Ein Schuss kommt selten allein. Johanna Hofer von Lobenstein
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Название: Ein Schuss kommt selten allein

Автор: Johanna Hofer von Lobenstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Jons übernatürliche Fälle

isbn: 9783948457037

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СКАЧАТЬ getriebenes Tier, zusammengekauert, die Augen eingesunken und die Lippen, die er ständig wie unter Zwang befeuchtete, blutig und aufgesprungen. Als er Donovan erblickte, sank er noch mehr in sich zusammen, als hätte er Angst, dass der Böse Mann nun gekommen sei, um ihn zu holen.

      Dann fiel sein Blick auf mich, und er fletschte die Zähne. »Jonathan Bane.«

      »Tag, Goddard«, erwiderte ich ruhig. Goddard hatte nicht besonders viel für mich übrig. Bevor ich auf den Plan getreten war, hatte die Polizei einen anderen Verdächtigen gehabt. Auf Goddard waren sie erst durch mich aufmerksam geworden. Dafür hasste er mich immer noch. »Kurt hat eine Frage an Sie.«

      »Und da bringt er natürlich seinen Lieblings-Zirkusaffen mit«, höhnte Goddard, dann zuckte er zurück und zog wieder den Kopf ein.

      Ich fragte mich, wieso, bis ich eine warme Hitzelinie an meinem Rücken spürte. Donovan berührte mich nicht, stand aber so dicht hinter mir, dass ich jeden Atemzug spüren konnte. Er war wie eine lebende Waffe, bereit, schon bei der kleinsten Provokation loszugehen. Ich musste ihn noch nicht mal ansehen, um zu merken, wie sein Beschützerinstinkt einrastete. Ich fand das unglaublich beruhigend. In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so sicher gefühlt wie in diesem Augenblick. Eigentlich war das komplett absurd, schließlich kannte ich diesen Mann erst knappe sechs Stunden. Und trotzdem hatte ich nicht den leisesten Zweifel daran, dass er Goddard schnell und gnadenlos bezwingen würde, sollte er mich angreifen.

      Es fühlte sich großartig an.

      Bei Donovans Miene schien selbst Kurt leicht nervös zu werden, offenbar machte er ein ganz schön böses Gesicht. Aber Kurt schüttelte die Beklemmung ab und setzte sich Goddard gegenüber an den Tisch.

      »Wir haben eine einfache Frage an Sie. Wenn Sie sie beantwortet haben, können Sie wieder in die Bibliothek zurück. Haben Sie Jesse Thorpe ebenfalls sexuell genötigt?«

      Goddard starrte mich verstockt an.

      Den Blick kannte ich gut. Emotionen waren nie ganz exakt zu lesen und zuzuordnen. Sie waren nicht mit Etiketten versehen, und ich konnte nicht immer ihre Ursache erkennen. Aber diese Reaktion war nicht ungewöhnlich. Kriminelle, denen klar war, was ich tat, schauten mich ständig so an. Sie wussten, dass Lügen sinnlos war, also zogen sie es vor, zu schweigen. Was sie natürlich nicht wussten, war, dass ich keine Gedanken lesen konnte. Ich sah zwar, dass Goddard solche Verbrechen begangen hatte, doch wie viele Opfer es gab, konnte ich nicht feststellen. Aber da ich den Verbrechern nicht genau erläuterte, worin meine Gabe bestand, konnte ich ein bisschen tricksen.

      »Ja, hat er.«

      Fauchend wie die verdorbene Kreatur, die er war, warf Goddard sich zurück und zerrte an den Fesseln, die an seinen Handgelenken klirrten. »Dreckiges Arschloch! Als ob ich nicht schon für die nächsten sechzig Jahre hier drin verrotten müsste. Was interessiert es dich, ob ich ein Kind mehr oder weniger hatte?«

      »Weil Sie dann noch weitere zwanzig Jahre bekommen, deswegen«, zischte Kurt zurück. Er sah zornig und resiginiert zugleich aus, als er wieder aufstand. »Tja, dann wäre das ja geklärt.«

      Ein Teil von mir wünschte, die Antwort wäre Nein gewesen – der Teil, der sich wünschte, dass dem Kind nichts zugestoßen wäre. Andererseits war ich auch froh, dass Goddard der Täter war, einfach weil der Mann ja schon hinter Schloss und Riegel saß und somit nie wieder einem Kind etwas antun würde. Kopfschüttelnd wandte ich mich um, vorsichtig, um Donovan nicht anzurempeln, der sich mitdrehte und mir den Weg zur Tür frei machte.

      Noch bevor ich sie erreicht hatte, hörte ich die Handschellen klirren, sah den erschrockenen Blick von Kurt und wusste instinktiv, dass Goddard sich gleich auf mich stürzen würde. Ich zuckte zurück, panisch darauf bedacht, mich zu schützen, kam aber noch nicht mal halb zur Tür hinaus.

      Donovan war wie ein Schatten, um einiges schneller, als man es einem Mann seiner Größe zugetraut hätte. Er packte Goddard, riss ihn herum wie eine Marionette und hatte ihn im Sekundenbruchteil auf den Tisch geknallt, die Arme ausgestreckt, den Kopf zurückgerissen. Goddard verdrehte flehentlich die Augen, aber er brachte nicht mehr als ein Krächzen heraus.

      Wie versteinert starrte ich die beiden an. Wahnsinn. Ich hatte Donovan noch nicht mal gehört. Wie er da stand, völlig unaufgeregt, und Goddard festhielt, als wäre er ein kleiner Floh, nichts weiter als eine lästige Unannehmlichkeit, um die man sich kümmern musste, ohne sich groß den Kopf zu zerbrechen.

      Es war unglaublich sexy.

      Ich fand meine Stimme wieder und brachte ein »Danke« heraus.

      Donovan zwinkerte mir zu. »Soll ich ihn irgendwo hinbringen, Mr Bowen?«

      »Wenn Sie ihn einfach noch kurz festhalten würden? Ich rufe schnell zwei Wachleute, dann kommt er in Einzelhaft.« Kurt zog das Walkie-Talkie vom Gürtel, bellte ein paar Anweisungen hinein und klemmte es sich dann wieder an den Hosenbund. Prüfend schaute er Donovan an. »Sagen Sie mal, Mr Havili, Sie können sich nicht zufällig vorstellen, Jons Anker zu werden?«

      Ich hob protestierend die Hände. »Moment, Moment, was soll der arme Mann denn von uns denken? Meine Güte, Sie und Jim sind wirklich schlimm.«

      Mit einem Seitenblick bemerkte Kurt trocken: »Tja, woran das wohl liegen mag?«

      Zum Glück kamen gerade die Wachleute, die Goddard am Kragen packten und wegbrachten, also blieb es mir erspart, die beiden noch weiter vom Thema abzulenken. Goddard versuchte schlauerweise nicht noch einmal, mich anzugreifen. Eigentlich schade, ich hätte gerne gesehen, wie Donovan ihn noch mal überwältigte.

      Nur weil ich tunlichst die Finger von Verabredungen aller Art ließ, war ich ja nicht scheintot. Es war einfach total scharf, Donovan Havili in Aktion zu erleben.

      »Na, das war ja spannender, als ich erwartet hatte.« Kurt blickte mich zerknirscht an. »Beim nächsten Mal sorge ich für bessere Fesseln. Ich dachte, Handschellen würden reichen. Ganz schön dumm von mir.«

      »Das wäre gut«, stimmte ich ihm zu, denn ich konnte nicht unbedingt davon ausgehen, dass Donovan dann noch da sein würde. Ich hatte inzwischen gelernt, keine allzu großen Hoffnungen zu haben, was das Durchhaltevermögen anderer Menschen betraf. »Es kommt noch so weit, dass ich Gefahrenzulage berechnen muss.«

      »Haha, sehr witzig«, entgegnete Kurt. »Okay, ich muss das hier noch zusammenschreiben und dem Direktor melden. Der Abrechnungsbogen geht per E-Mail an Marcy, wie gehabt.«

      »Danke. Wir machen uns dann auf die Socken.« Ich wartete, dass Donovan mir die Tür aufhielt, und war froh, als wir endlich draußen waren. Mein Herz klopfte immer noch wie wild.

      Donovan war verdächtig still, während wir unsere Besucherausweise abgaben, uns von Ellen verabschiedeten und nach draußen gingen. Er machte den Mund erst wieder auf, als wir angeschnallt im Auto saßen.

      »Bane.« Er starrte geradeaus über die Felder.

      »Ja?« Ich machte mich auf alles gefasst, denn ich hatte keine Ahnung, was jetzt kommen würde.

      »Hand aufs Herz. Und bitte eine ehrliche Antwort. Wie oft pro Woche passiert es, dass du tätlich angegriffen wirst?«

      »Ich habe nicht wirklich einen Wochendurchschnitt«, wich ich aus.

      »Dann eben pro Monat«, setzte er nach.

      Ich seufzte, innerlich schon halb resigniert. Donovan mochte fünfzehn СКАЧАТЬ