Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ und Ferdinand, Erzherzog von Österreich, sowie ihrer Schwestern Eleonore, Isabella, Maria und Catalina, die allesamt minderjährig sind, als auch ihrer sämtlichen Besitzungen, Lande und Herrschaften, wie wir von Rechts und von Vernunft wegen befugt und befähigt sind als ihr Großvater und nächster Verwandter.«

      Da er diese Befugnisse aber nicht persönlich wahrnehmen konnte, ernannte Maximilian Margarete zu seiner »Prokuratorin«, der »unsere Territorien und Herrschaften in den Niederlanden« einen Gehorsamseid leisten sollten; außerdem ließ er Bevollmächtigte vor den Generalstaaten auftreten und dort schwören, dass er, Maximilian, »unwiderruflich« als alleiniger Vormund und Regent für Karl agieren werde, und zwar »bis zum Ende von dessen Minderjährigkeit«.38

      Das alles kam einer Machtübernahme von spektakulären Ausmaßen gleich. Chièvres und seine Mitstreiter hatten die Niederlande achtzehn Monate lang mit minimalem Aufwand – aber erfolgreich – regiert; nun schmiss Maximilian sie kurzerhand hinaus und beanspruchte die alleinige Autorität über die Niederlande und über seine Enkelkinder in Mecheln für sich selbst. Ebenso beanspruchte er die Herrschaft über die anderen Territorien, die sein früh verstorbener Sohn hinterlassen hatte, sowie über seine beiden anderen Enkel, Ferdinand und Catalina, die beide in Spanien lebten. Da der Kaiser in Spanien jedoch keinerlei Machtbefugnis hatte, blieb Karls Erbe faktisch geteilt, ganz wie sein Vater Philipp es sich in seinem Testament ausgemalt hatte: Johannas Vater, König Ferdinand, tat sein Bestes, Kastilien zu regieren (und dazu noch Aragón und Sizilien, deren Monarch er selbst war, sowie Neapel, das seine Truppen erst kürzlich den Franzosen abgenommen hatten), und er ließ seinen jüngeren, auf seinen Namen getauften Enkel zu einem spanischen Infanten erziehen, während Maximilian alles daransetzte, die Niederlande zu regieren und sicherzustellen, dass aus Karl ein echter Burgunderprinz wurde.

      Die Kinder in Mecheln erfuhren im Oktober 1506, dass sie nun Halbwaisen waren, als ihr Erzieher ihnen den Tod ihres Vaters mitteilte. »Sie zeigten einen Kummer, der ihrem Alter angemessen war, ja vielleicht sogar mehr als das«, ließ man Maximilian wissen, und hätten »sich glücklich erklärt, einen so treu sorgenden [Groß-]Vater wie Euch zu besitzen«.39 Zwar sollte Maximilian selbst seine Enkel erst zwei Jahre später wieder besuchen, aber im April 1507 traf Margarete in Mecheln ein und übernahm die Fürsorge für die Kinder, die sofort ein inniges Vertrauen zu ihrer Tante fassten: Als sie kurz darauf wieder abreiste, um ihren politischen Verpflichtungen nachzukommen, brachen sie in Tränen aus (wie ein Augenzeuge berichtet), weil sie »ihre Tante und Patin nun nicht mehr sehen würden – oder besser gesagt: ihre neue Mutter«.40

      Erzherzogin Margarete von Österreich, Herzoginwitwe von Savoyen

      Als Margarete zwei Monate später nach Mecheln zurückkehrte, organisierte sie als Erstes eine feierliche Totenmesse für ihren verstorbenen Bruder in der Mechelner Kathedrale St. Rumold. Bei dieser Gelegenheit trat Karl das erste Mal öffentlich als Nachfolger seines Vaters in Erscheinung. Doch bevor die Messe gehalten wurde, entnahm Margarete aus der Bibliothek der Herzöge von Burgund eine prachtvoll illuminierte Handschrift – ein Gebetbuch mit einem Einband aus schwarzem Samt, auf dem das Wappen Karls des Kühnen prangte – und machte das Buch dem jungen Namensvetter des Vorbesitzers zum Geschenk, zweifellos, damit dieser es während der Totenmesse verwenden sollte. Das Arrangement sah ferner vor, dass Karl eine feierliche Prozession anführte, und zwar »auf einem kleinen Pferd reitend« und »zu beiden Seiten von den Bogenschützen seiner Leibwache eskortiert«. Nach der Messe rief der Oberherold aus: »Lang lebe Karl, von Gottes Gnaden Erzherzog von Österreich und Infant von Spanien!« Aufgabe der anderen anwesenden Herolde war es dann, reihum Karls zahlreiche andere Titel auszurufen – Herzog von Brabant, Graf von Flandern und so weiter –, wonach Karl das »Schwert der Gerechtigkeit« überreicht wurde, das er »mit seinen kleinen Händchen fest umgreifend senkrecht hielt mit der Spitze nach oben und damit zum Altar schritt«, wo er kurz im Gebet verharrte, bevor er die Prozession zurück zum Palast führte. Dort »nahm der edle junge Prinz zum ersten Mal einen Ritterschlag vor« und führte so allen seinen neu gewonnenen Status vor Augen. Der detaillierte Bericht über Karls ersten öffentlichen Auftritt als Herrscher, den Margaretes offizieller Chronist Jean Lemaire des Belges verfasst hat, endet mit einem frommen Wunsch: »Gebe Gott, dass er fortan so viel zur Verteidigung der Christenheit und ihrer Länder tun wird wie einst Karl der Große!«41

      Die Ereignisse des folgenden Tages jedoch brachten unbarmherzig ans Licht, wie hohl und eitel derlei vollmundige Visionen tatsächlich waren. Margarete hatte angeordnet, dass die Generalstaaten sich »in der großen Kammer in der Residenz des Prinzen, noch immer in Schwarz gekleidet«, versammeln sollten, und dort mussten sie dann anhören, wie der Kanzler ihnen neue Steuern abverlangte, um eine wirksame Verteidigung gegen den Herzog von Geldern finanzieren zu können, die Schulden des verstorbenen Königs zu begleichen sowie »für den Haushalt meines Herrn [d. h. Karls] und seiner Schwestern zu bezahlen«. Margarete selbst unterstützte dieses Ansinnen mit einer kurzen Rede, bevor sie sich an Karl wandte und ihn fragte: »›Ist es nicht so, Neffe?‹ Und dann«, schreibt der Chronist weiter, »flehte mein Herr Erzherzog, der sich trotz seines jungen Alters seiner fürstlichen Verantwortung durchaus bewusst war, die Abgeordneten um ihre Zustimmung an, indem er eine kurze Rede hielt, deren Botschaft besser verstand, wer sein Mienenspiel betrachtete, anstatt auf den Klang seiner knäblichen Stimme zu lauschen.« Aber Karl sprach und gestikulierte vergebens: Die Versammlung weigerte sich, neue Steuern zu bewilligen. So erfuhr Karl erstmals, dass die Finanzierung seiner Vorhaben eine gründliche Vorbereitung erforderte.42

      Einige Wochen darauf stellte Margarete ihren Neffen jenen Männern vor, die im nächsten halben Jahrhundert den allergrößten Teil der von seinen Untertanen gezahlten Steuern aufzehren sollten: Sie zitierte die führenden Köpfe des Heeres in den großen Saal des Palastes und sagte zu ihnen, indem sie mit dem Finger auf Karl wies: »Da, edle Herren, ist der, für den Ihr kämpft. Er wird niemals wanken. Dient ihm!« Tags darauf standen sie und ihr Neffe an einem Fenster und schauten zu, wie 500 Berittene am Palast vorbeizogen »mit wehenden Fahnen und schallenden Trompeten«. Sie zogen in den Krieg, um die Niederlande gegen Geldern zu verteidigen.43

      Als Maximilian im Jahr 1507 Margarete als seine »Prokuratorin« einsetzte, kaufte er für sie eine Gruppe von Gebäuden in Mecheln, direkt gegenüber dem Keizershof, wo seine Enkel wohnten. Dieser bald als Hof von Savoyen bekannte Komplex wurde nach einer gründlichen Renovierung Margaretes Hauptquartier und blieb es bis zu ihrem Tod im Jahr 1530. Den Rechnungsbüchern ihres Haushalts zufolge aßen dort täglich mehr als 150 Personen zu Mittag, darunter Gäste aus ganz Europa, mit denen die Erzherzogin ihren Neffen und ihre Nichten bekannt machen wollte. Einige von ihnen entstammten Herrscherfamilien wie etwa der Pfalzgraf Friedrich II.; andere waren mit einem von Karls Ministern verwandt wie etwa der junge Guillaume von Croÿ, ein Neffe Chièvres’; aber die meisten waren von weniger illustrer Abstammung. Eine Besucherin war eine gewisse Anne Boleyn, Tochter eines englischen Diplomaten, der sie zur Vervollkommnung ihrer Französischkenntnisse auf den Kontinent geschickt hatte. Als die junge Anne 1513 in Mecheln ankam, ließ Margarete den Vater des Mädchens wissen, sie finde es »derart gebildet und angenehm – und das trotz ihres jungen Alters –, dass ich Euch, der sie mir geschickt hat, mehr schuldig bin als ihr mir!« Anne blieb für über ein Jahr und lernte jenes Französisch, mit dem sie später Heinrich VIII. den Kopf verdrehen und Königin von England werden sollte.44

      Margaretes Hof wurde bald zu dem kulturellen Zentrum des nördlichen Europas. Ihre Bibliothek umfasste beinahe 400 Bände, viele davon aufwendig illuminierte Handschriften. Margarete beschäftigte Bernard van Orley und Jan Vermeyen als ihre Hofmaler, dazu Pieter de Pannemaker, der für sie prachtvolle Wandteppiche gestaltete. Andere berühmte Künstler der Zeit waren an ihrem Hof zu Gast, darunter Albrecht Dürer, der 1521 lobende Worte für die Gemäldesammlung der »Frau Margareth« fand und daneben noch »viel anders köstliches Dings [und] ein köstlich Liberei« – gemeint ist die Bibliothek – pries, die er in Mecheln gesehen hatte.45 Zum Zeitpunkt ihres Todes besaß die Erzherzogin mehr als 100 Wandteppiche, über 50 Skulpturen und beinahe 200 Gemälde (darunter Werke СКАЧАТЬ