Der Kaiser. Geoffrey Parker
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Kaiser - Geoffrey Parker страница 6

Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783806240108

isbn:

СКАЧАТЬ ablehnten.22

      TEIL I

      Der junge Karl

      »Wir sind hocherfreut, dass unser Enkelsohn Karl so großes Gefallen an der Jagd findet – ansonsten hätte man auch glauben mögen, er sei ein Bastard.«

      Kaiser Maximilian an Margarete von Österreich, 28. Februar 1510

      1Vom Herzog von Luxemburg zum Infanten von Kastilien (1500–1508)

      Der Herzog von Luxemburg

      »Wir beginnen mit seiner Abstammung«: Mit diesen Worten eröffnet Pedro Mexía seine 1548 verfasste Biografie Karls V., und im ersten Kapitel – unter der Überschrift »Von der erhabenen, vortrefflichen und unzweifelhaften Stammfolge und Herkunft dieses großen Fürsten« – führt Mexía die Vorfahren Karls aus den vergangenen tausend Jahren auf.1 Zwar hat der Autor damit Karls wichtigstes Startkapital – seine »erhabene« Familie nämlich – richtig erkannt, aber die Rückschau führte auch zu einer gewissen Übertreibung. Zur Zeit von Karls Geburt im Jahr 1500 war sein Vater, Erzherzog Philipp von Österreich, zwar der potenzielle Erbe all der Territorien, über die sein Vater Maximilian als Oberhaupt des Hauses Habsburg gebot, herrschte aber lediglich über einige niederländische Provinzen, die er von seiner Mutter, der Herzogin Maria von Burgund, geerbt hatte. Karls Mutter Johanna konnte sich ursprünglich keine vergleichbaren Hoffnungen auf ein großes Erbe machen, denn sie war nur das dritte Kind ihrer Eltern, Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón, die beide dem spanischen Königshaus Trastámara entstammten und gemeinhin als los reyes católicos (»die Katholischen Könige«) bekannt waren – den Titel hatte ihnen ein wohlmeinender spanischer Papst verliehen.

      Die drei Dynastien – Habsburg, Kastilien und Aragón – hatten eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Vor allem verfolgten sie alle eine auf Ausbau ihrer Hausmacht bedachte Heiratspolitik. So hatten über mehrere Generationen Infanten aus dem aragonesischen Zweig des Hauses Trastámara Infantinnen aus dem kastilischen Zweig geheiratet und umgekehrt. Das Ziel dieser Taktik war es, die beiden Königreiche Kastilien und Aragón zu vereinen. Auch mit dem Haus Avis, dessen Angehörige über Portugal herrschten, gingen die Trastámara Ehen ein, weil sie hofften, auf diese Weise die ganze Iberische Halbinsel unter einer Krone vereinen zu können. Die Herzöge von Burgund hatten einen solchen »Heiratsimperialismus« von Anfang an verfolgt – 1369 heiratete der erste Burgunderherzog die Erbin der Grafschaft Flandern – und gewannen den Großteil ihrer niederländischen Besitztümer auf dem Erbweg. Bei den Habsburgern wurden Ehen ebenfalls arrangiert, mit dem Ziel, weitere Territorien zu erwerben, aber auch, um die Bande zwischen den Familienzweigen zu festigen. Diese Strategie ist in einer Devise festgehalten, die erstmals nach der Heirat Maximilians von Österreich mit Maria von Burgund im Jahr 1477 populär wurde:

      »Bella gerant alii; tu, felix Austria, nube

      Nam quae Mars aliis, dat tibi regna Venus.«

      »Kriege lass andere führen, du, glückliches Österreich, heirat’!

      Denn was den anderen Mars, Venus, die Göttin, gibt’s dir.«2

      Doch der »Heiratsimperialismus« hatte seinen Preis, denn die Reiche, die auf seiner Grundlage errichtet wurden, waren das genaue Gegenteil eines modernen Staatswesens: Oft war dynastische Loyalität das Einzige, was sie zusammenhielt, und ihre Herrscher neigten dazu, ihre Herrschaftsgebiete, ganz egal, wie weit verstreut sie lagen, als ihren persönlichen Besitz anzusehen, als ein Familienerbe, das unversehrt an die nächste Generation weitergegeben werden musste. So versicherte Karl seinem Sohn Philipp 1543, dass es sein oberstes Ziel sei, »dir kein kleineres Erbe zu hinterlassen, als ich es einst selbst empfangen habe«.3

      Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den drei Dynastien war ihre Furcht vor Frankreich. Burgund hatte in den 1470er-Jahren antifranzösische Bündnisse mit Aragón geschlossen, und ein Jahrzehnt später schlug Maximilian vor, seinen einzigen Sohn mit einer spanischen Infantin zu verheiraten. Die Verhandlungen gerieten indes ins Stocken, bis der französische König Karl VIII. 1494 in Italien einmarschierte und im Triumph auf Neapel vorstieß, um seine dynastischen Ansprüche auch auf dieses Königreich geltend zu machen. Im Jahr darauf warnte Maximilian die Katholischen Könige, dass, »wenn der König von Frankreich erst einmal Neapel gewonnen hat, er auch die anderen italienischen Staaten wird besetzen wollen«. Um sie davon zu überzeugen, dass sie »sich zur Wehr setzen und den König von Frankreich angreifen« sollten, schlug Maximilian eine Doppelhochzeit vor: zwischen seiner Tochter Margarete und dem spanischen Infanten Johann (Juan) sowie zwischen seinem eigenen Erben Philipp und Johanns jüngerer Schwester Johanna. Die Verträge zu dieser Hochzeit wurden im Januar 1495 unterzeichnet, und die spanische Prinzessin traf im Oktober 1496 in Lier bei Antwerpen ein, wo das Paar die Ehe vollzog. Keiner konnte ahnen, dass ihr Sohn einmal über das größte Reich herrschen sollte, das die Welt seit einem Jahrtausend gesehen hatte (Tafel 1).4

      Der zukünftige Karl V. machte sich zum ersten Mal noch aus dem Mutterleib heraus bemerkbar. Im September 1499 bestellte Philipp »eine Hebamme aus der Stadt Lille« herbei, um Johanna »zu sehen und zu besuchen«; und vier Monate später entsandte er einen Kurier »mit äußerster Geschwindigkeit, Tag und Nacht, ohne Männer noch Pferde zu schonen«, um den Abt eines Klosters bei Lille zu bitten, seine wertvollste Reliquie leihweise herauszugeben: den »Ring der Jungfrau«, den angeblich Josef seiner Braut Maria bei ihrer Heirat an den Finger gesteckt hatte. Wie es hieß, sollte er »Frauen unter der Niederkunft Trostund Hilfe spenden«. Einigen Berichten zufolge erwies der Ring sich als überaus wirksam: Johannas Wehen setzten ein, als sie gerade an einem Ball teilnahm, der im Palast der Grafen von Flandern in Gent stattfand. Sie schaffte es gerade noch in die nächste Latrine, da war der künftige Kaiser auch schon geboren. Es war der 24. Februar 1500, der Matthiastag.5 Sobald den Genter Bürgern die Nachricht von Karls Geburt zu Ohren kam, war die Freude groß, wie ein Augenzeuge berichtet, der zufällig auch der führende Dichter der Stadt war:

      »Groß und Klein schrie ›Österreich‹ und ›Burgund‹

      Drei Stunden lang und in der ganzen Stadt.

      Alle liefen umher und riefen die frohe Nachricht aus

      vom [neugeborenen] Friedensfürsten.«

      Philipp gab indessen Order, dass alle größeren Städte der Niederlande »Prozessionen, Feuerwerke und öffentliche Spiele« vorbereiten sollten, um die Geburt seines Erben zu feiern. Außerdem bestellte er die Spitzen des Klerus ein, damit sie an der Taufe des Knaben teilnahmen.6 Auch sandte er einen Eilboten zu seiner Schwester Margarete, die sich gerade auf der Rückreise aus Spanien befand, und »flehte sie an, sich nur zu beeilen, damit sie das Kind bei der Taufe am Taufbecken in ihren Händen halten« und Karls Patin werden könne. Sobald Margarete eintraf, bedrängte sie ihren Bruder, seinen Sohn »Maximilian« taufen zu lassen nach ihrer beider Vater, aber Philipp entschied sich, das Kind nach seinem Großvater zu nennen, dem Burgunderherzog Karl dem Kühnen. Zugleich verlieh er dem Neugeborenen allerdings auch den Titel eines »Herzogs von Luxemburg« – eine Würde, die gleich mehreren von Maximilians Vorfahren zuteilgeworden war.7

      Karls Großeltern reagierten unterschiedlich. »Als seine Großmutter, die Königin Isabella, von seiner Geburt erfuhr … gedachte sie der Worte der Schrift, dass Matthias, der Apostel Jesu, durch das Los erwählt worden war; und da sie wusste, welch große Hoffnungen an die Geburt ihres СКАЧАТЬ