Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman. Peik Volmer
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Название: Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman

Автор: Peik Volmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Sonntag Box

isbn: 9783740970581

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СКАЧАТЬ vertraglich vereinbart ist, dass wir uns aus Erziehung, Ausbildung und so weiter großenteils heraushalten. Wir werden aber als eine Art beratende und befreundete Familienmitglieder zur Verfügung stehen. Und sollte das Kind Fragen nach dem Erzeuger stellen, werden wir es darüber nicht im Unklaren lassen.«

      »Warum fragen Sie das, Herr Professor Antretter? Trauen Sie uns denn nicht zu, dass wir unser Kind zu einem nützlichen Mitglied der menschlichen Gemeinschaft erziehen können?«, fragte Veronika stirnrunzelnd.

      »Aber nicht doch, Frau Froschauer. Es gibt mannigfaltige internationale Studien zu diesem Thema. Zwei Männer oder zwei Frauen sind ebenso gute Eltern wie ein Mann und eine Frau. Alles bewiesen. Und die, die sich an irgendwelchen Zweifeln festklammern, sind ideologisch verblendet und befinden sich im Irrtum. Es geht dabei allerdings meist um Kinder, bei denen einer oder beide Elternteile unbekannt sind. Hier sind die Erzeuger eben nicht anonym. Deswegen rate ich Ihnen: Verpassen Sie den richtigen Zeitpunkt nicht, meine Damen und Herren. Schließen Sie die Väter nicht aus!«

      »Wir wissen ja noch gar nicht, wer von uns sich als Erzeuger durchsetzen wird«, warf Philipp ein. »Deswegen werden wir ja beide eine entsprechende Probe produzieren!«

      »Glauben Sie mir«, lachte der Professor, »Sie werden es wissen! Das hat Mutter Natur so eingerichtet, klugerweise! In den ersten Lebensmonaten ist das Kind seinem Vater nämlich unglaublich ähnlich. Alles Absicht! Damit es dem Erzeuger leicht fällt, die Nachkommenschaft als seine anzuerkennen! Nach dem ersten Lebensjahr driftet die Ähnlichkeit dann eher in Richtung der Mutter, und im Erwachsenenalter ergibt sich dann die gute Mischung, so wie wir sie von uns allen kennen. Schauen Sie, ich habe die Hände und die Zähne meiner Mutter, allerdings die Gesichtszüge und die Statur meines Vaters! – Noch eine Bemerkung zu Ihnen, Frau Froschauer: Ich habe mir noch einmal genau ihre Krankenakte, die Befunde der Radiologie und die aktuellen Laborwerte angesehen. Ich denke, es besteht zurzeit keine dringende Indikation zu einer Chemotherapie. Ich darf Sie aber herzlich bitten, Ihre Erkrankung und die Nachsorgetermine sehr ernst zu nehmen.«

      »Selbstverständlich, Herr Professor. Ich danke Ihnen auch sehr herzlich, dass Sie mich persönlich betreuen wollen. Immerhin bin ich nicht privat krankenversichert!«

      Professor Antretter lachte laut auf.

      »Ihre Meinung von mir ist nicht besonders hoch, oder? Glauben Sie wirklich, dass ich mich nur um Privatpatienten kümmere? Das ist leider ein Missverständnis, an dem allerdings weder die Patienten noch die Ärzte schuld sind. Das Problem ist, dass dem Gesundheitssystem aus vielen Gründen die Mittel gekürzt worden sind. Die Bezüge der Ärzte wurden erheblich reduziert, die Leistungen der Krankenkassen zurückgefahren. Gespart wird, wie immer, zu Lasten des schwächsten Gliedes in der Kette – zu Lasten der Patienten. Der Patienten, die jahrelang brav Beiträge bezahlt haben. Ein Skandal. Deswegen versuche ich, viele Leistungen kostenfrei zu erbringen, die eigentlich vom Patienten bezahlt werden müssten. Aber unbegrenzt geht das auch nicht. Ich muss nämlich auch an der Supermarktkasse bezahlen. Und nebenbei fragt man sich, woher die Kassen eigentlich das Geld für Fernseh- und Kinowerbung nehmen, oder die Anzeigen in Zeitschriften und Tageszeitungen. – So! Genug geklagt! An die Arbeit!«

      *

      Die zukünftige Frau Antretter war, als der Professor aus der Klinik heimkam, bereits zu Hause eingetroffen.

      »Kannst du die Verbände ablegen?«, fragte Felix Antretter vorsichtig.

      »Sogar wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun. Ich sehe einfach schrecklich aus! Verschwollen, überall Blutergüsse! Es ist entsetzlich, Felix! Ich hätte das nie machen sollen!«

      »Reg dich nicht auf, Aglaja. Das ist doch alles völlig normal. So lange ist der Eingriff noch nicht her. Wenn die Schwellung erst abgeklungen ist und die Hämatome sich aufgelöst haben, ist alles gut!«

      »Eben nicht, Felix. Der Chirurg hat einen Tumor an der Ohrspeicheldrüse gefunden. Aber um den mitsamt den Lymphknoten zu entfernen, hätte ich eine große Narbe in Kauf nehmen müssen – und das wäre es dann gewesen mit meiner ›Schönheit‹!

      »Wieso hat er den Tumor nicht direkt entfernt? Das hast du doch bestimmt unterschrieben!«

      »Weil das den geplanten Eingriff ad absurdum geführt hätte! Stell dir bitte vor: Du legst dich für eine Schönheits-OP auf den Tisch und wachst hässlicher auf, als du vorher warst!«

      »Das ist mir völlig egal! Glaubst du denn, dass ich deine Schönheit wichtiger finde als deine Gesundheit? In dem Moment, in dem der aktuelle Eingriff abgeheilt ist, gehen wir zu Egidius Sonntag!«

      »Richard wird sich ins Fäustchen lachen«, stellte Aglaja bitter fest. »Er hat mich genau zur richtigen Zeit gegen das junge Modell ausgetauscht, und du sitzt jetzt auf dem Müll von ›Rudis Resterampe‹!«

      Felix Antretter ging auf Aglaja Tauber zu. Der sanfte Druck seiner Arme beeendete ihr angstvolles Zittern. Er beugte sich zu ihr herunter.

      »Ich liebe dich, du dumme Gans«, flüsterte er. »Wehe, wenn du noch einmal an mir zweifelst!«

      »Die ›dumme Gans‹ werde ich irgendwann gegen dich verwenden«, lachte Aglaja unter Tränen. »Ich bin nämlich ein nachtragendes, rachsüchtiges Biest!«

      *

      Ach, verflucht, dachte Dagmar, als sie das Martinshorn des Notarztwagens hörte. Dabei war alles so gut gelaufen an diesem Abend. Die kleineren Notfälle waren schnell erledigt, nichts Weltbewegendes, ein Zeckenbiss, eine Verbrennung, eine Schnittverletzung beim Gemüseputzen. Fertig.

      »Ich lege mich mal ein wenig aufs Ohr«, kündigte sie dem Nachtpfleger an. »Es war ein langer Tag!«

      »Na klar, Frau Doktor Schattenhofer«, lächelte der Pfleger. »Wenn was ist, weiß ich ja, wo ich Sie finde!«

      »Seien Sie da nicht so sicher! Vielleicht verstecke ich mich!«, ulkte sie.

      Ja, und nun lag sie in dem dunklen Bereitschaftszimmer und hörte den Wagen herannahen, in dem vermutlich ein Mensch lag, der dringend ihrer Hilfe bedurfte. Nein, sie würde nicht auf den Anruf des Pflegers warten. Seufzend setzte sie sich auf. Dann drehte sie sich, sodass sie noch einen Moment auf der Bettkante hocken konnte. Im Fenster spiegelte sich der Reflex des Blaulichts. Sie griff den Hörer des Telefons.

      »Ich habe es mitbekommen! Bin schon auf dem Weg!«

      *

      Es war alles so gut gelaufen an diesem Abend. Tassilo hatte seine dritte Tablette aus der kleinen Schachtel mit den sechs Stück genommen, unmittelbar vor dem Abendessen. Maria hatte einen wunderbaren Schweinsbraten zubereitet, mit Knödeln und Kraut. Er hatte gar nicht gewusst, wie gut sie kochen konnte, und dazu noch auf dem winzigen Herd in der Kochnische ihrer kleinen Wohnung.

      Sie hatte eine Schallplatte aufgelegt. Ja, eine Schallplatte, keine CD. Mr. Acker Bilk, ›A Touch of Latin‹, stand auf dem grau gehaltenen Cover mit dem Schattenriss eines Mannes. Die romantischen, verführerischen Klänge der Klarinette erfüllten den Raum. Sie hatten sich auf ihrer Couch herumgelümmelt. So. Das war er, der Zeitpunkt, um zum Angriff überzugehen. Schnell die blaue Tablette aus dem Internet, und binnen einer halben Stunde …

      »Ich muss mal kurz ins Bad«, sagte er und erhob sich. Dort spülte er unter Zuhilfenahme eines Zahnputzglases das Medikament die Kehle hinunter. Er betätigte die Spülung der Toilette, und begab sich zurück an den Ort, der ihm und seiner Partnerin Erfüllung und Freude verheißen sollte, Nähe und Lust. Besonders Lust. Diesmal würde es sensationell werden, das spürte er. СКАЧАТЬ