Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman. Peik Volmer
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Название: Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman

Автор: Peik Volmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Sonntag Box

isbn: 9783740970581

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СКАЧАТЬ unschuldigen Gesichtsausdruck gefragt, da muss es einfach einen Hintergedanken geben!«

      »Wir werden es herausfinden!«

      »Das heißt, wir gehen?«

      »Na klar. Mit Hannes! Ich liebe Kebab! Das lasse ich mir nicht entgehen!«

      *

      Das Augustinum in München war eine feudale Anlage, auch wenn es in dem nicht so gut beleumundeten Stadtteil Hasenbergl lag. Ein Garten umzingelte das Hochhaus. Überdies fanden sich in verschwenderischer Vielzahl Veranstaltungssäle für Kino, Konzerte, Vorträge, ein apart gestaltetes Restaurant, ein Café, Schwimmbad, Dachterrasse mit einem Blick über ganz München und insbesondere zur Arena, in der der örtliche Fußballverein seine Spiele abhält.

      All diese Einrichtungen konnte die Mutter der Chefärztin der Anästhesie umständehalber nicht mehr in Anspruch nehmen.

      »Darf ich vorstellen? Deine Großmutter!«, erklärte Elli Pahlhaus bitter. Dagmar stand neben ihr und sah die alte Frau, die mit geschlossenen Augen in ihrem Bett lag, nachdenklich an.

      »So liegt sie schon seit Tagen da. Sie hat seit mindestens fünf Tagen nichts mehr zu sich genommen. Wir achten aber auf ausreichend Flüssigkeit. Die geben wir ihr als Infusion«, erläuterte die Schwester. »Verdursten lassen wir sie nicht.«

      Elenore Palhhaus stellte die Stoppuhr, ihrer Gewohnheit folgend, auf 60 Minuten und tippte auf die Starttaste. Fragend sah Dagmar ihre Mutter an.

      »Sie hat ihre Pflicht mir gegenüber erfüllt. Ich erfülle meine Pflicht ihr gegenüber«, sagte Elenore kalt. Dagmar staunte.

      So hatte sie ihre Mutter noch nie erlebt. Freundlich, humorvoll, zugewandt. Das entsprach ihr. Die Elenore, die da beobachtete, wie die Zeit, die sie für ihre Mutter opferte, langsam verrann, war ihr fremd.

      Sie nahm auf der Bettkante Platz und ergriff die ausgemergelte, von Alterspigmenten dunkle Hand der bewusstlosen Frau.

      »Ich bin es, Dagmar, deine Enkelin, Oma! Wie schade, dass alles so gekommen ist! Ich hätte alles dafür gegeben, dich kennenzulernen. Du sollst wissen, dass ich dir nichts übelnehme. Meine Mama, die deine Tochter ist, hat mich gefunden. Damit hat sich ein Traum von mir erfüllt. Was sage ich – ein Traum? Der Traum. Ich habe ein Zuhause gefunden, meine Wurzeln. Keine angstvolle Unruhe mehr. Frieden. Glück. Ich bin angekommen und muss mich vor nichts mehr fürchten.«

      Tränen rannen über ihr Gesicht. Elenore war zu ihr getreten und hatte die Hand auf ihre Schulter gelegt. In diesem Moment schlug die alte Dame ihre Augen auf, und sah direkt und klar in Dagmars Gesicht.

      »Bitte weine nicht, mein Kind. Es tut mir alles so leid. Ich habe alles falsch gemacht. Aber ich war dumm und wusste es nicht besser. Bitte vergib mir.«

      Sie hatte Mühe, diese Sätze herauszubringen. Ihr Sprache klang matt und verwaschen. Ihr Körper allerdings war angespannt, sank aber wieder in sich zusammen, nachdem sie das letzte Wort gesprochen hatte.

      Man hätte erwarten können, dass Dagmar erschrocken war wegen der unvorhergesehenen Reaktion. Sie jedoch drückte die Hand der Greisin und flüsterte: »Ich bin dir nicht böse, und ich habe dir längst verziehen. Alles ist gut.«

      Elenores Hand lag noch immer auf Dagmars Schulter. Allerdings hatte sich die Bedeutung umgekehrt. Halt hatte sie ihr geben wollen. Nun benötigte sie Dagmars Schulter selbst als Halt.

      Auch Elenore war nicht erschrocken. Nachdenklich betrachtete sie das Gesicht ihrer Mutter. Nachdenklich und seltsam berührt. Ihr war bewusst, dass die Sätze ihrer Mutter ihr, nicht ihrer Tochter gegolten hatten. Dagmars Reaktion darauf hätte ihre Reaktion sein sollen.

      Hätte sie die Kraft gehabt, ihr zu vergeben? Ihr Mutter hatte viel kaputt gemacht. Sie hatte ihr ihre Liebe verweigert. Ihr den einzigen Zufluchtsort, ihr Zuhause, genommen. Andererseits – ein kleines, oberbayrisches Dorf? Der soziale Druck? Wer war sie, um über ihre Mutter zu richten? Gewiss muss eine Mutter zu ihrem Kind halten. Aber vielleicht hatte sie angenommen, dass diese ›Lösung‹ tatsächlich für alle die bestmögliche war. Vielleicht hatte sie nach bestem Wissen und Gewissen geurteilt und gehandelt. Leicht hatte sie sich diese Entscheidung gewiss nicht gemacht. Komisch, wirklich: Ihre Mutter hatte ihr nie die Chance gegeben, sie zu lieben. Und jetzt hatte sie es ihr unmöglich gemacht, sie zu hassen.

      »Ich bin froh«, wisperte Dagmar, »dass wir diese Gelegenheit hatten. Und dass wir das austauschen konnten. Besser, als an einem Grab zu stehen und sich zu denken, hätten wir bloß. Schau in ihr Gesicht. Ihr Lächeln wirkt so friedlich.«

      Elenore sah ihre Mutter an. Sie hatte sie schon lange nicht mehr betrachtet. Tatsächlich. Sie lächelte. Und dieses Lächeln verlieh ihr eine unwirkliche, entrückte Erhabenheit. Wie schön sie aussah!

      Sie erinnerte sich daran, wie sie ihre Mutter wahrgenommen hatte, als sie, Eleonore, noch ein kleines Mädchen war. Sie war eine schöne und stolze Frau gewesen. Sie war stark, sehr direkt und immer ein wenig streitsüchtig, besonders, wenn es um ihre Tochter ging.

      Schlagartig wurde es ihr klar: Es stimmte gar nicht, dass ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte. Sie hatte wie eine Löwin für sie gekämpft.

      Erst, als sie sich zu ihr heruntergebeugt und ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte, fiel ihr auf, dass die alte Dame sanft entschlafen war.

      In diesem Moment ertönte die Stoppuhr.

      Die Zeit war abgelaufen.

      *

      Es duftete bereits im Treppenhaus nach exotischen Köstlichkeiten.

      »Wenn es nur halb so gut schmeckt, wie es riecht, haben wir einen schönen Abend vor uns«, stellte Chris fest.

      »Hoffentlich ist viel Knoblauch dran«, sagte Hannes.

      »Mit Sicherheit«, erwiderte Chris. »Wir werden morgen wenig Menschen in unserer Nähe beobachten können! Egal! Übermorgen ist der Duft wieder verschwunden!«

      »Morgen ist Chefvisite, ihr seid gut! Vielleicht weigert der Professor sich, neben mir zu stehen! Oder er sagt die Visite völlig ab!«

      »Irgendwas ist ja immer«, alberte Chris.

      Ayse öffnete auf ihr Klingeln hin die Tür.

      »Willkommen!«, rief sie den beiden entgegen. Bis zu diesem Punkt hatte ihr Plan funktioniert. Die Herren wurden in das barock anmutende Wohnzimmer mit den riesigen, bequemen Sitzmöbeln begleitet. Auf dem Tisch standen zwei Etageren mit Pistazien, Kichererbsen, gezuckerten Mandeln.

      »Hatice, holst du Tee!«, kommandierte die Gastgeberin. Denn ihre Tochter war in Begleitung ihrer Lebensgefährtin ebenfalls erschienen.

      »Ist Doktor«, stellte Ayse den Damen ihren Besuch vor, »und Pfleger, in Klinik! Und Sohn! Das meine Tochter und Frau!«

      »Ich kenne Sie«, stellte Philipp in Veronikas Richtung fest. »Sie sind doch bei uns operiert worden! Da gab es, soweit ich mich erinnere, einige Probleme mit diesem Bielow oder wie der Kollege hieß. Sehr unangenehme Sache!«

      »Gut«, erklärte Ayse pragmatisch. »Tochter Hatice und Veronika wünschen Kind. Geht nicht ohne Mann. Ihr reden. – Guten Appetit!«

      Die vier Gäste sahen sich verblüfft СКАЧАТЬ