Ein Schuss kommt selten allein. Johanna Hofer von Lobenstein
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Название: Ein Schuss kommt selten allein

Автор: Johanna Hofer von Lobenstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Jons übernatürliche Fälle

isbn: 9783948457037

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СКАЧАТЬ dass du so schnell eine Wohnung gefunden hast.«

      Donovan warf mir einen merkwürdigen Blick zu, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn, um vom Parkdeck auf die Straße abzubiegen. »Du kannst sehen, dass ich eine neue Wohnung habe?«

      Und da war es wieder. Genau das war der Grund, warum ich nie mit jemandem ausging. Ich vergaß ständig, was mir tatsächlich erzählt wurde und was ich einfach gesehen hatte. Persönliche Themen versuchte ich zu vermeiden, weil sie mich bei neun von zehn Malen in Schwierigkeiten brachten. Ich verzog also das Gesicht und sah aus dem Fenster. »Tut mir leid.«

      »Ist schon okay«, versicherte mir Donovan. Er klang überhaupt nicht verärgert. »Ich muss mich nur erst daran gewöhnen, was du siehst und was nicht, das ist alles. Ja, ich habe eine neue Wohnung. Also, mehr oder weniger. Meine Großmutter ist letztes Jahr gestorben, und ich wohne jetzt in ihrem Haus. Ich bin dabei, es Stück für Stück zu renovieren. Wahrscheinlich werden wir es anschließend verkaufen, es ist nicht gerade für einen Kerl von meiner Statur gebaut, wie du dir vielleicht vorstellen kannst.«

      »Ja, kann ich.« Um vorsichtig das Terrain zu sondieren, fragte ich zögernd: »Hast du dir so diese spektakuläre Prellung am Knie zugezogen?«

      »Es ist einfach nicht genug Platz zwischen der Wanne und dem Waschtisch«, klagte Donovan.

      Ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um nicht laut loszulachen – diese morgendliche Szene konnte ich mir lebhaft vorstellen. »Mein Beileid.«

      »Ach, ist schon in Ordnung. Wenigstens habe ich ein Dach über dem Kopf, und die Klimaanlage funktioniert. Oh Mann, ich hatte ganz vergessen, wie es hier in Tennessee im Frühsommer ist.«

      »Heiß, feucht und regnerisch. Du bist einfach die Luftfeuchtigkeit nicht mehr gewohnt nach all der Zeit in der Wüste. Ach, verdammt. Das sollte ich eigentlich auch nicht wissen.«

      Donovan hielt an einer roten Ampel. Dann wandte er sich zu mir, legte mir die Hand auf die Schulter und sah mir direkt in die Augen. Was für wunderschöne Augen er hatte, ein helles Braun mit einem goldenen Ring um die Iris. »Bane. Entspann dich. Mir scheint, du bist es gewohnt, Stress zu bekommen, weil du so viel sehen kannst. Aber weißt du was? Ich habe in meinem Leben noch nie etwas getan, wofür ich mich schämen müsste. Ich bin also ein offenes Buch, okay?«

      Seine Worte waren wie ein Freispruch, und ich atmete tief und erleichtert auf. »Danke.«

      »Kein Problem.« Die Ampel sprang auf Grün, und er fuhr wieder an, was der Humvee mit einem leisen Grollen quittierte. »Erzähl mal, was ist das gleich für ein Job?«

      »Leider ein Routinefall, so traurig es auch ist.« Ich sah aus dem Fenster und ratterte die Einzelheiten herunter. »Eine College-Studentin kommt für ein Sommersemester hierher, lässt sich mit einem verheirateten Politiker ein, die Affäre endet unschön, und sie beschließt, zurück nach Hause zu gehen. Sie packt zusammen, sagt allen Bescheid, dass sie wieder nach Kalifornien zieht, taucht dort aber nie auf. Bevor jemandem auffällt, dass sie nicht dort ist, wo sie eigentlich sein sollte, gehen fünf Tage ins Land.«

      »Und wie kommst du da ins Spiel?«

      »Die Psy ist gleich zu Beginn eingeschaltet worden. Die Polizei hatte nur die Vermisstenmeldung aufgenommen, aber die Eltern befürchteten, dass ihre Tochter tot war. Sie haben uns beauftragt, weil Carol mit den entsprechenden Hilfsmitteln Dinge und Menschen ausfindig machen kann. Sie hat uns zu einem Park gelotst, wo wir ein paar Stunden lang die Büsche durchkämmt und Marsha Brown schließlich tot am Flussufer aufgefunden haben. Nachdem wir die Leiche hatten, hat die Polizei die Sache als Mordfall eingestuft und angefangen zu ermitteln. Das Problem ist, dass der ehebrechende Politiker bestreitet, etwas mit ihrem Verschwinden und dem Mord zu tun zu haben, und die Polizei kann ihm bisher nichts nachweisen.«

      »Und jetzt holen sie dich, um rauszufinden, ob er lügt.« Donovan trommelte gedankenverloren aufs Lenkrad. »Um was genau geht es dabei? Einfach sehen, ob sie den Richtigen in Verdacht haben?«

      »Jepp. Das würdest du doch auch machen. Wieso sollte man Zeit und Manpower verschwenden, wenn man nicht wirklich sicher ist, dass er es war? Wieso sollte man nicht mich nutzen, um das zu klären? Ich bin zuverlässiger als jeder Lügendetektor. Sollte er schuldig sein, kann man danach Beweise suchen. Es ist günstiger für die Polizei und lukrativ für mich. Eine Win-win-Situation.«

      »Hast du diesen fremdgehenden Mistkerl schon gesehen?«

      »Noch nicht. Wir haben den Fall letzte Woche erst übernommen, und wie alles, bei dem Behörden involviert sind, dauert es etwas.« Ich studierte aus dem Augenwinkel seinen Gesichtsausdruck, aber es schien ihn nicht weiter zu beunruhigen, mit Mord, Leichen und betrügerischen Schweinehunden zu tun zu bekommen. Aber natürlich hatte er schon weit Schlimmeres erlebt. »Ich habe ein, nein, zwei Anliegen an dich, wenn wir gleich aufs Revier kommen. Die haben da diese ganzen elektronischen Schließanlagen, und sie werden sauer, wenn ich sie kaputt mache. Du müsstest mir also bitte die Türen aufhalten.«

      »Na klar«, erwiderte Donovan einfach und bog rechts Richtung Innenstadt ab. »Was noch?«

      »Wir haben ein System. Der Polizist, der das Verhör führt, hat einen Knopf im Ohr, sodass ich ihm von der anderen Seite des Verhörspiegels aus Hinweise geben kann. Normalerweise hält jemand das Walkie-Talkie für mich, oder wir kleben es irgendwo an. Von jetzt an ist das dein Job.«

      Donovan nickte, während er an der letzten Ampel vor dem Parkplatz des Polizeireviers abbremste. »Was ist denn für dich ein sicherer Abstand?«

      »Fünf Meilen«, scherzte ich und musste grinsen, als er die Augen verdrehte. »Nein, ganz im Ernst – am besten so weit wie möglich. Mindestens dreißig Zentimeter von mir weg, wenn das geht.«

      »Dreißig Zentimeter?« Wir fuhren über die erste Rüttelschwelle, die im Humvee kaum zu spüren war, und Donovan lenkte den Wagen flüssig auf zwei Plätze am hinteren Ende des Parkplatzes. Dieses Monster war einfach zu groß für einen einzigen Parkplatz. »Ernsthaft, so elektrisch bist du?«

      »Leider ja«, seufzte ich und kippte den Rest meines lauwarmen Kaffees hinunter. »Eine Sache solltest du noch wissen. Die Beamten hier sind uns wohlgesinnt, die meisten jedenfalls, aber ein paar Ausnahmen gibt es auch. Lass dich von denen nicht ärgern. Wir wurden von Detective Borrowman einbestellt. Er ist ein Freund von mir, also sollte es dieses Mal keine Probleme geben. Trotzdem. Wenn jemand anfängt, mich zu provozieren, sagst du am besten nichts dazu und guckst ihn einfach böse an.«

      Donovan hielt inne, als er die Tür schon aufgestoßen hatte, das eine Bein noch in der Luft. Sein Blick war wieder so durchdringend, dass ich das Gefühl hatte, er könnte durch mich hindurchsehen. »Ich vermute, dazu gibt es eine Geschichte.«

      »Ja, und es waren ruinierte Telefone, ein Laptop, das ich vielleicht, vielleicht auch nicht mit Absicht angefasst habe, und Vernachlässigung polizeilicher Dienstpflicht mit im Spiel«, erwiderte ich mit einer Grimasse. »Das kann ich dir später alles in Ruhe erzählen. Jetzt gehen wir erst mal rein. Oh, und bevor ich es vergesse – du bist offiziell Kriminalberater, und wenn jemand fragt, nennst du deinen Namen und sagst, dass du bei der Agentur arbeitest. Dann bekommst du keinen Stress.«

      »Verstanden.«

      Ich wurde das Gefühl nicht los, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Hoffentlich würde es mir wieder einfallen, bevor wir in Schwierigkeiten gerieten. Ich stieg aus, warf mir meine Ledertasche über die Schulter und ging vor durch die schmierige Hintertür der Polizeistation. Keine Ahnung, warum, aber dieses Revier sah für mich immer irgendwie dreckig aus. Ich wusste, dass hier regelmäßig СКАЧАТЬ