Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman. Peik Volmer
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Название: Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman

Автор: Peik Volmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Sonntag Box

isbn: 9783740970581

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СКАЧАТЬ du nur so etwas annehmen! Ich lasse das nicht für irgendjemanden machen! Nur für mich selbst!«

      »Liebe Aglaja, ich rede ununterbrochen mit Frauen. Glaubst du, dass du mir etwas vormachen kannst? Ich bin in Übung, glaub mir!«

      »Felix, ich …«

      »Wir reden später!«

      Alle meine Kinder

      Dr. Cortinarius sah Ludwig Lechner freundlich über seinen Mundschutz herüber an. »Klasse gemacht, Herr Lechner. Gratuliere. Diese Leistenhernie wird dem Patienten nie wieder Probleme bereiten!«

      »Danke, Herr Oberarzt! Ich habe nur immer Angst, dass ich den Samenstrang zu stark einenge!«

      »Keine Sorge. Sie waren perfekt. Wer hat Ihnen den Test mit der Kuppe Ihres kleinen Fingers beigebracht?«

      »Der Chef. Er pflegt immer zu sagen, die Spitze des Kleinfingers muss neben dem Samenstrang noch in die Lücke passen, dann ist alles in Ordnung!«

      »Genau so ist es. Verschließen Sie die Wunde allein, oder soll ich Ihnen helfen?«

      »Gehen Sie nur, Herr Cortinarius. Vielen Dank für Ihre Assistenz!«

      Der Oberarzt trat vom Tisch zurück, der Springer half ihm mit dem Aufknüpfen des Kittels. Seiner Haube und seines Mundschutzes entledigte sich der Mediziner erst im Vorraum. So fiel es weder Ludwig noch Schwester Marion auf, dass sein freundlicher Blick einer Mischung aus Resignation und Verzweiflung wich. Seit zwei Tagen ging das so. Einem scharfen Beobachter wäre aufgefallen, dass es etwas mit dem Bündel Briefe, die er, wie gewohnt, aus seinem Fach im Sekretariat gezogen hatte, zu tun haben musste. Aber außer Frau Fürst … – Pardon, Frau Kreuzeder war niemand zugegen, und die Chefsekretärin kämpfte mit dem Schreibprogramm, das sich weigerte, den Druckauftrag in Richtung Drucker zu schicken. Es war bekannte Tatsache, dass Drucker Menschen hassten. Vielleicht lag es also auch an ihm.

      »Alles gut, Frau Kreuzeder?«, erkundigte er sich jovial, während er durch die Umschläge blätterte.

      »Ich würde gern dieses Wunderwerk der Technik aus dem Fenster werfen. Er tut nicht, was ich ihm sage, und das kann ich nicht leiden. Wenn ich wenigstens wüsste, woran es liegt!«

      »Soll ich mal nachsehen? Eingeschaltet ist er, oder?«

      »Aber Herr Oberarzt! Natürlich ist er eingeschaltet! Was denken Sie denn von mir. Dieser Brief hier muss dringend auf die Innere, Dr. Angerer wartet schon darauf. Und das Biest will einfach nicht!«

      Der Oberarzt drückte auf einige Tasten. »Sagen Sie – haben Sie noch Ersatzpatronen?«

      »Ja, natürlich!«

      Sie griff in den Schrank mit den Büromaterialien und zog ein Plastikwännchen hervor. »Hier, bitte!«

      Elegant tauschte Cortinarius die vier Patronen aus. »So. Da haben wir’s. Jetzt sollte es funktionieren. Ich rate Ihnen aber, die hundert Druckaufträge zu löschen, sonst sind die Patronen bald wieder alle!«

      »Wie kommen denn so viele Druckaufträge zustande?«, staunte Frau Kreuzeder.

      »Ist doch klar! Sie haben immer wieder auf ›Start‹ gedrückt, in der Hoffnung, dass das Ding loslegt. Das ist alles gespeichert.«

      »Man kann Sie wirklich zu etwas gebrauchen! Dankeschön, Herr Oberarzt! – Wissen Sie, es ist wirklich eine Unverschämtheit: Die Farbpatronen sind noch gar nicht leer, wir brauchen ja meistens schwarz – und trotzdem muss man sie austauschen! So verdienen diese Konzerne ihr Geld!«

      Aber darauf reagierte Dr. Cortinarius gar nicht mehr, weil er in seiner Post einen Umschlag entdeckt hatte. Einen pastellblauen Umschlag, auf dem mit einem Füllfederhalter jemand seinen Namen und seine Adresse geschrieben hatte, in altmodischer, kindlich anmutender Schreibschrift, nicht in Druckbuchstaben. Herrn Dr. med. Kilian Cortinarius, c/o Klinik St.­ Bernhard, Bischof-Markel-Platz, 83734 Hausham, stand dort. Er brauchte den Brief nicht zu wenden, um nach dem Absender zu sehen. Es war ihm bekannt, was dort stehen würde.

      Kraftlos warf er den Umschlag auf seinen Schreibtisch. Mechanisch sortierte er die bunten Werbebriefe der Pharma-Industrie aus. Arztbriefe und Befundberichte schichtete er in einem Stapel auf. Die Umschläge, die an ihn mit dem Vermerk ›persönlich‹ gerichtet waren, legte er auf den hellblauen Brief, bis dieser darunter verschwand.

      Das Telefon klingelte. »Cortinarius?«

      »Ich wollte nur Bescheid sagen, Herr Oberarzt! Unser Patient liegt wach und ansprechbar im Aufwachraum. Wenn Sie ihn sehen wollen …«

      »Später, Herr Lechner. Danke für die Mitteilung. Denken Sie bitte daran, dass Sie im OP-Bericht erwähnen, dass wir den kleinen Hauttumor exzidiert und in die Pathologie geschickt haben!«

      »Na klar! Ich denke dran! Herr Oberarzt?«

      »Ja bitte?«

      »Ist was mit Ihnen? Sie hören sich nicht so an wie sonst!«

      »Alles gut. Wirklich. Mir geht es blendend!«

      »Also, wenn etwas wäre, dann …«

      »Nett von Ihnen, Herr Lechner. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe heute etwas Kopfschmerzen. Das geht vorbei. Ich habe schon ein Aspirin eingeworfen!«

      »Na, dann ist es ja gut!«

      Kopfschmerzen!

      Ganz geschwindelt war das nicht. Es war nicht nur der Kopf, der schmerzte. Leider. Gegen die Schmerzen, die er wirklich empfand, half leider kein Aspirin …

      *

      »Guten Abend, meine Damen und Herren! Ich danke Ihnen, dass Sie alle zu unserer außerordentlichen Elternversammlung erschienen sind. Es stehen nur zwei Punkte auf der Tagesordnung, von der ich nie gedacht hätte, dass das Thema hier einmal wichtig werden würde.«

      Philipp legte eine kurze Kunstpause ein.

      »Es geht um das Thema ›Mobbing‹. Mir wäre es gar nicht aufgefallen. Ich habe es zum ersten Mal wahrgenommen, als unser Sohn nach Hause kam, und beiläufig die Frage stellte, ob er ›behindert‹ sei. Auf unser Nachfragen hat er sich nicht eingelassen.«

      »Wieso? Ihr Sohn ist doch behindert! Er hat eine psychische Erkrankung! Was ja auch kein Wunder ist …«

      Der Vater, der gesprochen hatte, hielt erschrocken inne.

      »Und das ist kein Wunder, weil?«, erkundigte Chris sich mit aller Liebenswürdigkeit, zu der er in diesem Moment noch fähig war.

      »Naja, Hannes’ Familie entspricht ja nun mal nicht dem klassischen Familienbild!«

      Eine Mutter griff ein. »Hallo,? Sie haben ja wohl den Schuss nicht gehört! Wir schreiben das Jahr 2020! In dieser Klasse sind drei Kinder von Alleinerziehenden, und bei fünf Kindern sind die Eltern geschieden. Entspricht das etwa Ihrem klassischen Familienbild? Na so was Dummes!«

      »Ach, man muss da nicht gleich so’n Fass aufmachen«, beschwichtige ein Herr im dunklen Anzug. »Kinder sind eben Kinder! Wir waren doch früher auch so, oder? Hab ich recht?«

      »Nein, СКАЧАТЬ