Ein Schuss kommt selten allein. Johanna Hofer von Lobenstein
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Название: Ein Schuss kommt selten allein

Автор: Johanna Hofer von Lobenstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Jons übernatürliche Fälle

isbn: 9783948457037

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СКАЧАТЬ gestellt«, antwortete eine weibliche Computerstimme freundlich.

      »Zwanzig, ehrlich?« Skylar folgte mir auf das große Sofa im Wohnzimmer. »Was ist denn so toll an ihm?«

      »Nicht sein Aussehen, du kannst aufhören, so ein Gesicht zu machen«, wies ich sie mit erhobenem Zeigefinger zurecht. Dann schlug ich die Beine übereinander und versuchte, die richtigen Worte zu finden. »Sein Äußeres wirkt eigentlich eher gefährlich. Er ist sehr groß, muskulös, und er hat so eine Ausstrahlung, als ob mit ihm nicht gut Kirschen essen wäre. Jeder Depp, der sich mit ihm anlegen würde, kann einem nur leidtun. Aber er hat einen gigantischen Beschützerinstinkt, und er ist wirklich lieb und so geduldig wie Natalie. Wenn ich in seiner Nähe bin, beruhigt mich seine Aura so sehr, dass ich mich am liebsten auf seinem Schoß zusammenrollen und schnurren würde.«

      Sie machte wieder das lüsterne Augenbrauending. »Und wieso tust du es dann nicht?«

      »Sky«, stöhnte ich. »Wenn ich endlich einen Partner finde, der mir die Haut rettet, dann werde ich den Teufel tun, ihn sofort wieder zu vergraulen!« Ich konnte noch nicht mal sicher sein, dass er die ganze Woche durchhalten würde, von einem Monat ganz zu schweigen.

      »Menno.« Sie zog die gekreuzten Beine unter sich, dann fragte sie: »Wann kann ich ihn kennenlernen?«

      »Hoffentlich bald. Ich schaue mal, wie es läuft. Wenn er nächste Woche noch da ist, gebe ich eine Willkommensparty für ihn.«

      »Bestimmt will Grandma ihn kennenlernen, wenn er sich entschließt, bei dir zu bleiben«, meinte sie nachdenklich, während sie mit schief gelegtem Kopf Dinge dachte, die sie vermutlich besser nicht denken sollte. »Ich erzähle es ihr.«

      Es war einfacher, wenn sie eine Nachricht schrieb, als wenn ich meine Mutter mit meinem alten Wählscheibentelefon zu erreichen versuchte. »Wenn du mir ihr darüber sprichst, bitte, mach um alles in der Welt nicht mehr daraus, als es ist.«

      »Menno«, wiederholte sie und rümpfte die Nase.

      Sie führte etwas im Schilde. Ich wusste es.

      Im besten Zombiemodus schlurfte ich am Empfang vorbei auf mein Büro zu, um zu schauen, ob mir jemand Nachrichten hinterlassen hatte. Meine Kaffeemaschine hatte heute morgen den Geist aufgegeben, und ich hatte zwar unterwegs bei Starbucks angehalten, aber erst ein Drittel von meinem Kaffee getrunken, und das Koffein wirkte noch nicht. Auf halbem Weg warf ich einen Blick in Richtung Chefbüro. Jim bemerkte es und winkte mich herein. Ich konnte mir schon denken, worum es ging, also änderte ich die Richtung, betrat sein Büro und schloss die Tür hinter mir.

      »Und, wie finden Sie ihn?«, fragte Jim gespannt.

      »Unglaublich geduldig.« Ich ließ mich in den Besuchersessel vor seinem Schreibtisch plumpsen. »Außerdem ist er einer von den wunderbaren Menschen, denen man alles nur einmal erklären muss. Jedenfalls musste ich mich bisher kein einziges Mal wiederholen. Und er fühlt sich für mich verantwortlich, was wirklich bemerkenswert ist. Ich denke, wenn er mal mit seiner Geduld am Ende ist, dann wird sein Beschützerinstinkt verhindern, dass er mich einen Kopf kürzer macht.«

      Jim atmete hörbar erleichtert auf. »Gut. Das ist sehr gut. Ein besserer Start also als bei den letzten beiden.«

      Darauf erwiderte ich mal nichts. Hauptsächlich, weil es auf »Das hätte ich Ihnen gleich sagen können« hinauslaufen würde. Die letzten beiden Partner hatte ich mir nicht selbst ausgesucht, und das hatte sich schon sehr bald bemerkbar gemacht. Es war gründlich schiefgelaufen. »Ich bin vorsichtig optimistisch, dass er es zumindest länger aushalten wird als alle vor ihm.«

      »Na ja, das ist keine besonders hohe Messlatte«, brummte Jim und lehnte sich dann seufzend zurück. »Ich will Ihnen wirklich keinen Anker aufdrängen, Jon. Ich will nur nicht, dass Sie tot oder im Krankenhaus enden, nur weil wir keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben.«

      »Das weiß ich ja, Jim«, antwortete ich leise. »Und ich weiß es wirklich zu schätzen.« Es war nicht seine Schuld, dass es schwierig war, mit mir auszukommen. »Für den Moment bin ich erst mal gut aufgehoben. Bisher war nur eine Person dumm genug, es mit Donovan aufnehmen zu wollen. Es ist ungfähr so sinnvoll, wie mit einem Berg zu streiten.«

      »Einem finster aussehenden Berg«, sagte Jim mit zustimmendem Nicken. »Was haben ihm seine Eltern nur zu essen gegeben? Ganze Kühe? Er hat ein Kreuz wie ein Footballspieler.«

      »Das ist das Tonga-Blut – es macht ihn überlebensgroß.« Ich warf einen prüfenden Blick auf die Uhr an der Wand, vermutete, dass es dem Computer meines Chefs schlecht bekommen würde, wenn ich noch länger sitzen blieb, und stand auf. Sho würde mich umbringen, wenn er schon wieder einen Arbeitscomputer ersetzen musste. »Ich halte Sie auf dem Laufenden. Aber bisher ist alles super.«

      »Das war alles, was ich wissen wollte. Eins noch: Wir haben einen Fall reinbekommen. Ein junger Mann hat sich privat gemeldet. Marcy hat den Fall aufgenommen. Liegt auf Ihrem Tisch.«

      Das war etwas ungewöhnlich. Die meisten Fälle gelangten über die Polizei zu uns, es kam nur in Notfällen vor, dass Privatpersonen uns selbst beauftragten. »Okay, ich schaue es mir an.« Ich hob grüßend meinen Kaffeebecher und verließ das Büro.

      Die Akte lag tatsächlich auf meinem Tisch, oder, um genau zu sein, auf meinem Stuhl. Marcy legte Unterlagen für mich immer auf den Stuhl, denn sie behauptete, dass auf meinem Schreibtisch alles verloren ginge. Das war natürlich lächerlich – so unordentlich war ich nun auch wieder nicht. Mein Tisch sah zwar aus wie ein Schlachtfeld, aber der Wahnsinn hatte durchaus Methode. Wenn ich mich konzentrierte, konnte ich alles wiederfinden.

      Ich hatte kaum die Akte auf den Schreibtisch gelegt und mich hingesetzt, als schon das Telefon klingelte. Ich hob den Hörer ab und klemmte ihn unters Kinn. »Jonathan Bane.«

      »Bane, hier ist Borrowman. Hören Sie, wir haben im Fall Marsha Brown einen Tatverdächtigen, der schon zwei Frauen vergewaltigt und umgebracht hat. Die Leichen hat er in der gleichen Gegend entsorgt. Er schwört aber, dass er dieses Mal nichts damit zu tun hat.«

      »Tun sie das nicht alle?«

      »Das stimmt, aber die anderen beiden Taten hat er gestanden. Warum sollte er bei der dritten lügen?«

      »Gute Frage«, antwortete ich langsam. »Von der Tatzeit her könnte er es auch gewesen sein?«

      »Ja. Wir haben ihn erst heute Morgen gefasst. Er ist schon seit ein einigen Tagen auf der Flucht. Vor ein paar Stunden haben wir ihn dann verhaftet.«

      »In Ordnung. Soll ich vorbeikommen und ihn mir ansehen?«

      »Wenn Sie Zeit haben. Heute schaffe ich es nicht mehr, aber morgen wäre gut.«

      »Klar. Nach der Mittagspause würde es passen.«

      »Wunderbar, danke. Wie läuft’s mit Ihrem neuen Partner?«

      »Ganz gut, danke der Nachfrage.« Wenn man vom Teufel spricht – er hatte gerade das Büro betreten, mit einem sehr interessanten Gesichtsausdruck, der zwischen »amüsiert« und »misstrauisch« schwankte. »Dann bis morgen.«

      »In Ordnung. Bis dann.«

      »Guten Morgen«, grüßte ich vorsichtig, während ich den Hörer auflegte. СКАЧАТЬ