Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ angestammten und natürlichen Feinde unseres Hauses Burgund«, in die Flucht. Karl gegenüber prahlte er, dass der Ausgang jener Schlacht »den Stolz der Franzosen auf wenigstens zehn Jahre zu Boden drücken« und zu einer »Rückeroberung der Länder führen« werde, »die das rechtmäßige Eigentum unseres Hauses sind. Nachdem ich Euch so den Weg gewiesen habe, überlasse ich die Dinge Euch, damit Ihr tapfer Euer Eigen verteidigen könnt, wie es unsere Vorfahren schon seit über hundert Jahren getan haben.«12

      Zweifellos verteilte Maximilian ähnlich gelagerte Ratschläge auch persönlich, wann immer er Zeit mit seinem Enkel verbrachte. Obwohl von den Unterhaltungen der beiden keine direkten Zeugnisse überliefert sind, kann man doch einiges den vier zumindest halb autobiografischen Schriften entnehmen, die Maximilian seinem Enkel Karl zugeeignet hat. Die Historia Friderici et Maximiliani (»Geschichte von Friedrich und Maximilian«) hielt die Taten des jungen Maximilian fest; der Theuerdank kleidete Maximilians Erfolge im Werben um Maria von Burgund sowie als Jäger und Falkner in gereimte Verse; der Weißkunig – das heißt sowohl »der weiße« als auch »der weise König« – erzählte in Prosa von Maximilians Erziehung zum Fürsten und seinen militärischen Erfolgen; und im Freydal waren alle 64 Turniere, an denen Maximilian über die Jahre teilgenommen hatte, dokumentiert und in Illustrationen festgehalten. Der Kaiser überwachte die Abfassung dieser Werke, die er von »Ghostwritern« verfassen ließ (wie wir heute sagen würden). Dabei hatte er von Anfang an die Absicht, eine Art persönliches Testament zu hinterlassen, das seinen Erben am Beispiel von Maximilians eigenem Lebensweg lehrte, sich selbst, seine Untertanen und die Welt zu beherrschen und zu regieren.13

      Als Karl schließlich 1517 sein persönliches Widmungsexemplar des Weißkunig in Händen hielt, konnte Maximilian vier große Erfolge vorweisen: Er hatte die burgundischen Niederlande beschützt und neu organisiert, nachdem ihre politische Zukunft bei seinem Regierungsantritt vierzig Jahre zuvor noch düster ausgesehen hatte. Außerdem hatte Maximilian die beträchtlichen Hürden von Institutionen, Traditionen und Sprachgrenzen überwunden, um aus den im Alpenraum verstreuten Territorien, die er von seinem Vater geerbt hatte, ein einziges Reich zu formen – Österreich –, das von einem einzigen Zentrum aus regiert, verwaltet und besteuert wurde, einem Zentrum, das Maximilian selbst geschaffen hatte: Innsbruck. Als Kaiser hatte er zudem das chaotische Machtgefüge des Heiligen Römischen Reiches reformiert – vielleicht nicht immer auf perfekte Weise, aber doch so, dass die von ihm eingeführten Neuerungen bestehen bleiben sollten, bis das Alte Reich gut 300 Jahre später unterging. Und schließlich hatte Maximilian durch die strategische Verheiratung seiner Enkelkinder das Haus Habsburg als die beherrschende Dynastie in Mittel- und Ostmitteleuropa etabliert und ein Herrschaftsgefüge geschaffen, das seine Nachfolger über die nächsten vier Jahrhunderte weiter ausbauen sollten. »Die Wahrheit ist doch«, bemerkte Maximilian 1516 gegenüber Margarete, »dass ich nach Gott vor allem dieser Familie diene und den Aufstieg unseres Haus über alles stelle.« Einige Wochen darauf wiederholte er diese selbstbewusste Aussage noch einmal (denn wenn der Kaiser zu etwas eine Meinung hatte, gab er sie selten nur einmal zum Besten): »Meine liebe Tochter: Tag und Nacht denke ich über die Angelegenheiten meiner Erben nach.«14

      Vieles von Karls späterem Tun spiegelte bis ins Kleinste die Ziel- und Wertsetzungen seines Großvaters wider – der einzigen männlichen Identifikationsfigur, die sich in Karls Jugendjahren anbot. Karl ahmte Maximilian nach, wenn er »mit dem Spieß über der Schulter« an der Spitze seines Fußvolks marschierte. Die Zeremonie, mit der er in Aachen zum römisch-deutschen König gekrönt wurde, war »gemäß archivalischen Nachforschungen gestaltet«, die unter der Ägide seines Großvaters angestellt worden waren.15 Karl forderte den König von Frankreich zum Duell und lud den osmanischen Sultan zur Turnierteilnahme ein, um seine Differenzen mit diesen Monarchen ein für alle Mal auszuräumen – Maximilian hätte es nicht anders gemacht. Er spann Intrigen, um für sich und seine Nachfolger die Machtfülle Karls des Großen zurückzugewinnen, auf den die Habsburger sich als ihren Stammvater beriefen. Und er glaubte, Frankreich ausschalten zu müssen, um danach einen Kreuzzug zur Rückeroberung Konstantinopels von den Türken führen zu können. Als es darum ging, wie er die Stadt Gent bestrafen sollte, nachdem ihre Bürger sich 1539/40 gegen ihn erhoben hatten, studierte Karl die Stadtpläne, die ein halbes Jahrhundert zuvor für seinen Großvater angefertigt worden waren, und ließ dann genau dort eine Zitadelle errichten, wo die Unterlagen es vorschlugen. Schließlich hätte Karl – genau wie vor ihm Maximilian – behaupten können, dass er mit seinen rastlosen Feldzügen und Reisen durch seine Territorien »die Blüte und Manneskraft unserer Jugend aufgebraucht, verloren und verzehrt« habe trotz »Schlafentzug und anderer Beschwerden, die unser Körper so oft, ja im Übermaß erlitten hat, mehr als unsere Natur verkraften und ertragen konnte« (bei Maximilian blieb wie später auch bei seinem Enkel keine Tränendrüse ungedrückt).16

      Mit der Zeit schien Karl freilich auch einige der schlechten Angewohnheiten seines Großvaters zu übernehmen – wie etwa dessen Schwäche für Vorhaben, die seine finanziellen Mittel weit überstiegen. Im Weißkunig wird der junge Maximilian wie folgt zitiert:

      »Ich wirdt nit werden, ain kunig des gelts, sonder Ich wil werden, ein kunig des volcks … vnd ain jeder kunig bestreit vnd bekriegt, mit dem volkh, vnd nit mit gelt, seine veindt … die streitpare Regirung, vnd kunfftige gedachtnus, ist mer dann das gelt.

      Auch das waren Worte, die ebenso gut von Karl hätten stammen können. Beide Herrscher waren zwar sehr um ihr Ansehen bemüht, ließen jedoch alle moralischen Skrupel fahren, sobald es ums Geld ging, und Karl hinterließ wie Maximilian vor ihm am Ende seiner Regierungszeit ein finanzielles Chaos.17 Nicht zuletzt imitierte Karl seinen Großvater auch darin, dass er – wie Peter Burke es formuliert hat – eine beinahe obsessive Sorge »um sein Image und die Art und Weise, wie die Nachwelt seiner gedenken würde«, an den Tag legte: Beide Herrscher diktierten ihre Memoiren, gaben über eintausend Büsten, Porträtgemälde, Medaillen und andere Darstellungen ihrer selbst in Auftrag, verglichen sich mit den Kaisern der Antike und des Mittelalters, wollten unter dem Altar einer Kirche beigesetzt werden, stellten explizite sprachliche oder visuelle Bezüge zu biblischen Gestalten her, Christus nicht ausgeschlossen (oder ließen andere solche Vergleiche herstellen), und sahen sich selbst »nicht nur als Führer der Christenheit, sondern vielmehr als geheiligte, ja sogar heiligmäßige Individuen, die besonders dazu geeignet waren, womöglich gar [religiöse] Gelübde abzulegen«.18

      Eine fürstliche Erziehung

      Beinahe die Hälfte des Weißkunig widmete Maximilian dem Thema der Prinzenerziehung. Da wird etwa hervorgehoben, dass ein weiser Herrscher bereit sein solle, von jedermann zu lernen, vom einfachen Pferdeknecht bis zum adligen Feldherrn. Oder es wird erklärt, warum erfolgreiche Monarchen alle ausgehenden Briefe stets selbst durchlasen – »[e]s was die sach klain oder groß, Er uberlaß zuvor denselben brief« –, bevor sie ihre Signatur daruntersetzten, und wie sie mehreren Schreibern gleichzeitig diktierten, um die Verwaltungsarbeit effizient zu gestalten. Auf einem Punkt bestand der Verfasser des Weißkunig jedoch besonders: Ein junger Prinz musste Fremdsprachen lernen, und zwar nicht zu wenige. Jeweils ein ganzes Kapitel wird darauf verwendet, wie Maximilian zunächst »die Burgundische sprach« meisterte, »seiner gemahl sprach«, die er denn auch von seiner Frau gelernt habe; sodann »flemisch«, das ihn »ain alte furstin« gelehrt habe. Es folgten Englisch, Spanisch, Italienisch und Latein, die Maximilian neben seiner deutschen Muttersprache allesamt beherrschte. Das bedeutete, dass der Kaiser, in dessen Heer all diese sieben Sprachen gesprochen wurden, sich mit den Befehlshabern jeweils in deren eigener Sprache beraten und ihnen Order erteilen konnte. Denn

      »gemainigclichn, in allen seinen kriegen, hat Er kriegsfolckh, von denselben Siben sprachen, bey Ime gehabt, vnnd wann dann die hauptleut der volckher derselben Siben sprachen, zu Ime kumen sein, von Ime beschaidt vnd bevelch zunehmen, so hat Er mit ainem Jeglichen hauptman, desselben hauptmans sprach besonder geredt, vnd Ime in derselben sprach bevelch und beschaidt geben, Wie ain Jegclicher hauptman sich mit dem kriegsfolckh hallten solle …«19

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