Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ »Falls jedoch das Herzogtum Burgund [zum Todeszeitpunkt] in unserer Hand sein sollte«, hieß es weiter, »wünsche ich, in der Kartause von Dijon begraben zu werden, an der Seite meiner Vorgänger, der Herzöge von Burgund.« Philipps Testament legte außerdem fest, dass jede seiner jungen Töchter einen Unterhalt bekommen sollte, der nach Art und Umfang ihrem hohen Stand gerecht wurde – und zwar »auf Kosten meines ältesten Sohnes« –, und dass im Heiratsfall jede Tochter »eine Mitgift von 200 000 Goldgulden erhalten« sollte (eine vollkommen realitätsferne Klausel, denn schon der Wert einer solchen Mitgift hätte seine jährlichen Einnahmen aus den niederländischen Besitzungen weit überstiegen). Aber das vielleicht Verblüffendste war: Philipp benannte seine beiden Söhne gemeinsam als »Alleinerben aller meiner Königreiche, Herzogtümer, Grafschaften, Lande, Herrschaften und anderer Besitzungen« und verfügte weiter, dass »jeder der beiden die jeweiligen Teile und Anteile erben soll nach Sitte und Brauch der Gegenden, in denen mein besagter Besitz sich befindet oder dann befinden mag«.31

      Offenbar schwebte Philipp eine Teilung der immensen, aber sperrigen und schwer zu überblickenden Erbmasse vor, die sich durch die Heiraten und Sterbefälle in seiner Trastámara-Verwandtschaft angesammelt hatte – ein kluger Schachzug, den auch seine Nachfolger noch verschiedentlich erwägen sollten. Zum damaligen Zeitpunkt hielten indes nur wenige eine solche Teilung für wahrscheinlich. Heinrich VII. von England beispielsweise sagte voraus, Karl werde »Herrscher über alles sein und wird imstande sein, die Welt zu beherrschen«. Und der Gesandte Quirino erklärte, dass Karl als Alleinerbe »der ganzen Niederlande, und da er seiner Mutter [Johanna], wenn sie stirbt, als Herrscher über Kastilien nachfolgen wird und seinem Großvater als Erzherzog von Österreich, ein großer Herrscher sein wird«. Allerdings, fügte Quirino mit unheilvollem Unterton hinzu, sei Karl zwar »ein schönes und fröhliches Kind, aber in allen seinen Taten erweist er sich als eigenwillig und grausam, ganz wie der alte Herzog Karl [der Kühne] von Burgund«.32

      »Ein schönes und fröhliches Kind«

      Noch eine ganze Zeit lang hing die Zukunft dieses »schönen und fröhlichen Kindes« in der Schwebe. Philipp hatte ein Gefolge von über 400 Hofleuten, eine Garde von mehr als 100 Leibwächtern und beinahe 2000 deutsche Landsknechte nach Spanien mitgenommen, und sein plötzlicher Tod im September 1506 ließ diesen ganzen Tross mit einem Mal völlig mittellos dastehen. »Unter uns war keiner, der auch nur einen roten Heller in der Tasche hatte«, klagte später einer, »und als der König starb, hatte er sein ganzes eigenes Geld schon ausgegeben.« Da von spanischer Seite keine Hilfe zu erwarten war und »weil wir Angst hatten, es könnte uns die Heimreise in unser eigenes Land verboten werden«, rissen sich die verzweifelten Höflinge schleunigst so viel von des toten Königs Besitz unter den Nagel, wie sie nur konnten. Sie begannen mit den Juwelen, Gold und Silber und »verkauften alles für sehr viel weniger, als es eigentlich wert war«. Später »tauschten sie ihre eigenen Kleider, ihre Pferde und anderen Besitztümer von Wert gegen Brot ein« – und zur Bezahlung ihrer Rückreise. Die burgundischen Überlebenden dieser Fahrt hegten fortan eine tiefe Abneigung gegenüber Spanien und den Spaniern.33

      Als die Nachricht von Philipps Tod die Niederlande erreichte, befand sich Chièvres gerade nicht in Mecheln, sondern befehligte einen Heerzug gegen den Herzog von Geldern, der, angespornt von Ludwig XII. von Frankreich, seine Feindseligkeiten wieder aufgenommen hatte. Die übrigen Mitglieder des Regentschaftsrates gerieten in Panik, da (wie einer von ihnen es formulierte) »wir noch nicht wissen, wie diese Neuigkeit aufgenommen werden wird – weder von den Untertanen noch von den Freunden und Feinden in der Umgebung«. Man befürchtete innere Unruhen ähnlich jenen, die nach dem Tod von Philipps Großvater Karl dem Kühnen 1477 und seiner Mutter Maria im Jahr 1482 ausgebrochen waren; und obwohl der französische König »wie üblich« Briefe »voller schöner Worte« gesandt hatte, »wäre es überaus gefährlich, in diese Worte allzu viel Vertrauen zu setzen«. Außerdem, merkten die Regenten misstrauisch an, war Philipp so plötzlich gestorben, dass »wir noch nicht einmal von einer Krankheit gehört hatten«, während Johanna in Spanien gestrandet war und Karl zum Regieren zu jung.34 Mit einiger Unruhe beriefen sie daher Vertreter aus den Ständeversammlungen der niederländischen Provinzen ein, die als »Generalstaaten« zusammentraten.

      In den gut zehn Jahren seiner tatsächlichen Regierungszeit – seitdem er 1494 aus der Vormundschaft seines Vaters entlassen worden war – hatte Philipp die Generalstaaten 25-mal einberufen, um mit ihnen über Fragen von Krieg und Frieden zu beraten und sich von ihnen Steuergelder bewilligen zu lassen. Delegationen der vier größten und reichsten Provinzen (Brabant, Flandern, Hennegau und Holland) nahmen so gut wie immer an den Sitzungen der Generalstaaten teil, meist auch Vertreter aus dem Artois, Französisch-Flandern, Mecheln, Namur und Zeeland, gelegentlich auch welche aus Limburg und Luxemburg. Die jeweils anwesenden Delegationen teilten sich zu ihren Beratungen auf die drei »Stände« auf: Prälaten, Adel und Städte. Das galt auch für die Versammlung, die in Mecheln am 15. Oktober 1506 zusammentrat, »um mit unserem verehrten Herrn, dem Erzherzog [von Österreich] und Prinzen von Kastilien, zusammenzukommen und um festzustellen, ob sie [d. h. die Generalstaaten] uns, wie wir hoffen, ihren Rat zu den hiesigen Angelegenheiten gewähren werden«.35

      Philipps nach innen und außen auf Konsens und Ausgleich zielender Regierungsstil zahlte sich nun reichlich aus: Jede einzelne der niederländischen Delegationen erging sich angesichts der Todesnachricht in »der größten Sorge und Wehklage, die man je gesehen hat«, während sowohl Heinrich VII. als auch Ludwig XII. dem jungen Thronfolger ihren Schutz anboten. Tatsächlich sollte Ludwig für den Rest seiner Regierungszeit die Neutralität von Karls Besitz ausnahmslos respektieren (wenn er auch weiterhin heimlich den Herzog von Geldern unterstützte). Einige der Regenten – vor allem solche, die wie Chièvres in den südlichen Provinzen begütert waren – sprachen sich dafür aus, die Niederlande unter französische Protektion zu stellen; andere jedoch – vor allem jene, die wie Bergen ihren Besitz in den nördlichen Seeprovinzen hatten – befürworteten eine Allianz mit England. Die Generalstaaten wiederum waren der Ansicht, dass Kaiser Maximilian der beste Garant für ihre zukünftige Sicherheit sein würde, und entsandten eine Delegation – der sowohl Chièvres als auch Bergen angehörten –, um ihm die Vormundschaft über seine Enkelkinder und die einstweilige Regentschaft über die Niederlande anzutragen.36

      Maximilian hatte diese Entscheidung bereits vorhergesehen: Sobald er vom Tod seines Sohnes erfuhr, wies er den Regentschaftsrat an, »unsere Niederlande auch weiterhin zu regieren, wie es unser verstorbener Sohn euch aufgetragen hat, in unserem Namen und im Namen unseres allerliebsten [Enkel-] Sohnes Karl«, bis er selbst zurückkehren und die Dinge in die Hand nehmen könne, »was in etwa zwei bis drei Wochen sein wird«. Maximilian muss klar gewesen sein, dass dieser Zeitplan vollkommen utopisch war, als er auch noch seine Tochter Margarete herbeizitierte, die ihn auf seiner Reise begleiten sollte.37

      Die Erzherzogin war nun 27 Jahre alt und hatte in ihrem Leben bereits viel erlebt. Im Jahr 1483, da war sie drei gewesen, hatte man sie als Verlobte Karls VIII. nach Frankreich geschickt, wo sie die nächsten acht Jahre am französischen Hof verbrachte, bis der König sie kaltblütig zurückwies und eine andere heiratete. Nach zwei Jahren bei ihrer Großmutter in Mecheln war Margarete nach Spanien gegangen, um den Infanten Johann zu heiraten. Der starb indes nach nur sechs Monaten, und so kehrte sie 1500 nach Mecheln zurück. Achtzehn Monate darauf brach sie zur Hochzeit mit Herzog Philibert II. nach Savoyen auf, mit dem sie glückliche Monate verlebte, bis er – ebenfalls viel zu jung – im Jahr 1504 starb. Margarete konzentrierte sich jetzt ganz auf den Bau der Abtei Brou als einer prachtvollen Grablege für ihren verstorbenen Mann, die man bei Bourg-en-Bresse im Südosten Frankreichs noch heute besichtigen kann. Abgesehen von einer kurzen Reise im Jahr 1505, bei der sie mit ihrem Vater und Bruder die Option erörterte, selbst als Regentin der Niederlande eingesetzt zu werden, blieb sie in Savoyen, bis Maximilian sie im Jahr darauf in den Norden rief. Die beiden verbrachten mehrere Monate zusammen und berieten, wie es scheint, über den bestmöglichen Umgang mit der durch Philipps Tod so plötzlich eingetretenen Notlage. Schließlich setzte Maximilian im März 1507 sein Siegel unter ein Dokument, worin er für sich beanspruchte:

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