Ein Schuss kommt selten allein. Johanna Hofer von Lobenstein
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Название: Ein Schuss kommt selten allein

Автор: Johanna Hofer von Lobenstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Jons übernatürliche Fälle

isbn: 9783948457037

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СКАЧАТЬ erwiderte er mit hochgezogenen Brauen. »Sie hat nicht nur Guten Morgen gesagt, sondern mir sogar Kaffee angeboten.«

      Natürlich. Er war ja bei der Militärpolizei gewesen, also war er nicht nur aufmerksam, sondern auch geübt darin, Schlussfolgerungen zu ziehen. Das sollte ich im Hinterkopf behalten. »Ich möchte eben, dass die anderen dich auch so sehen wie ich. Probleme damit?«

      »Kein bisschen.« Sein Lächeln wurde breiter, und man konnte seine sehr weißen, leicht schiefen Zähne erkennen. Ein perfekter Kontrast, dieses strahlende Lächeln und die kastanienbraune Haut. »Worum ging es denn gerade?«

      »Borrowman hat einen neuen Tatverdächtigen im Mordfall Marsha Brown. Er glaubt nicht, dass der Kerl es war, möchte aber trotzdem eine zweite Meinung. Wir fahren morgen nach der Mittagspause hin und nehmen ihn unter die Lupe.«

      Donovan nickte. »Okay. Was steht heute an?«

      »Lass mich mal sehen. Wir haben einen Privatfall reinbekommen. Jemand, der Probleme hat und uns direkt beauftragen will. Ich hatte noch keine Zeit, die Akte zu lesen.«

      Er bedeutete mir, hineinzuschauen, also schlug ich die Akte auf und las sie durch, wobei ich lautlos durch die Zähne pfiff. Normalerweise fanden Privatfälle auf einer, höchstens zwei Seiten Platz. Diese Akte umfasste zwei volle Seiten, und die Sache roch nach Ärger.

      »Das klingt wirklich sehr ausgefallen. Ein Austauschstudent, Chen Li, wird von einer Studentin auf dem Campus angeschossen, aber das Mädchen behauptet, er habe sie um Geld erpresst und sie habe in Notwehr gehandelt.«

      Donovan, der gerade dabei war, einen Ordner auf seinem Tisch abzulegen, wandte sich um und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Und stimmt das?«

      »Chen sagt, nein. Aber das wird sich erst klären, wenn wir mit ihm sprechen.« Ich blickte auf die Wanduhr. Es war halb neun, und ich rechnete kurz nach, ob wir es angesichts der Verkehrsverhältnisse und der Besuchszeiten im Krankenhaus einrichten konnten. »Wir haben heute Vormittag keine Termine. Ich würde vorschlagen, wir fahren noch vor der Mittagspause hin.«

      »In Ordnung«, stimmte Donovan gutmütig zu. »Aber bevor wir fahren, würde ich gerne noch etwas mit dir vereinbaren.«

      Ich legte fragend den Kopf schief. »Was gibt es denn?«

      »Es ist so. Du kannst ja in mir lesen wie in einem Lexikon. Ich dagegen habe es mit dir nicht ganz so leicht. Deshalb möchte ich so etwas wie ein Zeichen vereinbaren, das du machen kannst, wenn wir es mit einem gefährlichen Kandidaten zu tun haben. Damit ich weiß, dass ich mich auf Ärger einstellen sollte, und Zeit habe, einen Plan zu machen, anstatt spontan reagieren zu müssen.« Er stellte seinen Kaffee ab, setzte sich auf seinen Stuhl und drehte sich zu mir. »Beim Militär hatten wir Handzeichen, mit denen wir wortlos kommunizieren konnten.«

      Jetzt verstand ich, was er meinte. Er war der erste meiner Partner, der mitdachte, Probleme vorhersah und Lösungsvorschläge machte. Ich war erst mal verblüfft, obwohl es eigentlich kein Wunder war. Hier sprach sein Beschützerinstinkt. »Diese Handzeichen kann ich aber nicht.«

      »Das habe ich mir schon gedacht«, beschwichtigte er. »Im Polizeidienst lernt man heutzutage die Grundlagen der Gebärdensprache. Kannst du die vielleicht?«

      Keine schlechte Idee. »Die habe ich tatsächlich gelernt. Aber ist das dann nicht ziemlich offensichtlich?«

      »Ich würde sie leicht abwandeln. Es muss so aussehen, als würdest du zappeln oder dich kratzen. Wir müssen heute früh nicht sofort ganz tief einsteigen, aber wir sollten uns schon mal auf zwei wesentliche Signale einigen. Du kennst die Gebärde für P, oder?«

      Ich machte das Zeichen für P: ausgestreckter Zeigefinger, die anderen Finger nach unten zusammengehalten.

      »Genau. Das machst du und stützt dabei das Kinn auf die Hand, als würdest du nachdenken«, schlug er vor. »Dann weiß ich, dass wir Probleme mit dem Typ bekommen.«

      Das war wunderbar simpel. »P für Probleme. Soll G dann Gefahr bedeuten, oder ist das als Denkerpose zu gekünstelt?«

      »Das brauchen wir, glaube ich, gar nicht.« Donovan rieb die Fingerspitzen aneinander. Heute sah er wieder ziemlich gut aus in seinem Oberhemd und den Jeans. Wer auch immer seine Klamotten kaufte, hatte meine volle Zustimmung. Das Hemd hatte einen hellen Kupferton, der seiner Haut schmeichelte. »Wenn ich weiß, dass wir Probleme bekommen, gehe ich auch davon aus, dass Gefahr im Verzug ist. Aber nehmen wir mal an, irgendetwas passiert und ich bin am anderen Ende des Raums, oder wir haben ein Hindernis zwischen uns. Ich möchte, dass du es mir signalisieren kannst, wenn du Hilfe brauchst. Du machst das Zeichen für H vor deiner Brust und klopfst zweimal, sodass es einfach wie eine nervöse Geste aussieht.«

      Ich machte also ein schlampiges H-Zeichen vor der Brust und tippte mir zweimal dagegen. »So?«

      »Genau. Das sehe ich dann schon.« Donovan wirkte einen Hauch entspannter. »Das sollte erst mal reichen. Wir können später noch mehr vereinbaren, wenn es notwendig sein sollte.«

      Ich war gerührt, dass er sich das überlegt hatte und sich von sich aus um mich sorgte. Aber wir kannten uns immer noch nicht gut genug, dass ich ihn einfach so aus Leibeskräften hätte drücken können. Schade. Nun ja, das würde schon noch kommen.

      »Einverstanden. Sollen wir mal unseren möglicherweise völlig unschuldigen Klienten besuchen gehen?«

      Chen Li sah nicht gut aus. Kein Wunder – der arme Kerl war zweimal angeschossen worden, einmal in den Arm und einmal in die Lunge. Er lag hochgestützt im Krankenhausbett, trug Verbände und eine Sauerstoffmaske über dem Mund. Asiatische Männer wirkten oft jünger, als sie wirklich waren, aber er sah aus wie ein Teenager und nicht wie der Zwanzigjährige, der er laut Akte war. Wahrscheinlich trugen seine kurz geschorenen Haare zu diesem Eindruck bei. Er blickte auf, als ich an die Tür klopfte. Unter seinen mandelförmigen Augen lagen dunkle Schatten.

      »Jonathan Bane von der Psy Consulting Agency«, stellte ich mich vor. »Und das ist Donovan Havili, mein Partner.«

      »Sehr erfreut«, erwiderte er mit leichtem chinesischen Akzent. Seine Worte waren wegen der Sauerstoffmaske etwas undeutlich. »Kommen Sie bitte herein.«

      Das tat ich, hielt mich aber in sicherem Abstand von der rechten Seite des Raums, an der sich die ganzen Apparate und auch das Bett befanden. Ich versuchte, in Wandnähe zu bleiben, um den elektronischen Geräten nicht zu nahe zu kommen. Donovan, der meine Vorsicht bemerkte, schob sich zwischen mich und das Equipment. Das entspannte mich etwas, und ich nahm in einem der Besucherstühle Platz. Wenn Chen es merkwürdig fand, dass ich im Haus eine Sonnenbrille trug, erwähnte er es nicht, und er starrte mich zum Glück auch nicht komisch an. Die meisten Leute hätten mich danach gefragt.

      »Meine Aussage.« Chen zeigte auf ein Dokument, das er auf seinem Laptop aufgerufen hatte. »An wen soll ich sie schicken?«

      »Am besten an mich«, sagte Donovan lächelnd. »Zeigen Sie mal her, ich tippe Ihnen hier unten meine E-Mail-Adresse rein.«

      »Ah, vielen Dank.«

      Ich sah aus dem Augenwinkel die Länge des Dokuments. Offen gestanden war ich beeindruckt, dass Chen es geschafft hatte, mit nur einer Hand drei volle Seiten zu schreiben. Das ließ auf Frustration oder Langeweile schließen, vielleicht auch auf beides.

      »Ich СКАЧАТЬ