Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ Ausnahme: Barbe Servels, die »über neun Monate hinweg meine hauptsächliche Amme war«, wie Karl vier Jahrzehnte später festhielt. Barbe, eine gebürtige Genterin, säugte ihren hochgeborenen Schützling von Anfang an, und Karl blieb ihr zeitlebens treu ergeben: Er war Taufpate ihres Sohnes, an dessen Werdegang er regen Anteil nahm, und als Barbe 1554 starb, ordnete er an, dass sie in der St.-Gudula-Kathedrale von Brüssel begraben werden sollte, und ließ ihr zu Ehren ein Epitaph anfertigen.17

      Die Berichte des spanischen Gesandten Fuensalida an Ferdinand und Isabella liefern die frühesten Nachrichten von Karl und seiner Schwester. Nach seiner ersten Aufwartung im August 1500 schrieb Fuensalida, was wohl alle Großeltern gern hören: Im Alter von fünf Monaten sei »der Herzog von Luxemburg so groß und stark, dass man ihn für einen Knaben von einem Jahr halten könnte«, während seine Schwester Eleonore, nun beinahe zwei Jahre alt, »so lebhaft und anstellig, ja so weit entwickelt erscheint wie eine Fünfjährige«. Selbstredend waren die beiden »die hübschesten Kinder auf der ganzen Welt«. Um die Zeit seines ersten Geburtstages machte Karl »bereits die ersten Schritte in einem Laufgestell (carretonçillo)« und »geht mit einer Zuversicht und Kraft, die einem Dreijährigen anstehen würden«; bis zum August 1501 hatte er sich zum »stärksten Kind seines Alters [entwickelt], das ich je gesehen habe«.18

      Das Interesse der Katholischen Könige spiegelte – zumindest in Teilen – auch eine akute Besorgnis über die Zukunft ihrer Dynastie wider. Im Jahr 1497 war ihr Erbe und einziger Sohn Johann gestorben und hatte seine schwangere Ehefrau Margarete allein zurückgelassen; auch das Kind war kurz nach der Geburt gestorben. Damit wurde Johannas ältere Schwester Isabella zur Erbin des gesamten von den Katholischen Königen regierten Herrschaftsgebietes; aber auch sie starb bereits 1498, kurz nachdem sie einen Sohn zur Welt gebracht hatte – der ihr wiederum zwei Jahre darauf ins Grab folgen sollte. Am 8. August 1500 erhielt Philipp ein Schreiben aus Spanien, das »den Tod des Kindes mitteilte, sodass mein Herr nun Thronfolger wurde«. Drei Tage später unterschrieb Philipp erstmals einen Brief mit »Yo el príncipe« (»Ich, der Fürst [von Asturien]«), dem traditionellen Titel des spanischen Thronfolgers.19

      Diese Ereignisse hatten profunde Auswirkungen auf das Leben des kleinen Herzogs von Luxemburg. Auf lange Sicht würde er als Philipps und Johannas ältester Sohn seinem Vater wohl in Spanien wie auch in den Niederlanden und in Österreich nachfolgen. Auf kurze Sicht ließen ihn seine Eltern zurück, weil es in Spanien zwar keine Krönungszeremonie gab, jeder neue Thronfolger jedoch persönlich vor den Ständeversammlungen (Cortes) der verschiedenen spanischen Teilreiche erscheinen musste: Im Fall von Kastilien, León und Granada konnte Philipp dies »auf einen Streich« erledigen; in Aragón, Valencia und Katalonien musste er gesondert vorstellig werden, um sich huldigen zu lassen. Anfangs ließ er wenig Enthusiasmus erkennen, was sein unverhofftes Glück als neuer Thronerbe betraf. Seine Untertanen setzte er erst im Dezember 1500, unmittelbar vor seinem Aufbruch nach Spanien, von seinen Reiseplänen in Kenntnis – und zwar deshalb, weil er die Niederländer um Geld zur Finanzierung der Reise bitten musste. Und selbst dann ließ er es so aussehen, als werde er womöglich allein aufbrechen. Diese Unverbindlichkeit des Erzherzogs spiegelte vermutlich die Tatsache wider, dass Johanna inzwischen mit ihrem dritten Kind schwanger war (Isabella, die im Juli 1501 zur Welt kommen sollte und nach ihrer spanischen Großmutter, »Isabella der Katholischen«, getauft wurde); zugleich war Philipps Zaudern aber auch auf die ablehnende Haltung seiner Höflinge zurückzuführen, die – wie Fuensalida schrieb – »eher zur Hölle fahren würden als nach Spanien«. Erst im Oktober 1501 brach das frischgebackene Thronfolgerpaar schließlich zu seiner Reise auf; ihre Kinder ließen sie unter der Obhut Margaretes von York in Mecheln zurück, wo schon Philipp aufgewachsen war. Unterstützung erhielt Margarete freilich von einem Haushalt aus beinahe einhundert »unverzichtbaren Bediensteten«.20 Die Kinder sollten ihren Vater erst zwei Jahre später wiedersehen, und ihre Mutter blieb sogar noch länger in Spanien, um dort im März 1503 einen weiteren Sohn zur Welt zu bringen, den sie nach ihrem Vater Ferdinand nannte. Erst 1504 kehrte Johanna in die Niederlande zurück.

      Den folgenden wichtigen Hinweis verdanken wir María José Rodríguez-Salgado:

      »Es war in der damaligen Zeit keineswegs ungewöhnlich, dass kleine Prinzen von ihren Eltern getrennt wurden, mit denen sie durch persönliche wie politische Bande verbunden waren. Wir sollten deshalb nicht den Fehler machen, in den Adels- und Fürstendynastien von damals die Emotionsstrukturen einer bürgerlichen Familie von heute zu erwarten. Aber selbst nach den damaligen Maßstäben war Karl in eine außergewöhnliche – und in eine außergewöhnlich dysfunktionale – Familie hineingeboren worden.«21

      Die Briefe des Gesandten Fuensalidas an die Katholischen Könige halten diese Dysfunktionalität fest. So berichtet Fuensalidas etwa, Philipp habe, während Johanna noch in Spanien weilte, mit seinen Kindern »jede Menge Spaß gehabt« und »viel Zeit mit ihnen verbracht«, während Johanna sie nach ihrer Rückkehr in die Niederlande ignoriert habe. Zudem führte Philipps eheliche Untreue zu derart schweren Spannungen zwischen den Ehegatten, dass Fuensalida sich im Juli 1504 (zum Leidwesen aller Historiker) nicht getraute, die Einzelheiten brieflich mitzuteilen, sondern stattdessen einen Sonderboten nach Spanien schickte, der seinen Majestäten den Streit persönlich schildern sollte. Im Monat darauf besuchte Philipp Holland ohne seine Frau, und der spanische Botschafter hielt mit Bedauern fest, dass »Ihre Hoheit [Johanna] ihrem Ehemann nicht schreibt, und er ihr auch nicht«. Nach seiner Rückkehr bemühte der Erzherzog sich um eine Aussöhnung und brachte Karl mit seinen Schwestern aus Mecheln nach Brüssel, um gemeinsam mit ihnen die Mutter zu besuchen, »weil er glaubte, wenn er [die Kinder] mitbrächte, würde sie mit ihnen reden«, aber Fuensalida zufolge schien sie »an deren Gesellschaft keinen großen Gefallen zu finden«. Also versuchte Philipp es mit einer anderen Taktik: »In jener Nacht schlief der Fürst in der Kammer seiner Ehegattin« (und vermutlich empfing Johanna in jener Nacht auch noch ein weiteres Kind, ihre Tochter Maria). Schon bald verschlechterte sich das Verhältnis der Eheleute jedoch erneut. Regelmäßig schrien sie einander an, und von Zeit zu Zeit zog Johanna sich in ihre Gemächer zurück und verweigerte jegliche Nahrung. Nachdem sie mit einer Eisenstange auf die Diener eingeprügelt hatte, die sich auf Philipps Geheiß um sie kümmerten, ließ ihr Mann sie unter ständiger Bewachung in einem abgetrennten Teil des Palasts einschließen. Die Kinder konnte man ihr offenbar nicht mehr überlassen.22

      Im Oktober 1504 traf ein weiterer unerwarteter Brief aus Spanien ein. Ferdinand von Aragón teilte mit, dass seine Frau Isabella im Sterben liege. Daher ließ er Philipp wissen:

      »Der Prinz, mein [Schwieger-]Sohn, muss unverzüglich und im Geheimen seine Angelegenheiten dort [in den Niederlanden] in Ordnung bringen, damit alles so ist, wie es sein soll (es darf aber keiner erfahren, warum dies geschieht). Er selbst und die Kronprinzessin, meine Tochter, müssen sich zudem heimlich vorbereiten, damit sie, sobald ich einen Boten schicke, sofort aufbrechen und über das Meer unverzüglich herkommen können.«

      Wieder einmal zeigte Philipp deutlichen Widerwillen gegen eine Reise nach Kastilien. Gegenüber Fuensalida klagte er, die Nachricht von der Erkrankung der Königin sei »zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt eingetroffen«, da er gerade einen Krieg gegen den Herzog Karl von Geldern begonnen hatte, einen entschiedenen und listenreichen Feind der Herzöge von Burgund, »und dies ist ein erhebliches Hindernis, sollte ich wirklich nach Spanien müssen: Obwohl Spanien von großer Wichtigkeit ist, ist dies hier doch mein wirkliches Heimatland, und ich darf es nicht verlieren.« Selbst die Nachricht von Isabellas Tod, die im Dezember 1504 eintraf, vermochte Philipps Haltung nicht zu ändern: Obgleich er unverzüglich begann, den Titel »König von Kastilien« zu führen, setzte er seinen Krieg gegen Geldern fort, bis er den größten Teil des Herzogtums besetzt hatte – nur um dann alles wieder herzugeben, wofür er Herzog Karl das Versprechen abnahm, Frieden zu halten, solange er selbst in Spanien sein werde. Im Januar 1506 endlich stachen der neue König und die neue Königin von Kastilien von Zeeland aus in See.23

      Der Alleinerbe

      Obwohl СКАЧАТЬ