Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman. Peik Volmer
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Название: Dr. Sonntag Box 3 – Arztroman

Автор: Peik Volmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Sonntag Box

isbn: 9783740970581

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СКАЧАТЬ darauf, ein Beleg dafür, dass die junge Frau häufiger in der Ambulanz behandelt worden war.

      »Die schon wieder!«, ächzte Ludwig. Warum geht sie eigentlich nicht zu den niedergelassenen Ärzten?«

      »Bestimmt wegen der Wartezeiten. Naja, und jetzt haben die Praxen ja auch schon geschlossen!«

      »Ich schau sie mir an! Um so eher ist sie wieder verschwunden!« Ludwig klang eher genervt.

      »So sieht man sich wieder, Herr Doktor!«, strahlte die junge Frau den Diensthabenden an. »Da fühle ich mich ja gleich schon viel besser!«

      »Was hat Sie denn diesmal hergeführt, Frau Radnitz?«, erkundigte sich Ludwig, bemüht, seiner Stimme einen leicht genervten Unterton zu verleihen.

      »Ich bin ja so ungeschickt, Herr Dr. Lechner! Ich wollte mir einen Tee zubereiten, und habe mir das kochende Wasser über die Hand gegossen!«

      Ludwig ergriff ihre Rechte.

      »Also ich sehe da nichts!«

      »Oh, ich glaube, es war die andere!«

      »›Ich glaube?‹ Haben sie denn keine Schmerzen?«

      »Ich habe die Hand sofort mit kaltem Wasser und Eiswürfeln gekühlt, danach ist es besser geworden!«

      Tatsächlich waren beide Hände völlig unauffällig. Selbst als Ludwig sie kräftig drückte, verzog Frau Radnitz keine Miene.

      »Was unternehmen wir denn nun, Herr Doktor?« Dorit Radnitz sah ihren Behandler erwartungsvoll und etwas kokett an.

      »Ich denke, da bei Ihnen keine Verbrennungszeichen nachzuweisen sind, verzichten wir auf medizinische Notfallversorgung.«

      »Aber Sie können mich doch so nicht gehen lassen! Wollen Sie mich nicht zur Beobachtung aufnehmen?«

      »Das erscheint mir nicht sinnvoll, Frau Radnitz. Ich brauche die Betten für echte Notfälle!«

      »Ich bin ein echter Notfall! Entschuldigen Sie, dass ich nicht blute und noch atme!«

      »Geht in Ordnung, Frau Radnitz. Bitte verlassen Sie jetzt das Haus!«

      *

      Im Prozess sagte der nachtdiensthabende Pfleger später aus, er hättee aus dem Behandlungsraum 2 die Schreie einer Frau gehört, ein Poltern, als ob ein Infusionsständer umfallen würde. Er wäre dorthin gelaufen und hätte die verschlossene Tür geöffnet. Die Patientin hätte Kratzwunden am Oberkörper und an den Unterarmen gehabt, eine Prellmarke am Kopf, die Bluse wäre aufgerissen, der Rock hochgeschoben gewesen. Sie hätte auf dem Boden gelegen. Dr. Lechner hätte sich in dem Moment, als er hereinkam, über sie gebeugt. Er hätte Kratzspuren in Gesicht und auf den Handrücken erlitten. Die Patientin hätte ihn um Hilfe angefleht und ihm gegenüber geäußert, dass der Arzt versucht hätte, ihr Gewalt anzutun.

      *

      »Es war klug von dir, Ludwig, selbst die Polizei anzurufen«, lobte Egidius seinen Mitarbeiter. »Und es war ebenso klug, den diensthabenden Gynäkologen zur Beweissicherung dazu zu rufen. Für mich steht natürlich außer Zweifel, dass die Anschuldigungen der jungen Frau aus der Luft gegriffen sind. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, sich korrekt zu verhalten. Bis die Angelegenheit geklärt ist, bist du beurlaubt.«

      »Aber …«

      »Nichts aber. Das ist das übliche Procedere in einem solchen Fall. Wer ist eigentlich für den Dienstplan verantwortlich? Das ist ein organisatorischer Fehler, meine Damen und Herren! Im Nachtdienst dürfen bitte nie wieder ein Arzt und ein Pfleger zusammenarbeiten. Und im Raum darf der Arzt nie alleingelassen werden. Es haben sich dort immer zwei Personen aufzuhalten!«

      Ludwig schlich niedergeschlagen über die Flure. Er allein wusste, was passiert war – nämlich gar nichts. Frau Radnitz war zunächst nur deutlich geworden, in der Vermittlung von dem, was sie sich von Ludwig wünschte. Als er sie zurückwies, begann sie, sich die Bluse aufzureißen, kratzte sich, und schlug mit dem Kopf an den Verbandswagen. Als Ludwig versuchte, sie davon abzuhalten, begann sie, zu schreien und zu strampeln, wobei der Infusionsständer zu Boden ging und sie dem Arzt Kratzspuren zufügte.

      Nachdem die Situation durch den Pfleger geklärt war, hatte Ludwig die Polizei angerufen.

      Die Beamten nahmen nach Feststellung der Personalien und kurzer Schilderung des Tathergangs sowohl ihn als auch Frau Radnitz mit auf das Revier.

      Dort erfolgte noch eine kriminaltechnische Untersuchung.

      »Herr Professor, Sie glauben mir doch, oder?«

      »Aber Ludwig«, beschwichtigte Egidius seinen Assistenzarzt. »Dass du das überhaupt fragen musst!«

      »Wer macht denn meine Arbeit, wenn ich beurlaubt bin?«

      »Die zusätzliche Stelle für einen Weiterbildungsassistenten für Herrn Antretter wurde genehmigt. Vielleicht kann ich den Mann kurz ausleihen. Allgemeinchirurgische Erfahrungen haben ja noch keinem Arzt geschadet, nicht wahr? Ich werde das gleich mit ihm abklären!«

      Unruhige Nächte

      Tassilo Resch starrte auf die Schachtel, die der Apotheker gegen das blaue Privatrezept, dass Dr. Wachs ihm nach ausführlicher, sensibler Untersuchung und Beratung ausgehändigt hatte, eintauschte. Er betrachtete die Packung wie ein Kaninchen ein besonders giftiges Reptil. Das Päckchen beinhaltete sechs Tabletten und einen Beipackzettel, der ihm die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Ohnmachtsanfälle, stand da. Die Liste allerdings war bedeutend länger.

      »Mein armer Tassilo«, bedauerte Maria ihren Freund, »es tut mir so leid! Was du da alles auf dich nehmen willst! Wohlgemerkt: ›Willst‹, nicht ›musst‹. Ich bin da ganz gelassen. Vermutlich bessert sich das Ganze ohnehin von selbst. Dr. Wachs hat ja gesagt, dass du gesund bist wie ein Pferd!«

      »Hier! Guck dir das an! Herzrasen! Oder noch besser: Depressionen! Das wird schwierig, für mein Gehirn! Da freust du dich gerade, dass es geklappt hat – und dann bist du plötzlich depressiv! Na großartig!«

      Maria lachte. »Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, nennt man das! Wirklich komisch! Für die Depression bekommst du dann Medikamente, die wiederum Nebenwirkungen haben. Und zum Schluss endest du mit einem Schuhkarton voller Pillen, die dich über kurz oder lang erledigen. Und auf deinem Grabstein steht dann: ›Die Medizin hat den verzweifelten Kampf um dies junge Leben verloren!‹

      »Lach du nur«, knurrte Tassilo. »Du hast den Vorteil, dass man bei Frauen nicht merkt, wenn es nicht klappt. Das ist zwar für die Frau ärgerlich. Aber zumindest bleiben ihr peinliche Bekenntnisse erspart!«

      Er setzte die Lektüre der Packungsbeilage fort.

      »Ein bis drei Stunden vorher, soso. Aber wann die Wirkung optimal ist, sagen sie dir nicht. Und was ist, wenn ich das Ding nehme, und dann klingelt das Telefon, und meine Mutter ist dran und erzählt und erzählt? Dann ist die Wirkung hinüber, und wir haben zwölf Euro versiebt! So teuer ist nämlich eine Tablette! – Egal. Ich werfe jetzt mal so ein Ding ein. Schaust du bitte auf die Uhr? Ich denke, nach eineinhalb bis zwei Stunden werde ich den Höhepunkt meiner Leistungsfähigkeit erreichen!«

      Keiner von den beiden hatte Wunder erwartet. Vor überzogenen Hoffnungen СКАЧАТЬ