Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ Männern und Frauen sowie deren Werken in Berührung. So verzeichnen die Rechnungsbücher des Generalschatzmeisters der Niederlande für den Oktober 1504 eine Zahlung in Höhe von 10 Gulden »an Bruder Erasmus aus Rotterdam, Augustinermönch, als eine einmalige, wohltätige Spende von meinem Herrn, um ihn bei seinem Studium an der Universität in Löwen zu unterstützen«. Hierbei handelte es sich mit ziemlicher Sicherheit um eine Belohnung für Erasmus’ im vorangegangenen Januar bei Hof vorgetragenen Panegyricus ad Philippum Austriae Ducem (»Lobrede auf Erzherzog Philipp von Österreich«), worin er Philipps »Reise nach Spanien und seine erfolgreiche Heimkehr« gepriesen hatte. Erasmus behauptete, er sei damals auch eingeladen worden, als Karls Privatlehrer bei Hof zu bleiben, habe jedoch abgelehnt. Dennoch widmete er zwei seiner Bücher dem Prinzen und korrespondierte regelmäßig mit Ministern und anderen Mitgliedern der Hofgesellschaft.54 Auch Musiker, bildende Künstler und Kunsthandwerker durften auf die Unterstützung des Hofes hoffen. Im Jahr 1504 ließ Karls Vater 15 Gulden an einen Buchbinder auszahlen, der »hölzerne Einbände für fünf große Bücher gefertigt und mehrere andere Stücke repariert und neu vergoldet« hatte, und 36 Gulden an einen gewissen »Jeronymus van Aeken, genannt Bosch«, für »ein sehr großes Gemälde, neun Fuß hoch und elf Fuß breit, welches das Jüngste Gericht darstellen wird, will sagen Himmel und Hölle, und das mein Herr ihm zu malen aufgetragen hat«. Im Jahr darauf zahlte Philipp 23 Gulden an »einen Mann, der ein merkwürdiges spanisches Instrument spielte, und an ein junges Mädchen aus der Lombardei«, das »mehrere Lieder für ihn spielte und akrobatische Kunststücke vorführte, während er speiste«, sowie 25 Gulden an einen Maler, der ihm »das Bild einer nackten Dame« übergeben hatte – Summen, deren Höhe die Zahlung jener 10 Gulden an Erasmus von Rotterdam zumindest ein wenig relativiert.55

      Ein Prinz auf Freiersfüßen

      Kurz vor seinem achten Geburtstag legte Karl das Eheversprechen ab – und das nicht zum ersten Mal. Schon 1501 hatten Gesandte seines Vaters einen Vertrag unterzeichnet, durch den Karl mit Claude verheiratet wurde, der älteren Tochter Ludwigs XII. von Frankreich. Aber obwohl er die Vereinbarung noch bei drei weiteren Gelegenheiten bestätigte, hatte Ludwig wohl nicht vor, sie auch einzuhalten – hatte er die Hand seiner Tochter doch schon seinem mutmaßlichen Erben und Thronfolger Franz versprochen, dem Herzog von Angoulême. Sobald dieser Täuschungsversuch allgemein bekannt wurde, eröffnete Maximilian (in seiner Eigenschaft als Vormund und Erziehungsberechtigter seines Enkels) Verhandlungen über eine Heirat Karls mit Mary Tudor, einer Tochter des englischen Königs Heinrichs VII. Im Dezember 1507 reiste Bergen als Karls Stellvertreter nach England und steckte der Prinzessin einen Ring an den Finger, woraufhin das Paar sich die Ehe versprach. Gleichsam mit stolzgeschwellter Brust verkündete eine englische Flugschrift, dies sei nun »das edelste Bündnis und die größte Ehe der ganzen Christenheit, wenn man bedenkt, welch zahlreiche und vielfältige Länder und Gegenden der junge Prinz … einst erben wird«. Karl unterschrieb geradezu devote Briefe an »die Prinzessin von Kastilien« (wie Mary bald allgemein genannt wurde), die er als »Euer ergebener Gatte« grüßte (siehe Abb. 3). Das Rechtsdokument, mit dem eine eigene Haushaltung für Karls Schwestern eingerichtet wurde, wies deren Kämmerer an, auch »unsere über alles geliebte Braut, Mary von England«, bei der finanziellen Planung zu berücksichtigen.56

      Obgleich Karl jene »größte Ehe der ganzen Christenheit« niemals vollziehen sollte, zog er daraus doch einen unmittelbaren Vorteil: Heinrich VII. ernannte seinen neuen Schwiegersohn zum Ritter des exklusiven Hosenbandordens (Order of the Garter). Im Februar 1509 überreichten im Beisein Maximilians »die englischen Gesandten dem Erzherzog die Insignien des Hosenbandordens, die er, in einen Mantel aus purpurnem Samt mit scharlachfarbener Kapuze gekleidet, feierlich entgegennahm«; taktvollerweise trug er auf einer Schulter auch noch das englische Georgskreuz. Auf diese Zeremonie folgte eine Woche voller Feierlichkeiten, darunter Turnierspiele auf dem Marktplatz von Brüssel, an denen Maximilian teilnahm – unter den bewundernden Blicken seiner Enkel, die vom Balkon des Rathauses aus zusahen.57

      Unmittelbar bevor er die Niederlande im Frühjahr 1509 wieder verließ, veranlasste Maximilian zwei bedeutende Neuerungen, die beide (auch) Karl betrafen. Zum einen richtete er für den Prinzen eine eigene Hofhaltung ein, die aus bis zu zwölf Pagen bestand (die später Junker und dann Ritter werden sollten), dazu kamen sechs bis acht andere junge Adlige (»enfants d’honneur«), die Karls Gefährten sein sollten, und eine Heerschar von Bedienten. Zum anderen verlieh er Margarete den Titel einer »Regentin und Statthalterin« der habsburgischen Niederlande und unterstellte ihr einen Staatsrat, der sich aus zwölf Rittern des Ordens vom Goldenen Vlies zusammensetzte (des exklusiven burgundischen Hausordens) und Margarete auf Schritt und Tritt begleiten sollte.58

      Dem belgischen Historiker Henri Pirenne zufolge bedeuteten diese Veränderungen, dass Margarete »eine Handlungsfreiheit genoss wie noch keine Statthalterin vor ihr«. Dennoch hatte sie sich weitaus mehr erhofft, und so bedrängte sie ihren Vater, er solle ihr »dieselbe, volle Autorität zugestehen, die [er selbst] auch ausübt, und zwar ohne Ausnahme«; und er solle verfügen, dass »sie ganz allein [seine] Autorität ausübe«. Aber Maximilian bestand darauf, die Kontrolle über die Finanzen sowie über Krieg, Frieden und Patronage auch weiterhin in der eigenen Hand zu behalten. »Da ich der Vormund und Großvater meiner [Enkel-]Kinder bin«, tadelte er Margarete, »scheint mir, dass ich gewisse Befugnisse doch selbst innehaben sollte, sowohl, um Euch zu beaufsichtigen, als auch, um meinen eigenen Ruf zu wahren«. Aus der Korrespondenz mit seiner Tochter ließen sich zahllose Fälle anführen, in denen er Entscheidungen auch gegen Margaretes ausdrücklichen Widerspruch traf.59 Margarete wollte vor allem Chièvres an den Rand drängen, der noch immer für die Staatskasse verantwortlich war. Als der Fürst von Chimay von seinem Posten als Erster Kammerherr des Prinzen zugunsten seines Vetters Chièvres zurücktreten wollte, forderte Margarete von ihrem Vater, dieser solle stattdessen Bergen ernennen. Aber Maximilian ignorierte ihre Bitte: Am 27. April 1509 erhielt Chièvres sein erstes Salär als Erster Kammerherr. Er wurde nun zum ständigen Begleiter des jungen Prinzen. So verzeichnen die Kassenbücher desselben Jahres unter anderem den Kauf einer ausreichenden Menge Stoffes, um daraus gleiche »Decken für das Bett meines Herrn [d. h. Karls] und das Bett meines Herrn von Chièvres, seines Erziehers«, anzufertigen; und als Karl später einmal Anordnungen für den Haushalt seines Bruders Ferdinand traf, verfügte er, ein Vertrauter seines Bruders solle »stets in seiner Kammer schlafen wie M. de Chièvres in der unsrigen, damit er, wenn er einmal [nachts] aufwacht, jemanden hat, mit dem er reden kann, wenn er möchte«.60

      Wenngleich Maximilian sich in diesem wichtigen Punkt durchsetzte, hatte auch er sich noch weiter gehende Befugnisse erhofft. 1508 verkündete er vor einer Versammlung von Ordensrittern des Goldenen Vlieses »das Vorhaben, seine Besitzungen zusammenzufügen und sie zu einem einzigen Königreich zu vereinen, das ›Burgund und Österreich‹ heißen solle, zur besseren Verteidigung gegen die gemeinsamen Feinde«. Diese Initiative scheiterte, doch zwei Jahre später gab Maximilian seine Absicht bekannt, Karl nach Österreich mitzunehmen, »um ihn dort unverzüglich zum König von Austrasien zu machen« – ein Titel, der seit den Tagen Karls des Großen praktisch in Vergessenheit geraten war. Zur Vorbereitung setzten Maximilians Berater sogar schon »Instruktionen für den Hofhalt des zukünftigen Königs von Austrasien« auf. Wieder jedoch scheiterte das Vorhaben.61 Chièvres bemühte sich indessen, die Beziehungen zwischen den burgundischen Niederlanden und Frankreich zu verbessern, während Margarete ihrerseits alles daransetzte, um engere Verbindungen mit England und Spanien anzuknüpfen. 1508 teilte sie dem spanischen König Ferdinand (ihrem vormaligen Schwiegervater) mit, dass der kleine Karl »ungeachtet seines jungen Alters aus eigenem Antrieb täglich nach Eurem Wohlergehen fragt und Euch (zusammen mit dem Kaiser) als einen wahren Vater ansieht, der, wie er weiß, ihn vor seinen Feinden beschützen wird«. Fortan sollten diese vier mächtigen Individuen – Margarete, Maximilian, Ferdinand und Chièvres – in einem rücksichtslosen Wettstreit um Herz und Verstand des verwaisten Prinzen stehen.62

      2Ein Prinz als Waisenknabe

       (1509–1514)

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