Ein Schuss kommt selten allein. Johanna Hofer von Lobenstein
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Название: Ein Schuss kommt selten allein

Автор: Johanna Hofer von Lobenstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Jons übernatürliche Fälle

isbn: 9783948457037

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СКАЧАТЬ bekommen, würde es mehr brauchen als eine Behandlung mit dem Wischmopp. Eine Bombe vielleicht.

      Bei einer Beamtin, die allein an einem der hinteren Schreibtische saß, setzten wir unsere Unterschriften auf ein Klemmbrett und bekamen dafür Besucherpässe ausgehändigt. Es sah so aus, als ob Donovan sie etwas beunruhigte, aber sie stellte seine Anwesenheit als mein Begleiter nicht infrage und zog einfach eine Kopie von seinem Führerschein. Ich tauschte ein weiteres Mal meine Sonnenbrille, diesmal gegen eine hellere, mit der ich hier in den etwas dämmrigen Räumen besser sehen konnte. Wir befestigten die Besucherpässe an unseren Hemdkragen, und ich ging durch das Großraumbüro voraus zu Borrowmans Arbeitsplatz.

      Da es keine Trennwände gab, sah er mich schon von Weitem, stand winkend auf und kam uns um den Schreibtisch herum entgegen. Ich scannte kurz seine Aura, um festzustellen, ob es Ärger geben würde, aber sie leuchtete gleichmäßig und klar, wenn auch mit leichten Verfärbungen der Frustration wegen des Falles. Violett blitzte seine Neugier auf, als er den Mann erblickte, der mir auf dem Fuß folgte.

      »Bane. Sie sind ja früh dran, sehr schön. Und wen haben wir hier?«

      »Das ist mein neuer Partner, Donovan Havili«, stellte ich mit großer Geste vor. »Donovan, Detective Harry Borrowman.«

      »Ist ja toll«, platzte Borrowman heraus, die grauen Augen weit aufgerissen, als er zu Donovan aufsah. Der Detective war alles andere als klein, aber selbst er musste den Kopf heben, um Donovan in die Augen zu schauen. »Wow, das freut mich aber sehr. Wirklich, das meine ich ganz ernst. Ich hatte schon überlegt, selbst eine Anzeige aufzugeben, um einen Partner für Bane zu finden.«

      Donovan wirkte ein wenig geschmeichelt ob dieser herzlichen Begrüßung und streckte die Hand aus. »Dann bin ich Ihnen ja zuvorgekommen.«

      »Allerdings.« Borrowman schüttelte ihm offensichtlich erleichtert die Hand. »Passen Sie gut auf ihn auf, ja? Ich weiß, dass er manchmal anstrengend sein kann …«

      »Hey!«, protestierte ich lächelnd, bevor ich das Aufziehen nickend hinnahm. »Kann sein, dass da etwas Wahres dran ist.«

      Borrowman ignorierte mich komplett. »… aber er ist mein Freund und außerdem der Grund dafür, dass ich abends meist halbwegs pünktlich nach Hause gehen kann. Er macht meine Arbeit um einiges einfacher. Also, passen Sie auf, dass Sie ihn nirgends verlieren, und lassen Sie nicht zu, dass jemand noch mehr Löcher in ihn macht.«

      »Ein Mal. Ein einziges Mal werde ich angeschossen, und kein Tag vergeht, an dem es mir nicht unter die Nase gerieben wird.«

      »Weil Sie eins Ihrer Leben damit aufgebraucht haben«, gab Borrowman gereizt zurück, »obwohl Sie leider gar kein zweites haben. Blödmann.«

      »Wie jetzt, als ob ich eine Katze wäre?«, brummte ich.

      »Machen Sie sich um ihn keine Sorgen«, beruhigte Donovan den Detective mit einem kleinen Lächeln, das sogar das Herz eines grimmigen alten Mannes zum Schmelzen gebracht hätte. »Ich gebe gut auf ihn acht.«

      »Sehr schön. Hat er Ihnen schon gesagt, worum es heute geht? Wunderbar, dann können wir ja anfangen.« Borrowman raunte uns halblaut zu: »Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er unser Mann ist. Er hat zwar ein Motiv, na klar. Schließlich hatte seine Frau schon den Verdacht, dass er eine Affäre hatte, noch bevor Marsha Brown verschwunden ist. Aber er hat ein Alibi für die Tatzeit, kein hieb- und stichfestes, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass er es nicht gewesen ist. Was ich herausfinden muss, Bane, ist, ob er überhaupt darin verwickelt war oder nicht.«

      »Beihilfe zum Mord, oder vielleicht hat er jemanden dafür bezahlt?« Ich rieb mir nachdenklich übers Kinn. »Dazu müsste ich ihn erst mal sehen, und selbst dann ist nicht sicher, was sich dabei wirklich zeigen wird. Wenn er schuldig erscheint, kann das auch Beihilfe, Betrug oder sonst was bedeuten.«

      »Ich hatte schon befürchtet, dass Sie so etwas sagen würden. Wir nehmen ihn uns einfach mal vor.« Borrowman griff sich eine Akte vom Schreibtisch und reichte das Walkie-Talkie Donovan, während er sich den Knopf ins Ohr schob. »Raum 1. Kanal 3, Mr Havili.«

      »Roger.« Donovan stellte mit routiniertem Griff den richtigen Kanal am Walkie-Talkie ein, dann hob er es an die Lippen. »Hören Sie mich?«

      »Laut und deutlich«, bestätigte Borrowman, offensichtlich erfreut, dass er von allein darauf gekommen war, den Test zu machen. »Folgen Sie einfach Bane. Sie finden mich dann auf der anderen Seite des Spiegels.«

      Die Verhörräume des Reviers waren im zweiten Stock, also gingen wir nach oben und bogen auf dem Treppenabsatz rechts ab. Borrowman trat in den Verhörraum, und wir schlüpften in den Nebenraum. Donovan ließ mich meinen Instruktionen gemäß nicht mal in die Nähe der Türklinke. Die Haustechniker würden ihn lieben.

      Der Raum auf unserer Seite des Spiegels war bis auf ein Schaltpult mit Aufnahmegerät und zwei Stühle leer. Die Wände waren in einem zutiefst deprimierenden Grauton gestrichen. Außerdem roch es in diesem spärlich eingerichteten Raum stark nach Kaffee, was mir schmerzlich bewusst machte, dass ich keine volle Tasse mehr in der Hand hatte. Das alles ignorierte ich, verschränkte zur Sicherheit die Arme vor der Brust und sah mir dann die andere Seite näher an, wo der Stadtrat und sein Anwalt saßen.

      Stadtrat Sinclair hatte eine so trübe Aura, dass ich wenig Lust verspürte, ihn näher kennenzulernen. So viele seiner Energiebahnen waren grau verschleiert von krankhaftem Ehrgeiz, Lügen und gescheiterten Beziehungen, dass sein gesamter Geist auf einen ungesunden, matten Glanz reduziert war. Der Rechtsanwalt neben ihm war ein ähnliches Kaliber, vielleicht geringfügig frischer. Immerhin betrog er seine Frau nicht. Aber das war auch schon der einzige Unterschied zwischen den beiden.

      »Wow«, murmelte ich leise vor mich hin. »Eine Natter im Anzug. Ganz im Ernst, ich kann Politiker nicht ausstehen.«

      Donovan ignorierte die einleitenden Floskeln von Borrowman, der sich gerade hinsetzte. »Und, ist er schuldig?«

      »Auf jeden Fall. Aber nicht an dem Mord. Borrowman hat gut daran getan, mich anzurufen.« Ich deutete auf das Walkie-Talkie, und Donovan hielt es hoch. Der Sendekanal war offen. Ich sprach extra deutlich. »Borrowman, das ist nicht Ihr Mann. Er hat aber etwas anderes ausgefressen.«

      Der Nachteil unseres Systems war, dass Borrowman nicht offenlegen durfte, dass ihm jemand etwas soufflierte, und somit auch keine Rückfragen stellen konnte. Aber ich hatte genug gesagt, um ihn in die richtige Richtung zu lenken. Jetzt beobachtete ich gespannt den Bereich genau unter dem Herzen des Politikers. Dort lag das dritte Chakra, das für Selbstbeherrschung, Zielstrebigkeit, Sehnsüchte, Wut und alles Mentale stand. Wer auch immer die Zuordnungen zu den Chakren vor Jahrtausenden festgelegt hatte, hatte wirklich gewusst, was er tat. Vielleicht war es auch ein Medium wie ich gewesen, denn die zugeordneten Qualitäten wurden für mich genau an der Stelle des dritten Chakras sichtbar.

      Die Energiebahn, die in den Solarplexus hinein- und darum herumführte, bewegte sich schwach. Sie war dunkelgrau getönt, was bedeutete, dass er etwas getan hatte, worauf er nicht stolz war. Aber er bereute es auch nicht. Vermutlich war er noch nicht erwischt worden. Oder er dachte, dass er damit durchkommen würde. Männer wie er bereuten ihre Taten meist erst, wenn ihre Machenschaften aufgeflogen waren.

      Die einleitenden Worte waren gewechselt, und Borrowman kam zur Sache. »Mr Sinclair, was wissen Sie über Marsha Brown?«

      »Eine junge College-Studentin, die vergangene Woche verschwunden ist«, sagte Mr Sinclair aalglatt mit höflich-distanziertem Interesse. Er war der Typ Mann, den Menschen schnell ins Herz schlossen: weder besonders hässlich noch besonders gut aussehend. Er sah aus СКАЧАТЬ