu ent­schei­den ge­we­sen, ob sie von trun­ke­ner Weis­heit oder von wei­se und hell­sich­tig ge­wor­de­ner Trun­ken­heit ge­schwun­gen wur­de. Von ei­nem Sturm fort­ge­ris­sen, schie­nen die­se Geis­ter, gleich dem Meer, das ge­gen sei­ne fel­si­ge Küs­te an­tobt, alle Ge­set­ze, zwi­schen de­nen die Zi­vi­li­sa­tio­nen wo­gen, er­schüt­tern zu wol­len und ent­spra­chen so un­wis­sent­lich dem Wil­len Got­tes, der das Gute und Böse in der Na­tur ge­sche­hen läßt und das Ge­heim­nis ih­res im­mer­wäh­ren­den Kamp­fes für sich be­hält. Der Streit, so grim­mig und bur­lesk er war, wur­de zu ei­ner Art He­xensab­bat der Geis­ter. Die gan­ze Kluft, die das 19. Jahr­hun­dert vom 16. trennt, klaff­te zwi­schen den trüb­se­li­gen Spä­ßen die­ser Kin­der der Re­vo­lu­ti­on bei der Ent­ste­hung ei­ner Zei­tung und den Re­den der lus­ti­gen Ze­cher bei der Ge­burt des Gar­gan­tua. Je­nes schick­te sich la­chend zu ei­ner Zer­stö­rung an, das un­se­re lacht in­mit­ten ei­nes Trüm­mer­hau­fens.

      Émi­le be­schrieb mit sei­ner Ga­bel in der Luft eine Kro­ne über dem Kopf Ra­phaels. Der No­tar be­sann sich eine Wei­le und mach­te sich dann wie­der ans Trin­ken, in­dem er durch eine be­zeich­nen­de Ge­bär­de an­deu­te­te, daß es ihm un­mög­lich sei, die Städ­te Va­lence und Va­len­cia, Kon­stan­ti­no­pel, Mahmud, Kai­ser Va­lens und die Fa­mi­lie der Va­len­ti­nois un­ter sei­ne Kli­en­tel zu brin­gen.

      »Wozu die Vor­se­hung er­grün­den wol­len?« ver­setz­te Cana­lis, ein Bal­la­den­fa­bri­kant.

      »Oh, was die Vor­se­hung an­geht!« un­ter­brach ihn der Nörg­ler; »ich ken­ne in der Welt kei­nen Be­griff, der dehn­ba­rer ist.«

      »Mon­sieur«, СКАЧАТЬ