Название: Traumprotokolle
Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783866747807
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– im fernen Osten geraten wir in ein gefährliches Ritual von Massen, dem wir uns entziehen, indem wir im Dachgeschoss eines hohen Hauses Zuflucht finden, wobei wir erstmal eine Frau vertreiben müssen, die Bude geradezu stürmen, aber sie geht dann klaglos die Treppe runter und wir sind für uns, haben Gewehre, aber keine Munition, lange Flinten, in denen jeweils ein oder zwei Schuss drin sein dürften – aber was danach?; inzwischen versammeln sich unten die Massen, Millionen auf den Straßen, Menschenmeere, und gegenüber vor uns ein hellerleuchtetes Foyer eines Großkinos, in dem gerade ein Weg freigemacht wird für das Kaiserpaar; eine Frau fällt mitten im Weg auf den Rücken und wird gerade rechtzeitig weggetragen, und kurz darauf kommt die Prozession mit all den in dezent bunter Seide gekleideten steifen Menschen durch das Dachzimmer, ich denke noch, dass, wenn sie uns jetzt erwischen, ich wegen dieses Putschversuches nochmal in den Knast muss, aber einer der vornehmen Gestalten die, ohne uns ansonsten zu beachten, an uns vorbei durch das Dachzimmer schreiten, zu einer Tür rein, zur anderen wieder raus, erkennt mich und bringt mich runter, die anderen kommen auch weg, das Ritual geht weiter, und unten kommt auch noch die Frau mit dem Kind, die auch oben mit dabei war, auch unversehrt, sie erzählt, dass bei der Schießerei nur Nägele und zwei andere Schauspieler verletzt wurden, aber niemand tot, und zwei andere Frauen schon unterwegs nach Hause –
– ich haue einfach ab und fahre nach Frankreich, wo ich in einer kleinen Stadt aus dem Bus steige und in einen Eckladen gehe, in dem Dominik steht, der Frisör ist und sich sehr freut, dass ich komme, er hat einen roten Kopf, weil beinah er und seine Leute, auch in dem Hinterzimmer, in dem zwei Kunden auf den Stühlen sitzen, mit nassen Haaren und von zwei Mädchen geschnitten werden, weil alle zusammen beinahe vergast worden wären; ich denke: »wie ehrenvoll«, und bin eifersüchtig, aber sein Vater hatte es gerochen und Tabletten dagegen ausgegeben –
– Nata gibt ein TV-Interview und ist ziemlich aufgeregt, es ist draußen, und viele Leute stehen herum, die alle verscheucht werden, auch ich, und sich am Fluss zusammendrängen, wo Boote vorbeifahren, oder eins, denen applaudiert werden muss, was aufgenommen wird, aber beim ersten Mal nicht klappt, also das Boot zurück, die Massen am Fluss bleiben alle stehen und noch mal –
– Gert und ich machen einen Besuch in der Krümmede und zufällig ist bei Stefan die Tür offen und auch Besuch, aber wir sollen nicht rein, weil es schon drei sind, Gert geht aber einfach rein, ich nach, da ist Stefan sehr zurückhaltend, sogar sauer, sagt, an sich müsse er mich erwürgen, und legt sogar seine Hand an meinen Hals, aber dann weint er, seine Besucher auch, und wir gehen wieder, und auf der Treppe sagen wir nur, dass sie aber selbst schuld sind, geradezu erleichtert –
– wir fischen in einer großen Clique am Meer mit einem Netz, aber es lässt sich nichts fangen, da schickt Ernst Renate, Oli und mich, um die Spur eines kleinen Wildschweins zu verfolgen, was wir durch den Wald laufend auch tun, wir sehen die Spur sehr gut, auch Abweichungen rauf und runter von Hügeln, bis wir auf eine Ansammlung von Kühlschränken und Herden und Küchenschränken treffen, bei denen zwei Frauen stehen, von denen eine Oli hilft einen Kühlschrank wegzutragen, während die andere bewundert, dass ich außer einem Hemd nichts anhabe, meinen Arsch streichelt, was ich gut finde, und dann streichelt sie auch noch meinen Schwanz –
– ich besuche auf eigene Faust Libyen, in zwei Anläufen, ganz kompliziert muss ich eine bergartige Szenerie überwinden, an dicken Mauern heruntersteigen, mich von Eisenstange zu Eisenstange hangeln, die in die Mauer eingelassen sind, es geht tief runter, aber wenn ich vorsichtig jede Bewegung überlege, geht es, und unten muss ich jetzt, beim zweiten Mal, nicht über den Zaun in einen Garten, sondern durch das offene Tor, und in einer Schubkarre liegt auf dem Rücken ein dicker Mann, scheint tot, atmet aber, und auf dem schmalen Weg, es ist Nacht, begegne ich Leuten, die aus den Häusern an der Seite kommen, gemischt europäischarabisch gekleidet, ich grüße nuschelnd »Kief halik3«, obwohl ich ja keine Antwort will, außerdem vermeiden muss, dass man mich als Illegalen erkennt – und am vereinbarten Ort, einer Art Wartehäuschen, sind Nagia und Hadi, sie sehr selbstbewusst, er reserviert; ich habe meine Brille verloren, aber er gibt mir eine, die auch geht, und dann frage ich, ob der – kaum wiedererkennbare – Hammed mich wohl noch kennt: »ob ich dich noch kenne«, fragt er in fließendem Deutsch zurück, und ich bin baff, Hadi tut ganz stolz, und betont, dass Hammed besser Deutsch könne als Nagia und er, und wir gehen mit allen Brüdern, die mich zum Teil freundschaftlich anfassen, durch die Stadt, ein Kino wie in den Fünfzigern gibt es, und ein Haus hat eine Holzfassade, die man hoch- und wegklappen kann, und gerade wieder drangeklappt wird, und die Anmeldestelle mit dem Häuschen mit Fernseher und Scheißhaus, auf dem gerade einer sitzt –
– in einem Büro will ich mit einem Freund von Uwe Marx irgendeinen Deal machen, und nachdem alles klar ist, zieht er eine Pistole und nimmt mir meine Brieftasche ab und verschwindet mit seinem Spannmann, schießt aber schon auf dem Gang und dann unten auf der Straße nochmal, mehrmals Schreie, ich erschrecke, lösche die Lichter in dem Raum, um rausschauen zu können, es liegen Leichen auf der Straße, Leute laufen rum und rufen, ich habe Angst, dass bei der Gelegenheit mein Deal mit dem Typen auch rauskommt, abgesehen von der Brieftasche und das viele Geld, das ich wiederhaben will, ich warte, bis die Bullen da sind, bevor ich den Raum verlasse, das ganze Haus ist inzwischen leer, viele Gänge, breite Gänge in Wohnbereichen, die wie Runddörfer angelegt sind, auf deren natürlich innerhalb des Riesenhauses überdachten »Plätzen« Kinder spielen können, Matratzen liegen rum, ein Mann begegnet mir, und macht mir den Vorwurf, dass ich nichts gegen die Verbrecher gemacht habe, und ich protestiere, dass mich das doch das Leben gekostet hätte, was ihn aber nicht beeindruckt, und draußen suche ich zwiespältig die Polizei, einige Bullen stehen an Stehpulten, und eine sehr nette Bullin kümmert sich um mich, legt den Arm um mich und tröstet mich –
– eine riesige Kugel, die gerade zwischen die Häuser in der Straße passt, hebt sich langsam hoch bis unter das Dach eines hohen Hauses, auf dem an einem Absatz von hohen Fenstern zwei Männer mit schwarzen Fallschirmen stehen – der erste springt, die Fallschirm öffnet sich nicht und er matscht sich auf dem Boden fest, der zweite springt, wobei sich der Fallschirm ein wenig öffnet, und er beim Aufsetzen in die Knie geht, sich aber dann knirschend erhebt, inzwischen hat Renate eingekauft in einem Laden, in dem auch Gisela ist, und beide schauten geflissentlich aneinander vorbei, aber in der Mensa sitzt sie mit am Tisch, mir gegenüber, und Johannes Lill beklagt sich, dass sein Regenschirm schon wieder weg ist, ein seltenes Exemplar von seiner Großmutter, immer das gleiche Problem, er hat ihn wieder und zieht klagend ab, Gisela liegt halb auf zwei Stühlen und räkelt sich, über dem Mini der offene Bauchnabel, ich will unter dem Tisch ein wenig wixen, muss aber aufpassen, dass sie es nicht merkt, auch der Typ nicht, der noch am Tisch sitzt – dann kommt endlich Nata, und wir gehen alle –
– lange spaziere ich auf einer riesigen Baustelle herum, halbfertige Böden, durch die man abstürzen kann, Räume, die später meine werden könnten –
– Disco im Schulzentrum, erst bei den Jüngeren unten, wo ziemlich viel los ist, dann aber ist meine Jacke weg und ich gehe nach oben, wo bei den Älteren weniger Leute sind, aber mehr Alternative und Aufwand wie kaltes Büfett; als ich im Garderobenraum mir von jemandem in Sachen verlorene Jacke etwas zeigen lasse, sehen wir, wie im Raum daneben einer heimlich neben Spinde pisst; er sieht sich um und bemerkt nicht, dass wir ihn durch längliche Schlitze in der Wand sehen können –
– ich spiele eine Rolle wie Marquard, das ganze Stück auf der Bühne, aber nur ein Satz am Schluss, und nachdem ich den gesagt habe, müssen alle Schauspieler hinter mir als Bischöfe über die Bühne, es gibt Gerangel mit dem Vorhang, hinter mir Redl, das Publikum darf auch mit auf die Bühne und muss mitbeten, und dann ist Ende, aber unklar, wie es nun mit dem Applaus geht, man bereitet sich auch gleich auf die Premierenfeier vor, Redl verabschiedet sich vor mir mit Handschlag, ich muss mich noch umziehen und Marquard verwechselt die Hemden, geht nach hinten, in die Verschlingungen der riesigen Hinterbühne; ich höre ihn sprechen, aber als ich СКАЧАТЬ