Begegnungen mit Bismarck. Robert von Keudell
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Название: Begegnungen mit Bismarck

Автор: Robert von Keudell

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806242683

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СКАЧАТЬ können.“

      Diese Worte kamen mir ins Gedächtnis, als zwei Jahre später Kleist für Koblenz, Bismarck für Frankfurt ernannt wurde.

      Im Frühjahr 1849 wohnte die Familie in einem Eckhaus der Wilhelmsund Behrenstraße. Herr und Frau von Bismarck empfingen mich in freundschaftlicher Weise und luden mich ein, sooft ich Zeit hätte, in der ersten Abendstunde, nämlich vor dem Beginn der Fraktionssitzungen des Abgeordnetenhauses, zu kommen. Ich benutzte diese Erlaubnis gewöhnlich einmal in der Woche und hörte fast jedes Mal irgendeine bedeutsame Aeußerung. In dem geräumigen Wohnzimmer stand ein Pianino. Wenn Zeit und Stimmung für Musik vorhanden war, wünschte er nur leidenschaftlich aufgeregte Stücke. Ruhige oder heitere Musik nannte er „vormärzlich“.

      * * *

      Die trotz des Belagerungszustandes in einigen öffentlichen Lokalen stattgehabten Märzfeiern gaben Bismarck Gelegenheit zu einer höhnischen Herausforderung der äußersten Linken.

      Am 21. März sagte er in einer Rede über den Belagerungszustand: „Es wird von jener Seite des Hauses (der linken) jetzt behauptet, daß der Geist des Aufruhrs gänzlich geschwunden sei. Jedoch die Vorgänge am 18. März d. J. sind keineswegs geeignet, diese Behauptung zu bestätigen.

      „Noch weniger sind die Lieder, die zur Feier des 18. März in Gesellschaften gesungen werden, beruhigender Natur. Mir sind zufällig einige der Art in die Hände geraten.

      „In einem dieser Lieder werden die Anhänger der Freiheit zu einem tödlichen Kampfe aufgerufen; sie werden aufgerufen, sich unter dem blutroten Banner, dessen Bedeutung wir kennen, zu versammeln. Dieses Banner soll nun gefärbt werden mit Blut, nachdem das Gold der Freiheit daraus gestohlen, das Schwarz hinausgeworfen sei. Es heißt dann:

      Wir färben echt,

      Wir färben gut,

      Wir färben mit Tyrannenblut!

      „Ich möchte an die Versammlung die Frage richten, ob vielleicht in unserer Mitte sich Herren befinden, welche Gesellschaften, wo Lieder dieser Art gesungen, für welche sie ausdrücklich gedichtet worden, beigewohnt haben, und ob sie uns vielleicht Auskunft darüber geben könnten, welches die Tyrannen sind, mit deren Blut gefärbt werden soll. Eine Gesellschaft derart war z. B. im Café de l’Europe. (Zischen links, Bravo rechts. Eine Stimme: singen.)

      „Ich weiß, meine Herren auf dieser Seite, daß Sie andrer Ansicht sind wie ich. Es war auch keineswegs meine Absicht, Ihre Ansicht auszusprechen, sondern die meinige. Ich bin nicht hierhergeschickt, Ihre Meinung auszusprechen. Ihre Zeichen, Ihre Unterbrechungen werden nur die Diskussion aufhalten. Wer seine Ansicht mit anderen Waffen, als denen des Geistes verteidigt, von dem muß ich voraussetzen, daß ihm die Waffen des Geistes ausgegangen sind. Wer noch Gründe des Verstandes vorrätig hat, von dem erwarte ich, daß er sie nach mir anwenden wird. Zischen und Geschrei von Singen gehört nicht hierher. Wer das Lied nachher singen will, für den werde ich es hier deponieren.

      „Also ich habe auf meine Frage keine Antwort schalten und gehe daher über sie hinweg.“

      Der kleine Kreis von gemäßigt liberalen Juristen und Literaten, in dem ich damals verkehrte, war entzückt über die Art, wie Bismarck die Waldeck, d’Ester und andere Teilnehmer jener Märzfeier an die Wand gedrückt hatte. Man nannte ihn zwar oft einen Reaktionär, bewunderte ihn aber als einen „höllischen Kerl“.

      In jener Zeit wurde in der Frankfurter Paulskirche durch Kompromisse der gagernschen Partei mit der äußersten Linken die Reichsverfassung mit einer Majorität von vier Stimmen zustande gebracht. Eine Deputation der Nationalversammlung kam nach Berlin, um dem König die deutsche Kaiserkrone anzubieten.

      Die große Mehrzahl aller jungen Leute wie auch der zünftigen Politiker wünschte in glücklicher Sorglosigkeit, daß diese Gelegenheit zur Einigung der deutschen Stämme unter Preußens Führung nicht ungenutzt vorübergehen möchte. Die Erwägung der äußeren politischen Verhältnisse kam den meisten gar nicht in den Sinn. Daß die Annahme der Reichsverfassung in irgendeiner Form zu Kriegen führen würde mit den deutschen Königen, mit Oesterreich, mit dem Kaiser Nikolaus und mit dem nach dem linken Rheinufer lüsternen westlichen Nachbar, daß aber das ungerüstete Preußen in solchen Kämpfen unterliegen müßte, das wurde nur von wenigen kühlen Beobachtern ausgesprochen; so zufällig mir gegenüber in gleicher Weise von zwei politischen Antipoden: dem Oberburggrafen von Brünneck und dem Professor Dirichlet.

      Der König lehnte die ihm angetragene Kaiserkrone ab, stellte aber Verhandlungen mit den deutschen Fürsten in Bezug auf die Reichsverfassung in Aussicht.

      Das Abgeordnetenhaus machte mehrere Versuche, nachträglich auf eine wenigstens bedingte Annahme der Reichsverfassung durch den König hinzuwirken. Als der Gegenstand zum letzten Mal verhandelt wurde (am 21. April), war ich unter den Zuhörern. Bismarck hatte den Antrag auf einfache Tagesordnung gestellt und befürwortete denselben ungefähr in folgender Weise.

      Die Frankfurter Verfassung bringe das Geschenk der Volkssouveränität in dem Suspensivveto des Kaisers; wenn die Volksvertreter es dreimal beschlössen, so würde der Kaiser aufgehört haben zu regieren. Die Reichsverfassung bringe ferner das allgemeine Wahlrecht, welches nur der Linken zu Gute käme, und das uneingeschränkte Budgetrecht der Volksvertretung, welches dieser die Macht geben würde, die Staatsmaschine auf gesetzlichem Wege zum Stillstand zu bringen.

      Die Frankfurter Verfassung verlange auch von dem künftigen Kaiser, daß er das ganze Deutschland schaffe, also die Fürsten, welche sich nicht unterwerfen wollten, als Rebellen behandle. Demnach könne der Kaiser beispielsweise in die Lage kommen, die Bayern und Hannoveraner zu Kämpfen gegen ihre Könige aufzurufen.

      „Das ist es wohl, wohin die Herren von der Umsturzpartei uns haben wollen? (Heiterkeit.) Ich habe niemand in diesem Saale bezeichnen wollen; es gibt außerhalb genug.“ (Heiterkeit.)

      Bismarck fuhr fort: bekannte demokratische Wortführer verlangten stürmisch, daß der Kaiser ihnen das ganze Deutschland schaffe; aber unser König dürfe nicht zum Vasallen dieser Herren herabsinken. Preußen solle Preußen bleiben. Die Frankfurter Krone möge sehr glänzend sein, aber das Gold, welches dem Glanze Wahrheit verleihe, könne erst durch Einschmelzen der preußischen Krone gewonnen werden und der Umguß werde mit der Form dieser Verfassung nicht gelingen.

      Die ruhig und klar vorgetragene Rede machte auf die leidenschaftlich erregte Mehrheit keinen Eindruck.

      Die Kommission wollte dem König die Annahme der Reichsverfassung für Preußen und die freiwillig beitretenden Staaten empfehlen. Ihr Berichterstatter, Freiherr Georg Vincke, verstieg sich dahin, die Anschauungen Bismarcks als antediluvianische zu bezeichnen.

      Die Majorität aber ging weit über den Kommissionsvorschlag hinaus durch den Beschluß, daß die von der deutschen Nationalversammlung vollendete Verfassung als rechtsgültig anzuerkennen sei.

      In einer persönlichen Bemerkung erinnerte mit Bezug auf den Ausdruck „antediluvianisch“ Bismarck an den noch vor etwa vier Wochen von Vincke eingenommenen Standpunkt und sagte dann: „Mag er eine innere Sündflut erlebt haben, die seine bisherigen Anschauungen weggespült hat, ich bin mir treu geblieben und mein antediluvianischer Standpunkt ist mir noch eben so lieb, wie das Asyl in der Arche Noah, in welcher der verehrte Abgeordnete seine Anschauungen jetzt unterzubringen sucht.“

      Diese Bemerkung wurde von Vincke nicht abgelehnt und mag daher durch frühere private Aeußerungen desselben begründet gewesen sein.

      In den bezüglichen Kammerreden ist eine Veränderung seines Standpunktes nicht nachzuweisen. Dies zu untersuchen, war aber das Publikum СКАЧАТЬ