Traumprotokolle. Christof Wackernagel
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Название: Traumprotokolle

Автор: Christof Wackernagel

Издательство: Автор

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783866747807

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СКАЧАТЬ Reihen sitzen so viele, dass wir nur ganz außen eine Stelle finden, wo wir zwischen den großen Köpfen der vor uns Sitzenden hindurchsehen können, Nata lehnt sich weit zurück, aber dann sieht man gar nichts mehr, also richte ich mich auf, was mir etwas unangenehm ist, weil ich dann den Leuten hinter mir die Sicht versperre, da kommt eine Frau mit ihrem Wagen mit Esszeug, wie Popcorn etc., in lauter Leinensäckchen, und sie sagt ganz offen, dass das auch nur Attrappe ist, Pappe, Kieselsteine und Dreck, also kaufe ich auch nichts, und um besser zu sehen, setzen wir uns links, wo die Vorführungscrew sitzt; in der Badewanne − im Film − sitzt ein kleiner Junge und wixt, die Drumrumstehenden reden auf ihn ein, da spritzt er in relativer Großaufnahme das milchige Zeug ins Wasser, und ich frage mich, wie sie das tricksen wollten, wahrscheinlich hat er echt gewixt, das einzig Echte sozusagen, denn alles ist Attrappe, und Überraschung, so dass ich die frische Brezel auf dem Nebentisch für Plastik halte – ausgerechnet sie ist aber echt, schön knusprig, und in diesem Moment öffnet sich die Tür hinter der Vorführungscrew und ein Dutzend weitere Schauspieler oder Mitglieder, dieser dänischen Performancetruppe erscheint, und wie ich ihren Blick sehe, weiß ich, dass es Irre sind und in einer Sekte, unter einem Bann, und sie stürmen auf die Bühne, wo die Leinwand weg ist, aber der Vorhang dahinter hoch geht und Hinterbühne erscheint, wo nochmal ein Vorhang hochgeht, so dass noch mehr Hinterbühne erscheint, und nochmal und nochmal, eine ungeheuere Tiefe der Bühne, über die die Irren kreuz und quer rennen, und ich denke, dass das Kino ja mal ein Theater gewesen sein muss und das ja auch nicht jedes Kino kann, und danach sitzen einige von der Truppe draußen im Straßencafé, ich rede mit einigen über die Vorstellung, da wirft einer ein glibberiges Tierchen zwischen Wurm und Fisch auf meinen Tisch, ich ekle mich, soll es anfassen: auch nur aus Stoff mit so feinem, weichen Fell, dass es glänzt, und der Blaugekleidete, offenbar der Boss, liest Zeitung, lacht über mich und wäre einem Interview nicht abgeneigt, bestätigt, dass sie ein Kollektiv sind, aber auch, dass er Obermacher ist, beziehungsweise auch sein Bruder, der aber nicht da sei, wobei ich vermute, dass der Bruder wohl der Oberboss im Hintergrund ist; ich schreibe auf Pappfetzen, weil ich nichts habe, da bringt mir einer der Truppe einen Block und ich betone, dass nicht gesagt ist, dass ich das Interview loswerde, früher habe die »Zeit« sogar noch meine Artikel gedruckt, heute nicht, aber das mache nichts, eine Frau lästert gehässig über die Eitelkeit des Blaugekleideten, und ich gehe eben mal rüber in das Büro von Siegfried, falls jemand sich wundern sollte, dass wir da sitzen − und die rauchen auch so viel! −, aber ich werde im Vorzimmer abgewimmelt, weil Siegfried in einer Sitzung sei, mit sechs Leuten, der Typ ist ziemlich harsch, aber als ich den Blaugekleideten frage, wie das Stück denn im Hinblick auf Faschismus zu verstehen ist, ob Karikatur, Kritik oder – da taucht plötzlich sein Bruder, der wahrscheinliche Oberboss, auf und brüllt rum, jagt mich fort, seine Leute wollen mir die Notizen nehmen, einer kriecht unter den Tisch, um was zu schnappen, ich renne, was das Zeug hält, zur nächsten S-Bahn, er ist scharf, und Nata wartet; dann hetze ich neben einer Frau die Treppen hoch, sehr hoch, gerade kommt eine Bahn und ich springe rein, obwohl ich keine Karte habe, und prompt sind dort Kontrolleure, aber ich gehe einfach auf sie zu und sage: »ich brauche auch noch eine Karte«, tue einfach so, als wäre es normal, sie schauen sich an, sind unsicher, merken aber wohl, dass ich von auswärts komme, und verkaufen mir aus ihren altmodischen Umhängedingern eine Karte, wir sind sehr hoch über der Stadt {die S-Bahn, die schwebte, bevor ich mit Sabine Bräuning vögelte}, aus dem Radio kommt Geläster über Brandenburg und einer liest die »BILD«-Zeitung, in der groß über die Sekte berichtet wird, die diesen Film, beziehungsweise die Performance gemacht hat, skandalös, mit Farbfoto von dem Blaugekleideten –

      – an der Straße vor einer Eisenbahn Brücke, darüber steht ein Penner-Pärchen mit einem Bus, der ein ehemaliger Bullenwagen ist, der Typ hat ein Funksprechgerät vor der Brust hängen, aus dem die Dialoge einer etwas weiter stattfindenden Straßenkontrolle dringen, und er hört muffig und sauer zu, Nata sagt: »ich als Bullin} würde sehen, dass aus dem Lautsprecher das kommt, was die drüben sprechen«, und man sieht tatsächlich Schallwellen herumwabern, und in diesem Moment sagt eine Bullin auch, indem sie auf Pärchen zeigt: »die da kontrollieren«, aber da schwingen sie sich in ihren Bus, ein 7,5-Tonner, und rasen auf die Bullen los, jagen durch die Menge, die gerade noch ausweichen kann –

      – Tim wird von Wanda geschimpft und geschlagen und kommt weinend zu mir, ich tröste ihn, und er spricht ein gepflegtes, intellektuelles Deutsch; ich wundere mich, wie schnell er sich entwickelt hat, selbst Fremdwörter benützt er, etwas zu Nata sagend, und neben uns steht seine Schwester im Kinderwagen – aber Karlheinz Grieger hat keine Zeit, wir steigen die Treppe in seinem hohen Zimmer hoch zur höheren Ebene, auf der er in einer Nische am Schreibtisch sitzt, also wieder zurück zu Deutsch, der sauer ist, dass wir Wiens’ens Dramaturgin, Gabriele Groenewald, mitgebracht haben, mit der wir zusammen auf dem Klo sitzen, sie hat nur einen zu leichten Rock und drunter nichts an, weshalb sie ihn nur hochzuheben braucht, um zu pissen, während ich nebendran scheiße und Renate sich wäscht, und sie hat einen erstaunlich schmalen Hintern, aber dann gibt es Essen, während die Dramaturginnen an einem kleinen Tisch im Nebenraum warten und anbieten zu gehen – was ich natürlich zurückweise, aber ich muss vorher noch das Klo putzen, die Pfützen weg, das kann man Deutsch ja nicht so hinterlassen, und dann sehen Nata und ich einen Videoclip, auf dem ein Laster die Straße runterfährt, in der Kurve kippt, wobei sein Sand ins Gebüsch fließt, seine blaue Alu-Ladeverschalung abkippt und auf die andere Seite ins Wäldchen fällt, sich dann aber im Rhythmus der Musik zusammenfaltet und aufstellt, Szenerien mit Häusern und Autos dazwischen bildet, wieder auseinanderklappt und sich in neuen Bildern neu zusammensetzt, dazu spricht jemand in tiefer Stimme – ich renne durch einen Fußgängerzonenplatz, um noch schnell ein Glas zu verkaufen, obwohl ich es eigentlich nicht eilig habe, da rennt eine Frau neben mich und fordert mich freundlich auf, doch langsamer zu sein: »wieso denn so eilig?«, und vor dem Laden sagt sie, ich solle meine Zungenspitze rausstrecken, berührt sie mit ihrer und spuckt darauf, wodurch ich tatsächlich ruhiger werde und in den Laden gehe, in dem aber niemand ist, bis eine Frau kommt, die offenbar die Besitzerin kennt, und ruft: »hallo, da steht ein Mann«, worauf sofort die Besitzerin erscheint – inzwischen sehe ich, dass die Frau, die draußen auf mich wartet, auf die andere Seite der Straße geht, um besser hineinsehen zu können, und mir zulacht – und ich frage, ob sie das Glas will, sie nimmt es und gibt es mir sofort zurück: »nein, das schenke ich Ihnen, machen Sie sich einen schönen Tag damit« – und ich renne beschämt hinaus zu der wartenden Frau, die aufspringt und mir freudig entgegenkommt –

      – wir warten in einem Zimmer auf den Beginn der Fete und spielen mit Gitarren, Redl sitzt rum, wir biegen die Saiten, bis sie fast reißen, und oben auf der Fete wollen wir in einer Band spielen; ich soll ans Schlagzeug, aber es gibt nur ganz kurze Schlagstöcke, und die anderen, die ich habe, sehen so − folgt Skizze − aus, außerdem müsste ich meinen Shit einem Alten geben, weil die Bullen zu erwarten sind, und gerade, als wir zu spielen anfangen – zu meiner Überraschung deutsche Schlager – kommt einer hereingestürzt und sagt, ruft in den Raum, der Alte sei tot, weil er meinen Shit gegessen habe, und so sitzen wir mit ihm im Büro, wo er einen diplomatischen Plan macht, und Nata sagt: »jetzt brauchen wir aber einen Schnaps« – wir sitzen mit Tana und anderen in einem dunklen Raum und Tana erzählt, warum sie ihre Seele nicht verkaufen würde, da stellt sich die Frage, was der – unterschiedliche – Impetus bei »Frost« und bei der »Begründung« war, auf jeden Fall ist die verkaufte Seele in Herne deponiert • vom zweiten Stock aus sehen Nata und ich, wie unten vor dem Haus in einem brachliegenden Stück Erde sich von der erhöhten Seite her eine Schlange dicht unter der Erde durchwühlt, und sie hört und hört nicht auf, ist mindestens zehn bis fünfzehn Meter lang, windet sich in einer Kurve durch die Erde und verschwindet wieder dicht daneben, wobei sie kam, und Nata sagt: »wenn die da unten die {Schlange} gefangen hätten, hätten sie ganz schön viel zu essen gehabt« –• wir schlafen mit vielen nebeneinander im Bett und zwischen Nata und mir liegt eine Frau, um die ich meinen Arm lege, der bis Nata reicht, aber sonst nichts, und morgens ist gerade der Auszug von Kuno aus der Gruppe, böse und wütend und von einer Kamera gefilmt, an der ich völlig verschlafen so nah vorbei gehe, dass ich ganz unscharf drauf sein werde, was mir letztlich aber egal ist; der Abschied von Kuno ist aber dann doch ohne Ressentiments, und die Frau aus dem Bett kommt mit in mein Appartement, unten bei der Concierge bekommt sie sogar einen kleinen Schlüssel, aber wie ich СКАЧАТЬ