Ein Schuss kommt selten allein. Johanna Hofer von Lobenstein
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Название: Ein Schuss kommt selten allein

Автор: Johanna Hofer von Lobenstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Jons übernatürliche Fälle

isbn: 9783948457037

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СКАЧАТЬ Antwort würde ihn nicht davon überzeugen, zu bleiben.

      »Zwei-, dreimal pro Monat geht irgendjemand auf mich los. Meistens werden sie aufgehalten, entweder von mir selber oder von einem Polizeibeamten vor Ort.«

      »Verstehe«, sagte er nur. Dann flammte die Beschützerlinie in seinen Meridianen heiß und wild auf, intensiver, als ich es bisher gesehen hatte.

      Ich starrte darauf und traute meinen Augen kaum. Er hatte erfahren, dass ich mehr oder weniger regelmäßig in Lebensgefahr geriet, und das schreckte ihn nicht ab? Stattdessen verspürte er das Bedürfnis, mich zu beschützen? Entweder hatte er einen extrem schwachen Überlebensinstinkt oder einen gewaltigen Beschützerinstinkt, das konnte ich noch nicht ganz ausmachen.

      Er spürte meinen Blick, wandte sich mir zu und schaute mich unverwandt an. Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich, ich wäre Telepath, denn ich hätte zu gerne gewusst, was gerade in seinem Kopf vorging. Seine Energiebahnen veränderten sich nicht, also hatte ich keine weiteren Hinweise. »Kannst du sehen, dass mir dieser Gedanke ganz und gar nicht gefällt?«

      »Ich kann sehen, dass dein Beschützerinstinkt sehr ausgeprägt ist«, korrigierte ich ihn heiser.

      Er kniff die goldbraunen Augen zusammen. »Und das wundert dich.«

      »Die meisten Leute würden an deiner Stelle das Weite suchen.« Ich verbiss mir sorgfältig die Worte Niemand entscheidet sich je dafür, bei mir zu bleiben. »Ich meine, ich kann das total verstehen. Ich mache niemandem einen Vorwurf. Der Job ist ziemlich crazy.«

      Sein Ausdruck blieb rätselhaft, er schaute mich einfach weiter an. Schließlich sagte er: »Ich passe auf dich auf.«

      Diese einfache Aussage wurde von einem Strom unglaublich intensiver Emotionen begleitet – Loyalität, Respekt, dem Wunsch, mich zu beschützen. Ich schluckte. Selbst wenn ich keine Gedanken lesen konnte, war es offensichtlich, was er fühlte. Wenn er mich ansah, sah er jemanden, der es wert war, beschützt zu werden. Und das von ihm, diesem sanften Riesen von einem Mann. Das war unglaublich. Es passierte wirklich nicht oft, dass jemand mich so sah. Ich wurde rot und musste den Blick abwenden, um nicht von meinen Gefühlen überwältigt zu werden. »Danke. Na komm, lass uns in die Agentur zurückfahren und uns abmelden. Das war erst mal genug Abenteuer für einen Tag, würde ich sagen.«

      Es war schon fast drei Uhr, als wir wieder im Büro ankamen, und ich hatte nicht sonderlich viel zu tun, was nicht bedeutet hätte, von A nach B zu laufen und mit Menschen zu sprechen. Daher zeigte ich Donovan in Ruhe die Agentur, erklärte, wo alles war, und holte dann die Formulare ab, die er für die Versicherung ausfüllen musste.

      »Okay, ich denke mal, das war’s für heute. Alles andere hat bis morgen Zeit.«

      »Dann bis morgen.« Donovan packte mit einem Lächeln die Papiere ein und verließ die Agentur durch die Hintertür, um nach Hause zu fahren. Ich nahm meine Tasche, um es ihm gleichzutun, blieb aber noch kurz am Empfang stehen. »Ich bin dann weg, Marcy.«

      »Sekunde noch«, sagte sie und sah von ihrem Computer auf. Zum Glück sorgte eine dicke Holztrennwand dafür, dass ich ihn nicht berühren konnte. Jim hatte für Marcy eigens einen Schreibtisch mit einem hohen Tresen aus Holz besorgt, um zu verhindern, dass ich versehentlich etwas streifte. »Ich habe zwei Nachrichten für dich, und einen Abrechnungsbogen, den ich schon an Sharon weitergegeben habe.«

      Sie reichte mir zwei Notizzettel, und ich sah, dass die eine Nachricht von Borrowman und die andere von meiner Schwester war. »Super, danke.«

      Marcy senkte die Stimme und raunte mir zu: »Und, wie läuft es so mit deinem neuen Partner?«

      »Sehr, sehr gut«, versicherte ich ihr in ganz normaler Lautstärke. »Er hat mir ehrlich gesagt gerade den Arsch gerettet, als ein Häftling auf mich losgegangen ist. Er hat ihn so schnell abgefangen, dass es eine wahre Freude war. Allerdings mache ich mir Sorgen um den Bürostuhl, den er benutzen soll. Der ist, glaube ich, nicht für einen Mann von seiner Statur gebaut. Können wir ihm vielleicht einen stabileren Stuhl bestellen?«

      »Klar, ich suche morgen etwas heraus und gebe die Bestellung auf.« Ihr Gesichtsausdruck blieb zweifelnd. »Und er ist wirklich nicht …?«

      Wo genau der Satz hingehen sollte, blieb unklar, aber ich konnte es mir schon denken, also schüttelte ich den Kopf und beruhigte sie. »Wirklich ganz und gar nicht. Das Leben hat ihm ein paar Dämpfer versetzt, darum sieht er ein bisschen mitgenommen aus. Oh, und übrigens …« Ich beugte mich zu ihr hinunter und senkte die Stimme. »Diese Tattoos, die du gesehen hast? Das sind gar keine Tätowierungen, sondern Narben.«

      Sie blinzelte mich aus braunen Augen an. »Narben?«

      Ich wusste ganz genau, dass keine fünfzehn Minuten später alle im Büro wissen würden, was ich ihr erzählte, tat aber trotzdem so, als wäre es streng vertraulich. »Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber vor etwa einem Jahr ist er einem Säureangriff zum Opfer gefallen, als Bodyguard.«

      Sie schlug eine Hand vor den Mund, die Augen hinter der Brille weit aufgerissen. »Nein. Der Ärmste! War er schwer verletzt?«

      »Beide Arme waren so gut wie komplett verätzt, und Teile des Rückens, soviel ich sehen kann.« Ich hatte natürlich alles gesehen. »Wie gesagt, ich kenne nicht die ganze Geschichte, und ich werde nicht danach fragen, bevor er nicht bereit ist, von selber darüber zu sprechen.«

      »Natürlich nicht«, stimmte sie mir schnell zu, immer noch erschrocken. »Findest du ihn deswegen so toll? Weil er jemanden auf diese Art beschützt hat?«

      »Ja, auch deswegen.« Lächelnd entzog ich mich dem Gespräch. Jetzt hatte sie Zeit, die Information zu verdauen. »Wenn Jim uns sucht, sag ihm, wir kommen morgen früh wieder rein, bevor wir die nächsten Fälle in Angriff nehmen. Es ist keine besonders volle Woche. Ich denke, wir werden hauptsächlich damit beschäftigt sein, Donovan einzuarbeiten.«

      »In Ordnung. Ist vielleicht sowieso besser, wenn am Anfang nicht ganz so viel los ist. Sich an dich zu gewöhnen, kann anstrengend genug sein.« Sie zwinkerte mir zu.

      Achselzuckend – schließlich konnte ich das nicht leugnen – ging ich zurück in mein Büro, um meine Anrufe zu tätigen. Borrowman hatte einfach um Rückruf gebeten. Das konnte ich später erledigen. Natalies Nachricht bestand in der Frage, ob Skylar das Wochenende bei mir verbringen konnte. Meine liebreizende Nichte war zwar immer willkommen, aber es war nett von Natalie, vorher zu fragen. Das Gespräch mit ihr würde kaum länger als fünf Minuten dauern, denn wenn ein Anruf mehr Zeit in Anspruch nahm, bekam meine Schwester buchstäblich Pickel. Also meldete ich mich zuerst bei ihr. Mein Büro war mit einem altmodischen Wählscheibentelefon ausgestattet, wie ich es auch zu Hause hatte, mit EMP-Schutz unter der harten Kunststoffhülle und einem weiteren um den Stecker.

      Es klingelte zweimal, dann war sie schon dran. »Hallo, kleiner Bruder.«

      »Hey, große Schwester«, antwortete ich, legte die Füße auf den Schreibtisch und lehnte mich in meinem Bürostuhl zurück. »Skylar kann gerne kommen.«

      »Dann bringe ich sie nach der Arbeit vorbei. Gib ihr bitte nicht nur Eis und Pizza zu essen.«

      »Spielverderberin.«

      »Bye, Jon.«

      Schwestern haben ein fantastisches Talent, selektiv zu hören. Bei meiner war das jedenfalls so. Ich legte achselzuckend auf, griff nach dem zweiten СКАЧАТЬ