Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman. Peik Volmer
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Название: Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman

Автор: Peik Volmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Sonntag Box

isbn: 9783740970581

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СКАЧАТЬ schätzen, aber zügeln Sie ihr Temperament bitte etwas. Hier liegen kranke Menschen, die der Ruhe bedürfen!«

      »Krass«, behauptete der Junge. »Wo liegt sie denn nun?«

      Maria streckte den Arm in Richtung der gegenüberliegenden Wand.

      »Genau gegenüber. Bitte vergessen Sie nicht anzuklopfen, bevor Sie die Tür aufreißen. Schwester Stefanie sieht nichts und würde erschrecken. Außerdem wäre es eine Verletzung der guten Sitten.«

      »Klaro. Läuft!«, versprach der junge Mann. Und wohl zum tausendsten Mal fragte sich Schwester Maria, ob auch sie in diesem Alter mit ihrer Art, sich auszudrücken, ihre Eltern zur Verzweiflung getrieben hatte.

      »Lukas! Ich freue mich, dass du mich besuchst! Ich würde dir etwas anbieten, aber ich kann nicht sehen, was da ist!«

      »Kekse!«

      »Ach, genau! Die mit Schokolade, gab’s gestern zum Kaffee! Möchtest du? Dann bediene dich gern!«

      »Nice!«

      »Komm, setz dich hier an die Seite. – Ist das nicht wirklich zu dumm? Ich habe immer gedacht, dass es schlimm ist, nicht hören zu können. Aber blind zu sein ist ja nun wirklich der Gipfel! Und mit diesen Augenklappen sehe ich bestimmt aus wie eine Piratenbraut! Eigentlich sollte ich jeden Besucher mit ›Johoho‹ begrüßen, und ‘ne Buddel Rum kredenzen!«

      »Darf ich ein Selfie machen?«

      »Und wohlmöglich auf Facebook posten? Wehe dir! Kommt gar nicht infrage!«

      »Ich mein’ ja nur. Damit Sie später angucken können, wie Sie ausgesehen haben! Ich poste es nicht, versprochen!«

      »Na gut! Interessieren täte es mich ja schon, das muss ich zugeben. Also: Ein Selfie!«

      Der Junge rutschte neben sie, legte den Arm um ihre Schultern, legte seine Wange an die ihre und fotografierte mit dem Handy in der ausgestreckten Hand.

      »Und? Ist es was geworden?«, fragte sie neugierig.

      »Heutzutage werden die Fotos immer was«, stellte Lukas fest. »Was war denn nun?«

      »Du hast ja mitbekommen, dass ich zuckerkrank bin. Das macht auf die Dauer einiges kaputt. Zum Beispiel die Blutgefäße, und da insbesondere die Netzhaut der Augen. Und wenn es blutet, dann kannst du halt auf dem Auge nichts mehr sehen. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass es auf beiden Augen gleichzeitig bluten kann!«

      »Und was macht man da?«

      »Man lasert die Netzhaut. Verschließt die Blutgefäße, und tackert die Netzhaut fest, falls sie sich abgelöst hat.«

      »Hat Papa das gemacht?«

      »Nein, der Augenarzt. Oh, außerdem hatte ich eine Röntgen-Schichtaufnahme von meinem Kopf, und was soll ich dir sagen? Alles funktioniert noch! Sag mal – was machst du hier überhaupt? Hast du keine Schule?«

      »Doch, aber ich bin früher los! Papa hat angerufen und gesagt, dass Sie hier sind!«

      »Was? Und da kommst du extra … Das ist aber wirklich lieb von dir, Lukas. Ich kann zwar nicht gutheißen, dass du Unterricht versäumst. Aber ich finde es wirklich – sehr, sehr lieb.«

      »Ich wollt’ noch sagen, wenn Sie Hilfe brauchen, so wegen Einkaufen und so, das mach’ ich für Sie!«

      Gut, dass ich die Augenklappen trage, dachte Schwester Stefanie. Ich kann doch einem Fünfzehnjährigen hier nichts vorheulen! Reiß dich zusammen, Stefanie Kettel!

      »Hhrrrrmm«, räusperte sie sich. »Sehr nett von dir, mein Junge. Das wäre wirklich eine große Hilfe!«

      »Ich kann auch bei Ihnen wohnen, wenn Sie wollen!«

      »Darüber sprechen wir noch. Ich hoffe ja auch, dass sich das Blut im Auge bald aufgelöst hat. Aber glaube mir, dass ich das wirklich zu schätzen weiß!«

      »Ich komme gleich wieder!«, sagte Lukas plötzlich, und verließ den Raum. Kurze Zeit später kam er wieder herein. Stefanie hörte, wie es auf ihrem Nachttisch klapperte.

      »Darf ich fragen, was du da tust?«

      »Ich wisch nur eben die Platte vom Nachttisch ab. Und einen neuen Bettbezug habe ich auch dabei. Wahrscheinlich haben Sie etwas Saft verschüttet. Klar. Können Sie ja auch nicht sehen. Aber ich. Ich sehe nämlich die Arbeit!«

      »So. Du siehst also die Arbeit, ja?«

      »Ja. Hat mir mal jemand beigebracht!«, lachte der Junge. »Gut, was?«

      Glück auf Zeit

      »Mein Gott, Cortinarius! Was ist denn bloß los mit Ihnen? Sie sehen ja zum Fürchten aus!«

      Professor Sonntag und seine Oberärzte Cortinarius und Wachs hatten sich am Dienstzimmer der Chirurgie getroffen. Schwester Maria hatte ihren Tablet-Computer für die Eingabe der Anweisungen, die bei der Chefvisite gegeben werden würden, vorbereitet.

      »Dr. Lechner legt nur bei dem neuen Patienten einen Zugang«, erklärte sie. »Er kommt jeden Moment!«

      »Sie brauchen offenbar dringend Urlaub, Kollege. Tapetenwechsel! Luftveränderung! So kann das nicht weitergehen!«

      »Ja, vielleicht sollte ich wirklich … Entschuldigen Sie bitte, Herr Professor.«

      »Sie müssen sich bei mir doch nicht entschuldigen, Herr Cortinarius! Bitte denken Sie daran: Wir sind eine Familie! Wenn Sie ein offenes Ohr brauchen, bin ich für Sie da!«

      Ludwig stürmte heran.

      »Entschuldigung, aber ich musste noch schnell …«

      »Schon klar, Ludwig. Schwester Maria hat uns bereit informiert. Was macht denn dein Patient mit der Leistenhernie?«

      »Dem geht es wunderbar!«, strahlte der junge Operateur. »Ich denke, dass der Mann morgen nach Hause kann! – Geht es Ihnen wieder besser, Herr Oberarzt?«

      »Wie – besser?«, fragte Cortinarius irritiert.

      »Na! Ihren Kopfschmerzen? Vorhin? Aspirin, Sie erinnern sich?«

      »Ach so … Ja, gut, danke.«

      Nein, es ging Kilian Cortinarius nicht gut. Egidius merkte, dass er professionell und routiniert seine Pflicht erfüllte. Aber er war nicht ›mit dem Herzen‹ bei seiner Arbeit. Er erledigte seine Pflicht.

      »So, ich brauche jetzt erst einmal einen Tee! Wie sieht es mit Ihnen aus, Herr Cortinarius? Leisten Sie mir Gesellschaft? Auch wenn Frau …«

      Er machte eine winzige Pause.

      »… Kreuz­eder ihn nicht so professionell zubereitet, wie Sie es können?«

      Cortinarius wehrte sich nicht. Er würde sogar von den Schokokeksen essen, die Frau Kreuzeder zum Tee servierte. Und er würde versuchen, Egidius die Geschichte zu erzählen. Ohne Bitterkeit. Ohne, wie sonst unter Ausschluss der Öffentlichkeit, Tränen zu vergießen.

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