Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ zufrieden mit dem Namen« des Kindes »wegen der Zuneigung, die ich für meinen lieben Herrn Schwiegervater, den Herzog Karl, hege«.8 In Gent bereitete der Magistrat derweil eine Reihe von Triumphbögen vor, die jeweils eines der Reiche darstellen sollten, die das Kind, so es denn überleben sollte, von seinem Vater und Großvater erben würde. Andere Triumphbögen repräsentierten die Tugenden Weisheit, Gerechtigkeit und Friedfertigkeit. Am Abend des 7. März 1500 begleitete eine lange Prozession den Säugling über einen eigens errichteten Laufsteg vom Palast zur örtlichen Pfarrkirche, wo die Taufe stattfinden sollte. Tausende Fackeln entlang des Weges »machten die Nacht zum Tage« (wie ein völlig überwältigter Chronist festgehalten hat) und verschafften den zahlreichen Schaulustigen eine glänzende Sicht darauf, wie die Amtsträger und Höflinge gemessenen Schrittes an ihnen vorbeizogen, bis endlich der kleine Karl und seine vier Taufpaten erschienen. Jeder von ihnen sollte in den frühen Lebensjahren des Knaben eine entscheidende Rolle spielen: seine (Stief-)Urgroßmutter Margarete von York, die Witwe Karls des Kühnen; seine Tante Margarete von Österreich; sowie Charles de Croÿ, Fürst von Chimay, und Jean de Glymes, Herr von Bergen, zwei bedeutende niederländische Adlige. Die Symbolik dieser Reihenfolge war für die Zeitgenossen unübersehbar: Philipp, dem der Ehrenplatz am Ende des Zuges eigentlich zugestanden hätte, trat ihn an seinen Sohn ab, der so – indem er die Huldigung seiner zukünftigen Untertanen entgegennahm – zum gleichen Zeitpunkt sein weltliches Erbe antrat, wie er durch die Taufe zu einem Glied der christlichen Kirche wurde.

      « Schon seit Beginn der Geschichtsschreibung über Karl ist seine Abstammung stets ein Thema gewesen − und das aus gutem Grund. Denn schließlich hatte erst eine bemerkenswerte Abfolge von Geburten, Heiraten und Todesfällen dazu geführt, dass das Erbe von vier europäischen Dynastien unter seiner Herrschaft vereint wurde. Allerdings hatten Karls Großeltern dies so nicht beabsichtigt, und es wäre auch nie so gekommen, wenn die ehelichen Verbindungen zwischen der Infantin Isabella und Manuel von Portugal, zwischen dem Infanten Johann von Kastilien und Margarete von Österreich oder zwischen Ferdinand von Aragón und Germaine de Foix einen Erben hervorgebracht hätten, der das Erwachsenenalter erreichte.

      Für dieses ungewöhnliche Arrangement hatte Philipp gute Gründe. Zwar führte er zahlreiche Titel, doch hatten seine Vorfahren sie Stück für Stück über den Zeitraum eines guten Jahrhunderts hinweg zusammengetragen, meist durch Heirat. Wie Rolf Strøm-Olsen dargelegt hat, »bot Karls Taufe dem habsburgischen Hof eine der seltenen Gelegenheiten, Ansprüche auch auf überregionale Legitimität, Macht und Autorität geltend zu machen«. Das verlieh der Zeremonie von Gent »in ritueller Hinsicht zumindest etwas von der Bedeutung, die anderswo in Europa den Krönungszeremonien zukam – Zeremonien, die den Herrschern der Niederlande versagt blieben«.9

      Ganz vertraute Philipp den braven Bürgern von Gent jedoch nicht. Drei Wochen vor Karls Geburt ordnete er an, dass 30 Bogenschützen und 25 Hellebardisten fortan »bereitstehen [sollten] ab der Zeit, da der Erzherzog des Morgens aufsteht, um ihn auf dem Weg zur Messe zu begleiten«. Ohne ausdrückliche Genehmigung, hieß es weiter, durfte diese Leibwache »den Palast nicht verlassen«, sondern sollte »die Person des Erzherzogs schirmen und beschützen«, Tag und Nacht.10 Derlei Vorkehrungen waren alles andere als müßig: Nach dem Tod Marias von Burgund im Jahr 1482 hatte die Stadt Gent sich geweigert, ihren Ehemann Maximilian als Herrscher über die burgundischen Niederlande und Vormund ihrer unmündigen Kinder anzuerkennen. Vielmehr ließen die Stadtoberen den jungen Philipp als Geisel gefangen setzen und bestellten einen Regentschaftsrat, »um das Anrecht unseres Herrn, Eures Sohnes, zu schützen, den wir für unseren Fürsten und rechtmäßigen Herrn erachten, und keinen anderen«.11 An der Spitze von Truppen aus seinen deutschen und österreichischen Herrschaftsgebieten schlug Maximilian diesen Ungehorsam nieder und befreite seinen Sohn, den er in die loyale Stadt Mecheln überstellen ließ; drei Jahre später jedoch sollte Maximilians selbstherrliches Verhalten zuerst seine Gefangennahme und Inhaftierung in Gent, gefolgt von seiner Ausweisung aus den Niederlanden provozieren.

      Die Zeit von Philipps Minderjährigkeit, die an seinem 15. Geburtstag 1493 endete, war von Aufruhr, Fraktionshader und Krieg geprägt gewesen. Das ließ den jungen Herrscher einen Regierungsstil wählen, der von dem seines Vaters grundverschieden war. Denn, wie Philipp 1497 selbst erklärte: »Seitdem wir volljährig geworden sind und die Gefolgschaft unserer Länder erhalten haben, hat uns stets das ernste Verlangen, Bedürfnis und Streben bewegt, die große Unordnung zu beenden, die hierzulande aus alten Kriegen und Spaltungen erwachsen ist, sowohl innerhalb unseres eigenen Hauses als auch anderenorts in unseren besagten Landen, und stattdessen Ordnung herzustellen.«12 Ein Jahrzehnt später hielt der venezianische Gesandte am burgundischen Hof, Vincenzo Quirino, Philipps Politik für einen großen Erfolg. Philipp, schrieb er, sei »von Natur aus gut, großzügig, offen, liebenswürdig und freundlich, ja beinahe innig gegen jedermann« und habe »sich mit seiner ganzen Macht bemüht, dem Recht zur Geltung zu verhelfen. Er war gottesfürchtig, und was er versprochen hat, das hat er gehalten.«

      Jedoch, fügte Quirino hinzu, »obgleich er schwierige Sachverhalte rasch begriff, erledigte er sie nur langsam und mit Zögern. Alles übergab er seinen Beratern.« Und weiter hielt er fest: »Nach meiner eigenen Erfahrung werden Entscheidungen an seinem Hof auf äußerst schwankende und wechselhafte Weise getroffen«, denn »oft wird im Rat die eine Sache beschlossen, aber etwas völlig anderes getan.« Gutierre Gómez de Fuensalida, der spanische Gesandte, pflichtete bei: Der Erzherzog, schrieb er, sei »überaus wankelmütig, und seine Meinung zu beeinflussen, ist für jedermann ein Kinderspiel«. Einmal tadelte Maximilian seinen Sohn, dieser habe »auf Verräter und treulose Ratgeber« gehört, »die Euch [verquere] Vorstellungen in den Kopf gesetzt haben, um einen Keil zwischen Euch und mich zu treiben«, und empfahl, dass »es besser für Euch wäre, wenn Ihr zunächst mir von Euren Plänen berichtest, und erst dann Euren Ministern, anstatt mich wie einen Fremden zu behandeln«. Aber Maximilians wiederholte Forderung, der Sohn solle seinem Beispiel folgen – und das hieß vor allem: Krieg gegen Frankreich führen –, führte am Ende nur dazu, dass Philipp sich (wie Quirino schreibt) »zwischen der väterlichen Zuneigung und dem innigen Vertrauen, das er in seine Minister setzte, hin- und hergerissen« fühlte. Kurz gesagt: »Er steckt in einem Labyrinth.«13

      Olivier de la Marche, ein altgedienter Höfling der burgundischen Herzöge, der Philipps Lehrer wurde, scheint diesen ungünstigen Beurteilungen beigestimmt zu haben, denn am Schluss seiner Memoiren, die er unmittelbar vor seinem Tod im Jahr 1502 fertigstellte, nennt er den Erzherzog »Philipp Leichtgläubig« (»Philippe-croy-conseil«).14 Freilich hatte La Marche in seiner ein Jahrzehnt zuvor verfassten »Einleitung« den erlauchten Schüler noch davor gewarnt, dem Beispiel seines allzu eigenwilligen Vaters Maximilian zu folgen. »Lasst mich euch die Wahrheit sagen«, bittet er Philipp da mit Nachdruck: »Nie dürft ihr euren Untertanen Macht über euch einräumen, aber immer müsst ihr ihren Rat und ihre Hilfe einholen, damit sie eure großen Vorhaben umsetzen helfen und unterstützen.« La Marche pries den Erzherzog als einen, der – nach einem Vierteljahrhundert Krieg und Aufruhr – »das Land wieder auf die Füße gestellt hat, indem er gute Ratschläge beherzigte«: Er hatte seine verstreuten Besitzungen vereint und befriedet; er hatte die uneingeschränkte Geltung der habsburgischen Autorität gesichert; und er hatte ein Gremium von mehr als dreißig vertrauenswürdigen Ratgebern um sich geschart, von denen viele auch noch seinem Sohn hilfreich zur Seite standen. So schuf er ein wichtiges Element politischer Stabilität und Kontinuität, das einen Rückfall in die bürgerkriegsähnlichen Zustände, die dem Tod seiner Vorgänger jeweils gefolgt waren, zu vermeiden half.15

      Der junge Herzog von Luxemburg ahnte von alldem nichts. Aus den Unterlagen der Hofhaltung geht hervor, dass schon wenige Wochen nach seiner Geburt »die Erzherzogin und ihre edlen Kinder« (Karl und seine um fünfzehn Monate ältere Schwester Eleonore) Gent verlassen und sich zuerst nach Brügge und dann nach Brüssel begeben hatten. Dort erkrankte Johanna ernstlich, und Liberal Trevisan, Philipps Leibarzt und Mitglied seines Rates, widmete sich »während neunundvierzig Tagen ohne Unterlass« gemeinsam mit »anderen Doktoren und Wundärzten unserer über alles geliebten Ehefrau, um sie von einer Krankheit zu heilen«.16 Karl wird davon nichts mitbekommen haben. Wie СКАЧАТЬ